Danke Beate

Von Yoda Zhang am
Kommentiert von: Hähnchen, André Eymann, Hähnchen (Jens Hahn), Sterni
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Eine Freundin meiner Mutter, sie hieß Beate, arbeitete im Nachbarort bei einem Unterhaltungselektronik-Geschäft. Damals hieß das noch Radiogeschäft. Dort verkauften sie natürlich auch das Atari VCS und die Spielmodule. Und weil Beate mich wohl mochte, durfte ich mir dort Spiele aussuchen und sie auf Lieferschein „zur Ansicht“ mit nach Hause nehmen.

So konnte ich zwei Tage zocken bis die Finger qualmten, die Spiele dann wieder schön einpacken und zurückbringen. Aber nur, um gleich die nächsten Spiele mitzunehmen. Ok, gut, ab und zu musste ich auch mal ein Spiel kaufen. Das war dann aber eher seltener der Fall, denn die meisten Spiele hatte ich nach den paar Tagen schon durchgespielt, oder sie wurden eben schnell langweilig – man bedenke die begrenzten Möglichkeiten des VCS.

Langfristig interessant waren immer die Abenteuerspiele. Adventure, Haunted House, Superman, sogar E.T. Über E.T. wird ja viel gelästert. Und es wurden sehr viele dieser Spielmodule in der Wüste von Mexiko begraben, weil das Spiel eigentlich ein Flop war und Atari damals viel zu viele davon produziert hatte. Mir machte es trotzdem Spaß. Es war komplex, es war ein Abenteuerspiel, es war schwierig zu meistern und es war sogar etwas frustrierend. Ok gut, es hatte nicht die Klasse von Adventure oder Haunted House. Da kam eigentlich kein anderes Spiel ran.

E.T. - Telefonieren nach Hause. Oder lieber nach Mexiko, wo meine Brüder begraben sind... (Bild: Atari)
E.T. – Telefonieren nach Hause. Oder lieber nach Mexiko, wo meine Brüder begraben sind… (Bild: Atari)
Mein Held! Rette mich! Moment mal, mit pinkfarbenem Umhang? (Bild: Atari)
Mein Held! Rette mich! Moment mal, mit pinkfarbenem Umhang? (Bild: Atari)

Superman ist auch ein recht seltsames Spiel, bei dem man Teile einer Brücke finden und zusammensetzen muss. Man fliegt als Superman durch diverse Bildschirme und kann dabei Schurken einfangen und ins Gefängnis stecken. Viele Leute fanden dieses Spiel zu konfus. Deshalb wurde es auch nicht sehr erfolgreich.

Ganz anders dagegen Adventure. Eine quasi Echtzeit Version des klassischen Textadventures, das zu dieser Zeit ja schon existierte. Man steuert ein Quadrat. Ja, richtig, ein Quadrat. Wer braucht schon eine Figur, einen Helden oder sonstwas. Ein Quadrat ist doch genug. Perspektive von oben, man läuft (oder gleitet, wie man’s nimmt) herum und kann immer einen Gegenstand tragen. Will man einen anderen Gegenstand mitnehmen, lässt man automatisch den Getragenen fallen. Inventory? Rucksack? Wo gibt’s denn sowas? Ziel des Spieles? Den goldenen Kelch in das goldene Schloss zu bringen.

Adventure. Man beachte den Entendrachen. Unten rechts der Held in blau. (Bild: Atari)
Adventure. Man beachte den Entendrachen. Unten rechts der Held in blau. (Bild: Atari)

In der leichtesten Spielvariante findet man den Kelch auch recht schnell und kann ihn ganz einfach im goldenen Schloss abliefern, nachdem man den goldenen Schlüssel gefunden und damit das goldene Schloss geöffnet hat. In den schwierigeren Varianten wird das Königreich dann größer, es laufen Drachen – die übrigens wie Enten aussehen – herum und machen einem das Leben schwer. Man kann die Enten mit dem Schwert besiegen, wenn man es vorher gefunden hatte, aber dann kann man ja wieder keinen anderen Gegenstand tragen. So ein Pech aber auch. Und die toten Drachen liegen dann auch noch im Weg rum. Manchmal so blöd, dass man gar nicht mehr vorbeikommt.

Seltsam zusammengesetzte Labyrinthe, im Nebel verborgene Labyrinthe, eine Fledermaus, die einem die Gegenstände klaut und umherträgt, tun dann ihr übriges. Adventure ist wirklich eine Herausforderung, besonders in den höheren Spielstufen. Ein sehr komplexes Spiel für so ein kleines System. Da störte einen dann auch die klotzige Grafik und die Entendrachen nicht mehr.

Wer braucht schon Grafik?

Buch: Level 1 – Gulp, Kapitel 3, Seite 23

GULP SPLAT ZONG – DAS BUCH

Dieser Text ist Yodas Buch “Gulp Splat Zong” entnommen.

Dank seiner Lektüre werden wir nicht nur in die ersten Sternstunden der Arcade-Automaten in Deutschland zurückversetzt, sondern erinnern uns an Atari VCS Klassiker wie Haunted House und an das schier endlose Abtippen von BASIC-Listings in den goldenen Tagen der Heimcomputer. Bei uns könnt ihr verschiedene Texte von Yoda lesen; sein Buch in gedruckter Form könnt ihr direkt auf seiner Webseite erwerben.

Wir versprechen: es lohnt sich!


Veröffentlicht in: Videospielgeschichten

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Kommentare (8)

  1. Über XONOX und seine “Double-Ender” habe ich im Artikel “Die Spielehersteller des Atari VCS” etwas geschrieben. Von “Dream Flight” für den Atari hatte ich bis heute noch nichts gehört. Es wurde laut http://www.atarimania.com im Jahre 1983 von Hot Shot für das VCS entwickelt und ähnelt ein wenig “Demon Attack”, wie ich finde.

  2. Stimmt, XONOX war es, wäre ich selber nicht mehr darauf gekommen.

    Das eine Modul war Sir Lancelot, das habe ich häufiger gespielt, auf der anderen Seite steht Robin Hood, das kann sein, das war wohl nicht so toll, kann mich gar nicht mehr daran erinnern 😉

    Wir hatten noch ein zweites doppelseitiges, aber ich weiß es nicht mehr, welches das war? 🙁

    Gekauft hatten wir die vom Grabbeltisch, ziemlich spät, bevor wir uns den C64 angeschafft hatten. Preis ca 30 DM.

    Kennt Ihr “Dream Flight”, das hatten wir uns in Belgien ca 1983-1984 gekauft, weiß gar nicht ob das überhaupt in Deutschland gab?
    Super Game für damalige Verhältnisse.

    Und ein sehr guter Weltraum Shooter war einmal “Vanguard”!!!

  3. Hallo Jens, doppelseitige Module für den Atari gab es glaube ich nur von Xonox, oder? Weisst Du noch, welche Spiele Du da hattest? Ich habe diese Module in Deutschland nie selbst gesehen.

  4. Superman war mein erstes Game für den Atari und ich habe es soooo oft gezockt, das ich das Game innerhalb von, ich müßte Lügen, ca 1 Minute und 32 Sekunden durch hatte.

    Da wir, mein Bruder & ich, nur das eine Game für Wochen hatten und erst später neue gekauft haben.
    Lois Lane retten und die Gangster verhaften, sagenhaft!

    Atari haben wir 1983 bekommen, da war ich 11 Jahre und mein Bruder 16.

    Vorher hatten wir schon eine “Pong” Konsolen-Variante besessen.

    Insgesamt hatten wir bis 1985, ab da kam nämlich der C64, 41 Spiele gehabt. Auch dabei gewesen, die doppelt Seitigen Kassetten/Module, die man drehen konnten!

  5. A propos Elektronik Laden: durch Zufall habe ich in Eutin das http://funtasia-kaufhaus.de entdeckt.

    Hier bin ich ungewollt lang hängengeblieben, denn dort gab es Schätze wie alte Nintendo- oder SEGA-Konsolen. Sogar Atari VCS Module und Dreamcast-Spiele. So etwas findet man sonst kaum noch. Vor allen Dingen nicht so eine große Auswahl an verschiedenen Videospielen und Zubehör.

    Wer also mal in der Gegend ist: hinfahren!

  6. Hätte die Freundin meiner Mutter in einem Elektronik Laden gearbeitet wäre das garantiert mein zweites Zuhause.

    Es gab schon eine Menge guter Spiele die so einiges aus der kleinen Konsole herauszauberten. Damals war die Grafik eh zweitranging – was man von den heutigen Spielen nicht behaupten kann.

  7. Na endlich mal jemand der etwas Nettes über E.T. für das VCS zu schreiben weiß. Man hat ja sonst fast das Gefühl, dass es keinen da draußen gegeben hat, der das Spiel nur ansatzweise gemocht hatte. Außer Howard Scott Warshaw selbst natürlich 😉

    Mehr über den Entwickler von E.T. kann man übrigens bei http://www.digitpress.com erfahren (Library, Interviews).