Moin! Mir ist bewusst das der Titel sehr provokant ist, vor allem da es mein erster Artikel ist. Kurz zu mir: ich bin Jan und werde euch ab jetzt immer mal wieder mit einem Artikel erfreuen, meistens zum Thema SEGA Dreamcast.
Um jetzt jeglichem Kopfschütteln entgegenzuwirken: ich liebe diese Konsole. Ich kann nur nicht sagen warum. Wahrscheinlich war es die Liebe auf dem ersten Blick, man kann es nicht erklären und doch ist sie sofort da.
Go to next Level
Es war im Jahre 1999, ich war damals ungefähr 15 Jahre alt und habe selten mal in einen Spielemagazin geblättert, da ich zu der Zeit eher der PC-Spieler war. Das Internet war damals auch noch nicht so präsent und doch ist eine Werbung hängen geblieben. Und zwar die der Dreamcast. Nicht weil die Werbung so gut war, aber sie hat mich neugierig gemacht, eine Konsole, die von meiner Konsolenmarke kommt, ich hatte bisher nur den Mega Drive und kannte den Game Gear.
Sie konnte anscheinend technisch mit den Konkurrenzkonsolen mithalten und hatte spannende Peripherie, wie den Fishing-Controller oder die Lightgun. Dazu die geniale Speicherlösung mit den VMUs, auf denen sogar Minispiele laufen sollten. Außerdem eine großartige Grafik und es war eine 128-Bit Konsole, genauso wie die PlayStation 2. Das konnte doch nur ein Erfolg werden. Ich war damals ziemlich naiv und plötzlich war sie wieder vom Markt verschwunden und geriet auch bei mir aus dem Sichtfeld, da es spannendere Themen für einen Jugendlichen gab.

Aber wie kam ich denn jetzt zu meiner Dreamcast?
Irgendwann mit Mitte zwanzig war ich dann mit anderen Themen beschäftigt. Ich baute ein Haus, meine Kinder erblickten das Licht der Welt und gearbeitet wurde natürlich auch. Trotzdem schaffte ich es immer mal wieder auf den Kleinanzeigen-Seiten im Internet zu schauen. Und da ploppte sie auf: eine Anzeige das jemand aus meiner Nähe eine Dreamcast verkauft! Mit der Originalverpackung und einigen Spielen. Also habe ich ihn sofort angeschrieben, ihr wisst ja die erste Liebe vergisst man nicht…
Ein paar Tage später wurden wir uns einig und die Dreamcast zog endlich bei mir ein. Als die Kinder schliefen, habe ich die Dreamcast direkt an meinen Röhrenfernseher angeschlossen und sie hat mich nicht enttäuscht.
Die Grafik war bunt, aber nicht zu kitschig und die Spiele liefen flüssig in einer Grafik, die man sich auch heute noch gut ansehen kann. Die Controller liegen gut in der Hand, auch wenn sie aus heutiger Sicht etwas schwer sind vor allem in Verbindung mit Vibra-Pack und der VMU. Drei Spiele möchte ich euch an dieser Stelle kurz vorstellen. Es waren mit Sicherheit nicht die besten Spiele der Dreamcast und doch haben sie für mich eine besondere Bedeutung.
Ready2Rumble
„Lets get ready to Rrrruuuummmmmbbbbblllleeee“ tönte es damals aus den Lautsprechern meines Röhrenfernsehers.
Das Spiel war seinerzeit einfach perfekt, lag es an den 16 verschiedenen Boxern, die man spielen konnte? Gewiss nicht, aber welcher Familienvater oder auch Familienmutter kennt es nicht, man denkt die Kinder schlafen und dann kommt doch nochmal eins aus seinem Bett gekrabbelt und genau dafür war Ready2Rumble perfekt.
Wie es sich für einen echten Boxer gehört, muss dieser trainieren, wofür es zum Glück den Automatik-Modus gibt, dann gibt es einfache Preiskämpfe und natürlich die Turnierkämpfe, bei beiden geht es darum den Gegner nach Möglichkeit dreimal auf die Bretter zu schicken, so dass der Ringrichter ihn klassisch anzählt.
Manchmal reicht es auch ihn zweimal auf die Bretter zu schicken, ich habe bis heute nicht rausfinden können, wovon das Spiel es abhängig macht. Die Lenkung im Kampf ist denkbar simple, man steuert den Boxer per Stick durch den Ring. Mit der A-Taste schlägt man unten links, mit der B-Taste unten rechts, mit der X-Taste oben links und Überraschung mit der Y-Taste oben rechts. Die Kämpfe dauern nie allzu lange, so dass man immer wieder problemlos stoppen kann, wenn das Kuscheltier verschwunden ist oder der Schnuller-Dieb wieder zugeschlagen hat.
Die Kämpfer und der Ringrichter sind dabei wunderbar animiert und jeder Boxer hat seine ganz eigene Technik. Und wie großartig ist es wenn die Kinder schlafen und man erst in einen kleinen Raum mit kaum Publikum anfängt und nach kurzer Zeit beginnt die Hallen zu füllen, ehe es zum großen Finalkampf kommt und man am Abend Champion wird während man aus dem Kinderzimmer ein leises Seufzen hört.

Crazy Taxi
„Einfach die Boxen aufdrehen und die Reifen quietschen lassen“ – eins meiner absoluten Lieblingsspiele.
Man schlüpft in die Rolle eines coolen Taxifahrers, der natürlich seine Kunden zu ihrem Ziel bringen muss. Wer jetzt gelangweilt weiterscrollt hat dieses Spiel nie gespielt. Die Bands The Offspring und Bad Religion haben ihre Musik beigesteuert. Dazu die Geschwindigkeit mit der man durch den Verkehr fährt und das Trinkgeld, was großzügig gegeben wird, wenn man Drifts und Sprünge vollzieht oder entgegen der eigentlichen Fahrtrichtung fährt… All das machen dieses Spiel zu einem super, wenn auch kurzweiligen Funracer.
Es gibt nur eine Karte auf der gefahren wird und überall am Rand stehen Menschen und warten auf ein Taxi und wehe man kommt zu spät zum Ziel! Denn die Zeit läuft gnadenlos gegen einen. Das Spiel kombiniert perfekt die treibende Musik und die Geschwindigkeit des Taxis und die ablaufende Zeit so dass es regelmäßig zum Adrenalinschub kommt.
Die Steuerung ist simpel: Gas geben, lenken und man kann sogar springen, somit ist für Spaß gesorgt. Ich habe das Spiel immer gern gestartet, wenn ich einfach einen blöden Tag hatte und auch heute, nach all den Jahren, mache ich es immer mal wieder. Dabei schaue ich mir die unverwechselbare Grafik an und genieße die kleine Auszeit. Wenn ihr also mal wieder einen typischen Montag hattet, denkt an meine Worte, dreht die Lautsprecher auf und habt einfach eine gute Zeit.

Silver
„Komm Schatz, wir retten Jennifer“ hieß es als die Kinder etwas länger schliefen und der Schnuller-Dieb nachts immer seltener kam.
Silver war eins der wenigen Spiele, die sowohl mir als auch meiner damaligen Frau gefallen haben. Davids Frau Jennifer wird vom fiesen Bösewicht Silver entführt, wie es sich für ein typisches Rollenspiel gehört, zieht der Held also los, um sie zu retten.
Während des Spiels begleiten ihn dabei immer wieder neue Gefährten, mit ganz unterschiedlichen Stärken. Man zieht durch verschiedene Landschaften wie Haven den Vulkangebiet, Nordik der Eisregion, den Dschungel Rain, der Wüste Gondal bis tief ins Reich Saffrien und bekämpft dabei allerhand Schurken, in Echtzeitkämpfen.
Die Steuerung mittels Controller funktioniert dabei überraschend gut, ich war zuerst sehr skeptisch und auch optisch kann es sich definitiv sehen lassen. Klar das Spiel ist kein Highlight, die Story sehr vorgegeben und von Open World sind wir weit entfernt. Aber genau das machte es so wunderbar man läuft nicht stundenlang umher, um dann festzustellen das es doch nicht der richtige Ort ist.
Die Story ist nicht allzu komplex, so dass man auch nach ein paar Tagen wieder einsteigen kann. Halt einfach ein gutes Rollenspiel für junge Eltern, die am Abend mal eine Stunde Zeit haben und einfach mal ein Held sein wollen, nachdem man die größte Schlacht, die Kinder ins Bett zu bringen, schon gewonnen hat.

In den nächsten Jahren hatte ich immer mal wieder diverse andere Konsolen und habe sie wieder verkauft, die Dreamcast blieb ab dem Moment aber immer bei mir.
Ja das klingt alles spannend aber nochmal: „Warum ausgerechnet die Dreamcast?“
Die Frage ist berechtigt, vor allem da ihr jetzt schon so viel gelesen habt. Ich könnte jetzt die Standardantworten geben, großartige Grafik, Internetfunktion, innovative Controller und natürlich Spiele wie Shenmue, Daytona, Crazy Taxi…
Ich könnte jetzt auch die für damaligen Zeit technischen Highlights aufzählen, aber ich will euch auch nicht langweilen.
Aber ganz ehrlich das ist es nicht, es war einfach die Liebe auf den ersten Blick, man hat sie gesehen und wusste einfach die will ich haben. Und ihr habt mich natürlich erwischt, natürlich ging es irgendwie auch um die Optik und den Inhalt.
Optisch hat sie mich überrascht, da sie farblich anders war als die anderen SEGA Konsolen, die fast alle schwarz waren. Auch ihre Figur gefiel mir sehr, der kleine, graue Kasten, kaum größer als das Laufwerk und doch gefüllt mit Technik.
Und sie hat mich mit ihren Internet-Funktionen und Ideen um den Finger gewickelt, das klang alles nach der spannenden Zukunft, während ich mich zuhause an meinen PC mit AOL rumgeärgert habe. Manchmal wünschte ich mir wir hätten damals schon Breitband-Internet gehabt und SEGA hätte es finanziell etwas länger durchgehalten, dann wäre die Geschichte anders ausgegangen.
Man muss sich nur mal ansehen wie viele junge Leute heutzutage Fortnite spielen. SEGA hatte damals schon erkannt, wie wichtig Online-Gaming werden würde. Es existierten sogar schon Pläne die Konsole zum Home-Media-Hub werden zu lassen. Genau diesen Mut und Ideen fand ich sehr anziehend, es war wahrscheinlich SEGAs letzter Versuch. Trotz der Lage, in der sie sich befanden, haben sie noch einmal so viele Ideen in die Waagschale geworfen und ein kleiner Junge aus dem schönen Schleswig-Holstein fand genau das extrem sexy.
Wenn ihr auch so eine Konsole habt oder hattet, dann schreibt doch gern mal einen Kommentar. Ich bin neugierig! Ich hoffe euch hat mein erster Artikel nicht verschreckt und würde mich sehr über Reaktionen von euch freuen.
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