Landstalker – Mein Held kann springen

Lesedauer: 4 Minuten

„Kurze Sätze sind besser“
„Kurze Sätze sind besser“
„Kurze Sätze sind besser“
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Da ertönt sie endlich, die Klingel, die die Herbstferien einläutet. Wie es sich für diese Jahreszeit gehört war es kalt und es regnete. Also lief ich schnell durch die Straßen, vorbei an anderen schlecht gelaunten Menschen. Mein Ziel war die Videospiel-Abteilung von unseren Karstadt. So stand ich vor dem, damals noch großen, Regal mit Sega Mega Drive Spielen. Ich schaute mir viele Rückseiten und Cover an und entschied mich letztlich für Landstalker – Die Schätze von König Nolo von Climax Entertainment.

Meine Freunde spielten zu der Zeit auf ihren Super Nintendo gern Zelda: A link to the Past. Aufgrund unseres jungen Alters und der dementsprechend fehlenden Erfahrung, kamen wir damals aber nicht wirklich weit. Also ab zur Kasse und das zusammengesparte Taschengeld ausgeben. In der Hoffnung einen gleichwertigen Ersatz für den Mega Drive gefunden zu haben.

„Die große Liebe beginnt mit einen Abenteuer“

Ich denke jeder junge Mensch weiß, wie lange eine Busfahrt sein kann, mit einem neuen Videospiel im Rucksack. Zuhause angekommen wurde schnell Mittag gegessen und das Nötigste vom Tag erzählt. Und dann war es endlich soweit ich konnte das Spiel einlegen.

Was ich damals nicht ahnte: es war der Beginn einer großen Liebe und übertraf meine Erwartungen. Ich schätze ich war damals um die zehn Jahre alt und kannte bisher nur Amiga- und Atari-Spiele. Das Problem war, das diese meist auf Englisch und verdammt schwer waren. Umso begeisterter war ich von Landstalker.

Die Story ging direkt los und die Texte waren auf Deutsch. Die Grafik gefiel mir ausgesprochen gut. Ich denke wäre ich ein paar Jahre älter gewesen, hätte ich sie als zu kindisch empfunden. So passte sie einfach und auch die Sichtweise von schräg oben fand ich sehr gelungen.

Also rein ins Abenteuer, welches ich an dieser Stelle nur kurz anreißen werde. Das Spiel begrüßt uns mit einem kleinen Intro, in dem wir von dem sagenhaften Schatz von König Nolo hören. Wir lernen unsere Begleiterin, die Waldnymphe Flora kennen, die gesehen hat, wo sich dieser Schatz befindet. Spätestens ab dem Moment hatte das Spiel mich, anders als bei Zelda gab es von ihr immer mal wieder einen lustigen Spruch, der das Spiel einfach auflockerte.

Wir schlüpfen dabei in die Rolle des Abenteurers und Schatzsuchers Niels. Wie es sich für ein Rollenspiel gehört, erhalten wir auch direkt unsere erste Mission. Wir müssen die Tochter des Bürgermeisters befreien. Diese wurde von Soldaten des Nachbardorfes Gumi entführt. Nach jeder abgeschlossenen Mission folgt die nächste, das Spiel verläuft dabei sehr gradlinig, nicht wie bei heutigen Open-World-Spielen. Nach und nach lernen wir dabei die ganze Insel kennen auf der Landstalker spielt. Auf dieser Insel befinden sich die Städte Massan, Gumi, Ryuma, Verla, Destel und die Hauptstadt Mercator. In jeder Stadt erwarten uns liebevoll gestaltete Bewohner, manche von ihnen halten kleinere Aufgaben für uns bereit.

Wie es sich ebenfalls für ein Rollenspiel gehört, gibt es natürlich auch eine Prinzessin. Sie wurde – was für eine Überraschung – entführt und muss natürlich befreit werden. Während des Spiels treffen wir auch immer wieder auf Kayla und ihre Schergen, die selbst Interesse an den Schatz hat. Man könnte sie als Widersacher von Niels ansehen.

Screenshot: MobyGames
Screenshot: MobyGames

„Gold? Schätze? Gefährliche Dungeons? Klingt nach einem normalen Montag.“

Im Spiel gibt es Teleporter-Bäume. Durch sie ist es möglich, von einem Ort zum anderen zu reisen, wodurch zum Glück ein endlos langes herumlaufen entfällt. Zumal die Gegner auf den Wegen immer wieder neu erscheinen. Um seine Lebensenergie aufzufüllen, benötigt man ein Heil-Item welches Eke-Eke heißt. Dieses findet man entweder in Läden, in Kisten oder teilweise bei besiegten Gegnern.

Besiegte Gegner hinterlassen meistens allerdings Goldstücke, mit denen man sich in den Läden der Städte neue Items kaufen kann. Oder eine Nacht in einem Gasthaus verbringen kann, wo durch sich die eigene Energie wieder vollständig erfüllt. Die Dungeons, die es zu erkunden und erobern gilt, sind in der Regel klassisch angelegt. Es gibt Kisten und Schalter Rätsel und natürlich die Sprungpassagen, die zu Landstalker gehören wie das Amen in der Kirche. Leider kann man in einen Dungeon nicht abspeichern, dies geht nur an bestimmten Orten. Oder wenn wir den Endgegner am Ende des Dungeons besiegt haben. Als Belohnung erhält man ein neues Schwert.

Jedes Schwert hat dabei neue Eigenschaften. Anders als bei Spielen wie Zelda, gibt es hier nur Schwerter als Waffen. Mich hat es damals nicht gestört, zumal ich als Kind am liebsten immer im Nahkampf den Gegner zeigte, wer hier der Stärkere ist. Unser Held Niels kann auch mit Magie umgehen, ich muss aber sagen das ich es nie genutzt habe. Letztlich erreicht man, wenig überraschend den Schatz von König Nolo.

Das Spiel lebt eindeutig von seiner Story und den Charakteren, die man trifft. Viele von ihnen sind mir während des Spiels ans Herz gewachsen, so dass ich irgendwann den Punkt erreicht hatte das ich nicht wollte, dass dieses Spiel mal endet. Das waren zum Beispiel der Held Niels, die Prinzessin Lara, unsere Begleiterin Flora und selbst die böse Kayla wirkt irgendwie sympathisch. Anscheinend geht es nicht nur mir so, denn die Fan-Szene ist groß und aktiv.

Viele Menschen kritisieren die endlosen und auf Grund der Perspektive schwierigen Sprungpassagen. Ich finde aber sie gehören einfach zu Landstalker, selbst jetzt nach vielen Jahren funktionierten sie bei mir direkt wieder. Noch heute denke ich mit einen lächeln an die Diskussionen mit meinen Freunden zurück, die Zelda spielten.

Denn wie hieß es im Titel „Mein Held kann springen“ – ein Freund von mir argumentierte immer im Rollenspiel kann der Held nicht springen. Diese Ansicht ließ mich erst recht schmunzeln, wie lustig wären Actionfilme, wenn der Retter der Welt nicht springen könnte. Ich denke die Welt wäre schon unzählige Male von Aliens überrannt worden. Und bevor jetzt alle aufschreien, was das für ein schlechter Artikel ist. Heutzutage weiß ich, dass sowohl Zelda wie auch Landstalker keine klassischen Rollenspiele sind. Aber damals als das Internet noch Zukunftsmusik war, waren es für uns einfach Rollenspiele.

Screenshot: MobyGames
Screenshot: Von meinen Monitor

Würde ich das Spiel heute nochmal spielen, wüsste ich nicht, ob es mich nochmal so packen würde. Ich hatte damals vor allem eins und das war Zeit, schließlich musste man die Herbstferien ja sinnvoll nutzen.

Landstalker war eines der ersten Spiele, die ich durchgespielt habe und ein Wegbegleiter für meine spätere Spieler-Laufbahn. Noch heute greife ich gerne zu Rollenspielen und Action-Adventure, auch wenn ich immer wieder merke, wieviel Zeit sie fressen. Für mich ist dieses Spiel einfach meine Wohlfühloase in dieser chaotischen Welt und wird es wahrscheinlich auch bleiben.

LANDSTALKER

Erscheinungsjahr
1992

Entwickler
Kenji Orimo (Chief Map Designer), Kan Naito (Chief Programmer), Yoshitaka Tamaki, Kenji Orimo, Kohei Nomura (Original Story)

Publisher
SEGA Enterprises Ltd.

Genre
Action, RPG, Isometric

Wenn ihr auch so ein Spiel habt, würde ich mich sehr über einen Kommentar freuen. Und ich denke jeder von euch hat so ein Spiel, das ihn geprägt hat. Ihr dürft natürlich auch gerne einen Kommentar da lassen, wenn euch der Artikel gefallen hat. Oder wenn ihr euch über die unfairen Sprungpassagen beschweren wollt.

Permalink: https://www.videospielgeschichten.de/landstalker-mein-held-kann-springen/

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MichaelTobiAlexander StrellenTil BreidenbachAndré Eymann

9 Antworten zu „Landstalker – Mein Held kann springen“

  1. Avatar von DocOwer

    Haaaach, Landstalker 🙂 Frühjahr 1994, ein Freund von mir hatte es durchgespielt und mir ausgeliehen. Zusammen mit dem dicken Lösungsbüchlein.

    Es war ein Fest. Also, ein teilweise sehr frustrierendes Fest, aber ein Fest. Ich finde die Grafik bringt super die Mittelalter-Fantasywelt rüber. Die verschiedenen Städte, insbesondere Verla und Mercator, sind mir in Erinnerung geblieben. Und dann das Untergrunddorf…. aah, wie großartig.

    Wunderbare Musik, mit tollen Kompositionen (Das Karten-Lied! Das zweite Oberwelt-Lied! Die Musik in den Katakomben!), so viele abwechslungsreiche Ideen – Climax hat in dieses Spiel so viel Liebe gepackt.

    Leider waren einige der Springrätsel (Die Destel-Höhle!) fürchterlich, weil die Entwickler es irgendwie verpasst haben, ein ansatzweise logisches Schattensystem ins Spiel zu integrieren, das bei der Orientierung helfen würde.

    Das Lösungsheft hatte ja Ulf Schneider von der Mega Fun bzw. dem Computec-Verlag gemacht, und die hatten teilweise Modelle der Stages aus Knete darin abgebildet, um den Spielern irgendwie zu erklären, wie die ganze Geometrie der Level funktioniert.

    Interessant ist auch die Geschichte dieses Spiels. Es lief unter dem Label Climax und hat viele Elemente seiner „Vorgänger“ Shining in the Darkness und Shining Force. Zum Beispiel die Geräusche beim Erscheinen von Text oder andere Soundeffekte, die Idee des Speicherns in der Kirche…

    Der Komponist, Motoaki Takenouchi war in Shining Force 2 tätig, der Charakterdesigner Yoshitaka Tamaki war auch für Shining in the Darkness und Shining Force tätig.

    Trotz der Ähnlichkeiten zu den vorangegangenen Shining-Teilen war hier eine Trennung des ursprünglichen Teams vollzogen worden. Climax versank relativ schnell in der Bedeutungslosigkeit, weil die Kernmitarbeiter dann Matrix Software gründeten, die z.B. zuletzt an den Final-Fantasy Ports auf mobilen Endgeräten gearbeitet haben.

    Aus dem anderen Teil des Teams wurde „SONIC! Software Planning“ und später „Camelot Software Planning“ die uns Spiele wie weitere Shining Force Teile, Golden Sun, Beyond the Beyond und schließlich auch quasi alle modernen Mario Sports-Titel präsentieren.

    Eine unfassbar interessante Geschichte, die sich an so einem kleinen, wunderbaren Spiel als Wendepunkt auch ablesen lässt.

    JanAndré Eymann
    1. Avatar von Jan

      Hi DocOwer,

      vielen Dank für deinen ausführlichen Kommentar und schön das auch du gefallen an den Spiel gefunden hast, trotz der Sprung Passagen. Irgendwie war der Mega Drive in Deutschland ziemlich unbekannt, obwohl er bei uns im Supermarkt Ausstand zum Daddeln.

      1. Avatar von DocOwer

        War er das? Bei uns in der Schule bzw. im direkten Umfeld war Mega Drive / SNES eigentlich so ziemlich im 50:50 Ratio. Ich würde sogar sagen dass in den frühen 90ern mehr Leute Mega Drive kannten als das Super Nintendo, weil man Mega Drives in Videotheken ausleihen konnte.

        Prestigeträchtig war Sega im Quelle-Katalog auch bei der Technik einsortiert und Nintendo beim Spielzeug ^^

        Jan
        1. Avatar von Jan

          OK dann war es lokal unterschiedlich. Ich hatte damals sechs aktive Freunde. Und war der einzige mit einen Sega

  2. Avatar von André Eymann

    Sorry Jan, irgendwie komme ich mental erst jetzt zum Kommentieren. Also: ich kannte bzw. kenne Landstalker nicht, habe mir aber nach dem Lesen Deines Beitrags ein Lets Play dazu angeschaut.

    Ich bin krass überrascht, was das für ein Spiel ist. Hätte diesen Stil und dieses Gameplay so nicht unbedingt auf einer SEGA-Konsole erwartet. Ich kann mir sehr gut vorstellen, dass das Spiel die von Dir im Text erwähnte Leidenschaft ausgelöst hat. Das Setting ist ja sehr abenteuerlich und die Welt ist schön gestaltet.

    SEGA überrascht mich sowieso immer wieder. Das mag daran liegen, dass ich als Kind keine SEGA-Konsole besaß und folglich nur wenige Titel kenne. Oder auch daran, dass SEGA eben andere Dinge gemacht hat, als andere Hersteller/Studios.

    Lieben Dank für Deinen schönen und persönlichen Beitrag!

  3. Avatar von Alexander Strellen

    Ein Spiel das mich geprägt hat? Das war zum Beispiel das Action-Rollenspiel Gothic, 2001 für Windows erschienen oder Micropose Formula One Grand Prix, 1992 für MS-DOS erschienen. Das sind jetzt beides sehr unterschiedliche Spiele.

    Bleiben wir mal bei Formula One Grand Prix. Damit wurde meine Leidenschaft für Rennspiele an PC&Konsole geboren. Noch heute kann ich viel Zeit mit Optimierungen von Setup und Rundenzeiten an der Konsole verbringen. Die Jagd nach einer schnellen Rundenzeit und die Aussicht auf ein Podium treiben mich immer wieder an.
    Auf dem C-64 konnten mich schon Spiele wie Test-Drive oder Pitstop für dieses Genre begeistern. Allerdings habe ich das zu der Zeit noch nicht so wahrgenommen. Da gab es auch keine Möglichkeiten am Setup der Autos zu feilen. Wobei der Spieler bei Pitstop schon den Verschleiß der Reifen im Auge behalten musste.

    Landstalker war aber auch ein schönes Spiel. Besonders der Grafikstil konnte mich damals auf Screenshots begeistern. Aus Mangel an einem Mega-Drive habe ich das Spiel nie im Original erlebt. Allerdings gibt es eine Emulation für die Nintendo Switch. Da konnte ich das Spiel doch noch anspielen. Und oh Wunder, ich hab mich über die Sprungpassagen aufgeregt.

    André EymannJan
    1. Avatar von Jan

      Hi Alexander,

      vielen Dank für deinen Kommentar. Ich denke jeder Spieler hat so ein Spiel, das den Grundstein gelegt hat.
      Mir graut es immer vor Rennspielen bei denen man viel einstellen kann beziehungsweise muss. 😀

      Alexander StrellenAndré Eymann
      1. Avatar von Alexander Strellen

        Bei mir gibt es immer verschiedene Phasen. Ich versinke 2 Wochen in einem Rennspiel und danach sind wieder 3 Wochen Rollenspiele das dominierende Genre. Dann wechselt wieder das Genre. Nach ein paar Monaten rücken dann wieder Rennspiele in den Fokus. Natürlich muss ich mich dann in alle Einstellungen wieder neu reindenken. Nicht sehr hilfreich dabei auf der digitalen Rennstrecke ein Meister zu werden.

        André EymannJan
        1. Avatar von Jan

          Guten Morgen,

          bei mir ist es so, das ich von den Genres sehr schwanke. Im Moment mag ich Rollenspiele bzw. Action Adventure sehr.

          André Eymann

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