„Kurze Sätze sind besser“
„Kurze Sätze sind besser“
„Kurze Sätze sind besser“
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Da ertönt sie endlich, die Klingel, die die Herbstferien einläutet. Wie es sich für diese Jahreszeit gehört war es kalt und es regnete. Also lief ich schnell durch die Straßen, vorbei an anderen schlecht gelaunten Menschen. Mein Ziel war die Videospiel-Abteilung von unseren Karstadt. So stand ich vor dem, damals noch großen, Regal mit Sega Mega Drive Spielen. Ich schaute mir viele Rückseiten und Cover an und entschied mich letztlich für Landstalker – Die Schätze von König Nolo von Climax Entertainment.
Meine Freunde spielten zu der Zeit auf ihren Super Nintendo gern Zelda: A link to the Past. Aufgrund unseres jungen Alters und der dementsprechend fehlenden Erfahrung, kamen wir damals aber nicht wirklich weit. Also ab zur Kasse und das zusammengesparte Taschengeld ausgeben. In der Hoffnung einen gleichwertigen Ersatz für den Mega Drive gefunden zu haben.
„Die große Liebe beginnt mit einen Abenteuer“
Ich denke jeder junge Mensch weiß, wie lange eine Busfahrt sein kann, mit einem neuen Videospiel im Rucksack. Zuhause angekommen wurde schnell Mittag gegessen und das Nötigste vom Tag erzählt. Und dann war es endlich soweit ich konnte das Spiel einlegen.
Was ich damals nicht ahnte: es war der Beginn einer großen Liebe und übertraf meine Erwartungen. Ich schätze ich war damals um die zehn Jahre alt und kannte bisher nur Amiga- und Atari-Spiele. Das Problem war, das diese meist auf Englisch und verdammt schwer waren. Umso begeisterter war ich von Landstalker.
Die Story ging direkt los und die Texte waren auf Deutsch. Die Grafik gefiel mir ausgesprochen gut. Ich denke wäre ich ein paar Jahre älter gewesen, hätte ich sie als zu kindisch empfunden. So passte sie einfach und auch die Sichtweise von schräg oben fand ich sehr gelungen.
Also rein ins Abenteuer, welches ich an dieser Stelle nur kurz anreißen werde. Das Spiel begrüßt uns mit einem kleinen Intro, in dem wir von dem sagenhaften Schatz von König Nolo hören. Wir lernen unsere Begleiterin, die Waldnymphe Flora kennen, die gesehen hat, wo sich dieser Schatz befindet. Spätestens ab dem Moment hatte das Spiel mich, anders als bei Zelda gab es von ihr immer mal wieder einen lustigen Spruch, der das Spiel einfach auflockerte.
Wir schlüpfen dabei in die Rolle des Abenteurers und Schatzsuchers Niels. Wie es sich für ein Rollenspiel gehört, erhalten wir auch direkt unsere erste Mission. Wir müssen die Tochter des Bürgermeisters befreien. Diese wurde von Soldaten des Nachbardorfes Gumi entführt. Nach jeder abgeschlossenen Mission folgt die nächste, das Spiel verläuft dabei sehr gradlinig, nicht wie bei heutigen Open-World-Spielen. Nach und nach lernen wir dabei die ganze Insel kennen auf der Landstalker spielt. Auf dieser Insel befinden sich die Städte Massan, Gumi, Ryuma, Verla, Destel und die Hauptstadt Mercator. In jeder Stadt erwarten uns liebevoll gestaltete Bewohner, manche von ihnen halten kleinere Aufgaben für uns bereit.
Wie es sich ebenfalls für ein Rollenspiel gehört, gibt es natürlich auch eine Prinzessin. Sie wurde – was für eine Überraschung – entführt und muss natürlich befreit werden. Während des Spiels treffen wir auch immer wieder auf Kayla und ihre Schergen, die selbst Interesse an den Schatz hat. Man könnte sie als Widersacher von Niels ansehen.

„Gold? Schätze? Gefährliche Dungeons? Klingt nach einem normalen Montag.“
Im Spiel gibt es Teleporter-Bäume. Durch sie ist es möglich, von einem Ort zum anderen zu reisen, wodurch zum Glück ein endlos langes herumlaufen entfällt. Zumal die Gegner auf den Wegen immer wieder neu erscheinen. Um seine Lebensenergie aufzufüllen, benötigt man ein Heil-Item welches Eke-Eke heißt. Dieses findet man entweder in Läden, in Kisten oder teilweise bei besiegten Gegnern.
Besiegte Gegner hinterlassen meistens allerdings Goldstücke, mit denen man sich in den Läden der Städte neue Items kaufen kann. Oder eine Nacht in einem Gasthaus verbringen kann, wo durch sich die eigene Energie wieder vollständig erfüllt. Die Dungeons, die es zu erkunden und erobern gilt, sind in der Regel klassisch angelegt. Es gibt Kisten und Schalter Rätsel und natürlich die Sprungpassagen, die zu Landstalker gehören wie das Amen in der Kirche. Leider kann man in einen Dungeon nicht abspeichern, dies geht nur an bestimmten Orten. Oder wenn wir den Endgegner am Ende des Dungeons besiegt haben. Als Belohnung erhält man ein neues Schwert.
Jedes Schwert hat dabei neue Eigenschaften. Anders als bei Spielen wie Zelda, gibt es hier nur Schwerter als Waffen. Mich hat es damals nicht gestört, zumal ich als Kind am liebsten immer im Nahkampf den Gegner zeigte, wer hier der Stärkere ist. Unser Held Niels kann auch mit Magie umgehen, ich muss aber sagen das ich es nie genutzt habe. Letztlich erreicht man, wenig überraschend den Schatz von König Nolo.
Das Spiel lebt eindeutig von seiner Story und den Charakteren, die man trifft. Viele von ihnen sind mir während des Spiels ans Herz gewachsen, so dass ich irgendwann den Punkt erreicht hatte das ich nicht wollte, dass dieses Spiel mal endet. Das waren zum Beispiel der Held Niels, die Prinzessin Lara, unsere Begleiterin Flora und selbst die böse Kayla wirkt irgendwie sympathisch. Anscheinend geht es nicht nur mir so, denn die Fan-Szene ist groß und aktiv.
Viele Menschen kritisieren die endlosen und auf Grund der Perspektive schwierigen Sprungpassagen. Ich finde aber sie gehören einfach zu Landstalker, selbst jetzt nach vielen Jahren funktionierten sie bei mir direkt wieder. Noch heute denke ich mit einen lächeln an die Diskussionen mit meinen Freunden zurück, die Zelda spielten.
Denn wie hieß es im Titel „Mein Held kann springen“ – ein Freund von mir argumentierte immer im Rollenspiel kann der Held nicht springen. Diese Ansicht ließ mich erst recht schmunzeln, wie lustig wären Actionfilme, wenn der Retter der Welt nicht springen könnte. Ich denke die Welt wäre schon unzählige Male von Aliens überrannt worden. Und bevor jetzt alle aufschreien, was das für ein schlechter Artikel ist. Heutzutage weiß ich, dass sowohl Zelda wie auch Landstalker keine klassischen Rollenspiele sind. Aber damals als das Internet noch Zukunftsmusik war, waren es für uns einfach Rollenspiele.

Würde ich das Spiel heute nochmal spielen, wüsste ich nicht, ob es mich nochmal so packen würde. Ich hatte damals vor allem eins und das war Zeit, schließlich musste man die Herbstferien ja sinnvoll nutzen.
Landstalker war eines der ersten Spiele, die ich durchgespielt habe und ein Wegbegleiter für meine spätere Spieler-Laufbahn. Noch heute greife ich gerne zu Rollenspielen und Action-Adventure, auch wenn ich immer wieder merke, wieviel Zeit sie fressen. Für mich ist dieses Spiel einfach meine Wohlfühloase in dieser chaotischen Welt und wird es wahrscheinlich auch bleiben.
LANDSTALKER
Erscheinungsjahr
1992
Entwickler
Kenji Orimo (Chief Map Designer), Kan Naito (Chief Programmer), Yoshitaka Tamaki, Kenji Orimo, Kohei Nomura (Original Story)
Publisher
SEGA Enterprises Ltd.
Genre
Action, RPG, Isometric
Wenn ihr auch so ein Spiel habt, würde ich mich sehr über einen Kommentar freuen. Und ich denke jeder von euch hat so ein Spiel, das ihn geprägt hat. Ihr dürft natürlich auch gerne einen Kommentar da lassen, wenn euch der Artikel gefallen hat. Oder wenn ihr euch über die unfairen Sprungpassagen beschweren wollt.
Permalink: https://www.videospielgeschichten.de/landstalker-mein-held-kann-springen/
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