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Die Caggtus 2025 – Die komprimierte Gamescom

Lesedauer: 7 Minuten

Das beliebteste Accessoire der DreamHack plus das „GG“ für „good game“ und schon haben wir den Namen des Gaming-Events, welches seit einiger Zeit jährlich im April in den Leipziger Messehallen veranstaltet wird. Und ich war dieses Jahr das erste Mal vor Ort. Was habe ich erlebt, wie hat es mir gefallen? Der Bericht erzählt es.

Die Leipziger Messe war von 2002 bis 2008 Dreh- und Angelpunkt der Games Convention und wurde 2009 von der Gamescom ersetzt, die seitdem in Köln stattfindet. Ab 2016 fand sich mit der DreamHack nach langer Zeit wieder ein Gaming-Event in den Messehallen der größten Stadt Sachsens, wenn auch mit dem größten Fokus auf Mehrspielerturniere. Leider seit 2022 nicht mehr in Leipzig, sondern in Hannover.

Und seit 2023 hat Leipzig nun wieder in den Messehallen ein Gaming-Event, nämlich den geistigen Nachfolger der DreamHack Leipzig namens Caggtus. Der Name leitete sich aus dem Mitbringsel heraus, welches die DreamHack-Besucher sich immer neben ihren Rechner hingestellt haben: einen Kaktus. Daraus noch schön in Gamer-Sprache noch zwei Gs eingebaut (good game = gutes Spiel) und fertig ist der Name. Ein Neon-Kaktus gehört fast schon zur Pflichtdeko der Gamer vor Ort.

Ich wollte sie mir auch gerne anschauen, doch die lange Distanz zwischen Duisburg und Leipzig hatte mich bisher immer davon abgehalten. Seit 2024 wohne ich wieder näher dran und habe im Jahr 2025 die Gelegenheit genutzt, mich für die Messe zu akkreditieren. Und ich war vom 11. bis 13. April vor Ort. Praktischerweise ein Wochenende.

Spiel und Spaß, verteilt auf zwei Messehallen

Grundsätzlich hat die Caggtus – genau wie ihr geistiger Vorgänger – den größten Fokus auf virtuelle Schlachten im LAN. Diese Schlachten wurden in der Halle 1 gefrönt. In Preisregionen zwischen 154 (Beginner LAN Seat) und 349 Euro (Legend LAN Seat) standen den Spielern Plätze zur Verfügung, die sie je nach Preis mit ihrem eigenen PC-Setup (typisch für eine LAN-Party) oder mit einem von der Messe zur Verfügung gestellten Setup ausstatten konnten. Zudem konnten die Spieler Duschen, Küchenecken und Ruheplätze nutzen. Schließlich wurden stolze 70 Stunden durchgezockt und war während der Messe durchgehend vor Ort.

Normalen Besuchern, aber auch der Presse, standen die Halle 3 zur Verfügung. Die so genannte Entertainment Area. Für 63 Euro (reguläres online erworbenes 3-Tagesticket) bekamen Spielbegeisterte 75% einer Messehalle mit fast allen, was eine Gamescom in mehreren Hallen verteilt anbietet: Bühnenshows, Spielstationen, Merchandise-Stände und auch was für Freunde haptischer Karten- und Brettspiele. Natürlich wurde auch an die Verpflegung gedacht. Auch wenn diese messetypisch teuer ausfällt (etwa sechs Euro für eine mittelgroße Tüte Pommes).

Gamescom.zip

Wem die Gamescom zu überfüllt ist oder der Fokus aus eigener Sicht zu sehr auf Internet-Berühmtheiten gelenkt wird, hätte sich in der einzig für die Masse zugängliche Halle 3 der Caggtus wohlgefühlt. Oder zumindest weniger beengt und bedrängt.

Begrüßt wurde man von Ständen einiger Hardware-Anbieter wie MSI, Zotac, Samsung oder Asus (insbesondere im Zusammenhang mit deren Gaming-Label ROG). Direkt am Eingang wurde mit der Event Area die großen Bühnenshows ausgetragen wie etwa die LAN-Preisverleihung oder die FYNG-Show (Kurzform für „Find Your Next Game“), veranstaltet von Webedia.

Mitten in der Halle befand sich die Freeplay Area, an denen große Mehrspieler-Titel wie Fifa, Trackmania, Fortnite oder Rocket League gespielt wurde. Jedoch hatten sich auch einige frisch vorgestellte Indietitel darin eingeschlichen, welche auch in der nahegelegenen Indie Area angespielt werden konnten. In Begleitung der jeweiligen Schöpfer. Titel wie Nice Day for Fishing, Let Them Trade oder Net.Attack() warteten hier darauf, entdeckt zu werden.

Die Webedia-Magazine GameStar, GameStar Tech, GamePro und Mein-MMO teilten sich einen Bereich mit Samsung und präsentierten Bühnenshows mit Spiel- und Technikdiskussionen, die man sich auch im Livestream anschauen konnte.

Ein kleines Highlight war die FPV Area, bei der funkferngesteuerte Vehikel durch einen kleinen Parkour mithilfe einer VR-Brille gesteuert werden konnten. Die Fahrzeuge hatten Kameras montiert und das Bild davon konnten Spieler in ihren Brillen sehen. Quasi Real-Life-First-Person-Perspektive. Nebenbei durften weitere Mitstreiter die Fahrzeuge mit Laserpistolen „lahmlegen“. Diese Area war mitunter einer der wenigen, die eine Warteschlange hatten.

Auch an eine Pen-and-Paper-Ecke und ein Bereich für Dungeons-and-Dragons- sowie für Trading-Card-Spiele wurde gedacht. Ebenso an eine großflächige ruhige Ecke mit dem Namen Cozy Indie Ground. Cosplayer konnten im Cosplay-Workshop an ihren Kostümen basteln.

Und natürlich durfte die Retroecke mit Heimcomputern, Spielkonsolen und einer Ausstellung mit LCD-Spielen der vergangenen Jahrzehnte nicht fehlen.

Der allgemeine Eindruck

Von 11 bis 19 Uhr (am Sonntag nur bis 18 Uhr) durften sich Besucher in der Halle 3 aufhalten. Dieser Tatsache ist es geschuldet, dass die Besucher nicht durch die legendäre Glashalle rein mussten, sondern von der Seite. Etwas weniger elegant, aber wahnsinnig voll wurde es ohnehin nicht. Am Freitag und Sonntag war es in den breiten Gängen erstaunlich luftig, während es am Samstag schon ordentlich voll wurde.

Verständlicherweise hatten sowohl Besucher als auch Presseleute keinen Zugang zur Halle 1. Einer der LAN-Teilnehmer erklärte es mir so, dass sie „kein Zoo“ sind. Dennoch konnten die Besucher an einer Ecke einen Blick reinwerfen. Die Presse durfte an festgelegten Uhrzeiten die LAN von oben sehen und sich ein wenig was erklären lassen. Man muss sagen: es sieht mit dem bunten Licht in der überwiegend dunklen Halle äußerst beeindruckend aus. Besonders, wenn man bedenkt, wie viele darin gerade am Durchzocken sind.

Die Atmosphäre war durchgehend gut. Es gab trotz 75-prozentiger Ausfüllung der Halle 3 genug zu entdecken. Und dank des Standes der Zetti-Nascherei Knusperflocken war die Versorgung mit Zucker keineswegs Mangelware, denn die Leute verteilten fleißig im gefühlten Sekundentakt 15-Gramm-Tüten dieser Leckerei. An den Spielstationen kam man verhältnismäßig flott dran und musste nicht lange warten. Lange warten mussten lediglich Leute, die sich in der FPV Area und für ein Autogramm bzw. Foto mit ihren Idolen angestellt haben.

Loben musste man auch die Lautstärke. Die Eventbühnen haben sich nicht gegenseitig behindert trotz ihrer Nähe zueinander und sie waren nicht übertrieben laut. Da ist man von Bühnenshows auf der Gamescom schlimmeres gewohnt. Man musste sich definitiv nicht die Seele aus dem Leib brüllen, um sich neben einer laufenden Show mit jemanden zu unterhalten.

Ein Hingucker und wahrscheinlich ein berühmtes Fotografier-Objekt war der „#CAGGTUS2025“-Schriftzug neben der Freeplay Area. Dieser stand wunderbar mittig in der Halle und jeder hat die Gelegenheit genutzt, sich mit der Buchstaben- und Zahlenkombination im grellen Grün ablichten zu lassen.

Wo auch Licht ist, ist auch Schatten

Meine Negativpunkte sind zwar kläglicher Natur, aber die Überschrift ist dennoch wortwörtlich zu nehmen. Klar, wenn es nach den Klischees geht, meiden Videospieler gerne das Licht. Das einzige Licht, was diese vertragen, ist die Hintergrundbeleuchtung ihres Monitors. So die Theorie. Bei der LAN Area kann ich diesen Einwand durchaus verstehen und laut eines LAN-Mitspielers war es für die Teilnehmenden ein „großes Leiden“, wenn die Tore von Halle 1 am Ende der 70 Stunden Zockerei geöffnet und das Sonnenlicht reingelassen wurde.

Aber auch einige Bereiche der Halle 3 waren gerade für Fotografiemomente ziemlich mies ausgeleuchtet. Der Retrobereich war sehr dunkel, ebenso auch die Cosplay-Ausstellungsstücke. Etwas karg gestaltet und dekorativ kein Paradebeispiel war außerdem der Bereich, in dem die Mario-Kart- und Smash-Bros-Spiele ausgestellt waren. Da war definitiv noch Luft nach oben.

Die Koelnmesse versorgt seit Jahren die Besucher der Gamescom mit Leitungswasser der Kölner Stadtwerke. Entweder habe ich diese Möglichkeit auf der Caggtus übersehen oder es gab keine Möglichkeit, irgendwo ein kostenloses Wasser trinken zu können. Gerade am Messesamstag war es wegen der hohen Besucherdichte ziemlich warm, da hätte so was guttun können. Zumindest das Pressezentrum der Leipziger Messe verfügt über einen Wasserspender.

Bedingt durch die kleine Größe der Veranstaltung – die Leipziger Messe verfügt schließlich über fünf Messehallen – wurden die Besucher über einen seitlichen Eingang neben Halle 1 reingelassen. Vielleicht bin ich etwas voreingenommen über meine Meinung über das Aussehen der Leipziger Messe, aber wenn man die Besucher über die Glashalle reinlassen könnte, sähe das auf Fotos gar nicht mal so schlecht aus. Aber vielleicht gibt es da organisatorische Gründe. Das Wetter hatte an den Tagen nämlich gut gepasst.

Die FYNG-Shows hatten es sich nicht lumpen lassen, auch Spiele mit USK-16- oder USK-18-Zertifizierung präsentieren zu wollen. Gut für das Publikum von außerhalb, schlecht für das Publikum vor Ort. Aus Jugendschutzgründen durfte auf den öffentlich einsehbaren Bildschirmen nichts davon gezeigt werden, da die Entertainment Area ab 12 Jahren geeignet war. Wenn schon etwa Gameplay zu einem neuen Commandos gezeigt wird, sieht es seltsam aus, wenn das Publikum aufs Smartphone zurückgreifen muss, um das Spiel zu sehen. Jugendschutz ist richtig und wichtig, aber das könnte man gegebenenfalls eleganter lösen. Oder zumindest solche Inhalte auslassen.

Fazit: Eine Games Convention Lite auf die positive Art und Weise

Gaming in der Leipziger Messe ist immer gerne gesehen. Erst recht, seit meine Anfahrt nach Leipzig nicht mehr so lange braucht. Dazu trägt noch die günstige Verkehrsanbindung bei, die Messe vernünftig zu erreichen. Und die Caggtus ist sogar für Leute, die sich nicht fürs Dauerzocken in der LAN Area begeistern können, einen Blick wert. Schon ein Funken Begeisterung für Videospiele genügt. Ein Funken Begeisterung für die Internetkultur kann allerdings auch nicht schaden.

Die Entertainment Area bietet genug Stände und Bereiche, bei denen sich Jung und Alt austoben können und nicht von Besucheranstürmen „erschlagen“ werden, nur weil urplötzlich eines ihrer Idole quer durch die Halle läuft. Logischerweise waren zwar schon ein paar Bekanntheiten wie das Ehepaar Pankratz (ehemalig Piranha Bytes, jetzt Pithead Studio), Fabian Döhla (PR-Mensch bei CD Project Red) oder der Streamer fisHC0p (u. a. Stammmitglied des Charity-Streams Friendly Fire) in der Halle unterwegs, aber es gab dabei eine angenehme Atmosphäre drum herum. Und das macht es so gemütlich.

63 Euro Eintrittspreis für alle drei Tage ist schon eine ordentliche Menge. Dafür, dass man nur zu einer Halle Zutritt hat. Für 131,50 Euro erhält man bei einer Gamescom über die gesamten Besuchertage Zugang zu über neun Hallen, allerdings auch mit deutlich mehr Negativpunkten. Denn Triple-A-Neuheiten gibt es bei der Caggtus nicht, dafür aber auch keine elendig langen Wartezeiten für ein wenig Gameplay. Dafür gibt es auf der Caggtus eine wesentlich luftigere Indie Area.

Man trifft definitiv auf nette Leute, viel Vergnügen auf kleinem Raum und das in einem Monat, bei dem die Temperaturen allmählich in angenehme Gebiete übergehen. Wer sich die Caggtus mal antun möchte, hat vom 17. bis 19. April 2026 die Gelegenheit dazu.

Mit 19.700 Besuchern hat die Messe zudem ihren Rekord vom Vorjahr (17.300 Besucher) gebrochen. Das fällt erstaunlicherweise gar nicht so sehr auf. Der Erfolg sei dieser Messe gegönnt, denn meiner Meinung nach darf sie gerne ein wenig wachsen. Ein guter Gegenpol zur Gamescom im Osten Deutschlands – bzw. am ursprünglichen Veranstaltungsort der Games Convention – ist sehr willkommen.

Was ist Eure Meinung zur Caggtus? Wäre das ein Gaming-Event für euch oder wart ihr sogar vor Ort? Wäre dies für euch eine angenehmere Alternative zur sonst sehr mächtigen Gamescom in Köln? Diskutiert darüber in den Kommentaren.


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Alexander StrellenMichaelAndré Eymann

4 Antworten zu „Die Caggtus 2025 – Die komprimierte Gamescom“

  1. Avatar von Alexander Strellen

    Danke für deinen Bericht!
    Leipzig ist von meinem Heim schon viele Stunden Fahrzeit entfernt. Da werde ich mich sicher nie auf den Weg machen. Nach Köln fahre ich nur 2 Stunden. Die Gamescom ist mir aber zu groß und überlaufen. Ich mag es einfach wenn es übersichtlich und ruhiger ist. Ein Event wie die Caggtus klingt aber interessant für mich. In Trier soll im November ein Event mit Namen Playcon stattfinden. Vielleicht schaue ich dort mal vorbei. Das genaue Programm steht noch nicht fest. Sollte sich das im Vorfeld als reine Verkaufsmesse für Merch abzeichnen, werde ich mit Sicherheit davon Abstand halten.

    Zu deiner Kritik an der Caggtus: Also die Bilder zeigen schon eine sehr düsterer Stimmung. Alles so dunkel. Das sieht nicht einladend aus.

    André Eymann
  2. Avatar von Florian Auer

    Klingt wirklich alles hochinteressant. Als „externer“ finde ich den Namen etwas zu insiderig, muss ich zugeben. GG kenne ich als alter MMOler zwar auch, aber den Zusammenhang mit dem Kaktus habe ich eher als Dialekt gesehen.

    Ich denke da musste man wissen, wo man hingeht, damit man es versteht. Aber trotzdem schön, dass so eine Veranstaltung auch gedeihen kann!

    Michael
  3. Avatar von André Eymann

    Super, danke für den informativen Bericht Kevin. Ich finde es spannend, wie sich bei uns mittlerweile immer mehr Events jenseits der Gamescon entwickeln. Ganz offensichtlich gibt es genug Bedarf dafür; vor allen Dingen vor dem Hintergrund des Community-Aspektes.

    Ich habe ja selbst hier schon über zwei Polaris-Messen berichtet und für mich ist klar, dass die Zeit der reinen Produktmessen im Gamingbereich längst vorbei ist. Die Messekonzepte müssen heute mehr bieten, vor allen Dingen „Räume“ für die vielschichtigen Interessen der Menschen im Kontext ihrer Lieblingshobbys. Man will zusammenkommen und sich persönlich treffen. Das macht aus meiner Sicht die Messe in Hamburg perfekt und auch die Caggtus scheint diesen Weg konsequent zu gehen.

    Das Gefühl Teil einer offen und respektvollen Community zu sein und das es „entspannt“ ist, spielt da glaube ich eine sehr große Rolle. Ich kann nur hoffen, dass sowohl die Polaris als auch die Caggtus künftig beim Wachsen nicht falsch abbiegen und es bspw. vermeiden zu „elitär“ zu werden, indem die Preise (Zugang) für alle okay bleiben und nicht die Content Creator/Influencer zu viel Dominanz bekommen. Im Mittelpunkt sollten die Besucher stehen. Sie sind die Herzen und Seelen eines solchen Events.

    Michael
  4. Avatar von Lars Schade

    Schon mal vielen Dank für einen Einblick in die Caggtus! Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich erst dieses Jahr überhaupt von dem Event gehört habe. Aber es ist schön noch ein Gaming-Event zu haben – kommt auch auf die Liste 😉 Der Polaris muss ich irgendwann auch noch mal einen Besuch abstatten.

    André Eymann

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