Zu kleine Karten, Serverprobleme, … – da hatte man sich nach so langer Zeit wahnsinnig auf ein neues SimCity vom ursprünglichen Schöpfer Maxis gefreut und endete letzten Endes zum schlechtesten Spiel der Reihe. Zehn Jahre ist es nun alt und man kann es immer noch problemlos spielen. Ich dürfte zu einen der wenigen gehören, die sich das freiwillig angetan haben.
„SimCity“ gehört wahrlich zu den Klassikern unter den Aufbauspielen. Eine Stadt mit Wohn-, Gewerbe- und Industriegebieten ausstatten, für Sicherheit und Ordnung sorgen, möglichst alle Faktoren gegen Bankrott und Kündigungswellen berücksichtigen, um vielleicht am Ende bei Lust und Laune mit den amüsanten Katastrophen die eigene Metropole in Schutt und Asche legen.
Alles fing 1989 mit einer Draufsicht an, als 1993 mit „SimCity 2000“ eine isometrische Perspektive kam und bisher das Highlight der Serie markierte. Ursprünglich sollte es für das 1999 erschienene „SimCity 3000“ in die 3D-Perspektive gehen, jedoch blieb man der ursprünglichen Perspektive treu. Es dauerte allerdings ein wenig, bis sich auch beim 2003 herausgebrachten „SimCity 4“ Sympathien breitmachten. Weniger ums Budget, mehr um die sozialen Faktoren, ging es im Jahr 2007 veröffentlichten „SimCity Societes“, welches allerdings nicht von Maxis kam.
Dann wurde im Jahr 2012 mithilfe eines Trailers ein neuer Teil angekündigt, der genauso heißt wie der allererste Teil. Und dieser hat mit viel Gewusel gezeigt, was alles möglich sein wird. Als es im März 2013 soweit war, sahen die allermeisten Spieler:innen nur das Startfenster mit der Meldung, dass entweder die Server überlastet, abgestürzt oder im Wartungsmodus wären. Denn eine permanente Internetanbindung verhinderte gemütliche Offline-Partien.
…und dennoch bekam es meine Aufmerksamkeit.
Ein großer Liebhaber der Serie – der Content Creator „Gronkh“ alias Erik Range – hat sich in einem Let’s Play dieses Spiel angesehen. Ich weiß noch genau, dass jeden Tag um 13 Uhr eine neue Folge kam und eines der entspanntesten Videoreihen war, an die ich mich erinnern konnte. Gerade die großartige Hintergrundmusik trug viel dazu bei. Er kritisierte allerdings zum Ende hin die viel zu kleinen Karten und dass sich das Verkehrsproblem nur mithilfe eines kostenpflichtigen DLCs lösen ließ.
Wegen der anfänglichen Serverproblematik, die nach einem Offline-Patch vom Tisch war, traute er sich zudem nicht an Experimenten an seinen Karten, da diese in der Cloud gespeichert sind und er somit diese nicht zurücksetzen könne.
„Offline-Patch“ ist ein gutes Stichwort, denn dieser erschien Anfang 2014, nachdem Electronic Arts bzw. Maxis gesehen hat, dass auch alles offline geht. Wo sie vorher gemeint hätten, dass das ein Ding der Unmöglichkeit wäre. Nachdem dieser Patch raus war, habe ich das Spiel für unter 30 Euro bei Amazon ergattert. Leider Gottes eine englische Version, die ich nicht auf Deutsch spielen konnte. Trotz aller Kritikpunkte konnte ich mich für einige Zeit mit dem neusten SimCity-Spross anfreunden. In einem alten Video von mir habe ich meine bisher gebaute Stadt gezeigt.
Das erste Maxis-SimCity in 3D – eigentlich doch ganz schick
Eigene Regionen modellieren und mit Bergen, Tälern und Flüssen versehen? Was in „SimCity 4“ kein Ding der Unmöglichkeit war, konnte man im neusten SimCity-Teil nicht mehr. Es gab nur noch fest definierte Regionen, in denen sich freie Plätze für neue Städte befinden. Zudem wird angezeigt, welche Rohstoffe sich auf den jeweiligen Bauplätzen befinden.
Allgemein wurde in diesem Teil vieles vereinfacht: man setzt bei Wohn-, Gewerbe- und Industriegebieten keine Blöcke mehr, sondern platziert Markierungen an Straßen, die anzeigen, bis wohin sich die Gebäude ausbreiten würden. Wasserrohre und Strommasten sind ebenfalls passé. Alles, was an der Straße angebunden ist, ist automatisch mit Versorgungsinstrumenten verbunden.
Seit dem letzten „SimCity“ von Maxis hat sich jedoch einiges getan. Zwar besaß Societies schon eine 3D-Optik, dieses wurde jedoch von „Tilted Mill Entertainment“ entwickelt. Die comicartige Grafik schaut für 2013er Verhältnisse ganz okay aus, schwächelt aber hier und da mit niedrig aufgelösten Texturen und hässlichen Menschen mit spärlichen Animationen.
Jedes der Bauinstrumente verfügt nun über Berater, die einen Tipps und Warnungen bei bestimmten Situationen geben. Etwa, wenn die Krankenbetten voll, die Klassenzimmer überfüllt sind oder der Müll überschwappt. Allerdings nicht mit sofortiger Warnung. Gefährlich, dass das auch bei Bränden passiert, da muss man selbst schon aufmerksam werden.
Am Grundprinzip des Städtebaus hat sich nichts geändert und die Konstruktion dank moderner Techniken geht flüssig und eleganter vonstatten. Dennoch sehnte man sich kurz nach Veröffentlichung an vergangene SimCity-Titel zurück oder schrie nach Alternativen. Warum bloß?
Ein solides Spiel, hinter einer fiesen Blockade
2013 war schon das Jahr, in dem seltsame Kopierschutzmaßnahmen in Verbindung mit Internetanbindungen auf dem Vormarsch waren. Gerade Electronic Arts bekleckert sich darin nicht unbedingt mit Ruhm. Zu Beginn ließ sich das Spiel nur mit einer Internetverbindung spielen. Das wäre nicht der größte Knackpunkt gewesen, wenn da nicht noch die Anbindung an die EA-Server wären. Funktionieren die nicht, kann man nicht spielen. Gar nicht.
Und wenn man mal spielen konnte, konnte man nicht mal mit seinem eigenen Speicherstand experimentieren, weil dieser in der Cloud ist. Nach dem Offline-Patch sind diese im Dokumenten-Ordner zu finden.
Neben einigen weiteren Macken wie komische KI, fehlende wichtige Gebäudestatistiken und etwas vermaledeiter Straßenbau ist ein großer Kritikpunkt stark hervorzuheben, der bis heute nicht behoben wurde und von dem sich das Spiel nie wieder erholen wird: Viel. Zu. Kleine. Karten!
Mit den vorgegebenen Kartengrößen wirken selbst voll ausgebaute Städte wie ein kleiner Teil einer Metropole. Da wird aus einer „SimCity“ eher ein „SimSmallTown“. Es ist wahrlich nicht die Aufgabe der Spieler:innen, bei einer Einwohnerzahl weit weg von einem sechsstelligen Bereich verzweifelt einen Platz für neue Gebäude suchen zu müssen.
Meine persönlichen Erfahrungen
Wie schon vorher erwähnt habe ich mir 2014 das Spiel nach der Veröffentlichung des Offline-Patches zugelegt und war recht angetan davon. Ich war vor allen Dingen davon überrascht, wie verhältnismäßig einfach es sich spielen ließ. Die Urversion von „SimCity 4“, die im Januar 2003 rauskam, hatte mit 100.000 Simoleons ein ziemlich stark begrenztes Budget zu Beginn und man musste an vielen Stellen aufpassen, wenn man eine Synergie aus hübsch aussehender Stadt und gewinnbringenden Ressourcen erzielen wollte.
Selbst, wenn man viel Mist in seiner Stadt im letzten SimCity-Spross gebaut hat, konnte man dennoch Geld verdienen, solange die Grundlagen gesetzt sind. Und ausgerechnet an den viel zu kleinen Karten scheitert es, dass man mit diesem Fakt die eigene Stadt richtig groß ausbauen kann. So nach dem Motto „Geld ist da, aber nicht der Platz.“.
Das hätte ich noch geschrieben, hätte mein Spiel dank der EA-Play-Anbindung nicht die ganzen verfügbaren DLCs drin gehabt. Unter anderem das DLC „Städte der Zukunft“, der etwas hinzugefügt hat, der einen zwiespältigen Eindruck hinterlassen hat. Dann heißt es seitens der Bewohner:innen, dass man sich nicht in die Breite, sondern in der Höhe ausweiten muss.
Ich soll meinen Städten also jede Menge Einwohner:innen bescheren, indem ich mich auf Megatürme spezialisiere, die ich mit bis zu acht Modulen ausbauen kann. Statt mit einer Erweiterung um die Ecke zu kommen, die es erlaubt, vielleicht die Karten im Stile von „Cities: Skylines“ auszuweiten, sollen die Spieler:innen stattdessen wie in einer Cyberpunk-Welt sehr technisch aussehende Türme mit Wohnungen, Büros, Einkaufsmöglichkeiten etc. hinbauen. Ja nun…
Spätestens seit der Veröffentlichung von „Cities: Skylines“ ist es um das letzte „SimCity“ längst geschehen. Die Konkurrenz hat alles besser gemacht und hat die einst mächtige Spielereihe in den Boden der Bedeutungslosigkeit verdonnert. Ausgelöst durch viele Faktoren, die von Beginn an nicht für Freude gesorgt haben. Ein ähnliches Schicksal musste „RollerCoaster Tycoon World“ von 2016 erleiden.
Fazit
„SimCity“ ist einzeln betrachtet ein solides Aufbauspiel. Die Bedienung ist erfreulich einfach und verständlich, selbst wenn man beim Aufbauen irgendwann an seine Grenzen stoßen wird. Es lohnt sich vor allen Dingen, für einen Moment dem Gewusel zuzusehen, da sich die hervorragende akustische Stadtatmosphäre und der exzellente Soundtrack dazu bestens eignen.
Wer die älteren SimCity-Titel kennt, wird hier sehen, wie einfach der Schwierigkeitsgrad gesetzt ist. Plötzlich geht man nicht so schnell bankrott wie sonst. Das wird Profis ärgern, aber Einsteiger:innen erfreuen, die mit einer kleinen Herausforderung Städte aufbauen wollen.
„SimCity“ wird aber haushoch verlieren, sobald man es mit anderen Aufbauspielen vergleichen möchte. Zwar ist die permanente Serveranbindung Geschichte, aber das Problem mit den viel zu kleinen Karten, die einen dazu zwingen, die umliegenden Städte zurate zu ziehen, wurde bis heute nicht behoben. Der zwanzig Jahre alte Quasi-Vorgänger erlaubt Veränderungen an der Welt und vor allen Dingen richtige Metropolen, bei denen lediglich damalige Rechner stark ins Schwitzen gekommen sind. Aktuell gibt es mit „Cities: Skylines“ seit 2015 eine frische Alternative. Der Macher „Colossal Order“ entwickelt zum Zeitpunkt der Erstellung dieses Artikels sogar schon einen zweiten Teil.
Zurecht vergessen? Sollte man es nochmal spielen? Wie ist eure Meinung zum letzten SimCity? Habt ihr es damals gespielt und hattet den gleichen Ärger wie Millionen anderer Spieler:innen, die nach zehn Jahren sehnsüchtig nach einem richtigen neuen Teil der Kultreihe gewartet haben? Oder war euer Fazit sogar positiv? Eure Meinung interessiert mich!
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