Going 8-bit – Teil III: The Power of Love

Von Stefan Vogt am
Kommentiert von: @8bit_era, Andreas Wanda, 8bit_era, Stefan Egger, Michael K., thilographie_de, gmpearl, Stefan Vogt (@8bit_era)
Videospielgeschichten lebt durch Unterstützung! Wenn dir unsere Beiträge gefallen, überlege doch bitte ob du unseren Blog fördern kannst. Durch deine Hilfe stellst du sicher, dass Videospielgeschichten weiterleben kann und die unabhängige Medienwelt bunt bleibt!

Sag niemals nie. Dies musste bereits Ian Flemings Protagonist James Bond in der gleichnamigen Neuverfilmung des Klassikers „Feuerball“ aus dem Jahre 1983 erfahren.

Hatte ich in der letzten Ausgabe von Going 8-bit noch lauthals behauptet, dass meine persönliche Geschichte mit dem C64 vorerst erzählt sei, so werden Sie relativ schnell feststellen müssen: auch dieser Artikel hat den weltweiten Verkaufsschlager aus dem Hause Commodore zum Thema. Was zugleich eine berechtigte Frage aufwirft. Wie konnte das nur passieren?

Huey Lewis & the News besangen auf dem Soundtrack von „Zurück in die Zukunft“ die Macht der Liebe. Ich denke das kommt der Wahrheit und der Frage nach dem „Warum“ schon recht nahe. Die Liebe kann Berge versetzen. Aber lassen sie mich noch ein Stück weiter ausholen. Es ist das Jahr 1988 und ich sitze in meinem Kinderzimmer. Auf dem Regal hinter mir befindet sich eine beachtliche Hörspielsammlung: unter anderem Jan Tenner, Masters of the Universe, Enid Blyton’s Fünf Freunde, Drei Fragezeichen ???. Im Schrank oberhalb meines Bettes liegen meine Comics. Es scheint als ob die Last von Donald Duck, Mickey Mouse, Spider-Man und Gespenster Geschichten die Schrankwand fast zu Fall bringt. Aus dem Radio dröhnen die britischen Hard-Rock Legenden Whitesnake mit „Here I go again“, während ich mir gerade die Frage stelle, ob es wirklich eine weise Entscheidung war, den Hamster in die Mikrowelle zu stecken. In Wirklichkeit könnte ich natürlich niemals einem Tier auch nur ein Haar krümmen. Ich sitze in Front meines geliebten C64C und zocke das Kultspiel Maniac Mansion. Genau hier liegt die Wurzel allen Übels begraben, und damit meine ich nicht Maniac Mansion.

Brotkasten? Lass mal stecken

Der C64C, von der Zeitschrift 64er auch gerne C64-II genannt, kam 1986 auf den Markt. Commodore war sehr bedacht seinem populären 8-bit Zugpferd ein neues Image zu verpassen. Moderner sollte er aussehen, ergonomisch, futuristisch. Gleichsam sollte er den seriösen Heimcomputer, aber auch den professionellen Microcomputer für das Büro miemen. Der als eigentliche Ablöse gedachte, zuvor vorgestellte C128 blieb in Summe von Verkaufszahlen und Aktzeptanz weit hinter den Erwartungen. Ein Reboot des Commodore 64 war somit unvermeidlich. Natürlich konnte man so gleich mehrere Fliegen mit einer Klappe schlagen. Der C64C kam mit einer kostenreduzierten, höher integrierten Hauptplatine. Heute wissen wir, dass günstiger nicht unbedingt schlechter sein muss. Die Hauptplatine des C64C hat sich in allen Revisionen als besonders zuverlässig erwiesen.

Quelle: (C)2005 Bill Bertram, Wikimedia Commons, CC BY-SA 2.5
Quelle: (C)2005 Bill Bertram, Wikimedia Commons, CC BY-SA 2.5

Hand aufs Herz! Ich liebe meinen wunderschönen Aldi Brotkasten, aber es ist einfach nicht dasselbe. Etwas fehlt. Dann fiel es mir wie Schuppen von den Haaren. Ich möchte meinen geliebten C64C wiederhaben. Nein, ich muss sogar meinen geliebten C64C wiederhaben. Sofort. Während wir uns bei Going 8-bit I und II recht lange mit der Jagd beschäftigten, ist dieser Part ausnahmsweise schnell erzählt. Stefan kaufte einen C64C auf eBay, der sah sehr gut aus, war aber kaputt. Stefan kaufte daraufhin einen C64C in Berlin, der war „mint Condition“, sah wie neu aus, funktionierte, wanderte ins Regal und alle lebten glücklich uns zufrieden bis an ihr Lebensende. Artikel fertig. Gut, vielleicht noch nicht ganz. Auch wenn ich zugebe, dass die Geschichte meines neuwertigen C64C damit abgeschlossen ist. Die des kaputten C64C ist es keineswegs.

Die Macht der Liebe

Die Macht der Liebe teilt die Commodore 64 Liebhaber in zwei Fraktionen. Die einen vergöttern den sogenannten Brotkasten, die anderen schwören auf den C64C. Sicherlich kann man sich heute für beides begeistern, auch ich bin keine Ausnahme. Wenn es aber um das Gerät geht, dass man regelmäßig nutzen möchte, dann hat jeder Retro Enthusiast seine ganz individuelle, vielleicht sogar romantische Vorstellung. Auf dieser Basis trifft man eine Entscheidung. Geprägt von meiner Kindheit war mir längst klar, dass auch mein Aldi C64 ins Regal weichen muss. Der Aldi 64er würde niemals den Platz eines C64C für mich einnehmen können. Irgendwie hatte sich der Gedanke manifestiert, den kaputten C64C retten zu wollen. Dabei wollte ich aber nicht nur einen reinen „Reparaturjob“ durchführen. Wie Sie vielleicht wissen, bin ich als @8bit_era auf Twitter sehr aktiv. Dort sieht man die tollsten Dinge. Die Menschen zehren förmlich von der Liebe zu ihrem Microcomputer und gönnen sich manchmal subtile, manchmal offensichtliche Modifikationen. In mir erwachte also das Begehren einer Individualiserung. Eine Individualiserung, die das Erbe des Commodore 64 ehrt. Beschmieren des Gehäuses mit schwarzem Lack zählt hier sicherlich nicht dazu, hallo eBay!

Der kaputte C64C in seiner Originalverpackung. (Bild: Stefan Vogt)
Der kaputte C64C in seiner Originalverpackung. (Bild: Stefan Vogt)
Auf der Box befindet sich die Seriennummer. (Bild: Stefan Vogt)
Auf der Box befindet sich die Seriennummer. (Bild: Stefan Vogt)

Wie man erkennen kann, ist die Verpackung des kaputten C64C noch in gutem Zustand. Nicht perfekt, aber auch nicht wirklich schlecht. Auf der Verpackung prangert die Seriennummer. Nun wissen wir, dass das Gerät in Hong Kong produziert wurde. Demzufolge dürfte das Geburtsjahr 1987 oder sogar später sein. Bis 1986 fand die Produktion des C64C noch in Deutschland statt. Die frühen deutschen Modelle haben zumeist eine andere Tastatur. Die Sonderzeichen befinden sich auf der Seite der Tasten, genau wie bei dem Aldi C64. Diese Variante hier jedoch hat die Sonderzeichen oben auf den Tasten, was sicherlich im Zuge der Einsparungspotenziale zu einer weiteren Senkung der Produktionskosten geführt hatte. Ebenfalls dem ersten C64C vorbehalten ist eine extrem seltene Variante des Mainboard. Es verfügt bereits über einen viel höher integrierten Chipsatz, beispielsweise nur zwei Ram-Bausteine, gleichzeitig ist es aber noch ein großes PCB. Es markiert also einen Zwischenschritt in der Evolution der Commodore 64 Mainboards.

Leichenfleddern

Lassen Sie uns mal einen Blick auf unseren Patienten werfen. Äußerlich macht dieser C64C ordentlich was her. Vor allem die Tastatur ist absolut makellos und suggeriert beim Drücken der Space Taste ihre Neuwertigkeit. Das kann uns nur recht sein. Immerhin möchten wir uns nach Lust und Laune bedienen. Das mag schrecklich klingen und das ist es auch. Bedenken Sie aber, dass alles letzten Endes einem noblen Vorhaben und einem guten Zweck dient.

C64C Made in Hong Kong. (Bild: Stefan Vogt)
C64C Made in Hong Kong. (Bild: Stefan Vogt)
Letzte Revision der Tastatur. (Bild: Stefan Vogt)
Letzte Revision der Tastatur. (Bild: Stefan Vogt)
Vorsichtig entfernte Seriennummer. (Bild: Stefan Vogt)
Vorsichtig entfernte Seriennummer. (Bild: Stefan Vogt)
Der Schraubenzieher, Dein Freund und Helfer. (Bild: Stefan Vogt)
Der Schraubenzieher, Dein Freund und Helfer. (Bild: Stefan Vogt)

Die Seriennummer ist für mich die Seele des Microcomputers. Seine einzig indiduelle Komponente wenn Sie so wollen. Möchte man also Teile dieses Commodore 64 wiederverwenden, dann ist klar: die Seriennummer gehört dazu und muss mit. Alles andere wäre Blasphemie. Mit einem Schraubenzieher bewaffnet kämpfen wir uns zum Innenleben vor. Beim Abnehmen der oberen Verkleidung wird sofort klar, dass die Tastatur alles hält was sie verspricht. Kein Staub, keine Abnutzung, absolut neuwertig. Gott sei dank, denn diese Tastatur ist eine wesentliche Komponente. Vorsichtig löste ich das gute Stück also von dem Gehäuse. Einfach die Schrauben oben links und oben rechts lösen, Verkabelung vom Mainboard lösen, im Anschluss aus der Verankerung ziehen.

Diese Tastatur ist eine besondere Perle. (Bild: Stefan Vogt)
Diese Tastatur ist eine besondere Perle. (Bild: Stefan Vogt)

Wagen wir uns nun zum Mainboard vor. Hierzu entfernen wir recht einfach die Abschirmpappe. Als ich das Gerät zum ersten Mal in Betrieb nahm war der Fehler sofort offensichtlich. Der Commodore 64 startete, hatte Bild, der Basic Interpreter funktionierte tadellos. Nun das große „Aber“. Auf dem Bild waren in bestimmten Bereich die Farben falsch, was auf uns einen Fehler im Farb-RAM hinweist. Dieses Mainboard eignet sich also exzellent als Ersatzteillager. Denn ausgerechnet das Farb-RAM ist keine häufig defekte Komponente. Andere Bestandteile dagegen schon eher und die scheinen hier einwandfrei zu funktionieren. Glück im Unglück wenn Sie so möchten. Mittlerweile besitze ich eine große Kiste mit ausgewählten Ersatzteilen für diverse Heimcomputer. Wenn man der Sammelleidenschaft fröhnt ist das ein natürlicher Nebeneffekt. Auf jeden Fall wird sich das Mainboard hier in exzellenter Gesellschaft befinden. Die Kiste selbst ist übrigens ebenso ein Stück Computergeschichte. Es ist die Außenverpackung des C64C Bundle „Future Games 64“, dem auch mein neuwertiger C64C entstammt. Ich fand diese Verwendung sinnvoll, meine Katze nicht. Die schlief nämlich sehr gerne in besagter Kartonage und protestierte erheblich gegen die Wegnahme. Katzen…!

Das Mainboard mit defektem Farb-RAM. (Bild: Stefan Vogt)
Das Mainboard mit defektem Farb-RAM. (Bild: Stefan Vogt)

Das Tupperware Wunder

Dallas Moore staunte nicht schlecht, als er 2014 an einer Auktion für die Plastik verarbeitende Industrie teilnahm. Der Umstand alleine ist noch keineswegs ungewöhnlich, denn das ist Dallas’ Job. Inmitten einer Vielzahl alter Tupperware Gussformen entdeckte er aber etwas, dass er in seinen kühnsten Träumen nicht erwartet hatte dort vorzufinden: die originalen Gussformen des C64C. Die wird es sicherlich mehr als nur einmal auf dieser unserer Welt gegeben haben. Fraglich ist aber, ob abseits der Gussformen die Dallas an diesem Tag endeckte (und kaufte), noch weitere Exemplare in der Dunkelheit verborgen sind. Vielleicht werden wir das nie erfahren, vielleicht in ein paar Monaten. Wer weiß das schon. Dallas wußte auf jeden Fall um die Tragweite seiner Entdeckung und startete im Jahre 2015 erfolgreich eine Kickstarter Kampagne mit dem Ziel, aus den alten Gussformen neue Gehäuse zu produzieren. Vier Farben sollten es sein: rot, blau, transparent, weiß, in einer streng limitierten Auflage von je 500 Stück. Die Limitierung ermöglichte dem ambitionierten Sammler außergewöhnliche Stücke zu erwerben, die selbst einmal Teil der Commodore Geschichte werden könnten. Dieser Gedanke erwies sich darüber hinaus als richtig. Heute bereits sind die von Dallas produzierten Gehäuse extrem begehrte Sammelobjekte. Natürlich habe ich mir ein Exemplar “geschossen” und spätestens jetzt dürfte offensichtlich sein, um was es in diesem Artikel geht. Es geht um Modding.

Limitiertes ks64 Case in rot, Nummer 343 von 500. (Bild: Stefan Vogt)
Limitiertes ks64 Case in rot, Nummer 343 von 500. (Bild: Stefan Vogt)

Dressed to kill

Für mich stand vollkommen außer Frage, dass es das rote Gehäuse sein musste. Die anderen Farben waren ja ganz nett, aber das rote ks64 Case war mein absoluter Favorit. Über die einzelnen Komponenten hatte ich viel nachgedacht. Recht häufig sieht man diese Gehäuse mit einer schwarzen Tastatur. Das finde ich persönlich nicht so prickelnd. Grundsätzlich sieht das zwar gut aus, letzten Endes sprechen wir aber von einem C64C. Jedem sollte klar sein, dass die schwarzen Tastaturen von Brotkästen 64ern stammen. Wenn man einen gewissen Anteil an Authentizität wahren möchte, dann führt kein Weg an einer weißen Tastatur vorbei. Zumal ich letztere Variante schöner finde. Atari hatte in den späten 80ern die Verpackungen seiner Heimcomputer und deren Komponenten im rot-weißen Design erstrahlen lassen. Daran erinnert mich dieses Farbspiel. Mit anderen Worten: ich liebe es.

Das ks64 case geöffnet und ohne Innenleben. (Bild: Stefan Vogt)
Das ks64 case geöffnet und ohne Innenleben. (Bild: Stefan Vogt)

Das Mainboard selbst stellt für mich keine große Herausforderung dar. Es war klar dass es von einem C64C stammen musste. Den Rest überließ ich dem Spezialisten, in dem Fall meinem guten Freund Nic von „The Future was 8-bit“. Nic vertreibt über seinen Webstore ab und an auch sogenannte „refurbished“ Mainboards. Diese werden professionell gereinigt, Nic badet sie hierzu in einer speziellen Lösung. Anschließend wird alles mit neuen Elektrolytkondensatoren versehen. Als Sahnetüpfelchen werden alle wesentlichen Chips mit Kühlrippen gekrönt. Dies alles gewährt in seiner Gesamtheit eine gewisse Form der Sicherheit und lang anhaltender Freude.

Commodore C64C Mainboard, refurbished. (Bild: Stefan Vogt)
Commodore C64C Mainboard, refurbished. (Bild: Stefan Vogt)

Beim Befestigen des Mainboard sollten Sie sehr vorsichtig sein. In diesem Gehäuse befanden sich noch nie Schrauben, was den Prozess merklich erschwert. Bitte drehen Sie die Schrauben nur so weit in das Gehäuse wie Sie das müssen. An dieser Stelle sind Sie gleich mit zwei Gefahren konfrontiert. Zum einen gilt der Grundsatz: nach feste kommt kaputt. Darüber hinaus können von außen erkennbare Verfärbungen im Gehäuse entstehen, wenn Sie die Schrauben nicht behutsam eindrehen. Darauf kann man ohne Zweifel verzichten. Zuletzt befestigen Sie die Keyboard Halterungen, im Englischen „keyboard brackets“.

Linke Keyboard Halterung. (Bild: Stefan Vogt)
Linke Keyboard Halterung. (Bild: Stefan Vogt)
Rechte Keyboard Halterung. (Bild: Stefan Vogt)
Rechte Keyboard Halterung. (Bild: Stefan Vogt)

Die Halterungen sind sicherlich der kniffeligste Teil, denn weder dürfen sie zu locker sitzen, was in ein wackeliges Keyboard resulitert, noch zu feste sein, was oben angemerkte Probleme verursachen könnte. Geduld ist wie immer die Mutter der Porezellankiste. Nach ein wenig Fummelarbeit, einem Liter Sprudel und mindestens genausoviel Schweiß ist dieses tolle Mainboard aber letztlich in unserem ks64 Case befestigt. Und es sieht einfach großartig aus. Die Abschirmpappe habe ich bewusst weggelassen. Das bisschen Elektrosmog wird mich nicht umbringen und dem C64 verlängern wir abermals das Leben, denn die Luft kann nun viel besser zirkulieren.

Das gepimpte Mainboard im ks64 Gehäuse. (Bild: Stefan Vogt)
Das gepimpte Mainboard im ks64 Gehäuse. (Bild: Stefan Vogt)

Mit wenigen Handgriffen und zwei Schrauben befestigen wir die tolle Tastatur aus dem defekten C64C. Sie ist einfach wunderschön und zum ersten Mal überkommt mich ein Gefühl der konkreten Vorfreude. Langsam aber sicher erahnt man das fertige Produkt.

Zuerst wird die Tastatur auf das Mainboard gesteckt. (Bild: Stefan Vogt)
Zuerst wird die Tastatur auf das Mainboard gesteckt. (Bild: Stefan Vogt)
Erste Wellen der Vorfreude. (Bild: Stefan Vogt)
Erste Wellen der Vorfreude. (Bild: Stefan Vogt)

Es ist dringend darauf zu achten, dass die Tastatur in die Klammern an der Unterseite geschoben wird. Sie darf auf keinen Fall aufliegen. In dieser Position bekommen Sie das Gehäuse nicht zu. Das folgende Bild soll die Installation verdeutlichen.

C64C Tastatur in den vorgesehenen Klammern des Gehäuses. (Bild: Stefan Vogt)
C64C Tastatur in den vorgesehenen Klammern des Gehäuses. (Bild: Stefan Vogt)

Gott sprach es werde Licht

Zu einer ansprechenden Individualisierung gehört natürlich auch ein passendes LED. Das von mir verwendete LED kann in drei verschiedenen Farben leuchten: rot, orange, grün. Die Farbe ist abhängig davon, welches der Kabel ich mit dem C64 Mainboard verbinde. Ich kann also nicht schick mit einem Schalter zwischen den Farben schalten, sondern muss vorher wissen, für welches Leuchten ich mich entscheide. Meine Wahl viel auf Grün. Das LED hat ein milchiges Strahlen. Sehr futuristisch und ansprechend.

Selbstgemachtes 3-Farben LED für den C64. (Bild: Stefan Vogt)

Dieses LED wurde natürlich nicht speziell für den C64 produziert. Es ist eine Handarbeit. Alles musste gefertigt werden um in das Gehäuse eines C64C zu passen. An dieser Stelle muss vor allem die Art und Weise bewundert werden, mit der die Kabel sanft erwärmt und dann miteinander verpflochten wurden. Mir persönlich war das gar nicht weiter aufgefallen. Einer meiner Follower auf Twitter enttarnte gerade dies als wahre Meisterarbeit. Ehre gebührt hier einmal mehr meinem Kumpel Nic, der die Herstellung des LED im wunderschönen Süden von England durchführte.

Einführen des LED ins ks64 Case. (Bild: Stefan Vogt)
Einführen des LED ins ks64 Case. (Bild: Stefan Vogt)
Sitzt, passt und hat keine Luft. (Bild: Stefan Vogt)
Sitzt, passt und hat keine Luft. (Bild: Stefan Vogt)

Schmeiß Dich in Schale, Darling

Endlich der große Moment. Das Gehäuse mit dem Deckel verschließen und zum ersten Mal einen Blick auf das (fast) fertige Produkt werfen.

Ein Traum. (Bild: Stefan Vogt)
Ein Traum. (Bild: Stefan Vogt)

Wir befinden uns aber leider noch nicht am Ziel. Wer mich kennt weiß, dass ich keine halben Sachen mache. Daher werden wir uns ab sofort im wahrsten Sinne des Wortes auf Oberflächlichkeiten fokussieren. Zuerst sollten wir uns die Unterseite des C64C vornehmen. Die wirkt ja wahrlich kahl und leblos.

Noch weiß die Unterseite nicht zu entzücken. (Bild: Stefan Vogt)
Noch weiß die Unterseite nicht zu entzücken. (Bild: Stefan Vogt)

Sicherlich ist Ihnen meine Aussage bezüglich der Seele des Heimcomputers in Erinnerung geblieben. Wir werden nun behutsam die Seriennummer anbringen und dem C64C ein neues Leben gewähren. Bei dem ks64 Case wurden darüber hinaus Aufkleber mitgeliefert, die eigentlich für das Typenschild auf der Oberseite vorgesehen sind. Die Labels haben allerdings für viel Unmut in den Reihen der Kickstarter Supporter gesorgt. Der Commodore 64 soll dann auch tatsächlich Commodore 64 heißen und nicht wie dargestellt „ks64 personal computer“. Die handgeschriebene Nummerierung war wohl auch ein Problem, was ich persönlich nicht so ganz nachvollziehen kann. Hat doch einen netten Charakter. Aber natürlich möchte ich nicht die Front damit verzieren und von daher wird der rote Aufkleber in meinem Fall das Gehäuse unterhalb der Seriennummer verschönern. Vollkommen legitim. Die mitgelieferten Gummifüße waren in zwei Sekunden angebracht.

So sieht die Unterseite schon viel besser aus. (Bild: Stefan Vogt)
So sieht die Unterseite schon viel besser aus. (Bild: Stefan Vogt)

Den Masterplan für das Typenschild hatte ich natürlich bereits in der Tasche. Mein Kumpel Paul betreibt einen kleinen Webstore, der den klangvollen Namen RunStopRestore hat. Hier findet man die meiner Auffassung nach hochwertigsten Replacement Labels für den C64C. Die vielfältigen Designs eignen sich sowohl für die ks64 Cases, als auch für jeden reguläre C64. Eine subtile Verschönerung ist ja auch etwas tolles. Bitte beachtet, dass Paul derzeit nur Typenschilder für den C64C im Angebot hat. Ob hier mehr geplant ist, kann ich leider nicht sagen. Ihr könnt ihn gerne via Twitter fragen (@paulrickards).

Darf ich vorstellen? Der Masterplan. (Bild: Stefan Vogt)
Darf ich vorstellen? Der Masterplan. (Bild: Stefan Vogt)

Jetzt könnte man fast behaupten, dass rote Schild würde sich am besten für dieses Gehäuse eignen. Mein Bauchgefühl sagte mir aber, dass das bunte Design dem Case noch ein gutes Stück mehr schmeicheln würde. Ich sollte Recht behalten. Sieht das nicht einfach umwerfend aus?

Wow, was so ein Typenschild ausmachen kann! (Bild: Stefan Vogt)
Wow, was so ein Typenschild ausmachen kann! (Bild: Stefan Vogt)
Die Qualität der Sticker ist sehr hochwertig. (Bild: Stefan Vogt)
Die Qualität der Sticker ist sehr hochwertig. (Bild: Stefan Vogt)

Natürlich ist da noch mehr in dem Briefumschlag. Von der Bestellung bis zur Lieferung waren etwa eine Woche vergangen. Die Wartezeit hält sich somit in Grenzen und der Briefweg schont den Geldbeutel. Und wer kann schon Batman widerstehen?

Und der Preis für die beste Briefmarke geht an... (Bild: Stefan Vogt)
Und der Preis für die beste Briefmarke geht an… (Bild: Stefan Vogt)
Der Sticker wird mit Klebeband in Position gebracht. (Bild: Stefan Vogt)
Der Sticker wird mit Klebeband in Position gebracht. (Bild: Stefan Vogt)
Das nenne ich Kunst! (Bild: Stefan Vogt)
Das nenne ich Kunst! (Bild: Stefan Vogt)

Jetzt aber schnell meinen Aldi C64 ins Regal stellen und Platz machen für die „Lady in Red“. Auch die Peripherie muss richtig und passend gewählt sein. Auf folgendem Bild zu erkennen: der C64C, angeschlossen an meinen 1702 Monitor. Im Cartridge Slot befindet sich das „Epyx Fastload Reloaded“, rechts daneben befindet sich das limitierte „SD2IEC“ hergestellt aus geschmolzenem C64C Plastik, beides von „The Future was 8-bit“. Da bleibt kein Auge trocken.

Fastload Reloaded und limited SD2IEC. (Bild: Stefan Vogt)
Fastload Reloaded und limited SD2IEC. (Bild: Stefan Vogt)
Passt farblich hervorragend zum 1702 monitor. (Bild: Stefan Vogt)
Passt farblich hervorragend zum 1702 monitor. (Bild: Stefan Vogt)

Maniac Brotkasten

Bevor wir das gute Stück zu einer Testfahrt ausführen, möchte ich Ihnen aber noch etwas zeigen. Letztes Jahr hatte ich auf Twitter eine kleine Diskussion mit meinen Freunden Neil (@pyramidhead76) und Nic (@futurewas8bit). Wir waren uns recht unschlüssig darüber, ob man das Maniac Mansion Thema mit einer Schablone auf einen Brotkasten sprayen könnte. Neil sah das als eine Herausforderung und legte los. Ohne mit der Wimper zu zucken. Die Arbeit dauerte mehrere Tage. Dann wußten wir: es ist möglich und das Ergebnis kann sich sehen lassen. Die Ehre dem Gehäuse ein neues Zuhause zu geben wurde mir zuteil. Ich habe natürlich gleich in die Schatztruhe gegriffen und das Kunstwerk vervollständigt. Zum einen habe ich ein extrem seltenes Mainboard eines frühen C64C eingebaut, ebenso die VIC20-Style Tastatur mit den orangenen F-Tasten. Die findet man nur in einigen wenigen Brotkästen, auf jeden Fall nicht nach 1983.

Das Maniac Mansion Typenschild. (Bild: Stefan Vogt)
Das Maniac Mansion Typenschild. (Bild: Stefan Vogt)
Die Power-LED ist der berühmt-berüchtigte Meteor. (Bild: Stefan Vogt)
Die Power-LED ist der berühmt-berüchtigte Meteor. (Bild: Stefan Vogt)

Natürlich leuchtet die LED standesgemäß in lila. Ich hatte ihn sogar für einige Wochen in Betrieb. Mittlerweile ist er aber sicher in einer Kiste verstaut. Er ist immerhin der einzige Maniac Mansion C64 seiner Art. Neil nannte das Modell „@pyramidhead76 MM-C64“ und vergab ihm die Seriennummer 1. Nic von „The Future was 8-bit“ war so fasziniert, dass er mir ein individualisiertes SD2IEC extra für den Maniac Mansion 64er kreierte. Es ist dunkelgrau, und die LED’s auf dem SD2 leuchten blau und lila.

Die Details sind beeindruckend. (Bild: Stefan Vogt)
Die Details sind beeindruckend. (Bild: Stefan Vogt)
In diesem Haus hielt Dr. Fred Sandy gefangen. (Bild: Stefan Vogt)
In diesem Haus hielt Dr. Fred Sandy gefangen. (Bild: Stefan Vogt)

Leider wird der Detailgrad dieser Arbeit mit den Fotos nur schwer vermittelbar. Man muss den Maniac Mansion C64 live sehen um ihn vollends zu ergreifen.

Maniac Mansion C64 von @pyramidhead76. (Bild: Stefan Vogt)
Maniac Mansion C64 von @pyramidhead76. (Bild: Stefan Vogt)

Die Stunde der Wahrheit

Nach ein paar ereignisreichen Stunden hier im Man-Cave ist es nun aber auch an der Zeit diesen atemberaubend schönen C64C auszuprobieren. Sicherlich sind Sie genauso interessiert wie ich zu erfahren ob er funktioniert. Vorab muss ich aber noch ganz dringend etwas loswerden. Meine persönliche Geschichte mit dem C64 ist nun erzählt. Naja… oder doch nicht? Um Gottes Willen, ich bin mir unsicher. Und irgendwie habe ich gerade ein Déjà-vu. Lassen wir das einfach. Ist wohl besser.

Aber wenn Sie möchten, können wir gerne einen kurzen Blick in die Zukunft werfen. Speziell Going 8-bit Teil IV dürfte Sie interessieren. Hier machen wir eine schnuffelige Reise in das England der 1980er Jahre und beleuchten Sir Clive’s Meisterwerk, den ZX Spectrum. Natürlich in all seinen Inkarnationen. Das wird ein Fest! In diesem Sinne…

Oh… eine Sekunde. War da nicht noch was? Ach ja…

Die „Lady in Red“ funktioniert tadellos! (Bild: Stefan Vogt)
Die „Lady in Red“ funktioniert tadellos! (Bild: Stefan Vogt)

Veröffentlicht in: Videospielgeschichten

Kommentieren  (8)

Folge uns

MastodonInstagramYouTube

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert

Kommentare (8)

  1. Hab vielen, vielen lieben Dank für Deine freundlichen Worte! Auf Weihnachten kannst Du Dich sogar gleich zweifach freuen. Zum einen wird es mit Going 8-bit Teil IV ins schöne England gehen. Aber das habe ich ja bereits in Aussicht gestellt. Nun aber eine große Überraschung: der Maniac Mansion C64 aus Going 8-bit Teil III (jaaaa genau der) wird hier auf Videospielgeschichten eine neue Heimat bei einem unserer treuen Leser finden. Wir werden ihn im Rahmen eines Gewinnspiels verlosen! ….aber psssst! 😉

  2. So gut geschrieben, dass das gute alte Lötzinn wieder in der Luft hängt! Vielen Dank, Stefan, für einen sensationellen Einblick und auch Ausblick zum legendären C64 und seinen verschiedenen Ausprägungen; die Idee mit dem Maniac Mansion-Design ist sowieso umwerfend – könnten wir zusammenlegen und Ron Gilbert, einem erklärten C64-Spezi, ein Exemplar schicken? Aber zurück zu Stefans Text.

    Man fiebert bei jeder Schraubendrehung mit, erinnert sich an geborstene Gehäuse („Da machen wir mal gut zu”) und freut sich wie Weihnachten, wenn Stefan die nächste Etappe erfolgreich und schön bebildert.
    Stefan gibt sich hier für die Retroszene unglaublich Mühe, die unbezahlbar und wichtig ist. In einer von Technik immer mehr beeinflussten Welt ist gerade diese Technik immer unnahbarer und sogar unspannender geworden, Schraubendrehs und Verbandszeug längst vergraben unter entwerteten iTunes Gift Cards. Stefans Vorleben dieser Technik, ein reales Wagnis das seine Leser zurückholt zu einem griffigen Verständnis, wie Technik sich überhaupt aufbaut, gibt der Retroszene ein essentielles Fundament.

    Nochmals danke, Stefan, wunderbare Arbeit as always.

    Stefan Vogt
  3. Vielen Dank für Deinen Beitrag, Stefan. Ich freue mich auch, dass Dir mein Artikel so gut gefallen hat. Da Du hier das ein oder andere in eine falsche Richtung lenkst, sehe ich mich in der Pflicht Dich aufzuklären.

    1. Was ich mit meiner Sammlung mache ist meine Sache. Dieser Artikel handelt von Modifikation, nicht von der Reparatur eines 2114 Chips. Wie das geht, weiß ich glaube ich schon ein wenig länger als Du. Immerhin bin ich mit diesen Geräten aufgewachsen. Ich repariere 1-3 defekte 64er im Monat. Die Ersatzteile des Boards sind schnell verbraucht. Es ging ja auch um die neuen Kondensatoren und grundsätzlich um das refurbished Board.

    2. 1986 kamen eine Zeit lang C64C mit dem Ass. 250425 ab Werk. Allerdings war das Ass. 250466 bereits in Planung. Der C64C hatte von Anfang an AUCH Kostenreduktion zum Ziel.

    3. Nein, ich meinte NICHT die 469er Platine. Ich meinte die 466er. Die 469er kam nur so nebenbei in der ersten Version im Aldi 64, noch bevor sie in den C64C gebaut wurde. Wenn Du mir nicht glaubst lies hier auf VGS Going 8-bit I oder schau mal bei Bo Zimmerman nach. Den kennst Du bestimmt. Ich hab ihm mit den Specs geholfen.

    4. Wenn ich von einem Reboot des C64C gesprochen habe, dann doch in erster Linie vom Design? Ich hab zu keiner Zeit gesagt dass der C64 “komplett neu” konstruiert wurde. Was auch Käse ist.

    5. Das Gehäuse geändert und die Aldi Tastatur genommen ist eine Falschaussage Deinerseits. Der Aldi kam erst 1987. Man nahm im Aldi die erste Version der C64C Tastatur. So herum ist korrekt.

  4. “Auf dem Bild waren in bestimmten Bereich die Farben falsch, was auf uns einen Fehler im Farb-RAM hinweist. Dieses Mainboard eignet sich also exzellent als Ersatzteillager. Denn ausgerechnet das Farb-RAM ist keine häufig defekte Komponente.”

    -> Das verstehe ich überhaupt nicht. Dann tauscht man halt das Farb RAM 2114 aus und hat einen perfekten C64. Wieso sollte man diesen nun schlachten, obwohl nur ein Standard-Bauteil kaputt ist ? Schade darum.

    Ist auch nicht alles korrekt.

    “Der C64C kam mit einer kostenreduzierten, höher integrierten Hauptplatine.”

    -> Der C64C wurde auch mit der “Brotkasten”-Platine ASSY250425 ausgeliefert. Dann kam die 466er Platine, wo nur 2 statt 8 RAMs drin waren (gut das fällt unter “höher integriert”, aber im Prinzip meint man damit die kleine 469er Platine, welche weniger ICs enthält). Aber der C64c hat nicht direkt was mit dieser Platine zu tun, also es kam nicht der C64c komplett überarbeitet raus sondern es wurde einfach die “alte” Platine weiter verbaut und anfangs nur das Gehäuse geändert und die weiße Aldi-Tastatur genommen. Später kam dann die neue Platine und die neuere Tastatur. Aber so eindeutig zu sagen, dass der C64c komplett neu konstruiert mit neuer Platine oder kostengünstig(er) von Anfang an kam, ist nicht korrekt.

  5. Sehr schöner Build und ein faszinierendes Projekt.

    Dank Twitter waren Deine Fans ja fast live dabei 🙂

    Ich finde es auch klasse, daß die Gehäuse wieder aufgelegt werden. Vom “Primärfarben-Ansatz” auf Kickstarter war ich nicht so ganz begeistert. Blau, Rot, Weiß sind Farben, in denen ich klassische C64 nicht wirklich sehe. (Außer jemand gibt ihnen genau die richtigen kleinen Details, wie Du es geschafft hast).

    Das SX-64-Gehäuse ist dagegen der Oberhammer. Es verbindet den C64C so mit dem SX-64, wie es nie vorgesehen war.

    Jetzt brauchst Du nur noch eine Idee, wie Du die blauen Kappen vom “Henkel” irgendwie als Bonusdetail wieder reinbringst 🙂