Kurzgeschichte Nummer 3: Bei uns im kleinen Vorort gab es in meiner Kindheit keine typischen Arcade-Spielhallen, wie es sie bereits in einigen Großstädten gab. Allerdings gab es in Kneipen oder Imbissen schon mal ein oder zwei Spielautomaten. In den frühen 1980er Jahren haben mich immer wieder mal verschiedene Flipper aus den Ecken von verschiedenen Gaststätten angelacht. Und ich meine sie riefen mir zu: „Komm rüber und spiel mit mir! Schau mal, wie viele blinkende Lichter ich habe.“ Ich musste meine Mutter aber erst um Erlaubnis fragen und sie war absolut kein Fan von solchen „einarmigen Banditen“, auch wenn der Flipper natürlich klassisch nicht zu sowas dazu zählte.
Aber hin und wieder durfte ich mir mal einen Stuhl an so eine blinkende Maschine stellen und eine Mark von meinem Taschengeld einschmeißen. Es war Fluch und Segen zugleich, denn mir hat das Flipperspiel schon großen Spaß gemacht, aber nach maximal fünf Minuten war das Spiel vorbei und meine Mark war weg. Ich hätte also erstmal einige D-Mark investieren müssen, um besser in diesem Spiel zu werden, damit ich für mein eingeworfenes Geld mehr Spielzeit erlangte.
Ein-DM-Münzen waren im Minutentakt weg
Dieses System nervte mich als Kind schon, obwohl ich die Geschäftsidee dahinter erst Jahre später begriffen hatte. So musste ich in meiner Kindheit des Öfteren abwägen, worin ich mein knappes Taschengeld investieren wollte. Spielautomaten lockten mich schon, aber sie verschlangen leider 1-DM-Stücke im Minutentakt. Fix und Foxi Hefte waren dagegen besonders auf Flohmärkten billiger zu bekommen und man hatte länger etwas davon.
Als ich dann 1984 meinen eigenen C64 bekam, hatten die bunten Spielautomaten in den Ecken der Geschäfte für mich recht schnell ihren Reiz verloren. Denn mit meinem „Brotkasten“ hatte ich theoretisch alle Spielautomaten, Flipper, Billardtische und Arcade-Spiele bei mir zu Hause im Kinderzimmer. Ich musste nur einmal bezahlen und konnte das Spiel so oft und so lange spielen, wie ich wollte.

Eins der ersten Arcade-Spiele auf meinem C64 war die Flippersimulation „David’s Midnight Magic“. Das Gute an diesem Spiel war, dass man keine Anleitung zu lesen brauchte. Zugegeben, das Spielprinzip eines Flippers ist den meisten Leuten auch ohne den Besitz eines C64 bekannt. Hier musste nur einfach die Anzahl der Spieler ausgewählt werden und schon konnte man die weiße Kugel auf ihre abenteuerliche Reise schicken.
Den meisten Spielern wird es zu Beginn mit David’s Midnight Magic ähnlich wie mir gegangen sein. Wenn man nicht gut aufpasste, rauschten von den fünf Kugeln gerne schon mal die ein oder andere direkt an einem vorbei, bevor man den Flipperhebel auch nur berührt hatte. Es war trotzdem recht einfach den Ball erstmal im Spiel zu halten, aber umso schwerer war es, diesen auch auf die Punkte bringenden Ziele abzufeuern. Nach dem Spielprinzip: „Einfach zu lernen, aber schwer zu meistern“.
Multiball + Multiplikator = Multipunkte?
Stunden, Tage, ja gefühlt ganze Wochenenden habe ich damit verbracht, die Bälle immer oben links in den Multiball-Kollektor zu schießen. Und wenn es dann irgendwann endlich geklappt hat und man insgesamt drei Bälle in den Kollektor gezirkelt hatte, kam die große Belohnung. Drei Bälle waren gleichzeitig im Spiel. Jetzt sollten die Punkte nur so purzeln und der High-Score wurde endlich geknackt! Meistens waren zwei der drei Bälle nach 10 Sekunden wieder verschwunden, weil man sich zu sehr auf einen einzelnen konzentriert hatte.
Ein beliebtes Ziel war auch immer der Bonus-Multiplikator, welche die Bonuspunkte verdoppeln, verdreifachen, ja sogar verfünffachen konnte. Besonders ärgerlich war es nur, wenn man den fünffachen Multiplikator geschafft hatte, aber trotzdem immer noch bei null Bonuspunkten war. Denn Fünf mal Null ergibt leider NULL! Nichts! Nada! Niente!
Und wie sah es mit der Konkurrenz aus?
David’s Midnight Magic war grafisch keine Meisterleistung, da gab es spätere buntere digitale Flipper. Der vermutlich größte Konkurrent ein paar Jahre später war „Pinball Dreams“ aus dem Jahr 1992. Dieser Flipper wirkte selbstverständlich deutlich moderner und komfortabler. Aber das vertikale Scrollen des Bildschirms mit dem Verlauf der Kugel nervte mich immer.
Trotz moderner Konkurrenz im Arcade-Spiel-Sektor hat mich auch Jahre später immer wieder der gute alte David’s Midnight Magic zurück vor den Bildschirm gezogen. Man musste nicht lange überlegen „Wie ging das nochmal?“. Spätestens beim zweiten Ball fielen einem wieder die mühsam gelernten Trickshots ein, um Bonuspunkte zu sammeln oder den Multiball-Kollektor aufzufüllen.
Fazit: David’s Midnight Magic konnte man super im Singleplayer spielen und seinen Skill in mühevoller Kleinarbeit verbessern. Und dann hat man sich ein paar Freunde eingeladen und sie zu einer Runde virtuellem Flipper herausgefordert. Da gab es bei uns im Freundeskreis die ein oder andere legendäre Schlacht um den Tages-Highscore.
DAVID’S MIDNIGHT MAGIC
Erscheinungsjahr
1983
Entwickler
David Snider/Martin Kahn
Publisher
Brøderbund Software, Inc.
Genre
Action, Arcade, Flipper
Hast auch du Erinnerungen an David’s Midnight Magic, oder es sogar vielleicht zusammen mit deinen Freunden gespielt? Erzähle mir gern davon!
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