Meine Taktik gegen einarmige Banditen: David’s Midnight Magic

Lesedauer: 3 Minuten

Kurzgeschichte Nummer 3: Bei uns im kleinen Vorort gab es in meiner Kindheit keine typischen Arcade-Spielhallen, wie es sie bereits in einigen Großstädten gab. Allerdings gab es in Kneipen oder Imbissen schon mal ein oder zwei Spielautomaten. In den frühen 1980er Jahren haben mich immer wieder mal verschiedene Flipper aus den Ecken von verschiedenen Gaststätten angelacht. Und ich meine sie riefen mir zu: „Komm rüber und spiel mit mir! Schau mal, wie viele blinkende Lichter ich habe.“ Ich musste meine Mutter aber erst um Erlaubnis fragen und sie war absolut kein Fan von solchen „einarmigen Banditen“, auch wenn der Flipper natürlich klassisch nicht zu sowas dazu zählte.

Aber hin und wieder durfte ich mir mal einen Stuhl an so eine blinkende Maschine stellen und eine Mark von meinem Taschengeld einschmeißen. Es war Fluch und Segen zugleich, denn mir hat das Flipperspiel schon großen Spaß gemacht, aber nach maximal fünf Minuten war das Spiel vorbei und meine Mark war weg. Ich hätte also erstmal einige D-Mark investieren müssen, um besser in diesem Spiel zu werden, damit ich für mein eingeworfenes Geld mehr Spielzeit erlangte.

Ein-DM-Münzen waren im Minutentakt weg

Dieses System nervte mich als Kind schon, obwohl ich die Geschäftsidee dahinter erst Jahre später begriffen hatte. So musste ich in meiner Kindheit des Öfteren abwägen, worin ich mein knappes Taschengeld investieren wollte. Spielautomaten lockten mich schon, aber sie verschlangen leider 1-DM-Stücke im Minutentakt. Fix und Foxi Hefte waren dagegen besonders auf Flohmärkten billiger zu bekommen und man hatte länger etwas davon.

Als ich dann 1984 meinen eigenen C64 bekam, hatten die bunten Spielautomaten in den Ecken der Geschäfte für mich recht schnell ihren Reiz verloren. Denn mit meinem „Brotkasten“ hatte ich theoretisch alle Spielautomaten, Flipper, Billardtische und Arcade-Spiele bei mir zu Hause im Kinderzimmer. Ich musste nur einmal bezahlen und konnte das Spiel so oft und so lange spielen, wie ich wollte.

Eins der ersten Arcade-Spiele auf meinem C64 war die Flippersimulation „David’s Midnight Magic“. Das Gute an diesem Spiel war, dass man keine Anleitung zu lesen brauchte. Zugegeben, das Spielprinzip eines Flippers ist den meisten Leuten auch ohne den Besitz eines C64 bekannt. Hier musste nur einfach die Anzahl der Spieler ausgewählt werden und schon konnte man die weiße Kugel auf ihre abenteuerliche Reise schicken.

Den meisten Spielern wird es zu Beginn mit David’s Midnight Magic ähnlich wie mir gegangen sein. Wenn man nicht gut aufpasste, rauschten von den fünf Kugeln gerne schon mal die ein oder andere direkt an einem vorbei, bevor man den Flipperhebel auch nur berührt hatte. Es war trotzdem recht einfach den Ball erstmal im Spiel zu halten, aber umso schwerer war es, diesen auch auf die Punkte bringenden Ziele abzufeuern. Nach dem Spielprinzip: „Einfach zu lernen, aber schwer zu meistern“.

Multiball + Multiplikator = Multipunkte?

Stunden, Tage, ja gefühlt ganze Wochenenden habe ich damit verbracht, die Bälle immer oben links in den Multiball-Kollektor zu schießen. Und wenn es dann irgendwann endlich geklappt hat und man insgesamt drei Bälle in den Kollektor gezirkelt hatte, kam die große Belohnung. Drei Bälle waren gleichzeitig im Spiel. Jetzt sollten die Punkte nur so purzeln und der High-Score wurde endlich geknackt! Meistens waren zwei der drei Bälle nach 10 Sekunden wieder verschwunden, weil man sich zu sehr auf einen einzelnen konzentriert hatte.

Ein beliebtes Ziel war auch immer der Bonus-Multiplikator, welche die Bonuspunkte verdoppeln, verdreifachen, ja sogar verfünffachen konnte. Besonders ärgerlich war es nur, wenn man den fünffachen Multiplikator geschafft hatte, aber trotzdem immer noch bei null Bonuspunkten war. Denn Fünf mal Null ergibt leider NULL! Nichts! Nada! Niente!

Und wie sah es mit der Konkurrenz aus?

David’s Midnight Magic war grafisch keine Meisterleistung, da gab es spätere buntere digitale Flipper. Der vermutlich größte Konkurrent ein paar Jahre später war „Pinball Dreams“ aus dem Jahr 1992. Dieser Flipper wirkte selbstverständlich deutlich moderner und komfortabler. Aber das vertikale Scrollen des Bildschirms mit dem Verlauf der Kugel nervte mich immer.

Trotz moderner Konkurrenz  im Arcade-Spiel-Sektor hat mich auch Jahre später immer wieder der gute alte David’s Midnight Magic zurück vor den Bildschirm gezogen.  Man musste nicht lange überlegen „Wie ging das nochmal?“. Spätestens beim zweiten Ball fielen einem wieder die mühsam gelernten Trickshots ein, um Bonuspunkte zu sammeln oder den Multiball-Kollektor aufzufüllen.

Fazit: David’s Midnight Magic konnte man super im Singleplayer spielen und seinen Skill in mühevoller Kleinarbeit verbessern. Und dann hat man sich ein paar Freunde eingeladen und sie zu einer Runde virtuellem Flipper herausgefordert. Da gab es bei uns im Freundeskreis die ein oder andere legendäre Schlacht um den Tages-Highscore.

DAVID’S MIDNIGHT MAGIC

Erscheinungsjahr
1983

Entwickler
David Snider/Martin Kahn

Publisher
Brøderbund Software, Inc.

Genre
Action, Arcade, Flipper

Hast auch du Erinnerungen an David’s Midnight Magic, oder es sogar vielleicht zusammen mit deinen Freunden gespielt? Erzähle mir gern davon!


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Alexander StrellenTobiDennis DeusterAndré Eymann

6 Antworten zu „Meine Taktik gegen einarmige Banditen: David’s Midnight Magic“

  1. Avatar von Alexander Strellen

    Hallo Andre, Davids Midnight Magic habe ich erst sehr spät auf einem Emulator angespielt. Davor hatten ich mich Pinball Dreams auf dem PC und Marvel Pinball auf der PS3 begeistert. Der Flipper auf dem C-64 hatte es darum schwer und beim anspielen blieb es dann auch. Ich war einfach von der Schnelligkeit und den Effekten der moderneren Spiele versaut worden. Aber Flipper sind Magie auf der Konsole. Wenn es gut läuft und man kommt mit der Kugel in den Flow, dann ist das pure Entspannung. Genau so ist es bei Pinball Dreams und Marvel Pinball passiert.
    Marvel Pinball hatte ich noch am Vormittag meiner kirchlichen Trauung gespielt. Während die Verwandschaft im Kreis drehte und mir und meiner Frau auf die Nerven ging, suchte ich Entspannung am digitalen Flipper. Das erinnere ich jetzt in diesem Moment.

    André Eymann
  2. Avatar von subetha

    @blog Das hat schon richtig Spaß gemacht, egal wie pixelig es aussah. Nur das Konzept von "Tilt" musste ich mir von meinem älteren Bruder erklären lassen 😄. Ich hatte ja vorher noch nie an einem echten Flipper gespielt.
    Das Genre hat mich später wieder eingeholt: auf der Nintendo DS war "Metroid Prime Pinball" eines meiner Lieblingsspiele.

    Andre KallistoAndré Eymann
  3. Avatar von Torsten

    Ach, der gute alte David´s Midnight Magic.
    Wer kennt ihn nicht?
    Irgendwie zog er mich auch in seinen Bann.
    Damals auch lieber virtuell als an echter Hardware, die ich damals als ganz junger Bub noch nicht so verstanden habe.
    Wie bei dir, waren die drei Kugeln für eine Mark schnell weg.
    Bist du sicher, dass es überhaupt maximal 5 Minuten waren? 😊
    Fünf Minuten können lang werden, ich bin der Meinung es waren pro Kugel ein paar Sekunden 😊

    Ergo „schmiss“ ich meine DM-Münzen lieber in die Acrade-Automaten.
    Wobei man anmerken muss, dass dort die ersten Spiele auch nicht wirklich lange dauerten.
    Aber man lernte im Arcadebereich sehr viel vom Zugucken anderer.
    Beim Flippern gelang mir das nicht, dass ich nur durch das Zuschauen Skillz erwerben konnte.

    Dann auch lieber ne Mark in den Billiardtisch weiter hinten in der Kneipe.
    Wo wir Kids auch die Kugeln aufhielten/sammelten, um für eine Mark länger spielen zu können 😊

    Also war ich mehr der Arcader als Flippermensch.
    Virtuell am C64 musste man jedoch auch anfangs auf Zack sein, danach war es irgendwie intuitiv.
    (Eigentlich wie am echten Flipper, aber das wusste ich damals noch nicht)
    Auch wenn am Amiga Pinball Fantasies/Dreams sehr gut aussahen, nervte mich zuweilen auch das „Scrolling“

    Im Freundeskreis spielten wir oft David´s Midnight und tauschten die Scores aus.
    Später erfuhr ich erst, dass dieser Pin angelehnt war an den Originalen Pin von Williams Black Knight (1980)
    Quelle

    Tja…erst später durch MAME und PINMAME (so um das Jahr 2000) zockte ich sehr gerne virtuell
    Zum einen die Arcade Klassiker (alle umsonst auf den PC emuliert)
    und natürlich PINMAME, womit man alle Flipper auf einen 19 Zoll Monitor zocken konnte 😊
    Es war nicht wie am richtigen Flipper, aber dadurch (durch MAME und PINMAME) bin ich wieder auf den Geschmack gekommen.

    Allerdings erst mit dem Arcadebereich. Ich trieb mich in Acradeforen rum und daddelte auch viel (wo man es noch konnte in den early 2000 bis heute).

    Durch Zufall geriet ich 2013 an einen Rollergames Flipper (1990), den ich schon als 18jähriger gerne gespielt habe.
    Ich kaufte ihn, ohne zu wissen, dass Flipper Herdentiere sind und ohne einen Hauch von Technik-Ahnung.
    Ein Flipper bleibt selten allein und irgendwann verlor man den Überblick.
    Etliche zogen ein und wieder aus. Flipper sind schwer und Treppenaufgänge eng.

    Derzeit steht noch sieben Flipper bei mir daheim
    Walking Dead, Johnny Mnemonic, Dirty Harry, The Shadow, Terminator 2, Whirlwind und halt der erste, der irgendwie alle anderen überlebt hat….Rollergames.
    2013 bis kurz vor Corona waren die Flipperpreis noch human. Selbst der T2 hat mich (2014) nur schlappe 1000 Euro gekostet.
    Andere bekamen sie noch zwischen 300-500 DM…

    Derzeit ist es sein sehr teures Hobby geworden.
    Aber das ist ein anderes Thema.
    Ich bin auch kein guter Spieler, aber ich tue es gerne und irgendwie ist es ein Jungbrunnen. Ich fühle mich dann immer wieder „wie in den guten alten Zeiten“

    Fakt ist, ohne David´s Midnight Magic hätte ich vermutlich gar kein Faible für Flipper entdeckt.
    Und ja, virtuelle Flipper sind nice, aber ersetzen nicht die Haptik und das Feeling eines echten Flipper.

    Danke für die Erinnerung an den guten alten David.
    Und hört man an den Softwareentwickler Broderbund …tja, dann denke ich an Choplifter 😊

    Alexander StrellenAndre KallistoAndré Eymann
    1. Avatar von Andre Kallisto

      Vielen Dank für die netten Worte.
      Wahrscheinlich waren es bei mir viel weniger als 5 Minuten Spielzeit.
      Aber die hast ja auch eine sehr enge Verbundenheit zu Flippern, ich hatte nie einen eigenen zu Hause stehen.

      André Eymann
  4. Avatar von Dennis Deuster

    David’s MM ist eins dieser Spiele, bei dem ich sofort die Sounds im Ohr habe. 🥰 Hat mich in jungen Jahren ebenfalls lange an den C64 gefesselt.

    André Eymann
    1. Avatar von Andre Kallisto

      Als ich es als Vorbereitung für den Text nochmal gespielt habe, waren die Sounds auch sofort wieder alle präsent bei mir.

      André Eymann

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