Als frisch gebackene Mama, die vor diesem freudigen Ereignis oft nächtelang in Videospielen abgetaucht ist, beschäftigt mich aktuell eine zentrale Frage: Wie lassen sich Mutterschaft und mein liebstes Hobby miteinander vereinbaren?
Seit meiner Grundschulzeit gehören Videospiele und alles, was dazu gehört, fest zu meinem Leben. Sie haben mich durch die Schulzeit, das Studium, mein bisheriges Berufsleben sowie meine Partnerschaft(en) und meine Ehe durchgängig begleitet. In den vergangenen Tagen reift in mir daher der Gedanke, euch mit einer Beitragsreihe die (Un)vereinbarkeit des Videospielhobbys und des Mamaseins anhand meines neuen Lebensabschnitts und meiner jetzigen Erfahrungen aufzuzeigen.
Ich möchte euch zeigen, wie und ob ich es schaffe, meinem Hobby auch mit Kind weiter nachzugehen, welche Kompromisse ich bisher eingehen musste, was vielleicht auf der Strecke bleibt und wie sich mein Fokus verändert hat – und sicher noch weiter verändern wird. Ich schreibe dabei bewusst aus meiner Perspektive als Mutter, auch wenn ich das große Glück habe, einen liebevollen Mann an meiner Seite zu wissen, der jede freie Minute nutzt, um mich in der Erziehung und Betreuung unseres Kindes zu unterstützen.
Disclaimer: Jede Familiensituation, jedes Baby und jede Erfahrung sind individuell geprägt und damit einzigartig. Manche Eltern können ihre Hobbys und die Zeit mit ihren Kindern gut vereinbaren, andere weniger. Behaltet das immer im Hinterkopf, während ihr meine Erfahrungen lest.
Schwangerschaft: Zocken wie in alten Zeiten
Ich hatte das große Glück, eine nahezu beschwerdefreie Schwangerschaft zu genießen, weshalb ich gerade in dieser Phase ziemlich viel Zeit vor der Konsole verbringen konnte. Gerade in der Mutterschutzzeit habe ich diesen Umstand auch wirklich ausgekostet, während mein Mann mich (pausenlos) mit Essen versorgt hat.
Als der Körper dann immer schwerer wurde, habe ich mir für meine „PlayStation-Sucht“ den dazugehörigen Remote-Player gekauft. So konnte ich in jeder erdenklichen Position auf der Couch oder im Bett zocken, ohne ständig den Fernseher im Wohnzimmer zu blockieren. Ein echter Gamechanger und auch für die spätere Zeit unglaublich wertvoll für mich.
In den letzten Monaten der Schwangerschaft habe ich so ausgiebig Tekken 8, Riders Republic, das zeitlich ausufernde Persona 3 sowie die hervorragende Erweiterung von Elden Ring zocken können. So viel Zeit für meine Leidenschaft hatte ich zuletzt in meiner Schulzeit. Das änderte sich mit der Geburt meines Sohnes aber schlagartig.
Die ersten Wochen: Game Over für die Spielzeit
In den ersten Wochen war an Spielen nicht zu denken. Die Kennenlernphase mit meinem kleinen Hosenmatz und meine eigene Erholung hatten natürlich Vorrang. Ich musste mich an vieles Neues gewöhnen, und der Mangel an Schlaf war dabei noch das geringste Problem. Keine Zeit mehr für mich selbst und mein Hobby zu haben ist eine enorme Umstellung, egal, wie sehr man glaubt, darauf vorbereitet zu sein.
Jede Minute, in der das Baby schlief, nutzte ich, um selbst etwas Schlaf nachzuholen oder mich von YouTube-Videos oder Twitch-Streams berieseln zu lassen. Spielen erschien mir in dieser Zeit einfach zu anstrengend und komplex. Das damals frisch gestartete Black Myth: Wukong musste ich nach ein paar Sessions wieder pausieren, da mir schlicht die Konzentration und Ausdauer fehlte. So gingen die ersten Wochen ins Land, ohne dass ich mich sonderlich viel mit Gaming beschäftigen konnte oder wollte.
Monat 1 bis 3: Jede Gelegenheit nutzen!
Jeder Monat, ach was sag’ ich, jede Woche, manchmal sogar jeder Tag ist anders in dieser Zeit. Mal schlummert der kleine Zwerg sieben oder acht Stunden am Stück, mal kickt der nächtliche Hunger, sodass er alle zwei bis drei Stunden aufwacht. Während der Stillmahlzeiten zücke ich dann oft mein Smartphone und spiele ein paar Runden Marvel SNAP, um mich ein wenig vom Mama-Alltag abzulenken und die gelegentliche Eintönigkeit zu überspielen.
Morgens und tagsüber nutzen wir vor allem die Zeit für Babyschwimmkurse, entspannte Spaziergänge oder natürlich für Haushaltskram. Bei der generellen Bespaßung des Kleinen wechseln wir uns fortlaufend ab – ein Vollzeitjob. Hier regelmäßige Zeiten zum Spielen zu finden, ist nahezu unmöglich – trotz Elternzeit.
Aktuell befinden wir uns im Endspurt des dritten Monats und steuern auf den vierten Lebensmonat zu. Glücklicherweise meint es der Kleine seit einiger Zeit recht gut mit mir und pendelt sich oft zwischen 22:00 und 4:00 Uhr in eine schöne Schlafroutine ein – und das ganz ohne nächtliches Aufwachen! Ab 4 Uhr beginnt dann MEINE Zeit. Nachdem ich ihn kurz versorgt habe, schläft er schnell wieder ein, meist für weitere zwei bis drei Stunden.
In dieser Zeit widme ich mich vor allem kleineren Spielen, die leicht unterbrochen werden können, ohne den Flow zu verlieren. Point-and-Click-Adventure wie zuletzt Baphomets Fluch: Die Verschwörung der Tempelritter Reforged, das Plattformer-Highlight Astro Bot oder das Contra-ähnliche Indie-Spiel Iron Meat sind leicht verdaulich und somit perfekt für die aktuelle Phase. Auch hier begleitet mich vor allem mein PlayStation Portal Remote-Player.
Derzeit kämpfe ich aber noch damit, mich an die Situation zu gewöhnen, dass aufwendige Rollenspiele in meinem Alltag vorerst keinen Platz mehr haben. Gerade erst ist Metaphor: ReFantazio von Atlus erschienen – ohne Kind ein sicherer Day-One-Kauf, da ich auch großer Fan der Persona-Reihe bin. Spielzeit dafür zu finden, wirkte bisher zumindest unrealistisch. In den letzten Tagen haben sich unsere Nachmittage und Abende aber auch wieder entspannt, sodass mein Mann und ich auch wieder längere Gaming-Sessions über den Tag verteilt einlegen konnten und nicht nur der frühe Morgen dafür herhalten muss. Vielleicht ergibt sich also bald tatsächlich etwas Spielraum für Metaphor?
Wie in dieser Lebensphase unser Versuch gelang, mit einem Neugeborenen auf eine Community-Convention zu gehen, könnt ihr übrigens hier nachlesen: Polaris Convention 2024: Erfahrungsberichte.
Wie geht’s weiter?
Mit Kind ist nichts mehr, wie es vorher war – das war zu erwarten, aber die Umstellung bleibt dennoch eine Herausforderung. Aktuell bewegt mich die veränderte Lebenssituation sogar dazu, ein Teil meiner Spielesammlung aufzulösen – dazu mehr in einem zukünftigen Beitrag. Es wird interessant zu sehen, wie ich mein Hobby in den neuen Alltag noch besser integrieren kann und welche weiteren Veränderungen auf mich zukommen. Deshalb plane ich, wie bereits erwähnt, eine langlebige Beitragsreihe, in der ich meine Erfahrungen aus verschiedenen Lebensphasen mit euch teile. Gleichzeitig möchte ich euch ein paar Spiele vorstellen, die mich während dieser Reise begleiten werden.
Teilt hier gerne auch eure eigenen Eltern-Erfahrungen. Wie habt ihr vor allem die Anfangszeit mit Kind(ern) erlebt? Auch Menschen ohne Kinder sind herzlich eingeladen, ihre Perspektiven auf das Thema Zeitmanagement und Kinder zu teilen. Scheut euch dabei nicht, auch Fragen privater Natur zu stellen.
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