Ganz ehrlich, ich versuche gar nicht erst, objektiv-sachlich zu schreiben. Die PC Action ist das Blatt meiner Jugend. Meine monatliche Telenova mit den neusten Tests, Blödeleien auf der Heft-CD und lustig-bösen Sprüchen unter den Bildern. Diesen Artikel schreibe ich nicht nur aus meinen Erinnerungen heraus. Tatsächlich konnte ich Redakteursstimmen ergattern, die mein Gedenken hier unfassbar unterfüttern. Meine Helden! Mir zu Dien… äh – Menschen, die ich schon früh idolisierte, in einem Werk von mir – der Traum einer sehr frühen Jugend wird wahr.
Für euch kehre ich nochmal zurück in mein Kinder-/Jugendzimmer. Die Zeit vor dem Fliegen von der Schule, noch wohnend bei den Eltern und jeder Menge Hefte zu Computerspielen mit Tests und Vorschauen in meinem Nachttisch. Far Cry, Unreal 2 und natürlich Half-Life 2, um nur einige zu nennen, habe ich zuerst immer durch die PC Action aufgesogen.
An damaligen Redakteuren gewinnen konnte ich Joachim „Onkel Jo“ Hesse, Ahmet Iscitürk und mit Christian Bigge sogar den Chefredakteur, der mich eng begleitet hat. Für den Einen oder Anderen war die PC Action im späteren Leben auch ein Hindernis, aber alles in allem ist die Stimmung gegenüber dieser Zeitschrift unter Ehemaligen eine humorige, locker-entspannte, Chefredakteur Christian Bigge beschreibt es einfach als „…eine tolle Zeit!“.
Mein Griff „nach oben“
Ich entschließe mich also dazu, diesen Artikel zu schreiben. Zielpersonen 1 und 2 sind dank Facebook schnell gefunden, und angeschrieben. Ich will aber noch weiter, ich will den Chef der damaligen Heldschaft! Deshalb bemühe ich erst einmal Google. Erste Erkenntnis: Der Mensch hat danach in Verlagshäusern gewerkelt. Zweite Erkenntnis: Er ist heute bei einer dänischen Firma im Norden angestellt, die CMS entwickelt und an Großverlage ausliefert. (* in einer früheren Version schrieb ich, das Christian bei einer Reederei angestellt sei… Schande über mein Haupt, Danke fürs korrigieren!)

Einen Kontakt zu Christian Bigge herzustellen, gelingt mir aber erst einmal nicht. Also beschließe ich zunächst, mich um andere Dinge zu kümmern. Nach ein paar Wochen aber piekst es mich wieder und ich schreibe mir sämtliche Nummern auf, über denen sein Name steht und das Internet hergibt. Und dann ist es soweit.
Es klingelt („Schon mal gut“), jemand nimmt ab (mir läuft es abwechselnd kalt/heiß den Rücken runter) : „Bigge?“. ADRENALIN! „Hi, Dörpinghaus… würden Sie mit ein paar Fragen zu Ihrer Zeit bei der PC Action aushelfen?“ – „Ja klar, übrigens bin ich Christian.“
Oh Gott, das war ja noch mehr als ich erhofft hatte! Nach einer Viertelstunde lockerem Beschnuppern und dem einhelligen Expertenvotum, dass Pro Evolution Soccer immer besser war als FIFA, hatte ich seine E-Mail-Adresse und war bereit, ihm sowie den anderen Redaktionsmitgliedern meinen vorbereiteten Fragebogen zu schicken.
Joachim Hesse und Ahmet Iscitürk konnte ich schnell auf meine Seite bringen. Beiden gemein war auf jeden Fall die Freude über einen Rückblick auf die Zeit damals. Ihr PC Action-Schreiber: Ich bin immer noch gerührt. Also, wie war das, mal ganz ohne meinen Schleier der Romantik?
Verkäufe vor Patreon
„Ein Verlag ist in erster Linie ein Wirtschaftsunternehmen… PC Action musste sich zunächst rechnen.“, so der Chefredakteur. „Die verkaufte Auflage (inklusive Abos) war für den Start mit rund 100.000 Exemplaren pro Monat kalkuliert, das haben wir locker erreicht.“ Computec, der Verlag der PCA, kam bei den etwas Andersdenkenden also durchaus auf seine Kosten.
Dazu Joachim Hesse: „Computec war damals eine Brutstätte für Kreativität in der Branche. Ich hatte das Glück, ein Teil davon gewesen zu sein. Noch heute arbeiten in vielen Unternehmen ehemalige Kollegen.“ In der PC Action war damals einfach alles möglich. Verrisse wo andere jubelten, Witzeleien in den Bildunterschriften über die Unterwäsche von Figuren und eine zackig-spitze Rhetorik bei den Leserbriefen.

Die Leserbriefe waren damals für mich übrigens ein totales Highlight jeder Ausgabe. Harald Fränkel zitierte hier mit viel Fingerspitzengefühl die eigenartigsten Zuwendungen von Lesern – auf immer seine typische Art und Weise witzig-böse. Den Leuten muss klar gewesen sein, was sie erwartet. Sein Name gehörte zu PCA wie Ross zum Reiter… oder so. Mir hängen geblieben ist jedenfalls seine Antwort auf das Wort „Wagina“ in einem Brief. „…ein weibliches Auto?“
Mithilfe der Hardware-Seiten kaufte ich vom ersten Azubigehalt, meine Geforce 4200 Ti. Endlich mitzocken bei CoD 1! Schließlich brauchte man dafür eine DirectX 8-fähige Grafikkarte. Also viele Nischen, in denen die Schreibenden ihren Platz fanden. Die PC Action war für mich Vorbild und brachte mir den ersten, wirklichen Traum: Ein Redakteur in einer Computerspieleredaktion werden (Die Computer Bild Spiele mal ausgenommen)!
Zuvor hatte ich mich, mehr schlecht als recht, durchs „Gymmie“ gekämpft und, in dieser wenig aufbauenden Phase, immer gute Kumpanen, mit lockeren Sprüchen und dem besten Job der Welt, um mich herum. Die glatte 5 in der Französischklausur im letzten Monat der achten Klasse besiegelte mein Ende auf dem Gymnasium – der Wechsel auf die Realschule stand an. Im Nachhinein war es das Beste, was mir passieren konnte. Auf einmal war ich wieder der Jüngste in der Klasse, hatte die besten Noten und die stärksten Freunde auf dem Schulhof, hach was für eine Zeit…
Nach wie vor dumm… aber super am Stift!
Davon abgesehen verstand ich damals (…und heute sicher immer noch) nicht viel von „gutem“ Text. Ich liebte Hesse, Murakami und Donna Tartts „Die geheime Geschichte“ und schrieb später ellenlange Klausuren im Abi (…PS: Zweiter Bildungsweg…), aber zu mehr hat es nicht gereicht. Tenor unter den Redakteuren jedenfalls war, durch die PC ACTION eine Menge gelernt und von erfahreneren Hasen das Handwerk des Schreibens vermittelt bekommen zu haben.
Ahmet Iscitürk beschreibt sich, als junger Schreibender, so: „Ich war jung und dumm. Heute bin ich alt und dumm. Mein Wortschatz hat sich wahrscheinlich vergrößert.“ – Mich zum Schmunzeln zu bringen, hat er immer noch drauf. Er berichtet aber auch, dass die PC Action damals von anderen Redaktionen nicht sehr ernst genommen wurde: „Jahre später hörte ich immer noch Kommentare wie: ‚Wow, du bist ein richtig guter Autor! Das hätte ich von einem PCA-Redakteur nicht erwartet!’“

Wir erinnern uns: zur Jahrtausendwende waren Computerspiele, nach den Disketten, auf CDs mit 700 MB. Die DVD setzte sich gerade durch und Zeitschriften hatten Auflagen von irgendwo zwischen 35.000 und 200.000 Stück pro Monat. Das Internet war, zumindest wo ich wohnte, noch nicht im Breitband mit Flatrate angekommen. Ohne Angeben zu wollen, aber als Teenie für drei Cent die Minute abends mit den Schulfreunden ICQ-Nachrichten zu tauschen, war Realität. Ah-Oh (…die Insider wissen Bescheid). Zwar eine teure aber auch romantisch-schöne. Material für einen anderen Artikel…
Das Team habe ich, als junger Leser, als kleines Theater wahrgenommen. Die Redakteure hatten für mich feste Rollen. „Der Leserbrief-Onkel“, „Der Shooter-Berserker“ oder eben andere. Angesprochen auf diese Rollen, sagt Ahmet Iscitürk: „Die Persönlichkeit der Autoren wurde überspitzt dargestellt, und natürlich war nicht alles echt.“
Joachim Hesse gibt zudem den Hinweis, dass die Konsequenz, in der der Humor dargestellt wurde, eben auch bei den Rollen geübt wurde. Er hat einen etwas anderen Blick darauf, als Ahmet Iscitürk: „Alle Kollegen waren zu 100 Prozent authentisch. Ein Mensch besteht allerdings immer aus vielen Facetten und was du im Heft liest oder in einem Video siehst, ist nur ein Teil davon.“
Die Kreativitäts-Guerilla
Die PC Action hatte immer den Anschein, eine „Harakiri“-Zeitschrift zu sein. Ein Blatt, dass sich viel traut und sich Freiheiten nimmt. „Am Ende des Tages muss sich ein Heft verkaufen, ansonsten ist es aus wirtschaftlichen Gründen schnell weg vom Fenster. Freiheiten hatten wir inhaltlich natürlich insofern, dass wir immer brutal ehrlich mit den Leserinnen und Lesern waren. Das war die Philosophie des Hefts, die mir persönlich auch wichtig war.“ so Joachim Hesse.

Ahmet Iscitürk: „Man war relativ frei, innerhalb der gesteckten Grenzen. Jede Redaktion hat ihre eigenen Regeln.[…] Der einzige Unterschied bestand darin, dass man Gags einbauen sollte. Ansonsten unterschieden sich die Arbeitsabläufe nicht. Zudem mussten wir PCA-Redakteure auch gelegentlich für die PC Games schreiben…“. Die Narrenfreiheit, die es neben der seriösen, aber vergleichsweise langweiligen, PC Games gab, hatte also offensichtlich trotzdem ihre Grenzen.
„Wir fühlten uns wie eine Guerilla-Truppe, was erheblich zur späteren Positionierung des Magazins beitrug“, erinnert sich Christian Bigge. „Die meisten Mitarbeiter bei Computec waren in ihren 20ern, wir waren ein wilder, kreativer, enthusiastischer Haufen, der Bock hatte, richtig zu ackern. Werte wie Teamgeist, Zusammenhalt, Fleiß, Leidenschaft wurden gelebt. Wenn das zu Erfolgen führte, hatte das etwas Magisches, von dem man mehr haben wollte.“
Der Chefredakteur von damals führt außerdem aus, dass er bei Computec viel über Gruppendynamik, menschliches Verhalten, Motivation und auch Führung gelernt habe. Das trug maßgeblich zu seiner jetzigen Profession bei. „Wenn ich Jahre später mit Ex-Kollegen über diese Zeit spreche, höre ich nicht selten, dass diese von der schönsten Zeit ihrer beruflichen Karriere reden. Wir waren nicht alle dicke Freunde, aber auch nicht weit davon entfernt. Es war – und das wird häufig verdrängt – sau-viel Arbeit, aber es war auch eine großartige Zeit mit einem grandiosen Team.“
Auch Joachim Hesse betont die tolle Möglichkeit, seine Kunst als junger Spund dort ausgelebt haben zu können. Auf die Frage ob die PC Action seiner Karriere einen positiven Impuls gegeben hat: „Klar. Computec war damals eine Brutstätte für Kreativität in der Branche. Ich bin froh, Teil dieser eingeschworenen Gemeinschaft gewesen sein zu dürfen. Wir hatten das Glück, dass sich das Arbeitsleben so vieler professioneller Menschen damals für eine Zeit überschnitten hat. Im Haus war die PC Action auch die beliebteste Redaktion unter den Redakteuren – soweit ich es mitbekommen habe. ^_^“.

Die kleinen Ecken und Kanten der PC Action
In der Rückschau war das Layout zumindest nicht überoriginell. Es glich anderen Zeitschriften, aber hier und da mit etwas mehr, naja, Offensive. Es gab News, Previews und Tests, Berichte über LAN-Parties und E-Sport-Themen, Leserbriefe, eine Hardware-Ecke… Was die Tests angeht, hatte ich neben den Top-Titeln vor allem Spaß an absoluten Gurken. Hier traf der böse Ton immer die richtigen Tasten. Davon ab gab es auch Seiten, für Berichte und auch solche, die man in anderen Zeitschriften nicht fand. Abschließend zu bei Tests gab es außerdem immer einen Meinungskasten, in dem der/die testende Redakteur/in noch einmal ein paar Worte verlieren durfte.
Aber eben auch Artikel, die mal was anderes thematisierten, als das übliche Computer-an-und-los-gehts. So gab es eine Seite zu „Zockerweibchen„, auf der Platz gemacht wurde für das, was Leserinnen damals bewegte und uns Kerlen unser eigenes Sein bewusst machte. Wir erinnern uns, Gaming war noch klar männlich konnotiert. Auf der „letzten Seite“ konnte schließlich alles passieren. Übermütige Kommentare, Anekdoten aus der Redaktion und was die Redakteure sonst noch so bewegte.
Die PC Action war schnell eine feste Größe unter den Spielezeitschriften. Ihr Stil war manchmal böse, ja vielleicht sogar polemisch. Daneben war sie aber nie inhaltsleer, sagt Joachim Hesse. „Nun, es wurde brutal ausgeteilt in Bezug auf Humor. …klar kannst du einen Gag blöd finden, aber deswegen bleiben etwa die Tests trotzdem kompetent.„
Redakteur Ahmet Iscitürk kann die Kritik an den Sprüchen unter den Bildern nicht nachvollziehen: „Kritiker gingen mir besonders auf die Nerven, weil der Vorwurf absurd ist. Es geht um ein Spiel, in dem man Totenkopf-Monster mit Riesenbrüsten per Kettensäge niedermetzelt – und dann regt sich jemand über eine „unprofessionelle‘ Bildunterschrift auf.“

Diesen Mix findet man heute so nicht mehr. Ex-Chefredakteur Christian Bigge gibt noch einen bildhafteren Eindruck über das Ziel des Magazins: „PC Action wollte so etwas wie die Titanic der Spielemagazine sein und hat das zeitweise vielleicht geschafft.“ Die Bildunterschriften bleiben mir wohl am besten im Gedächtnis. Oft musste ich zumindest schmunzeln, spontan lachen und muss das auch heute noch beim Blättern.
Ein Kollektiv der Satire
„Wir haben uns für witzige Bildunterschriften entschieden, weil wir nichtssagende Texte wie ‚Duke Nukem erledigt seine Gegner mit einer Maschinenpistole‘ (Beispiel) nicht mehr ertragen haben… Bei den meisten Screenshots war aber so offensichtlich, was da gezeigt wurde. Warum dann nicht eine zusätzliche Unterhaltungskomponente reinbringen? Wir waren Grenzgänger und aus heutiger Sicht würde man einige der Zeilen nicht mehr bringen – leider. Das zeigt aus meiner Sicht eher, in welch falsche Richtung wir uns als Gesellschaft entwickelt haben.“, so Bigge.
Für mich war aber total neu und auch irgendwie überraschend, dass es laut Chefredakteur Bigge sogar Konferenzen für Bildunterschriften gab. „Humor ist Ansichtssache, gelingt nicht immer und ist harte Arbeit, sehr harte Arbeit. Wir haben die Bildunterschriften für die gesamte Ausgabe lange Zeit im Rahmen von Bildunterschriftskonferenzen gemeinsam im Team getextet. Das hat nicht selten zu langen Nachtsitzungen geführt, bis alles im Kasten war.“
Darauf angesprochen, ob die PC Action auch ein Stein in seinem Karriereweg war: „Nein, nie. Was wir damals gemacht haben, taten wir mit guter Begründung”, so Christian, “und aus Überzeugung, auch wenn das auf einige vielleicht nicht so gewirkt hat. Wir haben Witze über Frauen gemacht, weil wir mit Tanja eine Frau in der Redaktion hatten. Wir haben Witze über Türken gemacht, weil wir mit Ahmet einen in der Redaktion hatten.“ Die eigene Polemik wurde auch also nicht nur aus purer Freude am Reizen, gegen das politisch Korrekte, gemacht.

Der erste Begriff des Kritiker-Tums
Ich wusste auch, was mich erwartete, wenn Redakteur X den neusten Crytek-Kracher spielte. Die Perspektiven der Personen verinnerlichte ich mit der Zeit. Später lernte ich, dass das eben Kritiker-Sein ist. Den Kontext mitgeben und so den Leser verstehen lassen und das Werk so viel greifbarer machen, wenn dieser den Kritiker kennt. Die PC Action trieb es in dieser Facette des „New Journalism“ auf die Spitze. Die Schreibenden waren Menschen und nicht nur Tippmaschinen. Sie hatten eigene Ticks und waren, wie Joachim Hesse sagt, eben auch für mich als Lesenden authentisch.
Es klingt jetzt vielleicht hochgestochen, aber die PC Action legte hierzulande sicher auch einige Grundsteine für den heutigen Games-Journalismus. Das Betrachten von sich selbst, im Kontext der Sache über die man berichtet, ist in vielen Redaktionen mittlerweile angekommen. In dieser Hinsicht war die PC Action eben wegbereitend. Und diese Menschen begleiteten mich, wenn ich im Bus nach Deutsch und Erdkunde saß und jeden Monat wartete das Taschengeld schon am Kiosk, um gegen die neueste Ausgabe getauscht zu werden.
Und der alte Vorwurf, Redaktionen waren, bzw. sind, käuflich? Gerade als Zeitschrift mit geringerer Auflage, hatte man ja vielleicht etwas weniger Marktmacht. Christian Bigge weist das zurück: „[…] das gibt mir die Gelegenheit, eine Lanze für den damaligen Spielejournalismus zu brechen, wobei ich unsere (seriöse) Konkurrenz explizit einschließe: Wertungen waren damals meines Wissens nicht käuflich. […] Ja, als Chefredakteur musstest du beim Verlagschef antreten, um zu erklären, warum Spiel XY eine miese Wertung bekommt, auch wenn Publisher Z dann keine Anzeigen mehr schaltet. ABER: Die Wertung blieb trotzdem, wie sie war – ob mit oder ohne Anzeigenschaltung.“
Für Ahmet Iscitürk liegt aber eine gewisse Logik in der Beeinflussung von Redaktionen: „Ich finde so ein Verhalten aber verständlich: Warum sollte ich Leuten vorab mein Spiel schicken, wenn sie es möglicherweise schlecht bewerten und damit die Verkaufszahlen schmälern?“. Er ist einfach ein ehrlicher Kerl 😉

Mit Videos – vor YouTube!
Anstatt der DSL-Flatrate, rödelte noch ein 56K-Modem mitsamt Quietsch-Lärm unter meinem Schreibtisch. Mein PC hatte aber schon ein DVD-Laufwerk! Zeit, die Heft-DVD einzulegen und die neue Folge „PC Action kocht“ zu schauen. Dort garten die beiden kreativen Mitt-20er Joachim Hesse und Ralph Wollner die neuesten Games-Kreationen mitsamt einer kreativen Wahl an Zutaten. „Wolfensteiner Klopse“ und „Hellschneck London“ habe ich aber danach auf keiner Speisekarte mehr gesehen…
Auf der beigelegten Scheibe waren oft auch wilde Formate, in denen Monitore im Hinterhof aus Fenstern geworfen wurden. Man kann es Schwachsinn nennen. Oder aber einen Kreativ-Schlachtplatz. Das war eben die Zeit, wo 17″-Röhren-Mattscheiben mit der Schubkarre durch das Dorf gefahren wurden, um in der Garage eines Kumpels eine 4er-LAN zu starten. Warcraft 3 durch die ganze Nacht!
Neben den Videos mit den neuesten Wahnsinns-Formaten waren auch Patches, Mods und Testvideos sowieso, Teil der DVD. Das viel jüngere Ich hatte mit so manchem Inhalt aber seine Schwierigkeiten. Was sind diese Patches und warum kann ich kein Max Payne spielen, wenn ich den Patch installiert habe?!
Aber wie so manche Zeitschrift musste sich auch die PC Action den schwindenden Absatzzahlen beugen und Computec war 2012 gezwungen das Blatt einzustellen (siehe Links, unten).

Eine Rückschau der Redakteure
Zum Abschluss mag ich euch noch die jeweiligen, ungekürzten, Antworten zu einer Frage aufzeigen, über die ich teils sehr gelacht habe. Sie zeigen aber auch, welche Verantwortung man bei schlimmen, traumatischen, Ereignissen wahrgenommen hat:
Gibt es ein Werk von damals, was bei dir besonders hängen geblieben ist?
Joachim Hesse:
„An die Video-Serie „PC Action kocht“ mit Ralph Wollner denke ich gerne zurück. Auch hat es mich gefreut das Sonderheft „Classic Gaming“ als mein Abschlusswerk bei Computec noch abgeliefert zu haben – Retrospiele waren schon damals eine Leidenschaft von mir.“
Ahmet Iscitürk:
„Es gab ein ganz mieses Low-Budget-Spiel, bei dem man einen Helikopter flog. Meine Headline lautete „SIEG HELI“. Mir wurde dann gesagt, dass man so eine Überschrift auf keinen Fall veröffentlichen könne, und ich musste sie ändern. Keine Ahnung, was am Ende im Heft stand – vielleicht „HIGHWAY TO HELI“ oder so.“
Christian Bigge:
„Einen Artikel muss ich nennen, weil er unter enormem Zeitdruck entstand und ein furchtbares Thema behandelte. Als im April 2002 Robert S. in Erfurt ein Schulmassaker verübte, gerieten Ballerspiele sofort in den Fokus der Öffentlichkeit und wurden häufig als ursächlich für diese entsetzliche Tat bezeichnet. Die Bestürzung über den Amoklauf war auch in unserer Redaktion sehr groß, es war der erste Vorfall dieser Art in Deutschland. Wir wollten mit unserem Magazin in erster Linie unterhalten, das war brutale Realität. Als Magazin mit dem Fokus auf Actionspiele mussten wir uns zum Vorfall ebenfalls äußern. Als das passierte befanden wir uns inmitten der Schlussproduktion. Wir haben zwei Tage Aufschub bei der Druckerei ausgehandelt, um noch einen Artikel über Erfurt ins Heft hieven zu können, was dann auch geschah. Das war alles ganz schön krass damals und hat zu vielen Grundsatzdiskussionen geführt.“
Meine tollen Helfenden
Die PC Action hat ihren Platz in meinem Herzen. Ebenfalls gab es Redakteure die hier nicht erscheinen wollten, was ich total akzeptiere – manchmal ist es gut wenn eine Zeit vorbei ist. Die PC Action hatte ihre Fragwürdigkeiten, ja, aber der Kontakt mit den Redakteuren hat mir einige Wiesos und Warums beantwortet und mei, was 20 Jahre mit einem Zeitgeist machen? Ich habe gern geschrieben und würde mir genauso wünschen, dass die ein oder der andere auch so mit mir schwelgt. Und wenn nicht, dann seid ihr trotzdem eingeladen, in den Kommentaren mitzumischen. Eine plastische Rezeption ist mir wichtig!

Aber nun, Vorhang auf:
Ich habe die Erlaubnis des Rechteinhabers Computec erhalten, das Logo und Bilder aus den Zeitschriften zu verwenden – vielen Dank an euch!
Als Textcoach war die wunderbare Lea Irion an meiner Seite – Danke mal wieder, du bist toll!
Unsere M10Z-Texter Edgar (“Lipardus”) und Georg (“Brain3112”) haben außerdem Korrektur gelesen, Daumen hoch Jungs!
Und André, danke für deine Mühe mal wieder, VIDEOSPIELGESCHICHTEN hat echt einen Ruf, habe ich nebenbei herausgefunden.
Also Deckel drauf, macht es gut,
Euer Preview-Tests-und-Helischrott-Marcel
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