Ich möchte euch an dieser Stelle in meine MS-DOS-Vergangenheit mitnehmen. Meine erstmalige Berührung mit einem PC fand 1992 statt. Zu dieser Zeit war ich selbst zwar nur in Besitz eines SEGA Master Systems. Mein Cousin jedoch hatte bereits einen 286er zu Hause stehen. Deshalb stattete ich ihm damals selbstverständlich zahlreiche Besuche ab und kam so erstmals mit Spielen wie „Prince of Persia“, „Winter Challenge“ und „World Class Leaderboard“ in Berührung. Bei mir sollte es noch bis 1994 dauern, bis ich in den Genuss eines eigenen PCs kam.
Damals flatterten regelmäßig Flyer von Vobis bei uns ins Haus, einer auf Computer spezialisierten Ladenkette, vergleichbar in etwa mit Media Markt. Nach meiner Firmung hatte ich endlich das Geld für einen Computer zusammen und so kam es, dass ich im Oktober erstmals den Einschaltknopf meines eigenen 486ers der Firma Highscreen betätigen konnte.
Das Gerät war mit 4 MB Arbeitsspeicher, einer Taktfrequenz von 66 Megahertz und einer Festplatte von 420 MB ausgestattet, was für die damalige Zeit durchaus in Ordnung ging. Dennoch sah ich mich in den folgenden Monaten und Jahren immer wieder genötigt, Geld in die Aufrüstung zu investieren. So kamen nach und nach ein Soundblaster, ein Gravis Gamepad, ein CD-ROM-Laufwerk sowie eine RAM-Erweiterung auf 8 MB dazu.
Was Spiele betrifft, so hatte ich mich bereits im Vorfeld mit allem versorgt, dessen ich habhaft werden konnte, natürlich handelte es sich ausschließlich um Sicherheitskopien! Und so konnte ich gleich direkt loslegen, und verbrachte fortan meine Nachmittage und Abende überwiegend am PC. Das Master System war anfangs zwar noch parallel im Betrieb, jedoch wurde die Zeit, die ich mit meiner guten alten Konsole verbrachte, immer weniger.
Ich könnte jetzt ellenlange Texte zu meinen Erlebnissen mit diversen Spielen niederschreiben. Etwa, dass ich mit NHL Hockey und seinen Nachfolgern Monate verbracht und ganze Saisons durchgespielt habe. Stattdessen möchte ich einfach einige kurze Episoden aufgreifen, die mir besonders in Erinnerung geblieben sind.
Crystals of Arborea
Ihr kennt vielleicht noch das Phänomen „langer Samstag“. Die Geschäfte hatten nur einmal im Monat samstags bis 18 Uhr geöffnet. Heute ist es völlig normal, samstags am Nachmittag noch einkaufen zu gehen, damals war es jedoch wirklich noch etwas Besonderes und ich freute mich jedes Mal darauf.
An solchen Tagen fuhr ich mit meinen Eltern oft ins nahe gelegene Göttingen, wo sich übrigens auch die zuvor erwähnte Vobis-Filiale befand. Mein bevorzugter Laden war der Primus-Supermarkt, denn dort gab es wirklich alles! Und das beste war: Bei diesen Streifzügen durch den Einkaufstempel durfte ich mir immer etwas aussuchen. Bevor ich diesbezüglich nicht fündig geworden war, war ich nicht zufrieden. Meist gab es dann einen Comic oder ähnliches.
Einmal jedoch, es muss Ende 1994 oder Anfang 1995 gewesen sein, fiel meine Entscheidung nach langem Abwägen und Überlegen in der Elektronikabteilung des Marktes auf die Budget-Version des Rollenspiels „Crystals of Arborea“. Diese abgespeckten Ausgaben wurden von der Diskettenfirma Boeder herausgegeben und kamen lediglich im billigen Pappschuber daher. Über das Spiel selbst wusste ich nichts, aber das Cover sowie der günstige Preis sprachen mich irgendwie an. Enthalten waren nur eine einzelne Diskette sowie ein dünnes Heft als Anleitung.
Da meine Eltern an diesem Abend außer Haus waren, konnte ich mir den Zeitpunkt des zu-Bett-gehens quasi selbst aussuchen. Bis in den späten Abend hinein verlor ich mich in das Spiel und startete es auch in den Wochen danach immer wieder einmal. Leider kam ich aufgrund des (für mich seinerzeit) hohen Schwierigkeitsgrads und des zugegeben recht eintönigen Gameplays nicht besonders weit.
Aber ich erinnere mich dennoch immer wieder gern an das Spiel und diese Zeit. Das Game befindet sich heute leider nicht mehr in meinem Besitz, da ich es vermutlich auf einem Flohmarkt oder bei eBay verkauft habe. Ich habe mir jedoch vor einiger Zeit wenigstens die Version für Amiga wieder zugelegt, die mit der DOS-Version bezüglich Aufmachung und Ausstattung identisch ist.
Den Primus-Markt gibt es heute nicht mehr: Das Gebäude wurde hernach als Supermarkt von der Kette Real genutzt. Drinnen hatte sich wenig verändert, und manchmal fuhr ich dorthin, einfach um ein wenig vom Hauch der Vergangenheit einzusaugen. Leider wurde das Gebäude schlussendlich vor einigen Jahren abgerissen, womit wieder ein Stück meiner Kindheit verloren ging.
Dune und die Jose-Carreras-Spendengala
Im Jahr 1995 gehörte das Spiel „Dune“ von der Firma Cryo zu meinen Lieblingsspielen. Zudem neigte ich schon damals dazu, mir in Buchkalendern akribische Notizen zu den jeweiligen Highlights und Aktivitäten des Tages zu machen. Das ist übrigens bis heute der Fall, ich habe mir auf diese Weise eine Art „Lebensarchiv“ der letzten 30 Jahre aufgebaut und kann immer wieder einmal schauen, was ich in der Vergangenheit so getrieben habe.
Daher weiß ich genau: Am 18. April 1995 war es soweit, ich hatte zum ersten jedoch lange nicht zum letzten Mal das Spiel geknackt. Der Wüstenplanet hat mich dermaßen fasziniert, dass ich mir eine Woche später den zugrundeliegenden Roman gekauft habe. Das war mir ebenfalls eine Notiz im Kalender wert.
Meine Highscore-Werte hielt ich auf einem Notizzettel fest, welchen ich später als Lesezeichen für den Roman verwendete und den ich nur deshalb ebenfalls noch besitze. Der Wiederspielwert von „Dune“ war für mich sehr hoch, weil ich die erreichten Bestmarken immer weiter toppen wollte. Das ist gut an dem Geschmiere auf dem Zettel zu erkennen.
Und so saß ich wohl auch am 22.12. noch an dem Spiel, um die Harkonnens ein weiteres Mal zu besiegen, nur eben schneller.
Als ich irgendwann genug hatte, begab ich mich nach unten ins elterliche Wohnzimmer. Im Fernsehen lief gerade die allererste Ausgabe der Jose-Carreras-Gala, bei der zahlreiche Stars auftraten um Spenden für die Leukämie-Stiftung des bekannten Tenors einzusammeln. Diese Sendung ist für mich deshalb immer mit der Vorweihnachtszeit, aber auch auf eine seltsame Weise mit „Dune“ verbunden und gehört fest ins jährliche TV-Programm. Selbstverständlich wird dann auch immer etwas gespendet.
Und noch etwas: Dass ich „Dune“ sehr gern mag, habe ich sicher deutlich gemacht. Daher war es mir ein besonderes Vergnügen, vor einigen Jahren für das RETURN-Magazin einen ausführlichen Bericht über die Entstehung des Spiels schreiben zu dürfen, und aus diesem Anlass einige der Macher zu interviewen.
Quo vadis, 486er?
Die Zeit mit meinem ersten PC war für mich sehr prägend. Viele Spiele, die ich damals neu kennen lernte, besitzen bis heute einen festen Platz in meinem Herzen. Doch irgendwann war die Technik so weit fortgeschritten, dass das ganze Aufrüsten nichts mehr brachte und ein neuer Rechner her musste. Und so kam es, dass ich Ende 1997 einen Pentium 2 mein Eigen nennen durfte.
Mein alter 486er hatte ausgedient und wurde ehrlos verschrottet, welche eine Schande. Denn aus heutiger Sicht hat keine Spiele-Ära, die danach kam, wieder solche Emotionen in mir ausgelöst, wie die Phase von 1992 bis 1996. Daher bin ich auch heute noch ein Retro-Gamer mit Leib und Seele. Und seit zwei Jahren besitze ich auch wieder einen guten alten 486 DX2-66!
Habt ihr auch ganz besondere Erinnerungen an euren ersten Computer? Schreibt es gern in die Kommentare!
Bildergalerie
Hinweise: Teile dieses Beitrags sind bereits auf Retrokram erschienen. Crystals of Arborea am 03.11.2021 und Dune am 16.12.2021. Die Texte wurden jedoch für Videospielgeschichten überarbeitet und die Einleitung und der Schlussteil wurden neu geschrieben.
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