Blick auf den "Messesee" und das Hauptportal der Leipziger Messe.

Liebe für Leipzig – Erinnerungen an die Games Convention

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Lesedauer: 3 Minuten

Im Jahr 2007 war ich 36 Jahre alt und ganz sicher nicht der jüngste Besucher der Games Convention. Doch obgleich die GC 2007 beim Schreiben dieses Beitrags schon seit 17 Jahren Geschichte ist, gibt sie mir noch immer Anlass zum Reflektieren. Was hat sich seither verändert in meiner Wahrnehmung der Messe, die mittlerweile gamescom heißt? Und warum kann mir Köln irgendwie nicht das geben, was mir Leipzig geben konnte? Ein ganz persönlicher Rückblick.

Vorab: natürlich möchte ich mit meinem Beitrag niemanden den Spaß an der gamescom verleiden oder gar so etwas wie einen Leipzig-Köln-Battle auslösen. Darum geht es hier nicht. Es handelt sich vielmehr um eine sehr subjektive Rückschau meiner Gedanken, die auf meinen persönlichen Besuchen der Games Convention basieren.

Willkommen in Wiederitzsch

Der Ortsteil Wiederitzsch liegt im Norden von Leipzig und zählte 2007 knapp über 8.000 Einwohner. Wiederitzsch befindet sich ungefähr 30 Fußminuten von der Leipziger Messe entfernt. Ein idealer Ausgangspunkt also für meine Übernachtung als „Hobbyautor“ und um meine Messe-Eindrücke abends entspannt bei einem Bierchen im „Hotel Zum Abschlepphof“ zu sortieren.

Der Bahnhof von Wiederitzsch.
Der Bahnhof von Wiederitzsch.

Schon der überaus freundliche Empfang in meiner Unterkunft machte mir schnell klar, dass ich hier willkommen war. Ort, Strassen und Gebäude versprühten einen Charme von „damals“ und wirkten auf mich beruhigend und wohltuend zugleich.

Ein wenig schien die Zeit hier stehengeblieben zu sein; im positiven Sinne. Kurze Gespräche auf der Strasse oder in der Gaststätte wurden mit viel Zeit und Interesse am Dialog geführt. Totale Entschleunigung, wie ich sie aus Hamburg fast nicht mehr kannte.

Das immer wieder auch Trabbis das Strassenbild säumten lies mich etwas melancholisch werden und ich erinnerte mich daran, wie ich zur Zeit der DDR (es muss 1987 gewesen sein) einmal mit einem Freund aus dem Westen bei der Kartoffelernte half. Auch das war ein wunderbares Erlebnis gewesen und ähnlich freundlich und hilfsbereit waren die Menschen 2007 in Wiederitzsch zu mir. Kurzum: ich habe ein Herz für die Region und das kommt nicht von ungefähr.

Unter Brücken und durch Felder

Ausgestattet mit meinem treuen DELL Latitude X300 und einer klassischen Digitalkamera (ein iPhone konnte ich mir 2007 natürlich noch nicht leisten) wanderte ich Messe-Allee entlang und unterquerte dabei die nahgelegene Bahntrasse der S2.

Auf einem nahegelegenen Parkplatz begegnete ich anderen „Gamern“, die ebenfalls zur Messe wollte. Sofort kam man ins Gespräch. Und da war es wieder: dieses Gemeinschaftsgefühl, dass uns Spieler alle verbindet. Die Jungs (ganz im Rave-Look der späten 1990er-Jahre) erzählten mir von den Spielen, für die sie anstehen wollten und wie großartig die ESL Intel Arena sei. Fast hätte ich mich ihnen angeschlossen, zog es aber dann doch vor allein zu gehen; auch weil ich ja meine Ruhe für „Berichterstattung“ haben wollte.

Kaum zu glauben, das diese fast hypnotische Ruhe weniger Kilometer später durch den Trubel voller Messehallen ersetzt wurde. Denn kurz nach dem Durchlass in die gläserne Eingangshalle der Messe Leipzig, tummelten sich tausende von Menschen.

An dieser Stelle möchte ich auf meinen Beitrag hinweisen, der die Spiele und Inhalte der Games Convention 2007 ausführlicher dokumentiert. Dort finden sich viele erwähnte Titel und Fotos:

Messe-Chillen

Noch immer erinnere ich mich an den Chillout-Bereich, den Speedlink außerhalb der Hallen gestaltet hatte. Sommer, Strand und Planschbecken! Hier konnte man wunderbar durchatmen und den Lärm und die eindringliche Atmosphäre der doch eher dunklen und stickigen Hallen hinter sich lassen. Eine tolle Abwechslung!

Das ist es eben auch, was die Games Convention in Leipzig für mich einzigartig machte. Die Gestaltung der Messeflächen, die kreativen Ideen und natürlich auch der Zeitgeist. Das Jahr 2007 war, zumindest in meiner subjektiven Wahrnehmung, noch von etwas mehr Magie und verspielter Stimmung geprägt, als es heute der Fall ist. Die gamescom in Köln konnte mir diese Gefühle bisher nicht vermitteln. Natürlich mag ich das etwas verklären. Aber sowohl das Messepersonal als auch die Besucher in Leipzig waren stets freundlich und angenehm. In den vier Jahren (2005-2008), in denen ich die Games Convention besucht hatte, blieb dieses besondere Gefühl immer präsent.

Die Stadt Leipzig, die Messe und die Menschen der Region hatten eine wunderbare Einheit gebildet. So denke ich mit viel Liebe zurück an diese Zeit und vermisse sie ein wenig.

Die Games Convention in Leipzig.

Falls ihr auch Erinnerungen an diese Zeit habt und euer Feedback zur Games Convention hinterlassen möchtet, würde ich mich über eure Kommentare freuen!

Abschliessende Fotogalerie

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2 Antworten zu „Liebe für Leipzig – Erinnerungen an die Games Convention“

  1. Avatar von Florian Auer

    Oh mei, was für ein schöner Bericht. Ich hab auch tolle Erinnerungen an die Zeit der Games Convention. 2003 und 2004 war ich dort.
    Wir waren in einem Hotel am Stadtrand untergebracht. Ein Businesshotel, mit entsprechend vielen Businessmenschen. Und dann wir, eine Gruppe von Nerds.
    2003 habe ich auch durch Videospiele mein erstes Orchester-Konzert gehört. Die Konzerte waren immer unglaublich schön und intensiv, mit viel toller Musik.
    Außerdem habe ich im ersten Jahr mein Idol getroffen – Nobuo Uematsu, den legendären Komponisten der frühen Final Fantasy-Teile (bis 12). Ich habe ihn um ein Autogramm gebeten, und er hat auf meine Games Convention-Plankarte sogar unterzeichnet. Das ist heute noch ein unglaubliches Geschenk für mich. Wir hatten auch ein Gruppenfoto gemacht mit ihm, doch leider scheiterte die damalige Digicam an den dunklen Lichtverhältnissen, und für den Blitz waren die Batterien schon so schwach.
    Naja, immerhin hab ich noch ein Foto wie er meine Karte unterzeichnet.
    Am Abend haben wir den Hotel-TV aus seiner Verankerung gehoben und bemerkt dass er einen Scart-Anschluss hatte. Da saßen wir dann zu acht im Hotelzimmer und haben Mario Kart auf dem Gamecube abwechselnd gespielt.

    Zur Messe selbst hab ich gar nicht so die Erinnerungen. „Mein“ Genre, die RPGs, waren Anfang der 2000er noch unterbesetzt, und Probespielen von interessanten Titeln war immer mit Schlangestehen verbunden. Und ich hasse Schlangestehen, oder unter Zeitdruck zu sein.

    Von daher war mir die Messe und die vorgestellten Spiele sogar irgendwie gar nicht so wichtig (Es gab damals ja schon Trailer im Internet), aber das Drumherum war toll!

    MichaelAndré EymannTobi
    1. Avatar von André Eymann

      Danke für Dein Feedback Flo! Ich finde es so wichtig, die Erinnerungen festzuhalten. Deine Autogramm- und GameCube-Anekdoten lassen mir das Herz aufgehen ❤️ wie überhaupt Dein ganzer Kommentar. Es sind vor allen Dingen die kleinen Dinge, die auf solchen großen Veranstaltungen magisch sind. Schön, dass Du Dir die Zeit genommen hast das hier zu hinterlassen!

      TobiMichael