Titelbild Dishonored

Dishonored – Am Ende war das Chaos

Lesezeit: 4 Minuten

So lautet das Fazit, als der Abspann von Dishonored über den Bildschirm läuft. Leider war ich, also der Attentäter Corvo, nicht in der Lage, mich in den letzten Missionen leise und somit unbemerkt durch die düstere Spielwelt zu bewegen.

Je lauter und auffälliger ich mich durch Dunwall bewege, um so mehr verwandelt sich die Stadt in ein Chaos. Es gilt also leise zu sein und zur Belohnung gibt es etwas Hilfestellung im Spiel.

Einige Missionen konnte ich auf dem Schleichweg lösen. Es hat aber nicht gereicht, den Chaoslevel am Ende niedrig zu halten. Mit meiner Ungeduld sind einige Aktionen in die Hose gegangen. Diese Herausforderung, das Spiel möglichst ohne Tote/Chaos/Gewalt zu beenden, hat mir die gesamte Spielzeit den meisten Spaß gebracht. Lange habe ich in dunklen Ecken oder auf hohen Dächern gelauert und auf den richtigen Moment gewartet. Die Freude war groß, wenn ein Diebstahl oder eine Entführung von Erfolg gekrönt wurden.

Das Spiel lässt mir die Wahl. Wenn ich keine Lust auf Schleichen und Intrigen habe, kann ich das Spiel auch wie einen Shooter spielen. Das gefällt mir. Ich mag es, wenn für Probleme nicht die eine Lösung existiert und ich kreativ sein kann. Ein wichtiger Punkt, der für mich den Spaß an Spielen definiert.

In Gesprächen bekommt Corvo manchmal Hinweise oder Tipps.
In Gesprächen bekommt Corvo manchmal Hinweise oder Tipps.

Auch die Gestaltung der Spielwelt hat mich an den Bildschirm gebunden. Das Thema rund um Walfang, eine ausbrechende Seuche, die Handlung um den Mord an die Regentin und die Entführung ihrer Tochter sind gut skizziert und erwecken die Welt im Spiel zum Leben. Die Seuche und die Angst davor begegnen mir überall. Ansprachen an die Bevölkerung mahnen durch Lautsprecher zur Vorsicht und geben Verhaltensregeln vor. Irgendwo ist jemand am Husten und Ratten huschen durch die dunklen Ecken. In Verstecken finden sich Infizierte und andere haben es in ihrem Versteck nicht überlebt. Dort finde ich nur noch die Überreste.

Ständig findet Corvo Hinweise auf die Seuche und wie man sich verhalten soll. Wie hier auf dem Schild an der Treppe.
Ständig findet Corvo Hinweise auf die Seuche und wie man sich verhalten soll. Wie hier auf dem Schild an der Treppe.

An zahlreichen Orten finde ich Tagebücher oder Notizen, die mir Hintergründe schildern und auf einen versteckten Bonus hinweisen. In einem Gemälde versteckt sich eine Zahlenkombination, die im Keller einen Safe öffnet. Lausche ich den Gesprächen von Wachen oder Bürgern, erfahre ich mehr über ihre Sorgen oder ich höre Gerüchte über einen Hintereingang in das Zielgebäude. Suchen und Lauschen lohnt sich immer wieder im Spielverlauf.

Die Missionen führen mich als Corvo an die verschiedensten Orte in der Stadt Dunwall. Ich mische eine Kostümparty auf, schleiche durch ein Freudenhaus und lasse die Schnapsbrenner für mich arbeiten. Die ahnen natürlich nichts von meiner Intrige und denken sie verfolgen ihre eigenen Ziele.

Später wird Corvo auch verraten, aber zum Schluss blicke ich mit Genugtuung auf meinen Rachezug durch Dunwall. Die wahre Kaiserin kann wieder den Platz an der Spitze einnehmen.

Am gelungensten fand ich die Mission um den Maskenball von Lady Boyle. Die ganze Szenerie rund um den Ball ist wunderbar umgesetzt. Ein Feuerwerk begleitet das Spektakel am Himmel, das Buffet ist reichlich gedeckt, ich kann der Damenwelt ein Getränk ausgeben. Außen schauen aufmerksam Wachposten über das Geschehen. Damit ich das Haus von Lady Boyle betreten kann, muss ich mehrere Tallboys (Wächter auf hohen Stelzen, auch Walker genannt) umgehen.

Durch das Fernglas beobachtet Corvo einen Tallboy der als Wächter seine Runden dreht.
Durch das Fernglas beobachtet Corvo einen Tallboy der als Wächter seine Runden dreht.

Die Mission im Freudenhaus ist auch sehr gut. Hier schleiche ich mich über das Dach und anschließend durch das komplette Gebäude zu meiner Zielperson. Auf dem Weg beobachte ich, wie sich die „Kunden“ mit den „Damen“ vergnügen und trete selber als Sado-Maso-Knecht in Aktion.

In einer anderen Mission wurde mir meine Ausrüstung genommen und ich steckte in einem Gebäude fest. An den Wachen im oberen Stockwerk war kein unblutiges Vorbeikommen möglich. Im unteren Stockwerk gab es einen Kanalzugang unter Wasser, der aber geschlossen war. Etliche Fluchtversuche später ist mir eingefallen, dass ich die Fähigkeit Beherrschung gelernt hatte und mich damit als Fisch durch das Wasser bewegen konnte. Die Flucht aus dem Gebäude war dann eine leichte Übung.

Verschiedene Fähigkeiten können im Spielverlauf erlernt werden.
Verschiedene Fähigkeiten kann Corvo im Spielverlauf erlernen oder verbessern.

Durch die verschiedenen Fähigkeiten, welche ich mit gefundenen Runen aufwerten konnte, gibt es etliche Möglichkeiten eine Mission zu beenden. Es kam dann öfter vor, dass ich einen Spielstand wieder geladen hatte und eine Szene mit einem anderen Lösungsweg ausprobiert hatte. Einfach um zu sehen, was es für Möglichkeiten gibt. Was hab ich hämisch gelacht, als ich einen Geschützturm manipuliert hatte und dieser einen kompletten Innenhof für mich freiräumt. Natürlich hätte ich mich  auch als Ratte durch den Innenhof schleichen oder über das Dach teleportieren können. Der Einsatz vom Geschützturm hat allerdings den Chaoslevel ansteigen lassen.

Solche Situationen finden sich überall im Spiel. Ein anderes Beispiel: Die Zielperson in einer Mission wollte ich durch eine Intrige ausschalten. Dafür wollte ich einen kleinen Aufstand formieren. Den notwendigen Radiosender hatte ich schon aufgespürt. Ich hockte in einem Raum und wartete auf einen günstigen Moment, den Sender in Betrieb zu nehmen. Plötzlich kam die Zielperson in den Raum und bemerkte mich nicht. Ich habe ihn ohne langes Zögern von hinten mit meiner Klinge erledigt. Mission erfüllt – Chaoslevel wieder etwas höher.

Ein bisschen enttäuscht war ich vom Spielende. Ich hatte mit einem fiesen Bosskampf oder ähnlichem gerechnet. Es war aber eher der Weg das Ziel und die Befreiung der Thronerbin am Ende eher unspektakulär.

Das Spiel gibt uns einen Hinweis zu unserer durchgeführten Aktion. In diesem Fall haben wir die Spielwelt weiter in Richtung Chaos entwickelt.
Das Spiel gibt uns einen Hinweis zu unserer durchgeführten Aktion. In diesem Fall haben wir die Spielwelt weiter in Richtung Chaos entwickelt.

Das Spiel ist 2012 erschienen und auf allen wichtigen System veröffentlicht worden. Ich habe die PS3 Version gespielt aber inzwischen gibt es auch eine Version für die PS4. Entwickelt wurde das Spiel von Arkane Studios. Die haben auch den Nachfolger Dishonored 2 entwickelt. Der macht einen ähnlichen guten Eindruck. Die ersten beiden Level habe ich bereits gespielt und weitere werden noch folgen.

Kennt ihr die Serie Dishonored oder andere Spiele von Arkane Studios? Habt ihr auch schon vor dem Bildschirm gesessen und euch gefreut, als ein Plan plötzlich funktioniert? Ich freue mich auf eure Kommentare.

Die verwendeten Bilder stammen von der Seite MobyGames. https://www.mobygames.com

Permalink: https://www.videospielgeschichten.de/dishonored-am-ende-war-das-chaos/


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13 Antworten zu „Dishonored – Am Ende war das Chaos“

  1. Avatar von Chris
    Chris

    Ich hatte auch schonmal mit Dishonored angefangen aber aufgehört weil ich einfach furchtbar schlecht in Schleich-Spielen bin.
    Durch deinen Artikel hab‘ ich aber nochmal richtig Lust darauf bekommen, es nochmal zu versuchen. Vielen Dank!

    Alexander Strellen
    1. Avatar von Alexander Strellen

      Ich bin auch schlecht in Schleich-Spielen. Aber das fand ich auch so spannend in dem Spiel. Ich hab mir einen Plan im Kopf gemacht, auf den richtigen Moment im Spiel gewartet, dann passierte etwas unerwartet, ich musste schnell reagieren und zack … hatte ich wieder einen coolen Moment wo ich dachte, wow, das geht auch so?

  2. Avatar von Moni Eichiner

    Wie cool! Danke, dass du dieses Spiel noch einmal ins Gedächtnis rufst.
    Gerade vor ein paar Wochen habe ich Dishonored ebenfalls mal wieder angeworfen. Das ist ein Spiel, das einfach nicht altert und in dem man endlose Stunden verbringen kann, um immer wieder neue Wege zu entdecken.

    Ich habe mir für ein paar Euros für die PS4 nochmal die Definite Edition gekauft und Platin geholt. Das hat richtig viel Spaß gemacht und da habe ich auch erst mitbekommen, wie unterschiedlich sich das Spiel entwickelt, wenn man mit hohem oder niedrigen Chaoslevel spielt.
    Dishonored bleibt für mich jedenfalls eins der besten Schleichspiele.

    Wenn dir der erste Teil gefallen hat, dann wird dir der zweite Teil auf jeden Fall auch Spaß machen. Ich kann aber auch die DLCs zum ersten Teil wärmstens empfehlen 😉

    TobiAlexander Strellen
    1. Avatar von Alexander Strellen

      Platin? Respekt! Dafür braucht es Feingefühl beim Spielen. Da darfst du dir ja für einen Schleichdurchgang keinen Fehler erlauben. Die DLCs zum Spiel würden mich tatsächlich noch reizen. Mal schauen.

      Tobi
  3. Avatar von André Eymann

    Großer Gott Alex, ich liebe Dishonored. Das Spiel ist das perfekte Beispiel für die Art von Spielen, die ich am meisten mag: Story- bzw. Action-Adventures mit „Ruhezonen“. Das Design des Spiels hatte mir ebenfalls auch von Anfang an gefallen. Der Look und die erzählte Geschichte sind sehr glaubwürdig und harmonisch.

    Gerade kürzlich habe ich noch einen Post abgesetzt, in dem ich an den leider bereits verstorbenen Viktor Antonov (visual designer) erinnere. Antonov hatte nicht nur Dishonored bzw. Dunwall ein Gesicht gegeben sondern auch vielen anderen Videospielwelten wie beispielsweise City 17 (Half-Life 2) oder Wolfenstein: The New Order.

    Dein Beitrag hat mich dazu angeregt das Spiel noch einmal zu spielen. Dieses Mal auf dem PC. Mein erster Lauf war auf einer PS4. Ich freue mich schon wieder nach Dunwall zu kommen.

    Danke Alex.

    TobiAlexander Strellen
    1. Avatar von Alexander Strellen

      Die Welt von City 17 hat ja viele Fans in der Gemeinde der Videospieler. Wolfenstein: The New Order vielleicht etwas weniger aber die Welt hat auch ihren Reiz. Persönlich habe ich beide Spiele nicht gespielt. Ich kenne nur Bilder und Texte dazu.
      Ich wünsche dir auf jeden Fall viel Spaß in der Welt von Dunwell. Vielleicht entdeckst du ja deine eigenen Momente mit dem Spiel.

      Tobi
  4. Avatar von Marcel Dörpinghaus

    HEy Alexander,
    Sehr cooler Text von dir, endlich erschließt sich mir auch der Spaß an der Serie. Arkane ist/war für mich das spannendste Studio, Redfall zählen wir mal als Ausrutscher, auch wenn sie mittlerweile von wem anders regiert werden.
    WIe gesagt, konnte ich mir Dishonored nie ganz erschließen. Für mich ging es immer darum, durch eine Situation zu kommen, der Chaoslevel war bekannt, aber nie so ganz wichtig, wie du ihn betonst. Jetzt wo du aber das denken so in den Vordergrund stellst, hab ich so einen Aha-Moment und tatsächlich nochmal Lust, die beiden Teile zu installieren. Auf meinem Steam Deck wird es wohl wunderbar laufen und auch drauf passen.

    Kannst du noch was zu Dishonored II sagen? Ich glaube ich habe ihn zwei, drei Mal durch, aber nie, weil ich wollte, sondern aus Mangel an anderen, interessanten Spielen… Gibt es da große Unterschiede zwischen 1 und 2, vielleicht gar am rätseln oder lösen einer Situation? Oder unterscheiden sie sich nicht so sehr? Und ist der erste Teil also noch immer spielenswert, auch wenn der zweite Teil in der Bibliothek schlummert?

    Danke aufjedenfall für den Text, Neugierde in mir geweckt 😉

    TobiAlexander StrellenAndré Eymann
    1. Avatar von Alexander Strellen

      Zu Dishonored 2 kann ich noch nicht viel sagen. Ich stehe noch ziemlich am Anfang. Man findet in Teil 2 aber Gemeinsamkeiten zu Teil 1. Ich werde aber auch noch ein paar Wochen brauchen bis es mit Teil 2 weiter geht. Für Teil 1 habe ich auch etliche Monate benötigt. Ich hab da meinen eigenen Rhythmus und bin meist auch als Tourist in solchen Spielen unterwegs.

      Tobi
  5. Avatar von Thomas

    Dishonored gefiel mir auch sehr gut. Beim ersten Anspielen war mir nicht klar, wie sehr das Spiel auf Schleichen ausgelegt ist, rannte rein, und wurde niedergemäht.

    Die Geschichte und die Entwicklungsmöglichkeiten gefielen mir ebenfalls, das ganze Setting ist gut gemacht. Die beiden Teile vermischen sich in meinem Kopf, was ein gutes Zeichen ist, ich glaube, ich fand beide gleich stark.

    Viel Spaß im zweiten Teil! Ein dritter wird soweit bekannt ja wohl nicht folgen, das ist ausgesprochen schade.

    Alexander StrellenAndré EymannTobi
    1. Avatar von Alexander Strellen

      In einem Test von damals wurde erwähnt, man kann das Spiel auch als Shooter spielen. Allerdings wäre der Spaß dann nicht so groß. Mir war das dann auch zu stressig. Munition findet man nicht unendlich im Spiel.
      Ich bin schon gespannt was Teil 2 noch alles bietet.

      André Eymann
  6. Avatar von Felix

    Danke für den Beitrag! Dishonored und vor allem das großartige Dunwall haben diese Aufmerksamkeit verdient!

    Vielleicht relevant in diesem Kontext: Ich habe der Atmosphäre von Dunwall ein ausführliches Kapitel in meiner Dissertation gewidmet (S.404-484). Hier geht es besonders stark um den künstlerischen Entwicklungsprozess der Spielwelt und die Inspirationen (u.a. London und Edinburgh). Die Arbeit ist Open Access, also kostenlos zum Download verfügbar: https://www.buechner-verlag.de/buch/virtuelle-wirklichkeiten/

    Alexander StrellenTobiThomasAndré Eymann
    1. Avatar von André Eymann

      Danke Felix für Deinen Input!

    2. Avatar von Alexander Strellen

      Wenn ich Zeit finde, werde ich mir das Kapital anschauen und die anderen Kapitel natürlich auch. Das Spiel bietet genug Material für so eine Analyse.

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