Nachdem ich 2005 und 2006 jeweils mit Freunden auf der Games Convention in Leipzig zu Besuch war, trat ich meine Reise 2007 allein an. Es fand sich kein Mitstreiter und dieses Mal war mir das sogar recht. Damals wandelte sich mein Hobby bereits stark vom Sammeln zum Schreiben und so wollte ich mich vorrangig bei meinem Besuch auf die Berichterstattung konzentrieren.
Ausgestattet mit Fotoapparat, Notebook und Schlafsachen reiste ich per Bahn an. Eine wunderbare Anreise bei der ich mich in Ruhe auf den bevorstehenden Sturm der Menschenmassen vorbereiten konnte.
Bereits im Leipziger Hauptbahnhof wurde deutlich, wie sehr sich die Stadt seit 2002 auf die Spielemesse eingelassen hatte. Nintendo Mii-Plakate begrüßten mich in der Ankunftshalle und im Bahnhofsgebäude waren Spielstationen mit PSP- und DS-Geräten aufgebaut. Rückblickend muß ich mit Wehmut sagen, die Games Convention lag in Leipzig in der Luft und für mich kann die Messe in Köln nicht mit Leipzig mithalten. Es war eine tolle Atmosphäre in Sachsen und der Geist der GC war vom 23. August bis 26. August 2007 allerorten spürbar.


Ebenso romantisch wie manche Flecken Saschsens war meine Unterkunft. Statt in einem großen Messehotel übernachtete ich wieder einmal in Wiederitzsch, einem kleinen Ortsteil von Leipzig, der fußläufig zu Messeglände lag. Auch dies gehörte zum Einstimmungsprogramm. Ein kleines Dachgeschosszimmer bot mir die nötige Distanz zum technisch hochgezüchteten Trubel der Messehallen. Soljanka statt Carpaccio.
Planlos durch die Hallen
Natürlich hatte ich mir vorgenommen, meinen Besuch planvoll anzugehen. Aber schon in der ersten Halle verwarf ich dieses Vorhaben aufgrund der übermächtigen Ablenkung und schlenderte kreuz und quer über die Messe. Ein paar Schwerpunkte hatte ich dennoch: der Stand von Sony reizte mich dieses Jahr besonders, denn ich wollte mir damals unbedingt eine PS3 kaufen. Außerdem wollte ich mir BioShock von 2K anschauen und einen Abstecher in die Retro-Ecke machen. Von allen drei Erlebnissen war ich begeistert, wie ihr in diesem Beitrag nachlesen könnt.
Also: rein ins Getümmel und den virtuellen Schreibblock gezückt. Die Messestände der Publisher erschienen mir dieses Jahr ingesamt noch imposanter und ausgefeilter als 2006. In der großen und lichtdurchfluteten Eingangshalle zog Activision mit einer echten Halfpipe für “Tony Hawk’s Proving Ground” die Besuchermassen an.

In einer der ersten Hallen wurden Spielcharktere in Lebensgröße ausgestellt. Hier traf man beispielsweise Big Daddy (BioShock), Gordon Freeman (Half-Life 2) oder Spiderman.
Mein nächster Halt war die Sonderausstellung Digital Beauty, die im Rahmenprogramm der GC lief. Hier drehte sich alles um Computerkunst und die Erschaffung virtueller Charaktere. Fasziniernd wie weit die Schöpfung künstlicher Figuren bereits fortgeschritten ist. Spannend: in einem Workshop konnte man unter fachkundiger Anleitung selbst lernen, seine Heldin oder seinen Helden zu erstellen.



GAMES CONVENTION 2007
Ort und Termin
Die Games Convention fand vom 23. August bis 26. August 2007 auf dem Gelände der Leipziger Messe statt.
Best of GC 2007
Ausgewählte Spiele-Auszeichnungen der Jury zu dieser Messe: Crysis, Bioshock, God of War: Chains of Olympus, Age of Conan uvm.
Konzert-Highlights mit Videospielmusik im Gewandhaus zu Leipzig
StarCraft, Final Fantasy XI, Ragnarok 2, Stranglehold, Metal Gear Solid 3: Snake Eater, Secret of Mana, The Abbey und Turrican 2.
Weltpremieren von Konami auf der GC 2007
PES 2008 für PlayStation 3.
Das Atari Lineup
The Witcher, Ace Combat 6: Fires of Liberation, Asterix bei den Olympischen Spielen und Obscure 2.
Neue Spiele-Hits von Midway
Unreal Tournament III, BlackSite und Stranglehold.
Das mir die Geschichte der Computer- und Videospiele besonders am Herzen liegt, wissen vermutlich die meisten meiner Stammleser. Insofern war es mir wichtig, den mir bereits bekannten Journalisten und Retro-Sammler René Meyer aus Leipzig, auf seinem Stand zu besuchen.
René hatte mit seiner Austellung Telespiele 1972-2007 ein unvergleichliche Menge an Handhelds, mobilen Konsolen und Table-Tops ausgestellt. Zusätzlich gab es eine Vielzahl an Heimcomputern oder eine Controller-Kettensäge (Resident Evil) bei ihm zu bestaunen. Mit seinen 274 Exponaten hat René es damit ins Guiness Buch der Rekorde geschafft. Besonders hat es mich gefreut, dass er auch einen Teil der Auslage den Computern der DDR gewidmet hatte. Diese werden nämlich in offenen Ausstellungen zum Thema nur selten gezeigt.


Von Ponys und Sternenkriegen

Spiele aus dem Bereich des Casual Gaming haben sich mittlerweile fest am Markt etabliert. Tatsächlich gehörte sogar eine Germany’s next Topmodel Software dazu, die man auf der GC ausprobieren konnte. Produkte dieser Art zeigen, wie groß der Markt für Spielesoftware in der Zwischenzeit geworden ist.
Bei den Simulationen tummelte sich beispielweise Horse Life von Nintendo. Auf der Messefläche standen sogar kleine Pony-Puppen herum, die sanft von den ebenfalls kleinen Besucher/innen gestreichelt wurden. Horse Life gibt es bis heute und erfreut sich großer Beliebheit. Aufgaben wie eigene Pferde züchten, Wettkämpfe austragen oder einfach nur das Lieblingspferd hegen und pflegen treffen bei der Zielgruppe scheinbar ins Schwarze.
Etwas mehr Andrang gab es eine Halle weiter bei Blizzard. Fast den ganzen Tag über war der Stand des Echtzeit-Strategiespiel-Spezialisten überfüllt. Wer hier das neue StarCraft ausprobieren wollte brauchte Geduld. Auf der GC 2007 wurde The Burning Crusade gezeigt, sowie die Werbetrommel für Wrath of the Lich King geschlagen.
Als Blizzard dann die Erweiterung Wrath of the Lich King im November 2008 veröffentlichte, gingen innerhalb der ersten 24 Stunden 2,8 Millionen Einheiten über die Ladentheke. Blizzard Entertainment ist bis heute einer der erfolgreichsten Spieleentwickler weltweit.


Danach ging es zu Sony. Ohne es vorher zu ahnen, sollte mein Besuch dort viel länger ausfallen als erwartet. Und das lag nicht nur an der mittlerweile verfügbaren PlayStation 3 und neuen Spielen. Sony hatte sich mit seinem Standkonzept auf der Games Convention 2007 schlichweg selbst übertroffen. Das Motto und Konzept “This is living”, das auch Namensgeber dieses Beitrags ist, bot den Besucher/innen perfektes Entertainment.
Wie ein Magnet wurde ich immer wieder vom Wohlfühlfaktor der Sony-Flächen angezogen. “Willkommen im Paradis3 Motel” entführte mich in loungige Hotel-Lobbys, mit Kronenleuchtern geschmückte Räume oder auf barocke Sofas. Und wenn man einmal in so einem Sofa eingetaucht war, wollte man nichts anderes mehr. Was für ein Stil. Was für eine Gefühl!
An dieser Stelle sollte übrigens erwähnt werden, dass Sony mit diesem Messe-Konzept einen Exhibit Design Award und iF communication design award gewonnen hat.




E-Sports und die WCG
Bereits auf den Games Conventions zuvor wurden E-Sports Wettbewerbe ausgetragen. In Halle 2 gab es die Möglichkeit, sich für das deutsche Finale der World Cyber Games zu qualifizieren. Dabei liefen 125 PCs der Firma Fujitsu Siemens PC heiß. In der ESL Intel Arena kämpfen Teams bei Spielen wie Counter-Strike oder Warcraft 3 um Preisgelder.


Nach so viel Action wurde erst einmal pausiert und im Gastrobereich der Messe entspannt.
Wenn man wollte, konnte man auch in den Außenbereich des Geländes gehen und frische Luft tanken. Für die Möglichkeiten, die die Leipziger Messe hier geboten hatte, kann man gar nicht dankbar genug sein. Die künstlichen “Strände” und das mit Sportflächen ausgestaltete Freizeitprogramm auf der GC waren großartig.


Besonders das Messegelände hat aus meiner Sicht durch den späteren Umzug nach Köln verloren. Die Leipziger Messe hat damals für die Games Convention einen tollen Job gemacht und gerade im Rahmenprogramm und den Flächen sehr viel mehr geboten. Die Stadt und Umgebung von Leipzig selbst haben sich perfekt in die Welt der Spielemesse eingefügt. Ich habe viele sehr nette Menschen dort getroffen und mich immer sehr wohl gefühlt.
Welcome to Rapture
Da war doch noch etwas? Ach ja: ich wollte doch unbedingt BioShock von 2K spielen! Gut dass mir das so spät einfiel, denn gegen Ende des Tages waren die Warteschlangen deutlich kürzer. Und so konnte ich nach ca. 20 Minuten Hand an die Maus legen und Ken Levines neues Meisterwerk ausprobieren.
Nach wenigen Sekunden war klar: genau mein Spiel! Die Atmosphäre zog mich sprichwörtlich unter Wasser. Der Raum, in dem das Spiel getestet werden konnte, tat seinen Teil dazu. Tiefe Decken, schwarze Wände und schon war ich drin: mitten in Rapture und ich war mir sicher, dass dies mein nächstes Spiel für Zuhause werden würde.

Mein Besuch der Games Convention 2007 war weniger von Stress geprägt als noch im Jahr zuvor. Das mag daran liegen, dass ich mich auf enorme Menschenmassen vorbereitet hatte. Tatsächlich aber schien mit die Verteilung besser geklappt zu haben. Ich konnte mehr spielen und musste weniger warten. Die enorme Abwechslung durch die vielen verschiedenen Standkonzepte, aufgelockert durch das tolle Messegelände, machten die GC zu einem bunten Erlebnis an das ich noch heute gern zurückdenke.
Bildergalerie
Zum Abschluß folgen doch ein paar Fotos von der Messe für euch.













Tja, die Games Convention in Leipzig. In der Zeit, als es sie noch gab, wohnte ich bei meinen Eltern, die ungefähr 70km Luftlinie von der Leipziger Messe entfernt wohnten. Ich wollte damals wahnsinnig gerne hin, aber das blieb mir aus zwei Gründen verwehrt:
1. Meine Mutter verbot mir die alleinige Reise da hin. Leider weiß ich die Meinung meines Vaters dazu nicht, aber wer weiß, ob er mitgekommen wäre.
2. Mein Bekanntenkreis bestand in der Zeit leider überhaupt nicht aus Leuten, die mir in der Gegenwart mit Interesse an Videospielen entgegen kamen. Zumindest waren diese nicht sonderlich begeistert von meinem hohen Interesse an Computerspielen, weshalb das auch nichts geworden wäre. Und selbst wenn sich da jemand gefunden hätte, meine Mutter hätte das dennoch verboten.
Und doof, dass es mich 2010 nach Leipzig zog und ich damit gar nicht so weit von der Messe entfernt war, aber da hat sie schon ihren Platz in Köln gefunden. Jetzt bin ich ohnehin erwachsen und kann die gamescom in Köln besuchen…sofern sie stattfindet (dieses Jahr gibt es dank Coronakrise eine Ausnahme).
Aber mich hätte damals der frühe Zugang zu den aktuellsten Trends der Videospielebranche wahnsinnig gereizt, da ich mich viel mehr für neues Zeug begeistern konnte als heutzutage. Wann sind Zeitmaschinen endlich ein Ding? 😀
Wie schade, dass du damals nicht zur GC konntest Kevin. Ich bin tatsächlich fast ausschliesslich wegen der Atmosphäre dort gewesen. Die Spiele waren für mich eher zweitrangig. Dabei hatte ich das Glück (bis auf einmal) immer mit Freunden gefahren zu sein. Die Messe in Leipzig hatte eine ganz besondere Stimmung. Wenn ich heute zurückblicke, war vieles “im Aufbruch”. Vielleicht liegt es aber auch nur daran, dass ich jünger war und die Retrospektive ein wenig verkläre. Jedenfalls habe ich wohlige Erinnerungen an diese Zeit. Und ich bin damals so richtig in die Retroszene eingestiegen. Die Retrobereiche auf der GC waren toll. Eine echte Gemeinschaft, offene Gespräche und viel Spaß. Dort habe ich seinerzeit beispielsweise Boris Kretzinger, das RETURN-Magazin oder Renè Meyer (Haus der Computerspiele) kennengelernt. Ich denke wenn es zeitlich mal wieder passt würde ich gern wieder einmal nach Köln. Allein schon wegen der Menschen, die ich dort treffen könnte.
Lieben Dank für deinen Kommentar!
Die Games Convention habe ich dreimal Besucht und fand die sehr angenehm und nicht so Mainstream lasstig.
War eine tolle Zeit und würde mir für Leipzig auch eine kleinere Messe wünschen, vor allem Retro und kleinere Studios. Ich war 2015 einmal bei der GamesCom als Fachbesucher, aber dennoch total enttäuscht. Trailer und ab und an Demos. Nichts was mich wirklich vom Hocker gehauen hat. Zu groß zu überfüllt vor allem dann am Freitag schon. Aber tolle Berichte, habe mich auf keinem Foto gefunden.
Mir hat, neben der eigentlichen Messe, auch das Umfeld sehr gefallen. Das Gelände ist schön und die umliegenden Ortschaften sind klein und entspannt. Ich konnte in Pensionen übernachten und bin vielen freundlichen Menschen begegnet. Außerdem weniger Verkehr und die schöne Leipziger Innenstadt. All das vermisse ich schon sehr.
Als Antwort auf die Twitter-Frage: in Leipzig war ich noch nie, weder auf der Games Convention noch sonst irgendwie, meine erste gamescom war glaube ich 2010. Die Messe sieht aber angenehm aus, besonders der helle Teil mit dem Glasdach, alles irgendwie entspannter und heller. Die gamescom finde ich von Jahr zu Jahr “schlechter” und normalen Besuchern rate ich da schon seit Jahren von ab. Es ist ekelhaft überfüllt und am Ende schafft man es mit Glück, an einem ganzen Tag zwei Trailer gesehen zu haben, die die Woche darauf eh im Internet sind. Richtig positiv finde ich nur die Hallen etwas abseits, die Indie Arena zum Beispiel oder die Retro-Ecke. In den Mainstream-Hallen ist es so voll, so laut… mittlerweile werden Trailer ja auch nur noch mit Headset gezeigt, weil man sonst einfach gar nichts verstehen kann, Spaß macht das keinen. Leipzig wäre mir allerdings für sowas zu weit weg, wäre die Messe dort geblieben, wäre ich wohl niemals hin gegangen.
Hallo David,
ich kann Dir eigentlich nur zustimmen. Tatsächlich ist die gamescom ein anstrengendes und in weiten Teilen sinnloses Unterfangen. Vielleicht sind wir aber auch außerhalb der Zielgruppe, obwohl ja immer in den Medien von der breiten gesellschaftlichen Akzeptanz von Games gesprochen wird. Aber auch für mich zählen dort nur noch die Indie- und Retro-Ecken. Vor allem, weil man dort auch noch mit den Menschen / Entwicklern / Ausstellern ins Gespräch kommen kann. Das wäre auch ein Grund mich auf der Messe auch noch sehen zu lassen. Auch um ggf. Freunde aus der Community zu treffen. Der Rest ist eine zweifelhafte kommerzielle Veranstaltung aus meiner Sicht.