Mein Einstieg in den Videospieljournalismus fand im Jahr 2016 statt. In der Mai-Ausgabe des RETURN-Magazins schrieb ich über „Les Schtroumpfs autour du Monde“, das wohl seltenste Spiel für das SEGA Master System. Aber eigentlich ist das nicht ganz korrekt. Denn schon viel früher, und zwar 1992, verfasste ich Texte, die mit Games zu tun hatten.
Um das genauer zu beleuchten, muss ich etwas ausholen. Meine erste Begegnung mit Videospielen hatte ich irgendwann Ende 1990 oder Anfang 1991. Mein bester Kumpel hatte ein SEGA Master System geschenkt bekommen und ich besuchte ihn regelmäßig, um „Alex Kidd in Miracle World“ zu spielen. Ich war von diesem Wunder der Technik hellauf begeistert, bunte Bilder am Fernseher, die man mit einem Steuergerät selbst beeinflussen konnte: Das klang für mich, der in der ehemaligen DDR aufgewachsen war, damals nach Magie. Einige Zeit später, genauer gesagt zu Weihnachten 1991, bekam ich dann mein eigenes Master System, und war fortan kaum noch von dem Gerät zu trennen.
Bücher und Zeitschriften
Zusammen mit der Konsole hatte ich auch das Buch „SEGA Tips & Tricks“ bekommen, in dem ich fleißig schmökerte und das mir in der Folgezeit noch oft sehr nützlich war. Auch wenn ich die meisten der dort erwähnten Spiele nicht kannte, war die Lektüre doch sehr spannend. Dieses Buch war neben dem Magazin GAMERS, welches ich von 1992 bis 1995 per Abo ins Haus geliefert bekam, auch quasi meine einzige Informationsquelle zu Spielen überhaupt: Das Internet, wie wir es heute kennen, ließ damals noch einige Jahre auf sich warten.
Im Laufe der Zeit kamen zu meiner Sammlung noch einige weitere Spiele dazu. Den Anfang machte im Frühjahr 1992 das Actionspiel „Running Battle“. Ich war durch einen Bericht in der GAMERS auf diesen zugegeben mittelmäßigen Mix aus Beat em up und Action-Plattformer aufmerksam geworden. Aber damals beschäftigten mein Kumpel und ich uns exzessiv mit dem Game. Daher schafften wir es auch nach einiger Zeit, bis zum Ende vorzudringen und den finalen Boss zu besiegen.
Selbst ist der (junge) Mann
Mein Drang, Texte zu verfassen, war zudem damals bereits ebenfalls vorhanden. Mir fiel das „Tips & Tricks“-Buch wieder ein. Solch eine Komplettlösung, wie sie dort reihenweise enthalten waren, würde ich zu „Running Battle“ doch sicher auch hinbekommen, oder? Gesagt, getan: Ich nahm mir ein Blatt Papier und schrieb einige allgemeine Ratschläge sowie Anleitungen, um die Levelbosse zu schlagen, auf. Stilistisch orientierte ich mich dabei an den Texten des Buches. Dazu schnitt ich Abbildungen aus Katalogen aus und klebte sie ein. So entstand ein richtiges „Layout“ und mein dreizehnjähriges Ich war begeistert.
In der Folge brachte ich noch zu einigen weiteren Spielen Tipps zu Papier, unter anderem für „Bubble Bobble“ und „Rampage“, nach und nach entstand so eine richtige Sammlung. In Anlehnung an das bereits vorhandene Buch entwarf ich ein Cover, welches teils vom Original abgepaust war, jedoch auch einen von mir selbst gezeichneten Drachen aus „Bubble Bobble“ enthielt. Das Bild klebte ich auf den Hefter, in dem die Tipps abgelegt waren.
Die Komplettlösung
Vor Kurzem fiel mir nun das Heft wieder ein, selbstverständlich besitze ich es noch. Nachfolgend möchte ich die dort enthaltene Lösung zu „Running Battle“ präsentieren. Ich habe sie so abgetippt, wie sie dort steht, also inklusive Rechtschreibfehlern. Vielleicht gibt es ja den einen oder anderen, der immer schon an dem Spiel verzweifelt ist und der genau auf diese Anleitung gewartet hatte.
Running Battle
- Wenn sie in Runde 2 im ersten Abschnitt das erste Geschoß an der Wand zerstören, dann wird die Schachtel für Unbesiegbarkeit erscheinen. Ebenso ist es in Rd. 3, auch im ersten Abschnitt.
- In Runde 4 im zweiten Abschnitt befindet sich ein Schalter an der Wand. Wenn sie diesen Schalter ziehen und in die nächste Tür gehen, werden sie zu einem Mädchen namens Mary kommen. Sie wird ihnen dann Wissenswertes über „M“, den Hauptgegner, sagen.
- Die fünf Hauptgegner:
- Captain Brass
Er wir auf sie zuspringen. Weichen sie ihm aus. Nehmen sie sich vor seinem Säbel in Acht. Sie müssen ihn mehrere Male aus der Hocke treffen.
- Killer the Kid
Er ist sehr wendig und schnell. Er nutzt jede Gelegenheit aus, um sich unter ihren Beinen durchzuschwingen. Versuchen sie dann über ihn hinüberzuspringen. Nehmen sie sich auch vor den Whiskyflaschen ihn Acht, die von der Decke auf sie zusegeln. Am besten können sie ihn durch Sprungtritte erledigen.
- Samurai Man
Er ist sehr leicht zu bezwingen: Wenn er ungefähr in der Mitte des Raumes steht, versuchen sie ihn in die linke Ecke zu drängen. Dann brauchen sie nur noch konituierlich auf ihn einzuschlagen. Sie müssen sich nur noch vor dem Ninja-Zauber in Acht nehmen, der von der Decke auf sie zukommt.
- Miracle Man:
Er ist kein leichter Gegner: Miracle Man bedeutet soviel wie „Wunder-Mann“. Diesem Namen macht er auch alle Ehre. Gerade wenn sie eine gute Position haben und zuschlagen wollen, verschwindet er und taucht an einer andern Stelle wieder auf. Das können sie aber verhindern, indem sie ihn mehrere Male an der selben Stelle treffen. Außerdem kommen auch noch andere Gefahren auf sie zu: Er wirft seinen Stab und versucht ihnen damit Energie zu rauben.Springen sie über den Stab und treffen sie ihn gleich mehrere Male. Das bringt ihn für einige Zeit aus der Fassung. Während des Kampfes lösen sich auch Steine aus der Wand und fallen auf sie herunter. Aber wenn sie sich in der Luft halten, können ihnen die Steine nichts anhaben. Kurz: Miracle Man ist ein sehr schwerer Gegner. Also passen sie auf!
- der wahre Hauptgegner: „M“
Er zeigt sein Wahres Antlitz nicht, sondern kommt mit einem drachenähnlichen, fliegenden Gefährt auf sie zu, das ein starkes Geschoß besitzt. Dieses Geschoß besitzt 60 Leben. Sie müssen es an dem roten Auge treffen, um ihm ein Leben abzuschlagen. Sie dürfen sich nicht auf das Geschoß stellen und auf das Auge treten. Das erscheint zwar leichter, aber wenn sie das tun, dann wirbeln mehrere Kugeln und Blitze um sie herum und sie sterben sofort. Mehr gibt es nicht zu sagen. Nur noch dies eine: Möge der bessere gewinnen.
Ich muss sagen, dass mein Schreibstil damals gar nicht so schlecht war und bin mir sicher, dass die Lösung abgedruckt worden wäre, hätte ich sie irgendwo eingeschickt. Und wer weiß, vielleicht hätte sie mir bereits damals die Türen zur Welt des Spielejournalismus geöffnet. Dann hätte ich nicht bis 2016 warten müssen.
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