Ein Gemeinschaftsbeitrag von Steph und André Eymann
Teil 1 (Steph)
Als Familie mit Baby auf die Polaris
Als frisch gebackene Eltern, die die Tickets bereits vor der wunderbaren Nachricht über den Familienzuwachs gekauft hatten, wollten wir zumindest den Freitag gemeinsam auf der Convention verbringen. Ausgerüstet mit Schutzkopfhörern und Babytrage für unseren kleinen Zwerg ging’s optimistisch Richtung Messe. Nach nur wenigen Minuten stellte sich die Kombination aus den doch recht wulstigen Baby-Schutzkopfhörern sowie der Trage als reichlich unbequem für den Kleinen heraus, sodass ein längerer Aufenthalt so kaum möglich war.
Aufgrund der lauten Geräuschkulisse, gerade in Bühnennähe, war uns dieses Unterfangen dann auch zu unangenehm für unser Kind. Wir haben den Versuch dann also schnell abgebrochen und uns bei den Messebesuchszeiten aufgeteilt. Nächstes Jahr sind wir hoffentlich besser gerüstet und der Kleine wohl auch etwas robuster, um so ein Abenteuer gemeinsam als Familie zu genießen. Mit Baby oder Kleinkind(ern) empfiehlt sich generell eher der Freitag oder Sonntag, um den Stressfaktor gering zu halten. Das ist aber natürlich eine sehr individuelle Erfahrung unsererseits.
Mama, ich bin im Fernsehen!
Am ersten Tag wollte ich mir vor allem einen Überblick über die Hallen und Stände verschaffen, bin dann aber schnell bei der RBTV-Live-Show „Löffel, Messer, Gäbel“ gelandet. Mit seiner gewohnt eloquenten Art hat Colin Gäbel sich durch die kulinarischen Angebote der Messe probiert und dabei einen treffenden Überblick vermittelt, wo man sein letztes Messegeld sinnvoll investieren könnte, wenn der Hunger kickt.
Das ein oder andere Mal wurde das Publikum einbezogen und so die „Essensreste“ verteilt. Ein paar Mal kann man mich dadurch im Publikum erhaschen, sofern man Interesse an der Aufzeichnung der Show hat. Die schon Grimme Preis-nominierte Sendung war für mich zweifelsohne eins der Highlights der Messe.
Am Ende des Tages gab’s dann noch ein weiteres Community-Schmankerl für mich. Anne und Manu von Insert Moin -einer der ältesten und am längsten laufenden Podcasts mit fast 3.500 Folgen- hatten ebenfalls einen Bühnenslot und luden zum Familien-Duell ähnlichen Quiz ein. Auch hier war der Unterhaltungswert sehr hoch und genau für solche, lockeren Formate, in denen auch die Community eingebunden wird, liebe ich die Polaris.

(v. l. n. r. Eike Cramer, Antonia Dreßler, Manuel Fritsch, Anne Wernicke, Lisa Weddehage)
Das erste Mal im Cosplay
Beeindruckt von der Polaris 2023 und den vielen Cosplayer:innen, wollte ich dieses Jahr auch endlich mal „kostümiert“ durch die Hallen schlendern. Aufgrund der geringen Erfahrung in diesem Bereich fiel meine Wahl auf ein einsteigerfreundliches Cosplay. So bin ich als weibliche Version von Axel Stone (Streets of Rage 4) meine Wege durch die Convention gegangen. Recht casual und wenig auffällig, aufgrund der Besuchermassen, aber trotzdem spaßig.

Etwas mühselig fand ich in dem Zuge allerdings die Organisation am Einlass, zumindest am rappelvollen Samstag. Schon am Freitag hatte ich die Cosplay-Umkleiden erspäht und dementsprechend geplant, dass ich mich am Samstag erst vor Ort in Schale werfe. Etwas chaotisch war dann allerdings das Schlangen-/Kontrollsystem. So gab es eine extra Schlange für die Kontrolle der Cosplay-Waffen, aber keine, die direkt zu den Umkleiden führte. Das führte dazu, dass ich mich zunächst in die normale Warteschlange eingereiht habe und dann quer durch die Einlasshalle zu den Umkleiden, vorbei an der Waffenkontrolle, manövriert bin.
In der Umkleidekabine selbst war dann nicht mal ein Spiegel vorhanden (ich vermute aus Sicherheitsgründen). Da ich wenig Erfahrungen bei derartigen Messen in Kombination mit Cosplay habe, weiß ich nicht, ob das Standard ist und die Profis hier quasi immer einen eigenen Spiegel dabeihaben. Ich habe mir dann hemdsärmelig mit der Selfie-Funktion des Smartphones ausgeholfen, um zumindest meine Perücke zurechtzurücken. Danach ging’s glücklicherweise aber recht schnell von der Umkleide zur eigentlichen Ticketkontrolle. Dennoch gibt’s hier wohl noch etwas Optimierungsbedarf.
Trotz diverser Unzulänglichkeiten von der Einlassorganisation, als auch von mir selbst, werde ich wohl auch 2025 die Convention wieder im Cosplay besuchen.
Teil 2 (André)
Messe-Feeling meets Polaris?
Für mich war es in 2024 das zweite Mal, dass ich die Polaris besucht hatte. Bereits in 2023 zeichnete sich ab, dass die Nachfrage so groß war, dass man sich für das Folgejahr etwas überlegen musste. Wohl auch deshalb zog die Polaris in diesem Jahr in die sogenannten „B-Hallen“ der Hamburg Messe um. Die Frage war: würde die Polaris ihren Wohlfühl-Spirit erhalten können?
Ja, sie konnte! Obgleich mir die B-Hallen mit ihrer linearen Ausrichtung nicht sehr zusagten. Der lange Messegang quer vom Osteingang (B4) bis zum Ende der Hallen (B1) ließ die Polaris schon sehr schlauchig und damit „messemäßig“ wirken. Etwas angenehmer war es in den Hallen B5 und B7, die beide ein besseres Seitenverhältnis bieten.
Der Grund, dass die Stimmung und Atmosphäre dennoch wieder wunderbar waren, sind einfach die Menschen. Und hier war er wieder, der Geist der Polaris: Diversität, Vielfalt und Respekt. Zwar war die Veranstaltung größer als im letzten Jahr, aber nicht weniger magisch. Man spürt einfach, was die BesucherInnen von der Messe erwarten. Es geht um die Community, die sozialen Begegnungen und vor allen Dingen den Wunsch gemeinsam eine gute Zeit zu haben.

In der Sandkiste: Indie und Retro
Im Bereich Sandbox vereint die Polaris neue Spiele und vergessene Schätze. Außerdem befanden sich hier die Stände von Nintendo (waren dieses Jahr nicht auf der Gamescom, dafür aber auf der Polaris) und Capcom. Außerdem fand sich nebenan im Cyberdome die Plitch Main Stage, sowie die Meet & Greet Area.
Steel Seed, Constance und Co.
In der Indie Area konnte man neue Spiele ausprobieren, die in klassische Arcade Automaten eingefasst waren. Eine sehr schöne Idee, die von vielen genutzt wurde. Hier habe ich sehr gern meine Zeit verbracht und aus meiner Sicht hätte man diesen Bereich gern noch etwas ausweiten können. Denn nicht nur die Spiele waren beeindruckend, sondern auch die Tatsache, dass man direkt mit den EntwicklerInnen ins Gespräch kommen konnte. Dafür fehlten aber auf der Fläche leider die Rückzugsorte, wo man sich hätte etwas in Ruhe unterhalten können. Folgend ein paar Titel, die ich hier gesehen und angespielt habe:
- Steel Seed (Dev: Storm in a Teacup, Steamlink)
- Constance (Dev: btf Games, Steamlink)
- Nordic Whispers (Dev: Backwoods Entertainment, Steamlink)
- We Stay Behind (Dev: Backwoods Entertainment, Steamlink)
- Asgard’s Fall (Dev: Soulpotion, Steamlink)
Freundorfers Eck
Im Retro Bereich gab es wieder eine sehenswerte Ausstellung mit vielen Vitrinen, die wie jedes Jahr von der Spielejournalistenlegende Stephan Freundorfer (organisiert auch den großartigen Retro-Flohmarkt) gestaltet wurde. Besonders schön: das Motto „Computer sind zum Spielen da“ wurde hier praktisch gelebt und so konnte man sich an verschiedene Retro-Konsolen und sogar einen 8er-Multi-Trackmania-Tisch setzen und gemeinsam mit anderen zocken. Die Konsolen und Computer wurden vom RETRO SPIELE CLUB zur Verfügung gestellt. Nach vielen Messestunden eine willkommende Möglichkeit sich auch einmal hinzusetzen und zu entspannen.
Retro Gamer Magazin
An einem eigenen Stand in der Sandbox fanden wir auch die Retro Gamer, eine deutschsprachige Computerspielezeitschrift, die sich mit klassischen Videospielthemen befasst und die 2024 vom bekannten Computerspielejournalisten (GameStar, GamersGlobal) Jörg Langer gerettet wurde. Zu den regelmäßigen Autoren gehören Anatol Locker, Heinrich Lenhardt, Jörg Langer, Michael Hengst, Winnie Forster, Stephan Freundorfer und Hardy Heßdörfer. Jörg und sein Team fügten sich nahtlos in den Retro Bereich ein und zeigten einmal mehr, dass Retrogaming ein lebendiger Teil unserer Gameskultur ist, der auch auf der Polaris nicht fehlen darf.

Fazit: Die Polaris gehört zu Hamburg

Ich könnte noch viel Lob verteilen für die Polaris. Wolf Lang (CEO Super Crowd) und all die Menschen, die an der Gestaltung der Polaris beteiligt sind haben Hamburg wirklich etwas Neues und Besonderes geschenkt. Ein großartiges Event, dass es in dieser Form voher bei uns nicht gegeben hat. Die Polaris ist ein elementarer Bestandteil von Hamburgs Eventkultur geworden und darüber kann ich mich nur freuen. Der nächste Besuch in 2025 ist fest eingeplant.
Abschliessend noch ein paar Highlights, die ich in kurzen Absätzen erwähnen möchte:
- Der Retro-Flohmarkt fand dieses Jahr im Obergeschoss der Halle B1 statt. Hier könnt ihr Spiele, Konsolen oder Literatur kaufen. Die Auswahl ist beeindruckend: von frühester Hardware (Famicom, Handhelds, Atari, ColecoVision usw.) bis zu aktuellen Systemen (PS5, PC) findet man hier viele Schätze und Mitbringsel. Auch kommt man hier schnell ins Gespräch und kann so eine wunderbare Bindung zu Spielen oder dem Gekauften aufbauen.
- Der Cosplay Contest war und ist für mich ein zentraler Moment der Polaris. Die Auftritte der KünstlerInnen sind nicht nur ein integraler Bestandteil der Polaris, sondern gehören zur DNA des Events. Es ist immer wieder atemberaubend, wie die Cosplays verzaubern und begeistern können. Tipp: früh ankommen an der Plitch Main Stage, die Sitzplätze werden schnell knapp. Auf jeden Fall aber nicht verpassen!
- In der Tabletop Area, einem Ruhepol der Polaris, nimmt man sich Zeit und viel Liebe für Brettspiele, Figuren und den Austausch. Hier kann man nicht nur so richtig runterkommen, sondern tatsächlich abtauchen in die Welt der Rollenspiele oder sich von den beeindruckenden Spieletischen verführen lassen.
- Wer noch nie bei Latte Art war, war nicht auf der Polaris! Runa und George kommen jedes Jahr extra aus Tokio nach Hamburg, um euch euren Kaffee mit eurem Lieblingsmotiv zu bemalen. Egal ob Panda, Totoro, Gengar oder Kirby. Schlange stehen lohnt sich, denn so etwas Zauberhaftes habt ihr noch nicht gesehen. Und hey: auch der Kaffee schmeckt gut!
- Auf den verschiedenen Stages wurde eine bunte Mischung an Panels angeboten. Ich selbst habe zwei Panels beigewohnt. Zum einem dem „Familien-Duell“ von Insert Moin, was mir großen Spaß gemacht hat. Es war wunderbar leicht und die BesucherInnen wurden einbezogen, was viel Spaß gemacht hatte. Zum anderen habe ich dem unvergleichlichen Henke und der großartigen Lara Loft zugehört, wie sie sich über die Branche, Gaming und private Geständnisse ausgetauscht haben. Mehr Unterhaltung geht nicht. Das ist Polaris pur.
- Und… es gibt noch so viel mehr: die Artist Alley, Streaming Shows, Dance Area, Art Contest, die Polaris App mit der Jagd nach versteckten Codes und Loot… ach ich höre jetzt auf. Kommt einfach beim nächsten mal vorbei <3
Video (Messebericht)
Das wunderbare Team von GAMECONTRAST hat ein tolles Video zur Polaris 2024 angefertigt, in dem ihr einen guten Überblick über die Messe bekommt. Lasst den KollegInnen gern ein Abo da oder schreibt etwas Nettes in die Kommentare.
Fotogalerie
Alle Fotorechte in diesem Beitrag liegen bei André Eymann.































































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