Seit dem Anfang der 80er-Jahre gibt es im deutschsprachigen Raum nennenswerten Journalismus über Computer- und Videospiele. Anfangs als Randthema der großen Heimcomputermagazine gesehen, entwickelte sich spätestens ab 1987 eine eigene Identität, wie über elektronische Spiele zu berichten ist.
Dieser Bericht soll euch einen Überblick über die Geschichte geben und die Besonderheit, die in der Berichterstattung für unser Hobby in unseren Breiten besonders ist – es gibt eine durchgängige Ahnenreihe von den ersten Publikationen bis hin zu modernen Outlets, die immer noch über unser Hobby schreiben. Hier sei im besonderen die direkte Verbindung von den ersten Magazinen bis hin zur modernen Zeit gezeigt – auch wenn der Artikel versucht, zumindest alle Strömungen und Ideen zu nennen.
Disclaimer: Natürlich habe ich einige legendäre Namen, Magazine oder Websites in meinem kleinen Bericht zu stiefmütterlich oder gar nicht behandelt (4Players, Gamefront usw.) – mein Fokus lag auf der von der ursprünglichen Happy Computer-Sonderausgabe „Power Play“ basierenden Ahnenreihe und deren Entwicklungen. Auch Publikationen aus Österreich, der Schweiz oder anderen deutschsprachigen Ländern und Gebieten werden nicht erwählt.
Die graue Vorzeit
Markt und Technik
Der Markt & Technik-Verlag, noch heute bekannt für Fachbücher der Computerindustrie, hatte 1983 ein Magazin für die immer größer werdende Heimcomputergemeinde veröffentlicht – „Happy Computer“. Spiele machten darin nur einen geringen Teil aus, um aber den Ansprüchen der wachsenden Spielerschaft gerecht zu werden, gab es ab 1985 immer wieder Spiele-Sonderteile, in den Spiele aber hauptsächlich nur aufgelistet wurden. Das Team, das sich um die Spiele gekümmert hatte, konnte aber schließlich ab Dezember 1987 eine eigene Publikation nur für Computer- und Videospiele gründen. Die „Power Play“.
Die Struktur des Magazins war aufgeteilt in Neuigkeiten, Computerspieletests, Berichte, Videospieletests, Automatentests und dann einem interaktiven Teil, in dem auch die Leserbriefe platziert waren. Damit war die ursprüngliche Struktur eines deutschen Spielemagazins geschaffen.
Spieletests
Auch geschaffen wurde die lange sehr beliebte Art, Reviews zu schreiben. Das Spiel wurde allgemein neutral bis erklärend beschrieben. Die Meinung der testenden Person war in einen gesonderten Kasten ausgegliedert, ein kurzes Statement nebst Avatar des Autors oder der Autorin daneben. Für die Einordnung wurde ein System verwendet, das die Spiele von 1 – 100 entsprechend bewertete.
Tronic-Verlag
Im Tronic-Verlag erschien die „Aktueller Software-Markt“, die von 1986 bis 1995 existierte. Hierbei handelte es sich um eine bei Fans sehr beliebte Publikation mit lockerer Schreibe und viel Interaktion mit der Leserschaft. Dieses Magazin blieb aber nach seiner Einstellung 1995 ohne nennenswerten Nachfolger.
TeleMatch
Von 1982 bis 1985 erschien darüberhinaus noch die TeleMatch, eine der allerersten Publikationen für Videospiele. Durch den Niedergang der Videospiele Anfang der 80er versuchte das Magazin sich noch in die Heimcomputer-Ecke zu retten, wurde aber schon nach drei Jahren eingestellt.
WEITERE MAGAZINE
Neben der ASM aus dem Tronic-Verlag oder der TeleMatch gab es, vorwiegend in den 80ern, noch viele weitere erwähnenswerte Hefte oder Magazine, die sich mit Spielberichterstattungen befassten. Dazu gehörten beispielsweise die legendäre 64er (Markt & Technik), ck – Computer Kontakt (Rätz Eberle), Computronic und Homecomputer (beide aus dem Roeske Verlag, später Tronic Verlag), HC Mein Home-Computer (Vogel Verlag), oder die leider nur sehr kurzlebige tele action (Ehapa). Auch genannt werden wollen die Joystick (DMV) oder vergessene Exoten wie die HCA (Computer Aktiv).
Einen großartigen Überblick über viele Magazine seit 1978 bietet die Seite kultboy.com, auf der man sich auch die Coverscans der Magazine von einst anschauen kann.
(ae)
Videospieler, vereinigt euch!
Aus der „Power Play“ im Markt & Technik-Verlag erschien 1991 dann eine vollständig eigene Publikation, wiederum als Sonderheft – so wie einst die „Power Play“ gestartet ist, wurde dann auch die „Video Games“ zuerst als Nebenpublikation erstellt, die dann mit Anfang 1992 ein eigenes Magazin wurde.
Die Struktur war ähnlich wie die der Power Play. Nach einer Liste von Neuigkeiten aus der Welt der Videospiele gab es Reportagen, dann Tests, in der Mitte Tipps & Tricks und am Ende einen interaktiven Teil.
Der Grundstein war gelegt
Im Jahr 1992 blühte die Video Games als reines Videospielmagazin auf, und die Autorenschaft stieg stetig an. So modern das Hobby aber war, der Markt & Technik Verlag war wohl technisch nicht auf der Höhe der Zeit. Das bedeutete, dass die Video Games noch mit Papier und Schere zusammengestellt wurde, statt mit modernem Desktop Publishing – welches Anfang der 90er Jahre schon durchaus üblich war.
Die Geschichte der drei Reiche
Nun, in die chinesische Legende wollen wir nicht eintauchen, aber wohl in das Jahr 1993, wo aus dem fruchtbaren Boden der Video Games und der Beliebtheit des Videospieljournalismus einige interessante Blüten wuchsen.
Die „Video Games“ hatte ihren Stil gefunden, war locker und schien das Hobby mit viel Spaß zu nehmen. Zumindest war das die Art, die in den Editorials oder hin und wieder eingestreuten Anmerkungen in den Leserbrief- sowie Rat & Tat-Seiten vermittelt wurde. In der ersten Hälfte des Jahres gab es auch immer wieder Berichte über moderne Medien und Technologien, die am Ende des Magazins, nach dem Testteil mit „Cyber Media“ überschrieben wurden – ein Zeichen dessen, was kommen sollte.
1993: Die MAN!AC wird gegründet
Andreas Knauf, Winnie Forster, Martin Gaksch und Ingo Zaborowski kündigten bei Markt & Technik und beschlossen, ihr eigenes Magazin zu gründen im eigenen „Cybermedia“ Verlag. Die „MAN!AC“. Die Technologie sollte alles ganz anders machen als beim alten Verlag – vernetzte Macs, Desktop-Publishing und die groß angelegte Verwendung von Grafikeffekten. Artworks wurden in der Anfangszeit zumeist von Roger Horvarth erstellt.
Ende des Jahres stieß auch noch Heinrich Lenhardt als Gastautor hinzu – so war ein großer Teil des ursprünglichen „Video Games“ Teams nun zusammen in der neuen Zeitschrift.
Rosenkrieg
Die Aufteilung ist wohl augenscheinlich nicht ganz friedlich vonstatten gegangen. In der „MAN!AC 12/93“ wurden einige Leserbriefe veröffentlicht, in welcher einige Leser nachfragten, ob die Redakteure denn wirklich die von der „Video Games“ waren. Die Antworten auf die Briefe waren sachlich, es wurde aber nur geantwortet dass das Team langjährige Erfahrungen hat. Ein Verweis auf die offensichtliche Ausgründung aus der Publikation des Markt & Technik-Verlags unterblieb.
Auch die „Video Games“ war sichtlich beleidigt – gerade einmal Ingo Zaborowski wurde im Editorial verabschiedet, die anderen Gründungsmitglieder wurden nicht erwähnt.
Über die Jahre gab es immer wieder Sticheleien der Magazine – mal lästerte die „Video Games“, dass die „MAN!AC“ sich einen Test von Tekken 2 ermogelt hatte indem die Automatenversion als PS1-Version ausgegeben wurde, mal stichelte die „MAN!AC“, dass die „Video Games“ bei technischen Ratschlägen Unsinn erzählte.
Das Kern-Team der alten „Video Games“ schien zu „MAN!AC“ gegangen zu sein, der lockere Geist und das freundlichere Auftreten blieb aber bei der „VG“.
Die „MAN!AC“ gab sich betont cool und ernst – Videospiele waren kein Spaß und mussten streng bewertet werden. In den seltenen Momenten, in denen Meldungen aus dem Redaktionsalltag veröffentlicht wurden, wurde erwähnt wie viele Überstunden und Stress der Alltag in der Redaktion mit sich brachte. Nur in den Jahresrückblicken konnte man den Eindruck gewinnen, dass die Jungs doch Spaß beim Erstellen des Magazins hatten.
Der lachende Dritte?
Neben der „Video Games“ und der „MAN!AC“ erschien auf Basis der alten Mannschaft noch ein weiteres Magazin 1993 – die „N“, ein rein für Nintendo ausgelegtes Magazin.
Auch hier versammelte sich ein Teil der Mannschaft, die schon aus „Power Play“, „Video Games“ und „MAN!AC“ bekannt war – unter anderem Boris Schneider, Heinrich Lenhardt und Julian Eggebrecht. Das Magazin war aber sehr kurzlebig und wurde schon nach einer einzigen Ausgabe wieder eingestellt – trotz interessantem Stil und kompetentem Personal.
Computec und andere
Der Computec-Verlag war in diesem Jahr dabei, die Magazinwelt zu bereichern, mit der „Play Time“ als Konkurrenz zur „Power Play“ schon seit 1991 und der „Mega Fun“ als Konkurrenz zu „Video Games“ und „MAN!AC“ ab 1993. Der Markt sättigte sich. Mit den Magazinen „GAMERS“ und „TOTAL!“ erschienen noch zusätzlich unabhängige Magazine zwischen 1991 und 1993 in der Videospiellandschaft.
Gemeinsamkeiten
Unabhängig von Verlag und Redaktion, war der größte Unterschied zwischen den Magazinen einerseits der Bewertungsstandard, wobei der Computec-Verlag gerne höhere Wertungen gab, und „MAN!AC“ eher strengere.
Grundsätzlich hielten sich die meisten Magazine aber an das in der „Power Play“ etablierte 100er-System (nur die „GAMERS“ und „TOTAL!“ verwendeten Schulnoten) und auch der grundsätzliche Aufbau der Magazine blieb ähnlich.
Die folgenden Jahre
Ab 1995 kam noch als nennenswertes Magazin die „Fun Generation“ hinzu, ein Magazin mit betont fröhlichem und lockerem Layout, das im Laufe der Jahre von vielen Fans herzlich angenommen wurde.
In der Bugwelle des Erfolgs erschienen aber auch einige schlecht übersetzte Magazine aus dem Ausland im deutschsprachigen Raum, wie beispielsweise die „Super Pro“. Diese Magazine verschwanden aber schnell wieder aus dem deutschsprachigen Raum.
Die Branche setzte sich langsam, und die Magazine existierten über die 32-Bit-Ära hinweg.
Der „Markt & Technik“-Verlag gliederte irgendwann seine Zeitschriftenproduktion zum „Weka-Verlag“ aus, welcher wiederum Ende der 90er unter anderem die „Video Games“ an die „Future Publishing“ aus Großbritannien verkaufte.
Die „MAN!AC“ begann früh, sich im Internet zu engagieren. Es gab eine Website mit vielen Artikeln und Neuigkeiten, und ein ziemlich großes Forum, welches gegen Ende der 90er auch immer mal wieder im Magazin erwähnt wurde.
Das große Sterben
Das Frühjahr 2001 war für viele Leser etablierter Magazine ein Schock – drei der wichtigsten Zeitschriften waren einfach verschwunden!
Zuerst wurde die „Mega Fun“ eingestellt, und danach die „Fun Generation“ sowie die „Video Games“ quasi gleichzeitig. Bei der „Video Games“ waren wirtschaftliche Probleme des „Future-Verlags“ in Deutschland der Grund, bei „Mega Fun“ und „Fun Generation“ der Fokus der jeweiligen Verlage auf Marken-Magazine. So gibt es die „N-Zone“ vom Computec-Verlag noch heute, auch Nachfolger der Playstation-Magazine des Cypress-Verlags existieren heute noch. Der „Fun Generation“-Verlag musste 2007 jedoch auch den Geschäftsbetrieb einstellen.
Unbeschadet hingegen blieb der „Cybermedia“-Verlag und die „MAN!AC“, welche plötzlich als einziges Multiformat-Magazin übrig blieb.
Das veränderte auch das Verhalten und die Schreibe der „MAN!AC“ an sich, deren Chefredakteur in diesen stürmischen Zeiten seit 2000 Stephan Freundorfer war (Übrigens hat Stephan die beinahe legendäre Karriere von der Power Play zur MAN!AC hinter sich, nur ein paar Jahre später als die „Gründerväter“). Kurz nach dem Ende der beliebten Multiformat-Magazine der 90er wechselten viele Leserinnen und Leser zum „Cybermedia“-Heft – und plötzlich sahen sich die strengen Redakteure viel Kritik ausgesetzt. „Seid lustiger!“, „Ihr nehmt euch viel zu ernst“, hieß es in Leserbriefen. Das Kredo war: Wir haben unser Magazin verloren und mussten zu euch wechseln – wenn ihr wollt, dass wir bei euch bleiben, dann ändert euch!
In den Leserbriefen reagierte die „MAN!AC“ verständnisvoll und tatsächlich, auch wenn das typische „Haha, hier ist ein neuer Redakteur, der muss jetzt sein Leben aufgeben!“-Verhalten noch eine weile immer wieder durch Randnotizen von „MAN!AC“-Ausgaben wanderte, so wurde das Magazin freundlicher und nahm sich weniger ernst.
Redakteure der ehemals gestorbenen Magazine schrieben von nun an sogar ab und zu Artikel für das „Cybermedia“-Blatt. Der Verlag versuchte sich auch zu diversivizieren und brachte einige andere Produkte heraus – von einem gescheiterten PC-Magazin bishin zu einem immer noch existierenden und erfolgreichen Magazin über Musik, Film und Technik – der „audiovision“.
Neue Konkurrenz
Der IDG-Verlag, bekannt für PC-Magazine, veröffentlichte ab 2002 die „Game Pro“, der Cypress-Verlag nach Einstellung der „Fun Generation“ ab 2002 die „Video Games Aktuell“, die aber nichts mit der „Video Games“ zu tun hatte.
Besonders die „Game Pro“, obwohl von Layout, Tonfall und der Redakteursmannschaft her etwas nüchterner, machte der „MAN!AC“ Konkurrenz – so sehr, dass sich das „Cybermedia“-Heft sogar dem „Game Pro“-Trend beugte und ebenso wie das „IDG“-Magazin ab 2004 eine DVD dem Heft beilegte mit bewegten Bildern zu den Heftinhalten. Ein Schritt, der von vielen Lesern kritisch beäugt wurde, doch gekauft wurde das Magazin mit DVD häufiger als die Variante ohne. Anfangs testete die „MAN!AC“ noch, beide Varianten auf den Markt zu bringen, letztendlich entschied man sich, die DVD überall beilzulegen.
Die „Game Pro“ blieb bei Struktur und Wertungen dem für den deutschen Markt etablierten Stil ansonsten treu. News, Tests, Hintergrundberichte, Interaktionsteil.
In den 2000ern kam zudem ein neuer Trend im Zeitschriftenmarkt auf – „New Games Journalism“, wo der Fokus der Berichterstattung weniger auf der Trennung von Fakten und Meinungen basierte, sondern eher eine Vermischung aus beiden. Texte sollten das Gefühl der Freude am Spiel beschreiben, Leser sollten selbst herausfinden was Meinung, was Fakt ist, und sich dem Eindruck des Textes hingeben.
Die englische „EDGE“ ist ein gutes Beispiel hierfür – das Magazin wurde von 2005 bis 2007 übersetzt auch in Deutschland herausgegeben.
Auch die von 2003 bis 2013 erschienene deutsche „GEE“ geht in diese Richtung.
Die „MAN!AC“ versuchte, den meisten Trends zu folgen, der New Game Journalism wurde aber nicht oder kaum implementiert – lediglich einige Tests und Previews des ehemaligen „MAN!AC“-Urgesteins Robert Bannert schienen 2006 und 2007 in diese Richtung zu gehen mit teilweise sehr überspitzt und pointiert geschriebenen Artikeln, bei denen Meinung und Bericht oftmals verschwammen.
Eine Zeit lang Kontiniutät
Wie schon in den 90ern kam der Markt wieder in ruhiges Fahrwasser. Die ähnlichen Magazine „Game Pro“ und „MAN!AC“ existierten nebeneinander, teilweise wurden Schwesterhefte oder Sonderausgaben gedruckt. Die GEE sprach erwachsenere (oder prätentiösere?) Leser an, auch nachdem die EDGE wieder verschwunden war.
Die „MAN!AC“ bekannte sich mehr zum Spaß am Spiel und zum freundschaftlichen Miteinander, das man in der Redaktion hatte. Das Redaktionsteam war zwischen 2004 und 2007 fast unverändert, und sollte im Kern auch noch lange so erhalten bleiben.
Wie einst die „Video Games“ gab es Berichte zu lustigen Anekdoten in der Redaktion, und in Stellenanzeigen wurde auf das freundschaftliche Betriebsklima hingewiesen. Die beliebte „anyMAN!AC“-Rubrik auf den DVDs war zwar zuweilen von der Leserschaft wegen allzu großer Albernheit kritisiert worden, aber doch immer wieder ein Ausdruck von Spaß an Videospielen.
Das ursprüngliche Team aus „Power Play“ und „Video Games“ Zeiten war im Hintergrund noch vorhanden. Andreas Knauf wurde der Businessman im „Cybermedia“-Verlag, Martin Gaksch Redaktionsleiter, der aber ab 2005 nicht mehr in Artikeln in Erscheinung trat. Winnie Forster hatte einen eigenen Buchverlag gegründet (dazu später aber noch mehr), und Ingo Zaborowski war in die Industrie gewechselt.
Diese Bindungen durch alte Bekanntschaften sorgten immer für gute Interviews und exklusive Berichte. Boris Schneider, Gründungsmitglied der „Power Play“ war mittlerweile bei Microsoft in Deutschland für die Xbox verantwortlich und gab der „MAN!AC“ oft exklusive Interviews.
Auch im Internet blieb die „MAN!AC“ Vorreiter und baute ihre Onlinepräsenz aus – und auch wenn das Forum in der Mitte der 2000er langsam technologisch in Rückstand geriet, so war es immer noch eine der größten deutschen Videospiel-Communities.
Gegen Ende der 2000er aber nahm die Beleibtheit von gedruckten Videospielmagazinen ab. Und auch die „MAN!AC“ musste sich anpassen, so entschied man sich gegen Ende des Jahres, den Namen des Hefts zu ändern und sich stilistisch neu, an eine erwachsenere Zielgruppe orientiert, anzupassen.
Seit 2008
Immer noch da – die M!
Mittlerweile heißt das Magazin „M! Games“ – die Gründe der Umbenennung wurden nie ganz veröffentlicht. Inhaltlich gleicht die „M!“ der „MAN!AC“, so wie sie sich nach der Umstrukturierung Anfang 2007 präsentierte. Immer noch ist die Struktur ähnlich wie bei der „Video Games“ in 1991 – Neuigkeiten, Reportagen, Tests, Interaktionsteil.
Das Layout wurde bewusst erwachsen, aber nicht im Stil des New Game Journalism präsentiert.
Viele bekannte Personen schrieben über die Jahre (und schreiben immer noch!) für das Magazin – von alten Gesichtern der Video Games (Sönke Siemens, Winnie Forster) bishin zu Urgesteinen des Hefts wie Ulrich Steppberger.
Die „MAN!AC“, die in ihren Jahren immer mal wieder am Layout gedreht hatte, ist seit 2008 als „M! Games“ strukturell gleich geblieben. Einige Schriften wurden ausgetauscht, aber ein Heft von 2008 sieht neben einer modernen Ausgabe von 2024 nicht alt aus – sogar einige Layoutelemente gibt es immer noch.
Die ehemaligen Vorreiterrolle im Internet hat das Magazin jedoch völlig eingebüßt. Es gibt die „M!“ immer noch als Internetmagazin unter maniac.de, doch die technische Basis zeigt ihr alter. In der Community direkt auf der Site kann man sich nicht registrieren (bzw. nur über Umwege), und das „alte Forum“ – maniac-forum.de, von dem man sich 2012 getrennt hat, existiert immer noch als Zombie im Netz, der aber tatsächlich noch gut besucht ist. Auch wenn die technische Basis dort Mitte der 90er stehen geblieben ist.
Outlets in Social Media beschränken sich darauf, das jeweilige Heft zu bewerben – und wenn man in die veröffentlichten Bilanzen schaut, dann sind ist der Verlag zwar gesund- aber auch ziemlich klein.
Es ist ruhig geworden um den Großvater der deuschen Magazine – auch wenn das Lesevergnügen immer noch sehr hoch ist, da das Magazin viele tolle Berichte, Test sund Previews schreibt.
Rocket Beans
Die Rocket Beans bieten Videos und Streams zu allen möglichen Bereichen der Videospiele an, und ist eine der bekanntesten deutschen Plattformen dafür.
Rocket Beans geht aus Giga (einem Gaming-TV-Angebot von NBC in den 90ern) und MTV Game One hervor, gegründet wurde es unter anderem von Simon Krätschmer, dem ehemaligen Vize-Chefredakteur der „Fun Generation“. Einer der Moderatoren ist Colin Gäbel, ein langjähriger „MAN!AC“-Redakteur. Georg Kartsios, ein weiteres bekanntes „Beans“-Gesicht hat sich lange Jahre im „Maniac-Forum“ aufgehalten und hatte eine bekannte Website zu Computer-Rollenspielen.
Retro Gamer
Die „Retro Gamer“, ein in Teilen aus dem Englischen übersetztes und seit 2024 in Eigenregie herausgebrachtes Magazin, vereint das „who-is-who“ der deutschen Redakteure, was die Ahnenreihe seit der „Power Play“ vereint.
Aus der „Power Play“: Anatol Locker und Heinrich Lenhart. Aus der „Video Games“: Michael Hengst, Roland Austinat. Aus der „MAN!AC“: Winnie Forster (wobei der auch zur „Video Games“ gehört) und Stephan Freundorfer (Wobei der ja wiederum der „Power Play“ zugeordnet werden kann – It’s all family!).
Dazu noch weitere langgediente Redakteure und Redakteurinnen.
Dreisechzig
Viele der Namen wurden hier mehrfach genannt – auch der von Boris Schneider (mittlerweile Boris Schneider-Johne), der irgendwann in die Industrie abgewandert und bei Microsoft tätig ist. Dieser äußert sich auch kritisch zur klassischen Spielkritik – also dem Prinzip der Spielebewertung, wie sie heute in vielen Bereichen immer noch getätigt wird. Hin und wieder veröffentlicht Boris auf seiner Website Podcasts mit alten Weggefährten.
Gameplan
Winnie Forster, „Video Games“ Redakteur der ersten Stunde und „MAN!AC“-Gründer, hatte sich in den 2000ern vom Magazin getrennt und begonnen, seinen eigenen Verlag, „Gameplan“ zu erstellen. Dort wurden viele tolle und interessante Bücher zu Konsolen, Controllern und Spielemachern veröffentlicht. Diese wurden auch zuerst über die „MAN!AC“ vertrieben.
Elektrospieler
Robert Bannert, Enfant Terrible, der in der „MAN!AC“ Rollenspiel-Helden schon mal „Bübchen“ nannte und sich nur für „echte Toriyamas“ erfreuen konnte, veröffentlicht seit einigen Jahren „Elektrospieler“, eine Reihe von gedruckten Liebeserklärungen für Spiele mit vielen Informationen und tollen Artworks.
Randnotiz
Für dieses Special habe ich alle „Video Games“ Ausgaben von 1991 bis 2001 gelesen und alle „MAN!AC“ so wie „M! Games“ von 1993 bis 2008. Zusätzlich noch etliche Ausgaben von Magazinen des Cypress- und Computec-Verlags. Es war eine unbeschreibliche Freude, beim Lesen der Magazine in Nostalgie zu schwelgen!
Jetzt seid ihr dran!
Da wir hier bei Videospielgeschichten.de sind, fühlt euch frei in den Kommentaren eure Erfahrungen zu teilen – wann seid ihr eingestiegen, mit welchen Publikationen fühlt ihr euch wohl? Gern könnt ihr eure Erfahrungen berichten oder Anekdoten zu Magazinen und Publikationen teilen, über die ihr gerne noch sprechen wolltet.
Welche Magazine waren in eurer Region oder in eurem Land beliebt? Gibt es ähnliche Legenden auch außerhalb Deutschlands?
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Weiterführende Links
- „Es kam vor, dass Redakteure mit Wasserpistolen durch die Räume jagten“ – Interview mit Michael Lang (Happy Computer)
- Telematch – Die erste deutsche Spielezeitschrift
- „Die Zeit verging spielend“ – Interview mit Boris Schneider-Johne (Happy Computer, Power Play)
- Geschichte spielend erzählt – Ein Interview mit Winnie Forster
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