Bunte verschiedenförmige Blöcke stapeln, aber dabei noch eine Stadt bauen? Ein kleines Indiespiel bietet diese Kombination.
In streng quadratischen Blöcken eine Stadt aus dem Nichts zu zaubern ist nichts Neues, das kennt man vom Klassiker SimCity. Hat man einmal Straßen querfeldein platziert, kommen nach und nach Gebäude dazu, um der Stadt beim Wachsen zuzusehen. Dabei müssen sämtliche Blicke auf Verkehr, Bedürfnisse und besonders das Budget gerichtet werden.
Rogue Duck Interactive geht mit ihrem Indietitel „Mini City: Mayhem“ einen etwas anderen Weg der Städteaufbau-Simulation. Hier will man sowohl die Liebhaber von Zeitdruck als auch Liebhaber von Gemütlichkeit ansprechen. Hektik oder Ruhe, hier gibt es die Wahl.
Eine kleine Block-ade?

Es ist nichts Ungewohntes, in einem selbst kreierten Haufen von Häusern, Straßen und Landschaften im Chaos zu versinken. Chaos steht sogar im Titel und ist im Modus „Mayhem“ durchaus ernst zu nehmen. Neun Städte von Pisa bis New York warten darauf, mit einem knackigen Hindernis aufgebaut zu werden: die Geduld der Bewohner.
Dabei fängt alles so harmlos an. Auf einer kompakten Insel wartet ein Kreisverkehr darauf, erweitert zu werden. In der unteren Leiste können Gebäudeblöcke oder Straßen ausgewählt werden. Auch wenn stetig Geld in die Kassen fließt, ein Blick auf die Preise kann dennoch nicht schaden. Was auch immer höher geht, ist die Einwohnerzahl. Sobald mehr Einwohner als Wohnraum da ist, sinkt die Geduld. Ist die weg, ist das Level vorbei.
Die Gebäude benötigen immer eine Straßenanbindung. Manche haben zudem die Restriktion, direkt mit einem Dach abzuschließen oder nur auf dem Boden platziert werden zu können. Nicht nur ein Block, sondern mehrere Blockzusammensetzungen sind zu platzieren, um den Bedarf an Wohnraum zu decken. Da ist es nicht verwunderlich, wenn die Blöcke aussehen wie bei Tetris.
Bunter Trieb wird belohnt

Nicht nur muss der knapp bemessene Platz vernünftig ausgenutzt werden. Werden etwa gleichfarbige Blöcke über- oder nebeneinander platziert, gibt das einen Bonus. Mehr Wohnraum, aber auch schneller mehr Geld. Sollte es wider Erwarten am Platz scheitern, bietet eine Mischung aus etwa einem roten und einem gelben Wohnblock zumindest optisch eine gewisse Abwechslung. Aber auch der Verzicht auf wertvolle Boni.
Wer mit dem aktuellen Portfolio an Blöcken und Straßen nicht wirklich was anfangen kann, weil etwa die Voraussetzungen exorbitant hoch sind (mindestens Blockhöhe 4 oder großer Platzbedarf etwa), kann mit einem Klick auf den Pfeil links unten eine neue Sammlung generieren und kriegt Blöcke präsentiert, die man eher zu Beginn des Spiels erwarten würde. Das allerdings nicht zu oft.
Im Laufe des Spiels gibt es vor einem Levelaufstieg das Angebot, ein Sondergebäude zu errichten, was eine Verbesserung mit sich zieht. Sei es die Erhöhung von Wohnraum, die Erhöhung der Geduld oder das Freischalten weiterer möglicher Erneuerungen der Blöcke. Im Laufe des Spiels können zudem noch Berater ausgewählt werden, die entweder die Zuwanderung begrenzen oder Boni geben, wenn eine Bauhöhe erreicht wurde oder sogar, wenn die Absicht besteht, Blöcke unterschiedlicher Farben zu stapeln.
Quadratisch, praktisch, gut

Doch womit wird man am Ende belohnt, wenn der Geduldsfaden der Einwohner nicht gerissen ist? Mit einem Wahrzeichen der jeweiligen Stadt, die man gerade spielt. Etwa bei Pisa der schiefe Turm oder bei Paris der Eiffelturm. Diese Wahrzeichen heben sich ein wenig von der Masse ab…nichts Ungewöhnliches in einer Städtebau-Simulation. Da Mini City: Mayhem allerdings ein grafisch zurückhaltender Titel ist, fällt das umso mehr auf.
Die Macher denken aber auch an die Leute, die mit der Hektik des Mayhem-Modus absolut nichts anfangen können. Für die ist der Zen-Modus ideal. Hier können dieselben Städte aufgebaut werden, ohne aufs Geld und auf die Geduld der Einwohner zu achten. Macht das Spiel zwar wahnsinnig einfach, aber man darf die Gruppe der Spielenden nicht außer Acht lassen, die sich damit wohler fühlen.
Der Modus „Square Stack“ erfordert Köpfchen, um ein schmales Feld so mit Blöcken vollzufüllen, dass dieser lückenlos bis zur Unendlichkeit nach oben gebaut werden kann. Im Crane-Modus platziert man die Wohnungsblöcke mit einem Kran. Dessen Arm schwingt ein Teil hin und her und im richtigen Moment müssen diese platziert werden. Für exakte Platzierung aktiviert sich ein Punkte-Multiplikator.
Und wer nach Herzenslust eine eigene Stadt mit allen verfügbaren Blöcken aufbauen möchte, für den gibts auch einen Sandbox-Modus. Hier kann der Kreativität freien Lauf gelassen werden.
Bockiger Block

Mini City: Mayhem sollte auf Computern der vergangenen zehn Jahre problemlos laufen, denn die Systemanforderungen sind unfassbar niedrig. Doch ich empfehle Englischkenntnisse, denn die deutsche Einstellung ist stellenweise verwirrend und nicht nachvollziehbar. Beim Testen auf dem Mac mini M4 in der Basiskonfiguration kamen keinerlei Probleme auf.
Im Menü wurde angedeutet, dass Musik abgespielt wurde. Allerdings konnte ich keine wahrnehmen. Im laufenden Spiel wurde glücklicherweise sehr entspannte Musik ohne Gesang gespielt. Diese Musik hört sich dann etwas wirr an, wenn die Geduld der Bewohner stetig sinkt. Ein Zeichen dafür, dringend für Besserung zu sorgen.
Gerade der Mayhem-Modus bringt den Spieler schon im niedrigsten der drei Schwierigkeitsgrade ins Schwitzen. Entweder lasse ich mir zu viel Zeit beim Aufbau der Straßen und Blöcke oder die Macher müssten nochmal an der Programmierung tüfteln. Ausgerechnet die vierte Stadt ist schon recht knackig ausgefallen. Die Feinheiten müssten noch ausgemerzt werden, um eine vernünftige Brücke zwischen knackig-schwerem Chaosmodus und gemütlich-einfachem Zenmodus zu schaffen.
Geviert mir gut

SimCity und Tetris miteinander kombinieren? Mini City: Mayhem hat es gewagt und es ist gelungen. Dabei werden die Spielerschichten derjenigen, die entweder die Herausforderung oder die Entspannung suchen, vollkommen bedient. Das Aufbauen einer Stadt macht durchaus Freude, auch wenn für meinen Geschmack der Mayhem-Modus vielleicht eine Spur zu knackig ausgefallen ist. Die weiteren Modi sind eine nette Dreingabe und sollte Fans von Städteaufbau-Simulationen mit einem Hang zu Tetris sehr gefallen.
Mini City: Mayhem ist seit dem 17. Februar 2025 auf Steam zum Preis von 5,99 Euro erhältlich. Es funktioniert unter Windows, macOS und Linux.
Permalink: https://www.videospielgeschichten.de/mini-city-mayhem-baue-deine-stadt-als-waere-es-tetris/
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