Die Reise zu den Space Invaders – Teil 3: Die Welt nach dem 64er

Lesedauer: 4 Minuten

Diese Geschichte habe ich nach einer guten Flasche Rotwein im Jahre 2003 niedergeschrieben. Vielleicht war es das Retrofeeling welches mich dazu bewegte, oder halt nur die Angst diese schöne Zeit aus dem Gedächtnis zu verlieren (vielleicht war es aber auch nur der Rotwein). Mittlerweile schreiben wir das Jahr 2025 und da mir noch ein paar Details eingefallen sind, habe ich die ganze Story etwas erweitert und hier bei VSG herausgebracht. Viel Spaß beim Lesen…

Hast du die anderen Teile der Reihe schon gesehen? Falls nicht, findest du sie hier:

Commodore 128: der bessere C64?

Ich verkaufte also meinen 64er komplett mit Floppy und Monitor. Das Geld vom Verkauf des Computer, der Software und der SpeedLoader reichte dann zum Kauf des Commodore 128 inkl. Floppy 1571 und Monitor 1901. Kostenpunkt so um die 3000,-DM! Das war so um 1985-86.

Und auch hier existiert noch ein Originalfoto!

Aber ich glaube der Commodore 128D war wesentlich teurer, oder kam er später raus? Ich weiß es nicht mehr so genau. Auf jeden Fall kaufte Uwe sich natürlich solch einen 128D. Aber egal, beide konnten das gleiche, war halt nur eine Designangelegenheit. Ja, warum musste es eigentlich dieser sein? Die wichtigste Entscheidung war wohl, das er 3 Betriebsarten kannte:

  • den 128er Modus
  • den CP/M Modus
  • den 64er Modus

Ja, das war mal wieder sensationell. Ein Computer mit 2 CPUs (6510 und Z80). Wobei wohl der Punkt 3 ausschlaggebend für den Kauf war. Er sollte 99,9% kompatibel sein, was sich auch bewahrheitete. Und so wurde er, in der wesentlich aggressiveren Werbung, angepriesen.

Werbung für den 128er © by Commodore
Werbung für den 128er © by Commodore

Nach dem Einschalten befand man sich erst mal im 128er-Modus, welcher so aussah wie auf dem linken Screenshot. Nach der Eingabe von „GO 64“ sah der Bildschirm dann so aus wie auf dem rechten Screenshot.

So einfach war das, und schon konnte man seine alten Programme auch noch benutzen ☺

Die CP/M-Welt

Natürlich war man stolz das man im 128er-Modus auch 128 Kbyte RAM zur Verfügung hatte sowie auch erstmalig (dank des Monitors 1901) auf 80 Zeichen/Zeile umschalten konnte.

Das Basic V7.0 war natürlich wesentlich komfortabler. Das Laden einer Directory wurde mit dem gleichnamigen Befehl ausgeführt und löschte auch nicht mehr den Speicher. Es gab ein Scratch-Befehl zum Formatieren von Disketten, die jetzt dank der neuen Floppy auch zweiseitig schreiben konnte!

Außerdem standen viele Befehle zur Grafikerzeugung parat (LINE, CIRCLE, FILL). Dann kam noch die große weite CP/M-Welt hinzu. Dazu musste der Computer mit der CP/M Diskette gebootet werden, so wie es von den großen Firmen wie IBM oder Apple, beim 64er immer bemängelt wurde. Da Günter auch so ein großer CP/M Fan war, welches er auf seinem Triumph Adler benutzte, war ich natürlich gespannt auf solch professionelle Software.

Also besorgten wir uns vom Alphatronic TA erst mal eine Textverarbeitung und ich glaube es war dBase die uns Günter kopierte. Die Software lief auch prompt im 128er. Der ganze Syntax des Betriebssystems war aber sehr ungewöhnlich und nicht einfach zu erlernen.

Alphatronic TA
Alphatronic TA

Was aber diese hochgepriesenen Programme auf dem Bildschirm zeigten, war für mich dermaßen enttäuschend, das ich dieses Betriebssystem nach kurzem Gebrauch verdammte und nie wieder anrührte!

Also mal ganz ehrlich, Programme wie Superbase oder Vizawrite, die ja schon lange auf dem 64er liefen, waren da um einiges besser. Sie ließen sich viel einfacher bedienen. Und spätestens nachdem Vizawrite 128 auf dem Markt war und auch die 80 Zeichen Darstellung beherrschte, konnte ich über die armen IBM (CP/M) Usern nur lächeln.

HP 9836A
HP 9836A

Leider kamen aber nicht viele Programme zum 128er-Modus heraus, so das man eigentlich weiter in der 64er Welt weiterlebte. Ich konnte zwar hier und da noch ein paar SpeedLoaders verkaufen, aber so langsam versiegte diese Geldquelle auch. Bei Siemens arbeiten wir mittlerweile mit dem HP 9836A. Auch dieser Computer arbeitete mit der sagenhaften 68000er CPU von Motorola. Farbe war zwar immer noch nicht vorhanden, dafür aber ein gestochenes scharfes Bild mit 80 Zeichen/Zeile.

Die Schrift war weiß auf schwarzen Hintergrund, was ihm ein sehr professionelles Aussehen verlieh. Das Betriebssystem BTL wurde immer noch von einen der beiden eingebauten Floppys geladen. Die Programmierung erfolgte noch in BASIC oder HPL. Wobei HPL nur eine abgekürzte BASIC Version war. Alle Befehle bestehen nur aus drei Buchstaben wie beispielsweise:

prt = PRINT
gto = GOTO
ret = RETURN

Hier konnte ich mein damaliges erste Programm das Autorennen noch mal starten und auf dem 80 Zeichen Display begutachten. War natürlich auch kein bißchen schneller oder schöner.

Zurück zu den Homecomputern. Gegen Ende meiner 64er-Zeit kam noch das grafische Betriebssystem GEOS für den 64er heraus. Es war schon eine kleine Sensation was man mit so einem 64er alles anfangen konnte. Es hatte grafisch Ähnlichkeit mit dem noch nicht erschienenen TOS des ATARI ST. Es gab eine Textverarbeitung und ein PAINT-Programm.

GEOS für den C64 von 1986. (Quelle: C64-Wiki)
GEOS für den C64 von 1986. (Quelle: C64-Wiki)
Rohde & Schwarz Prozess Controller PUC
Rohde & Schwarz Prozess Controller PUC

Dann gab es bei Siemens noch einen Prozess Controller PUC von Rohde & Schwarz. Dieser wurde als Prüfrechner in den frühen Jahren der ersten Handyfertigung in großer Anzahl bei Siemens verwendet. Warum ich diesen Computer hier erwähne? Nun im Inneren werkelte ein Commodore mit einer erweiterten Basic Version 2.0 – somit waren die Prüfprogramme für mich keine böhmischen Dörfer ☺ Er besaß einen eingebauten Grünmonitor und ein 5 ¼“ Diskettenlaufwerk.

Weiter geht es im nächsten Teil mit einem Super Computer! …

Hast du die anderen Teile der Reihe schon gesehen? Falls nicht, findest du sie hier:

Herzlichen Dank an René Achter für das von ihm erstellte Aufmacherbild zum Beitrag!

©


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GoodwellMichaelAlexander StrellenAndré Eymann

4 Antworten zu „Die Reise zu den Space Invaders – Teil 3: Die Welt nach dem 64er“

  1. Avatar von Torsten

    Der gute alte C128..

    Wie ich ja in meinem Blog
    Erinnerungen an die Spiele der Generation Commodore 64
    schrieb, bekann das bei mir so 1985/86.
    Letztendlich durch eine (hört hört) kirchliche Jugendgruppe. Was soll man sonst machen in einem Dorf der 80 Jahre.
    Wir waren alle in einem Alter, vielleicht trennten uns 1-2 Jahre.
    Wenn man bedenkt, dass der „C64-Retropräsident“ und „founder of the Go64“ in meiner Hood aufgewachsen ist und Enno und ich schon früher gemeinsam im Zeltlager abgehangen haben, dann war das schon ne coole Zeit.
    Durch eben diese Jugendgruppe lernte ich Manfred („Garfield“) kennen.
    Manni ist mit Enno zur Grundschule gegangen 🙂
    Manni hatte was ganz Feines bei sich daheim stehen:
    Einen Commodore 128 D.
    Der sah schon echt edel aus und wirkte mit der abgesetzten Tastatur, sowie dem integrierten Disketten-Laufwerk, wie ein Büro-PC. Der Computer wurde aber hauptsächlich im C64-Modus betrieben, obwohl noch zwei weitere Betriebssysteme im inneren schlummerten.

    Was der 128/128D alles in sich vereinte, hat Wumpus ja schon beschrieben.
    Ich glaube, dass Vizawrite 128 einmal für eine Bewerbung genutzt wurde (aufgrund 40/80 Zeilenmodus) 🙂
    Ansonsten nach klar, wer erinnert sich da nicht an den meist genutzten Befehl im 128er-Modus:

    GO 64
    ARE YOU SURE (Y/N)

    Kurz darauf erschien wieder der C64-Startbildschirm. So wurde der C128 grundsätzlich mit dem Finger auf der „C=“-Taste gestartet.
    Anfangs lief der 128er bei Manni noch an einem Schwarz-Weiß Bildschirm.
    Mir war das egal. Viel später war dann auch Geld für einen Farbfernseher da. Die Spiele wirkten doch gleich viel besser und man dachte, man hat einen neuen Rechner. Durch Manni lernte ich auch viel über den C64: sei es die Eingabebefehle, als Ahnungsloser würde man überhaupt kein Spiel laden können:

    LOAD „$“,8
    LOAD „*“,8,1
    OPEN 1,8,15,“N:Test,22″:CLOSE1

    oder das kleine BASIC-Einmaleins..
    Ehrlich, das waren schöne Zeiten.
    Hab Manni viel zu verdanken und ohne ihn -wer weiß- hätte ich all die anderen „Kaputten“ mit C64 nie kennengelernt 🙂
    Ich bin ihm da echt dankbar für.

    Später kaufte sich Manni noch den Amiga 500, dass muss 1988 gewesen sein.
    Ich habe Enno vorher schon seinen C64 abgekauft.

    Leider wie so oft im Leben haben wir nach der Schulzeit alle unser Dorf verlassen.
    Wir verloren uns aus den Augen.
    Manni habe ich nach der Schulzeit nicht mehr gesehen. Schade eigentlich.
    Vielleicht war man doch zu verschieden oder uns vereinte nur Commodore.
    ich weiß es nicht.
    In den sozialen Medien finde ich ihn auch nicht.
    Mit 18 bin ich selber nach Berlin gezogen.
    Kontakt besteht nur mit Uwe und mit Enno…… bis heute eigentlich.

    Tja, mit dem 128D verbinde ich so ziemlich alles ab 1986.
    Wie oft ich bei Manni zu Besuch war.
    Gefühlt habe ich dort gewohnt.
    Es gab den obligatorischen 15.00 Uhr Tee, gemeinsam in der Jugendgruppe, wir trugen zusammen das „Wochenblatt“ aus und das Abendbrot aß ich dort auch immer…..Klasse Zeit.
    Meine Mutter fand das nicht so lustig 🙂
    Aber selbst die Eltern von Manni schienen mich zu mögen und sprachen sogar mit meinen Eltern, dass das völlig ok ist, weil „der Torsten ja so ein lieber Junge ist“ 🙂
    Oft war Manni noch gar nicht von der Schule zu Hause, wenn ich mal wieder zur Hintertür reinspazierte und seine Mutter meinte immer „geh schon mal in sein Zimmer, kannst den Computer ruhig anmachen“….
    Boahh…was für ein Vertrauen…

    Ich vermisse oft die alten unbeschwerten Zeiten von Mitte der 80er bis 1990.
    Teenager sein war ne cool Zeit.

    Aus Nostalgiegründen habe ich mir auch irgendwann einen C128D besorgt (2010??)
    Eben, weil ich dachte, ich hole mir mal meine Jugend zurück.
    Mittlerweile habe ich vier 128D (zwei Plaste, einen Blechdiesel) und sogar einen normalen C128 D mit 2x 1570 (oder sind es 1571?, ich bin grad zu faul in den Keller zu gehen 🙂 )
    Einen Plaste C128D habe ich auf Arbeit im Keller gefunden. Mit Flugrost, weil der seitlich auf dem Boden stand.
    Durch Quertesten konnte ich feststellen, dass das verbaute Netzteil defekt ist.
    Aber ich habe ihn bis heute nicht repariert….
    Einen C128D im perfekten Zustand habe ich von einem anderen Kollegen zum 40 Geburtstag geschenkt bekommen.
    Als dieser Kollege in Rente ging, schenkte er mir noch seinen normalen C128, die Floppys und….sogar noch einen C64-Brotkasten.
    wowww…..

    Seit Jahren mache ich mit allen 128ern gar nichts, aber trennen kann man sich auch nicht.
    Und wenn, sollen sie ja in gute Hände und nicht an jemanden, der sie dann weiterverkauft…..ihr kennt das ja..

    GoodwellWumpus
    1. Avatar von Wumpus

      Hallo Torsten

      Das ist ja mal wieder ein sehr beeindruckender, langer und auch privater Einblick in Deine Computer Frühzeit.
      Ich habe diesen mit Begeisterung gelesen und mich sehr darüber gefreut.

      Viele Grüße aus Xanten
      Wumpus

  2. Avatar von Alexander Strellen

    Ein guter Freund hatte damals einen 128D. Ich kann mich nur erinnern das er das Gerät im C64 Modus benutzt hat. Der Mangel an Software war eindeutig nicht zu übersehen. Aber ich fand den Computer optisch immer schön. Das Gerät sah einfach mehr nach Computer aus. Ich war schon neidisch.

    GEOS war eine tolle Idee für den C64. Das machte den Computer so seriös. Es war zwar limitiert man konnte aber einiges damit machen. So richtig in Schwung kam das aber nur mit Speichererweiterung. Die war wieder zu teuer.

    Auf den Bericht von deinem Super Computer bin ich jetzt echt gespannt.

    Wumpus
    1. Avatar von Wumpus

      Hallo Alexander

      Vielen Dank für Dein Feedback zu meinem Artikel 🙂

      Viele Grüße
      Wumpus

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