Viele alte Spiele haben noch Jahrzehnte nach Veröffentlichung ihre Fans. Und häufig genug entwickeln diese Fans beeindruckend komplexe Mods, die die Spiele mit neuen Inhalten versorgen – oder sie sogar erst vernünftig erlebbar machen. In diesem Artikel möchte ich drei Titel mit ausgewählten Mods vorstellen, die mich seit teils Jahrzehnten begleiten.
Endlich spielbar: The Elder Scrolls 2 Daggerfall mit Daggerfall Unity und Mods
The Elder Scrolls 2 Daggerfall erschien 1996 und beeindruckte damals mit einer sehr großen Open World. Leider war die ziemlich eigenschaftslos und kaum erschließbar. Städte, Dörfer und Dungeons waren wie mit der Gießkanne verstreut und unterschieden sich kaum voneinander. Die Welt zu Fuß zu erkunden, war zwar möglich, aber weder sinnvoll noch lohnend. Und so bestand die typische Gameplay-Schleife darin, per Schnellreise zwischen Städten und prozedural generierten Dungeons hin und her zu springen – ein bisschen war Daggerfall wie Bethesdas 2023 erschienenes Starfield. Zwischen den Zufallsquests erledigte man die Hauptstory, die aber zeitlich und räumlich sehr zerdehnt war und so nicht wirklich eindringlich wirkte. Daggerfall zeigte großes Potenzial, aber konnte es wegen technischer Einschränkungen jener Zeit nicht entfalten.
Jahrzehnte später gibt es Daggerfall Unity, einen kostenlosen Engine-Nachbau, der nach langer Entwicklungszeit mit vielen Alpha- und Beta-Releases Ende 2023 offiziell als Version 1.0 veröffentlicht wurde. Aktuell ist Version 1.1.1. Daggerfall Unity benötigt die originalen Daggerfall-Spieldateien und ist ein super Weg, TES 2 zu erleben — originalgetreu, wenn das gewünscht ist. Viel spannender wird das Spiel aber, wenn man Mods installiert. Und davon gibt es eine ganze Menge – aktuell umfasst mein Mod-Ordner 70 installierte Mods.
Die folgende Liste ist nur eine kleine Auswahl, deren Fokus auf Immersion in die Spielwelt liegt. Sie gibt es alle in der Daggerfall-Unity-Kategorie bei Nexusmods.
- World of Daggerfall: Diese Mod ist für mich essenziell, da die eintönige Landschaft des Ur-Daggerfall dadurch an Charakter gewinnt. Nicht nur, dass das Terrain selbst je nach Region abwechslungsreicher wird. WoD fügt auch zahlreiche kleine Details hinzu: Hafenstädte erhalten Leuchttürme und Stege, an denen Boote festgemacht sind; in der Wildnis trifft man auf Banditenlager; am Straßenrand stehen Wachtürme. Moment – Straßen??
- Basic Roads und Travel Options: Ja, Straßen. Die gibt es dank Basic Roads erstmals in Daggerfall. In mühevoller Kleinarbeit haben Modder Hauptstraßen und Nebenpfade in die Landschaft gezeichnet (per Hand, Mausklick für Mausklick). So ergibt die Verteilung der Ortschaften endlich Sinn und es ist möglich, zielgerichtet zu Fuß zu reisen – eben Reise statt Schnellreise. Ich suche mir auf der Landkarte den Questort raus und überlege mir, auf welchen Wegen ich am besten dorthin komme. Da ich zusätzlich die Survival-Mod Climates and Calories nutze, plane ich auch, was ich an Nahrung und Ausrüstung brauche. Das ist wirklich ein völlig anderes Spielgefühl. Wem das Wandern doch zu lang wird, kann mit der Travel Options-Mod automatisch den Straßen folgen, auf Wunsch in erhöhter Geschwindigkeit (z.B. 5 x schneller).
- Wilderness Overhaul: Diese kleine Mod rundet die Wildnis der Iliac Bay ab. Statt der ewig gleichen Verteilung von Bäumen und Pflanzen sind jetzt Wälder, Lichtungen, einzeln stehende Bäume u.a. Landschaftsmerkmale unterscheidbar. In der Kombination mit WoD und Basic Roads ist es nun möglich, in dem vormals sehr diffusen gleichförmigen Raum individuelle Orte optisch zu identifizieren (und im Prinzip können sich das jetzt auch Quests zunutze machen – Wegbeschreibungen wie bei Morrowind sind im so gemoddeten Daggerfall jetzt möglich).
- Beautiful Cities und Beautiful Villages: Was die bis jetzt genannten Mods für die Landschaft tun, erledigen diese zwei Mods für die Ortschaften. Deren ursprünglich rechteckige Grundrisse werden aufgelockert; vor den Stadtmauern gibt es Bauernhöfe, Windmühlen und Gasthäuser; und innerhalb der Stadtmauern sind die Straßenverläufe sinnvoller.
Neben diesen Mods verwende ich noch Dynamic Skies, Vanilla Enhanced, Real Grass und Birds of Daggerfall. Dynamic Skies ist empfehlenswert, da der normale Daggerfall-Himmel für Schwindelgefühle sorgt (zumindest wenn man die Skyboxen späterer Spiele gewohnt ist). Vanilla Enhanced sorgt für detailreichere Grafik, die aber den Pixel-Look des Spiels beibehält. Diese Mod ist eine Alternative zu DREAM. Die mit KI hochskalierten Grafiken von DREAM sind nicht so mein Fall. Real Grass lässt Gras wachsen – es gibt mehrere Presets und auch eine Variante im Pixel-Stil von mir. Birds of Daggerfall lässt Vögel am Himmel kreisen. Was ihr an Grafikmods letztlich verwendet, ist Geschmackssache.

Und was tut man nun in dieser schöneren, interessanteren Spielwelt? Natürlich immer noch Quests erledigen. Eine flexiblere Hauptquest gibt es mit der Mod Main Quest Definitive Edition. Eine riesige Zahl neuer Nebenquests gibt es im Daggerfall Unity Questpack 1. Und, naja, meine eigenen, noch unfertige Mod Black Horse Courier Iliac Bay Edition fügt einige relativ lange Storyquests hinzu.
Abschließend möchte ich noch auf Daggerfall Deutsch Unity hinweisen. Dieses langjährige Projekt wurde 2010 gestartet und im November 2024 endlich veröffentlicht. Es ist eine vollständige Übersetzung des Grundspiels und ein guter Einstieg, wenn ihr das Spiel bisher wegen der englischen Sprache nicht ausprobiert habt.
Endlose Weiten: Morrowind mit Tamriel Rebuilt
Wir bleiben bei den frühen Elder Scrolls. The Elder Scrolls 3 Morrowind warf das Open-World-Design des Vorgängers Daggerfall über den Haufen. Statt einer riesigen, aber nichtssagenden Spielwelt war die Insel Vvardenfell von Hand gestaltet, aber dafür viel viel kleiner. Ihre Fremdartigkeit, sowohl in Landschaft als auch Kultur, fasziniert bis heute.
Noch vor Veröffentlichung des Spiels wurde das Projekt Tamriel Rebuilt gestartet — da Vvardenfell eben nur ein Teil der Provinz Morrowind ist. Tamriel Rebuilt soll das ganze Land umsetzen. Weitere, verwandte Projekte, sollen weitere Regionen Tamriels in die Morrowind-Engine bringen. Man könnte annehmen, dass solche riesigen Projekte irgendwann einschlafen – aber weit gefehlt. In unermüdlicher Ausdauer wurden immer neue Teile von Tamriel Rebuilt veröffentlicht; der bespielbare, landschaftlich sehr abwechslungsreiche und mit hunderten Quests gefüllte, bisher veröffentlichte Teil des Morrowind-Festlands ist viel größer als Vvardenfell.

Auch Skyrim und Cyrodiil haben mittlerweile ihre ersten Releases erhalten. Ein wichtiges Merkmal dieser Projekte ist, dass sie eine eigene Vision Tamriels umsetzen, die mehr mit der zu Daggerfall-Zeiten gültigen Lore zu tun hat als mit den späteren Spielen. So wird die Provinz Cyrodiil in Project Cyrodiil weiterhin als Dschungel konzipiert, nicht als die eher langweilige Landschaft, die mit The Elder Scrolls 4 Oblivion Einzug hielt
Auch der Maßstab ist ein anderer, wie die Ende 2024 veröffentlichte Region rund um die Hafenstadt Anvil zeigt. Die Hafenstadt mit Mittelmeer-Flair ist für Elder-Scrolls-Verhältnisse riesig, und die Gegend rund um Anvil hat ebenfalls einen größeren Maßstab als sie in Oblivion oder Elder Scrolls Online. Trotzdem fühlt sich diese Goldküste genauso ‚echt‘ an wie in den anderen Spielen. Dafür sorgen eine gute Gestaltung und viele neue Quests.

Ähnliches gilt für Skyrim Home of the Nords. Dieses Skyrim ist nicht so glattgebügelt wie in The Elder Scrolls 5; alles fühlt sich etwas urwüchsiger an. Die beiden großen Städte Karthwasten und Dragonstar, sowie die wilden Landschaften zwischen ihnen laden zu stundenlanger Erkundung ein.
Alle genannten Mods sind miteinander verknüpft. Sie verfügen über Schiffsverbindungen zueinander und mittlerweile auch über kleine provinzübergreifende Quests. Die Mods fügen sich außerdem stilistisch perfekt ins Hauptspiel ein – sie wirken wie offizielle Addons, nicht wie Fan-Arbeiten.
Ein Jahrhundert Weltraumschlachten: FreeSpace-Mods
In den Neunzigern gab es zwei große Space-Shooter-Serien: Während die Wing Commander-Reihe mit detaillierten Geschichten und später sogar Filmaufnahmen mit Hollywood-Stars beeindruckte, gab sich die FreeSpace-Serie zwischen den Missionen zurückhaltender, war aber in den Raumkämpfen mindestens genauso gut. Trotzdem hat es FreeSpace nur auf zwei Teile und ein Addon gebracht.

Die Spiele wären wohl vergessen, wenn im Jahr 2002 nicht der Quellcode von FreeSpace 2 veröffentlicht worden wäre. Das war der Startschuss für FreeSpace 2 Open, eine stark verbesserte Engine, die nicht nur bessere Grafik ermöglicht, sondern vor allem unzählige kleine und große Mods.
Das Schöne: Die Installation ist kinderleicht. Dafür gibt es das Programm Knossos.NET. Wenn ihr das installiert habt und das erste Mal startet, teilt ihr ihm mit, wo sich eure FreeSpace-2-Installation befindet (das Spiel selbst gibt es für wenig Geld bei gog.com). Anschließend könnt ihr im „Explore“-Tab nach Mods suchen und diese direkt herunterladen. Nötige Abhängigkeiten werden automatisch installiert. Auch Updates gehen kinderleicht.

Neben Grafikmods und einer Portierung des ersten FreeSpace-Teils auf die neue Engine lohnen sich vor allem die zahlreichen neuen Kampagnen, die zu unterschiedlichsten Zeiten und Orten der FreeSpace-Historie spielen. Ich habe mir mal die Mühe gemacht, die qualitativ besten Kampagnen (mit vielen und guten Missionen, sowie meist mit Voice Acting) herauszusuchen und in eine chronologische Reihenfolge zu bringen:
Monat und/oder Jahr | Kampagne | Bemerkung |
2331 | Cardinal Spear | |
01/2335 | FreeSpace 1 | |
04/2335 | Silent Threat Reborn | Überarbeitung des offiziellen Addons |
10/2335 | The Destiny of Peace | |
2336 | Shrouding the Light | |
07/2336 | BTA: Mefistofele | Teil von Between the Ashes |
07/2336 | Slaves of Chaos | Teil von Between the Ashes |
02/2338 | Awakenings | |
01/2339 | Antwerp | Teil von Between the Ashes |
05/2342 | The Growing Silence | Teil von Between the Ashes |
03/2359 | Operation Templar | Teil von Between the Ashes |
2367 | FreeSpace 2 Blue | Überarbeitete FreeSpace-2-Kampagne, Teil von Blue Planet |
2372 | Derelict | |
2385 | Age of Aquarius | Teil von Blue Planet |
09/2386 | War in Heaven | Teil von Blue Planet |
2387 | Blue Blanet Chanticleer | Inoffizielle Fortsetzung von Blue Planet |
Wollt ihr alle Mods der Tabelle von vorne bis hinten durchspielen, dann seid ihr über Wochen beschäftigt; die Missionen erstrecken sich immerhin über ein halbes Jahrhundert. Highlights sind die überarbeitete Version des FreeSpace-1-Addons Silent Threat (passenderweise Silent Threat Reborn genannt), Derelict und vor allem die riesige Mod Blue Planet (inklusive einer überarbeiteten FreeSpace-2-Kampagne namens FreeSpace 2 Blue).

Falls ihr zwischendurch doch mal in ein anderes Universum verschwinden wollt, findet ihr in Knossos.NET nicht nur Mods für Babylon 5 (The Babylon Project) und Battlestar Galactica (Diaspora), sondern auch eine aktualisierte Version der 2012 veröffentlichten, sehr gut gemachten Wing Commander Saga. Wie der Name schon sagt, macht diese Mod aus FreeSpace ziemlich glaubhaft einen weiteren Wing Commander-Teil. Die Knossos-Variante der Mod nutzt neuere Versionen von FreeSpace Open, aber ihr könnt das Projekt nach wie vor auch als selbstständig lauffähiges Spiel von der Wing Commander Saga-Website herunterladen.
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