Über die Magie von Coop- und LAN-Spielen

Von André Eymann am
Kommentiert von: Michael Baumann, Sven Neuhaus, Michael Braun, Tobi, RFR, André Eymann, Poly, Alexa Sprawe, Alex, Das kriechende Chaos, Leo
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Vergessen wir für die Lesezeit dieser Geschichte das Internet und Errungenschaften wie das Online-Gaming. Wir befinden uns in den 1980er Jahren und stellen uns vor, dass wir zu zweit, gemeinsam an einem Heimcomputer, ein Spiel namens Artillery Duel spielen.

Artillery was?

Schlägt man unter dem Begriff Artillerieduell in gängigen Lexika nach, gerät man schnell in ein Kreuzfeuer des militärischen Sprachgebrauchs. Von „Vernichtung“ oder zumindest einem „erzwungenen Stellungswechsel des Gegners“ ist dort die Rede. Da der genaue Standort des Feindes unbekannt ist, muss man sich an dessen Stellung – bis zum Sieg – „heranschießen“.

Spätestens jetzt klingeln bei Retrogaming-Veteranen die Ohren. Denn genau diese Situation brachte seinerzeit der C64-Klassiker Artillery Duel auf die heimischen Bildröhren.

Die Ur-Version Artillery wurde von Mike Forman in BASIC programmiert und erschien 1976 mit einer textbasierten Darstellung. Eine Weiterentwicklung (War 3) von 1977 enthielt bereits wichtige Einflussfaktoren wie Entfernung, Schusskraft oder Schusswinkel. Den ersten grafischen Grundstein für das spätere Artillery Duel legte 1980 das Apple-II-Spiel Artillery. Neben der optisch ansprechenden Visualisierung führte die in Applesoft BASIC entwickelte Fassung zusätzlich Wind als Einflussfaktor ein. Nun waren alle wesentlichen Spielelemente der rundenbasierten Action vorhanden.

Die ersten Konsolen-Versionen, die Artillery Duel zu mehr Bekanntheit verhalfen, erschienen 1982 auf Ballys Astrocade und dem Magnavox Odyssey². Ab jetzt hatte das Spiel eine fast reale Darstellung der Spielumgebung. Die bereits definierten Einflussfaktoren fügten sich nun in ein optisches Gesamtsetting ein, das auch heute noch das „Artillery Game“ definiert.

Übrigens: Von der Frühzeit der Videospiele bis heute können viele Spielkonzepte auf die grundlegenden Elemente von Pong zurückgeführt werden: zwei Spieler, eine Grenze und ein mit Punkten messbares Spielziel. Pong von 1972 legte auch den Aufbau von Artillery Duel fest.

Artillery Duel auf der Ballys Astrocade Konsole war bereits 1982 grafisch recht ansprechend. (Bild: Bally)
Artillery Duel auf der Ballys-Astrocade-Konsole war bereits 1982 grafisch recht ansprechend. (Bild: Bally)

Wir hatten ja nichts

Wo spielen, wenn man selbst kein Spielsystem besitzt? Die Antwort: dort, wo es möglich ist! Also rauf aufs Fahrrad und ab zum besten Freund geradelt. Es gibt ja immer jemanden, der ein Atari 2600, einen Commodore 64 oder gar einen Amiga hat. In Ermangelung der eigenen technischen Ausstattung waren wir als Videospiel-Kids der 1980er Jahre gezwungen, den Kontakt zu anderen Kindern zu suchen und unseren Standort zu wechseln.

So sitzen wir wenige Minuten später gemeinsam beim Nachbarn vor dem Brotkasten und laden Artillery Duel von Diskette. Schnell noch die Ranks (Captain!) eingestellt und schon baut sich die Bergwelt vor uns auf. Vögel zwitschern und wir fiebern einer günstigen Stellung unseres eigenen Geschützes entgegen. Ab jetzt heißt es: nur einer kann gewinnen!

Artillery Duel ist ein perfektes Beispiel für die frühe Ära des „zusammen Zockens“. Das Spiel ist überschaubar, hat eine flache Lernkurve und verspricht dennoch viele Stunden der gemeinsamen Spielfreude.

Die Magie der Zweisamkeit

Ich bin sicher, dass mir viele Spieler zustimmen werden: Das gemeinsame Spielen dieser Zeit hatte etwas Magisches. Die Spannung und Leidenschaft, mit der wir damals vor den Konsolen oder Heimcomputern um Punkte kämpften, war von einer ganz besonderen Atmosphäre geprägt. Wie könnte man sonst erklären, dass uns ein Spielkonzept wie Artillery Duel stundenlang gefesselt hat?

Schenkelklopfen, Haare raufen und Frustschreie waren die Zutaten des sozialen Duells. Man spielte nicht gegen den Computer, sondern gegen seinen Mitspieler. Jede Reaktion des anderen war durch die Körpersprache lesbar. Das Verzweifeln, die Unsicherheit, die Freude. So wurden Zwei-Spieler-Spiele wie The Way of the Exploding Fist, Bruce Lee oder Wizard of Wor zu Institutionen ihrer Zeit.

Die Grenze zwischen dem kooperativen und dem unkooperativen Spiel verschwamm dabei gelegentlich. Aber auch das war Teil des gemeinsamen Spiels. Zufallstreffer des Gegners in Wizard of Wor beispielsweise wurden dann mit kurzen Sätzen wie „Sorry, ich kann nichts dafür, wenn Du im Weg stehst!“ quittiert.

Sogar wenn nur einer spielte, gab es eine Zweisamkeit. So wurde dem anderen einfach beim Spielen zugeschaut. Das gemeinsame Lösen von Aufgaben führte zu einer geteilten Spielerfahrung. Das klappte nicht nur bei den in diesem Zusammenhang oft zitierten Adventures (bspw. The Secret of Monkey Island), sondern auch bei nahezu jedem anderen Videospiel dieser Epoche.

Wizard of Wor auf dem Commodore 64 von 1982 war herausfordernd und abwechslungsreich. Schnell konnte man unabsichtlich auch den Spielpartner „abschießen“. (Bild: Commodore)
Wizard of Wor auf dem Commodore 64 von 1982 war herausfordernd und abwechslungsreich. Schnell konnte man unabsichtlich auch den Spielpartner „abschießen“. (Bild: Commodore)

Kooperativ zum Ziel

In den 1990er und 2000er Jahren durchlebten wir dann den Zenit der LAN-Partys. Ego-Shooter wie Doom, Quake, Unreal Tournament oder Counter-Strike bündelten das gemeinsame Erlebnis im heimischen Wohnzimmer oder in großen Hallen. Auch hier war die soziale Magie wieder der Treibstoff der Motivation.

Nur allzu gern erinnere ich mich an den LAN-Coop-Modus von Rune. Das Hack-and-Slay-Walhalla-Spiel von Human Head Studios hatte uns im Jahre 2000 wochenlang an unsere PCs gefesselt. Gemeinsam sind wir in die nordische Mythenwelt abgetaucht und haben uns gegenseitig beim Durchstreifen von Höhlen und Eiswelten den Rücken freigehalten. Das Zusammenarbeiten und Zusammenhalten in dieser virtuellen Welt hat uns großen Spaß gemacht und die Erinnerungen daran lassen sich bis heute mühelos abrufen.

Egal ob im lokalen Multiplayer gegeneinander oder im Coop miteinander: das gemeinsame Spielen an einem Ort hat uns berührt und immer wieder zusammengeführt.

Zu Zeiten von Artillery Duel gab es noch keine Netzwerke und somit gab es für uns keine andere Möglichkeit, als gemeinsam an einem System zu spielen. Das Aufkommen der lokalen Netzwerke ermöglichte uns dann Multiplayer-LAN-Spiele. Auch hier waren wir wieder in einer lokalen sozialen Struktur.

Das Hack and Slay Adventure Rune auf dem PC von 2000 bot einen großartigen Coop-Modus für die gesamte Spielkampagne. (Bild: Human Head Studios)
Das Hack and Slay Adventure Rune auf dem PC von 2000 bot einen großartigen Coop-Modus für die gesamte Spielkampagne. (Bild: Human Head Studios)

Ein unwiederbringlicher Verlust

Erst mit dem Internet erschienen MMOGs (Massively Multiplayer Online Games). Fortan konnten Spieler online mit oder gegen weit entfernte Menschen spielen. Leider sind LAN- oder Coop-Spiele – vor allen Dingen in der Konsolenwelt – zur Ausnahme geworden. Nur wenige Marken wie Unreal Tournament (Epic) oder Modern Warfare (Activision) pflegen diese Spielmodi noch.

Mit dem Verlust der LAN-Spiele verlieren wir in unserer Spielkultur eine besondere soziale Intimität, die Online-Games nicht ersetzen können. Kein TeamSpeak kann die Präsenz des Menschen neben uns ersetzen und kein Skype die unmittelbare Reaktion eines LAN-Mitspielers imitieren.

Gleichwohl setzt die die Spieleindustrie weiter auf die kommerzielle Optimierung von Online-Spielen, die natürlich für die Hersteller weit mehr Profit bedeuten. Der Schaden für uns Spieler aber ist unwiederbringlich. So bleibt nur die Hoffnung, dass die Hersteller den LAN-Modus wieder als einen Wert entdecken, den es – aller monetären Interessen zum Trotz – zu bewahren gilt.

Wie ist es bei Dir? Kannst Du Dich auch noch an Coop- oder LAN-Erlebnisse erinnern? Welchen Stellenwert hatten oder haben diese Spielmodi für Dich? Welche Spiele kommen Dir dabei in den Sinn? Vermisst Du diese Zeit?

Quellen und Verweise


Veröffentlicht in: Videospielgeschichten
Claudio

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Kommentare (16)

  1. Hi! Ich bin eher zufällig auf deine Seite und den Artikel über LAN-Partys aufmerksam geworden. Du wirst dich wundern, es gibt einen harten Kern, der sich immer noch regelmäßig zum gemeinsamen zocken trifft.
    Unsere Community ist ca. 30 Leute groß und wir sind alle im goldenen Zeitalter der LANs groß geworden.
    Seit mehr als 25 Jahren veranstalten wir private Events und erfreuen uns nach wie vor an Titeln, wie Half-Life, Age of Empires, Quake, Unreal, Starcraft, uvm.
    Eine Kleinigkeit hat sich im Laufe der Zeit geändert. Wir spielen inzwischen nicht mehr von spät bis früh, sondern von früh bis spät. Unsere Frauen haben wenig Verständnis dafür, wenn wir uns die Nächte um die Ohren schlagen und den Folgetag bis nachmittags im Bett liegen 😉

    Wenn dir Osnabrück nicht zu weit ist, bist du herzlichst eingeladen…jeder andere, der den Artikel ließt natürlich auch!

    André Eymann
  2. Haha, sehr lustig, ich habe die Zeit der LAN Partys leider nicht mitgemacht, alle meine Freunde fanden Computer blöd.
    Eingestiegen bin ich ende der 70er Jahre mit einem PONG Derivat von Quelle (denke ich), weiter ging es mit dem
    Interton vc4000 und dann schließlich dem C64.
    Anfang der 90er stieg ich dann auch den PC um…. aber wie gesagt… keine Freunde die Computer mögen….
    Vor gut 11 Jahren hab ich dann mit meinem Sohn (damals 9) eine Netzwerk aufgebaut und wir haben Command & Couquer – Alarmstufe Rot 2 und Yuris Rache per LAN zusammen gespielt….. das hab ich dann ca 4 bis 5 Jahre später mit meinem 2. Sohn wieder gemacht.
    Mein großer Sohn hat die Zeit der LAN Party in der Endphase mitgemacht…. mittlerweile spielen wir zusammen PUBG online im Team und mit Sohn Nr. 2 Ring of Elysium dann zu dritt.
    Mit 14 ist das eigentlich zu früh für solch ein Game (PUBG geht nicht, zu heftig realistisch…. Einschußwunden… nene), aber wir begrenzen das auf 1 bis maximal 2 Stunden.
    Was auch sehr viel Spaß macht ist World of Padman… für LAN und Internet.

    So genug geschrieben…..

    Grüße
    Zocker Dad (51)

    PS: Die Jungs von meinem Großen (20) sind immer ganz neidisch, und er ganz stolz, wenn er erzählt das er mit seinem Papa zockt….

    ClaudioTobiAndré Eymann
  3. Ha, ha! Ich musste wirklich schmunzeln: Wizard of Wor und Artillery Duel waren für uns seinerzeit (C64, ca. 1985) auch erste Wahl, was Spiele betrifft, bei denen man gegeneinander antreten musste! Hat sich bis heute auch kaum geändert: wenn ich mit Freunden ein Retro-Treffen mache, kommen genau diese Spiele zum Einsatz: Archon, Summer Games, Winter Games, Virtua Tennis 2 (Dreamcast), Warlords, Indy 500, Slot Racers (die letzten drei auf dem Atari VCS 2600), um nur ein paar zu nennen. Kleiner “Geheimtipp” für Koop-Spieler: The Castles of Doctor Creep – ein frühes “Escape Game”. Auf einer der letzten Eurocon-Treffen für Retro-Videospieler haben wir Shotgun und Frogs für vier Spieler gegeneinander gezockt (C64) – hat auch riesigen Spaß gemacht:
    http://shotgun.drwuro.com/#BOXED
    http://frogs.drwuro.com/#BOXED

    TobiAndré Eymann
  4. Spiele gemeinsam zu spielen, war eine der besten Erfahrungen meiner Jugend. Das ging sogar soweit, dass Spiele die eigentlich nicht dafür gedacht waren, gemeinsam gesteuert wurden. Zum Beispiel haben wir die Söldner bei Jagged Alliance aufgeteilt, aber vor allem Shooter wie System Shock und Cyclones wurden gespielt, mit einem am Keyboard, während der andere die Maus betätigte. Das hört sich zwar nach einer schecklichen Art zu Steuern an, funktioniert aber, wenn man sich mal daran gewöhnt hat.
    Danach kam die Zeit der LAN-Parties, mal im kleinen Rahmen mit drei oder vier Freunden, mal größer, mit bis zu zehn Leuten im Haus verteilt. Dort wurde dann die hier häufig genannten Standardkandidaten gespielt (Q3, UT, CS…), aber vor allem auch etwas unbekanntere Spiele, wie das spassige “Ballerburg”, oder der weitgehend unbekannte Half-Life Mod “Vampire Slayer”. Viele Erlebnisse bei solchen Aktionen, lassen sich einfach nicht online reproduzieren. So zog an einem schicksalhaften Abend beispielsweise die gesamte Crew los um Pizza zu holen, während einer zurück blieb der nicht hungrig war, weshalb auch kein Schlüßel mitgenommen wurde (Die Eltern waren im Urlaub, was eigentlich immer die beste Konstellation für eine LAN-Party war). Der Kollege schlief dann natürlich promt ein, während die anderen, einen Stapel Pizzaschachteln in der Hand, ausknobeln durften, wer genau in den vor Spinnen wimmelnden Lichtschacht kriechen musste um gegen das Kellerfenster zu trommeln hinter dem der Schlafende lag.
    Solche Wochenenden und Abende haben in unserem gesamten Freundeskreis einen bleibenden Eindruck hinterlassen, so dass viele von uns sich seit einigen Jahren einmal pro Jahr zu einer Retro-LAN treffen, komplett mit echter (restaurierter) Hardware aus der Zeit. Einer unserer Kollegen reist dafür sogar aus der Schweiz an.
    Diese Art des Spielens ist ein Produkt ihrer Zeit, die leider heute größten Teils verloren scheint, aber ich bin sehr dankbar, dass ich sie in ihrer Blüte miterleben durfte.

    TobiAndré Eymann
    1. Netter Rückblick, da wäre ich froh, wenn ich nicht der Auserwählte wäre 😀
      Ballerburg, natürlich! Sehr wohl in meinen damaligen Kreisen bekannt, das lief eigentlich immer auf irgendeiner LAN Party und sorgte für viel Geschrei.
      Crimsons Skies war auch mehr so ein Insider, den niemand wirklich kannte, wenn er nicht gerade gleichzeitig auf Steampunk und Flugsimulatoren stand.
      Das war eine gelungene Abwechslung zu all den Standardshootern, die wir so hatten.

      André Eymann
  5. Obwohl ich Multiplayer heute vornehmlich online auf Public Servern spiele, wird für mich der lokale Mehrspieler auch immer die beste Art bleiben. Ich kann mich noch gut erinnern, wie ich immer mal wieder mit Freunden via Link-Kabel zwei PS1-Konsolen vernetzt und Command & Conquer gespielt habe. Nach einer Weile brach die Bildrate komplett ein, weil die PS1 offenbar überfordert war, aber wir haben es trotzdem geliebt. Später spielten wir Age of Empires oder Unreal in einem kleinen LAN bei mir oder ich schleppte gleich mehrere Xbox-Konsolen zu meinem besten Freund und wir machten da zu viert das Wochenende durch. Das sind einige meiner schönsten Jugenderinnerungen und das kann leider kein Teamspeak und keine Xbox Live Party auch nur annähernd ersetzen. Schon mit dem Mega Drive habe ich unzählige Stunden mit meinem Bruder am TV verbracht und gemeinsam Spiele wie Golden Axe oder Streets of Rage gemeistert. Einige dieser Klassiker kramen wir sogar heute noch hin und wieder heraus, um die alten Zeiten aufleben zu lassen. Natürlich ist das mit Xbox Live, Steam usw. alles weniger geworden, aber es gibt durchaus auch neue Spiele (zumindest Indies), die wir genauso begeistert auf der Couch spielen wie damals.

    TobiAndré Eymann
    1. Danke für Deinen Kommentar Poly! Da hast Du ja gleich eine ganze Liste an guten Beispielen und Erinnerungen geliefert. Es ist wirklich schade, dass man Koop-Spiele heute oft nur noch mit “guten alten Zeiten” verbindet. Natürlich kann man auch heute noch LAN-Partys durchziehen, aber der Aufwand und Wille ist ja schon eine kleine Hürde.

      Tobi
  6. Mein Mann und ich haben seit einigen Jahren eine Tradition: Zwischen den Jahren nehmen wir uns eine Woche komplett frei und spielen Koop-Spiele bis wir nicht mehr können. Und ein Spiel spielen wir jedes Jahr an Neujahr durch: “Der Herr der Ringe: Der Krieg im Norden” ist im Grunde unser “Dinner for One”. Als wir das Spiel das erste Mal vor Jahren gespielt haben, waren wir so gefesselt, dass wir die Zeit vergaßen. Irgendwann fiel uns auf, dass bereits die Sonne aufging. Seitdem wollten wir dieses Erlebnis wiederholen, aber es war natürlich nie wieder so magisch. Nach dem vierten Spieldurchlauf wollten wir die Tradition beenden (denn irgendwann beginnt die Geschichte zu langweilen, auch wenn die Bugs tatsächlich sehr amüsant sind – immer wieder aufs Neue), mussten dieses Jahr aber feststellen, dass doch etwas fehlt. Also haben wir das mit einigen Monaten Verspätung nachgeholt. Der eigentliche Grund, weshalb wir “Der Krieg im Norden” aber so oft spielen (gespielt haben?) ist, dass es tatsächlich kaum ähnliche Koop-Spiele gibt. Wir haben zwar bspw. auch “Diablo 3” gespielt, “Divinity” und “How to Survive”, aber das ist dann doch etwas anders. Die Suche geht also weiter.

    TobiAndré Eymann
    1. Wow, eine Woche frei nehmen und dann Koop-Spielen? Das ist ja schon etwas besonderes. Was für eine schöne Idee! Vor allen Dingen wenn man sie ritualisiert hat. Und Deine Geschichte mit dem “Dinner for One” ist ebenfalls sehr berührend. Was es alles gibt 🙂

      Wie ich herauslesen kann, leidest auch Du/ihr unter einem entsprechenden Nachschub an Koop-Spielen. Mich würde wirklich mal interessieren, wie hoch hier die “Dunkelziffer” so ist. Ganz bestimmt geht es uns nicht allein so. Und das führt mich zu der Frage, warum der Markt diese Bedürfnisse nicht öfter befriedigt.

      TobiAlexa Sprawe
  7. Auch ich habe Monitore + Rechner durch die Gegend gefahren, um mit meinen Freunden Videospiele zu erleben. Wenn es sein musste stand ich sogar mit den Geräten an der Bushaltestelle. Einmal wurde sogar der C64 + Disklaufwerk + Kabelzeug mit dem öffentlichen Nahverkehr transportiert.
    Da das immer viel Aufwand war trauere ich der Zeit nicht unbedingt nach. Mit den heutigen Konsolen ist es doch viel einfacher. Die sind klein, kompakt und lassen sich besser transportieren.
    Leider gibt es immer weniger Spiele die Couch-Koop unterstützen. Aber man findet sie noch. Wenn ich heute meinen Bruder besuche, dann schauen wir immer das einer von uns ein Spiel zur Hand hat, welches wir zusammen auf der Couch spielen können. Selbst wenn das Spiel nicht so der Hammer ist, zusammen auf der Couch wird selbst eine Gurke zu einem großen Spielspaß. Zuletzt erlebt mit dem Spiel “Bud Spencer & Terence Hill: Splaps and Beans”. Oh je, ist das eine Spielgurke. Zu zweit hatten wir aber einen riesen Spaß.
    Früher auf dem PC habe ich mit den Kumpels im lokalen Netzwerk oft Duke Nukem 3D, Wacky Wheels, Diablo oder auch schon mal Age of Empires gespielt.

    TobiAndré Eymann
    1. Klar haben wir damals auch über das “Geschleppe” gejammert. Aber auf der anderen Seite waren wir voller Enthusiasmus und Vorfreude, so dass es eigentlich nebensächlich war.

      Wacky Wheels von Apogee – ach wie cool. Das habe ich lang nicht mehr gehört. Ja, daran habe ich auch gute Erinnerungen. Das hat uns auch immer einen großen Spaß gemacht!

      Tobi
  8. Ich streue hier mal noch einen Hinweis auf das grandiose Hidden & Dangerous 2 von 2004 ein, dessen Coop uns Monate fesselte und noch heute gerne auf unseren VeteranenLANs gehockt wird.

    TobiAndré Eymann
  9. Ich habe Artillery Duel sehr, sehr oft gespielt. Auch alleine, was sich heute irgendwie komisch anhört…
    Zusammen zocken – besonders im Coop – hat mir damals viel mehr Spaß gemacht als gegen Einander zu spielen. Eine Eigenschaft, die ich bis heute bewahrt habe. Leider sind Spiele mir Coop-Multiplayer besonders in lokaler Form unglaubliche Mangelware geworden, was ich sehr schade finde.

    Ich kann mich noch gut an unsere LAN-Parties erinnern. Stundenlang haben wir Diablo, Starcraft und Doom gespielt, nachdem wir alle unser Equipment, inklusive den sauschweren Röhrenmonitoren, zusammengetragen haben. Wie du selbst geschrieben hast kann kein Online-Multiplayer das Gefühl einer LAN-Party vermitteln.

    Wie auch, denn es fehlt das gemeinsame Pizzaessen, Knabberzeug und der eine Spieler, bei dem das Netzwerk nicht funktioniert…

    TobiAndré Eymann
    1. Haha, das stimmt, den einen Spieler gab es irgendwie immer.
      Die einen Spielen schon los, die anderen versuchen wie verrückt auf die nötige Version zu patchen und der eine kriegt die Krise, weil er sich nicht verbinden kann.
      Lustig war es auch, wenn unterschiedliche Windowsversionen liefen, Chaos vorprogrammiert, aber meist weniger, als zunächst befürchtet.
      Ich schließe mich an, Coop fand ich meist auch wesentlich besser, als jeder gegen jeden.

      André Eymann
    2. Ich erinnere mich noch an eine Sommer-LAN-Party im 5. Stock eines Mietshauses bei einem Freund. Wir haben alle unsere 19 bis 21-Zoll Röhren durchs Treppenhaus geschleppt und saßen nach ca. 10 Stunden mit Handtüchern um den Nacken bei ca. 35 Grad unter dem Dachgeschoss. Das war sprichwörtlich ein physischer Battle. Man kann sich gut vorstellen, wie die ca. 10 Röhren die ohnehin schon aufheizte Bude noch weiter befeuert haben. Aber auch wir waren heiß. Heiß auf Quake, UT und unser Lieblingsspiel damals: UT Strike Force. Ja ja, wir haben viele Mühen auf uns genommen. Und wir haben nicht eine Sekunde darüber nachgedacht, weil es uns so eine Freude gemacht hat! Eine geile Zeit war das.

      Tobi
  10. Ich kann mich grau an irgendetwas ähnliches wie Artillery Duel erinnern – bei Freunden auf dem C64, ich selbst hatte leider keinen.
    Später dann gab es irgendein ein vom Prinzip her sehr ähnliches Spiel auf dem Amiga (vermutlich gab es aber dutzende Klone), das spielte ich eine Zeit lang recht oft mit meinem älteren Bruder.

    Ich bin da total bei dir, die Spielekultur hat sich sehr verändert. Wir ziehen uns zurück, sondern uns ab, eine richtige Nähe ist das Kommunizieren über das Internet in meinen Augen nicht wirklich.
    Wie war das klasse damals, zusammen beispielsweise Firepower, Super Cars, Lotus, Escape from the Planet of the Robot Monsters zu zocken, dicht an dicht, mit schallendem Gelächter (oder manchmal auch mit Wut im Bauch 😀 ), oder ein Adventure gemeinsam zu lösen? Gemeinsam zocken, in den Ferien oder am Wochenende dann auch oft sehr ausgedehnt und inklusive Übernachtung und Chips-Vollpension auf der dazugeschobenen Matratze, bis wiederholt ein Elternteil durch den Türspalt lukte und nochmals bitte bitte endlich um Ruhe bat.
    Gefolgt von den LAN Parties mit den Kollegen, der weit verzweigte Kabelbaum auf engstem Raum, mal in der gleichen Stadt, mal im geräumigen Ferienhaus in Dänemark (ja, wir haben wirklich alles hochgekarrt), oder mal hunderte Kilometer zum Clantreffen in den Ruhrpott.
    Raketen, Railguns, Schreie, Camper, alte Flugzeuge und Schleichereien, meist in dichtem Zigarettennebel umgarnt von “leichtem” Bierduft. Heute schlage ich wegen der zwei letzteren Dinge die Hand vor die Stirn, aber zu der Zeit war es einfach so. Aber eins, das hatten wir – jede Menge Spaß. Und das zusammen, nicht digitalisiert als Stimme im Ohr. Mag sein, dass viele sagen, dass es doch (fast) das Gleiche ist, ich sehe das anders. Die Gemeinschaft war anders, greifbarer, wirklicher. Das fehlt.

    Als Tipp für Armlängen-Coop im heutigen, köpfegesenkten Smartphone-Alltag möchte ich euch gerne Space Team von Henry Smith ans Herz legen, je mehr Leute sich hier zusammenraufen, umso chaotischer und lauter wird das Ganze 😀

    André Eymann