Passion und Zweifel – Spiele als Lebensbegleiter

Von Benjamin Schlick am
Kommentiert von: Tobi, Benni, André Eymann, Christian, YesterPlay80, Adrian, Michael Behr, Lenny
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Dieser Text ist vielleicht etwas Anderes. Es ist eine Art Reflexion, wie sich Vorlieben ändern, wie sich Interessen und Leidenschaft entwickeln, aber auch Zweifel entstehen. Es steht auch nicht ein einziges Spiel im Vordergrund und ich möchte hier auch keine detaillierte Chronik aller von mir gespielter Spiele wiedergeben, sondern meine prägendsten Erinnerungen darstellen. Dies ist mein erster Gastbeitrag und ich hoffe, dieser Text ist sprachlich einigermaßen rund und angenehm zu lesen.

Mein erstes Spiel, das ich wirklich regelmäßig zockte, war FIFA 98 Road to World Cup. Mit Andreas Möller auf dem Cover, im Intro hörte man Song 2 von Blur. Ich war damals 10, jeden Tag durfte ich eine Stunde lang spielen. Für mich gab es nichts anderes, ich habe nicht mal daran gedacht, dass es noch andere Spiele gab. So war es nur folgerichtig, dass ich mir den Nachfolger FIFA 99 holte. Vollkommen begeistert erzählte ich meinen Eltern von der besseren Grafik, besseren Darstellung und sowieso sei alles viel toller.

Doch so lange hielt die Begeisterung nicht. Zum ersten Mal gab es im selben Jahr ein anderes Spiel. Wieder eine Sportsimulation, NHL 99. Zu der Zeit wurde ich zum Eishockey-Fan, also war das irgendwie ein logischer Schluss. Das war quasi der Anfang, in dem ich jahrelang nur Sportsimulationen spielte: Fußball, Eishockey, Rallye, Basketball. Es war schon so etwas wie Routine, wie Alltag. Zweifellos hatte ich Spaß daran, nur wurde es mir irgendwann zu eintönig, irgendwie zur Pflicht.

Also wurde der Horizont erweitert, Aufbau-Simulationen wie RollerCoaster Tycoon oder Anno kamen hinzu. An Anno bin ich jedes Mal grandios gescheitert (kann mich leider nicht mehr an den genauen Titel erinnern) und RollerCoaster Tycoon war immer eine große Freude. Achterbahnen, die kein Mensch fahren wollte, sich verirrende Menschen, die den Ausgang nicht fanden. Außerdem konnte ich bei meiner Ausgabe nicht speichern und laden, so dass der Park immer erst beendet werden musste, was mir nur recht war.

Ja, etwas klobig, aber dennoch so etwas wie die erste Liebe. Unerreichbar, vor allem wegen der Möglichkeit, in der Halle zu spielen. (Bild: EA)
Ja, etwas klobig, aber dennoch so etwas wie die erste Liebe. Unerreichbar, vor allem wegen der Möglichkeit, in der Halle zu spielen. (Bild: EA)
Meine Achterbahnen wollte komischerweise nie jemand fahren. Hätte ich auch nicht gemacht. (Bild: gamezone.de)
Meine Achterbahnen wollte komischerweise nie jemand fahren. Hätte ich auch nicht gemacht. (Bild: gamezone.de)

Dann kam meine erste Konsole ins Haus. Eine Xbox. Ich wollte unbedingt Need for Speed Most Wanted spielen, welches auf dem PC ständig abstürzte. wodurch ich frustriert war. So nervös war ich selten, wenn ich meine Eltern um etwas bat, selbst wenn es eine eigene Anschaffung war. Dass nur Monate später die Xbox 360 rauskam, war im Endeffekt ein wenig ärgerlich, aber die Freude, endlich eine Spielkonsole im Hause zu haben, überdeckte dies.

Ein Resultat dieser Entscheidung war die Erweiterung meines Spielhorizontes. Auf einmal entdeckte ich auch eine Welt neben Sportsimulationen und Rennspielen. Conker Live and Reloaded und Splinter Cell haben Eindruck hinterlassen. Conker aufgrund seines derben Humors und einem Design, was ich vorher schlicht und ergreifend nicht kannte. Splinter Cell wegen seiner Spielmechanik, mit der ich ebenfalls zum ersten Mal konfrontiert wurde.

Das Gefühl der Eintönigkeit und der Routine wich der Aufregung, ein neues Spiel einzulegen, nicht zu wissen, was man sehen und erfahren wird. Doch neben Schule, Fußball und Leichtathletik blieb wenig Zeit, diesem Hobby nachzugehen. Außerdem spielt das Geld ja auch noch eine Rolle. Also kehrte ich zurück zu Sportsimulationen, zurück zur Routine. Später fragte ich mich, ob ich in dieser Zeit etwas verpasst hatte? Welche „Klassiker“ gingen an mir vorbei?

Schlussendlich bleibt ein Gedanke: Darf ich überhaupt eine Meinung haben bzw. eine Einschätzung geben, obwohl ich einige „Standardwerke“ nicht selbst gespielt habe?

Benjamin Schlick

Fußball spielte ich nicht mehr (weil es mir im Verein keinen Spaß mehr machte), und Leichtathletik wurde auch etwas weniger. Ich hatte gefühlt mehr Freizeit, ich trug Prospekte aus und verdiente etwas Geld. Spiele von der Softwarepyramide waren drin in meinem Budget und so kam der erste Call of Duty, verspätet, ins Laufwerk (ein paar Jahre nach Release auf meinem Laptop). Mein erster First-Person-Shooter, der mir auf Anhieb gefiel. Im Nachhinein kann ich gar nicht genau sagen, warum. Vielleicht war es wieder das neue Setting, das für mich unbekannte Gameplay, das mich begeisterte und mich dazu brachte, mich in diesem Genre nach Spielen umzuschauen. Für die Konsole holte ich mir Halo, früher erschienen als Call of Duty, doch mit genauso viel Spielspaß verbunden. Außerdem zum ersten Mal das Gefühl von Angst und Grusel – die erste Begegnung mit der Flood werde ich nicht vergessen.

Allerdings gingen wieder ein paar Jahre ins Land, ich machte mein Abitur, absolvierte meinen Zivildienst, Videospiele rückten ins Abseits, auch aufgrund privater Schwierigkeiten, die die Lust auf jegliche Art von Zeitvertreib killten. Eine von mehreren schwierigen Phasen musste überstanden werden. In dieser Zeit zweifelte ich an allem, was ich tat, was mich ausmachte, wie meine Wirkung nach außen aussah. Freunde hatte ich nicht, die Schulteilnahme war teilweise echter Horror. Als eher introvertierter Mensch schlug ich mich auch mit dem Gedanken herum, ob zocken nicht auch eine Teilschuld an meiner Verfassung hatte? Andere Leute feierten am Wochenende, erzählten unter der Woche davon, ich hing vor dem Bildschirm und hing meiner eigenen Realität nach.

Ein Spiel, mit dem ich quasi eine Beziehung eingegangen bin. Das richtige Spiel zur richtigen Zeit, zu dem ich einmal im Jahr zurückkehre. (Bild: Videogamer.com)
Ein Spiel, mit dem ich quasi eine Beziehung eingegangen bin. Das richtige Spiel zur richtigen Zeit, zu dem ich einmal im Jahr zurückkehre. (Bild: Videogamer.com)

Doch das Spiel, was meine Leidenschaft wieder entfachte, meine Zweifel wegwischte, war Red Dead Redemption. Zusammen mit einer neuen Konsole (Xbox 360) verbrachte wieder schöne, glückliche Stunden in dieser Welt. Die ersten Stunden spielte ich zwar notgedrungen immer wieder, weil ich noch keine externe Speicherkarte hatte, aber ich genoss den Anfang immer wieder gerne. Die langsame Einführung, die Grundlagen eines Cowboylebens (zumindest in diesem Spiel) mit reiten und schießen mussten erlernt werden. Während der Silvesternacht lief der Abspann über meinen Bildschirm und ein Spiel hatte es zum ersten Mal geschafft, mir feuchte Augen zu bereiten. Vielleicht ist es diese Erinnerung, dieses Gefühl, das mich dazu treibt, dieses Spiel mindestens einmal im Jahr nochmal zu spielen. Um kurz pathetisch zu werden: Dieses Spiel hat einen besonderen Platz bei mir im Herzen. Vielleicht wegen der Geschichte, wegen der Personen oder einfach aus dem Grund, dass es das richtige Spiel zur richtigen Zeit war.

Aber wieder war da dieses Gefühl, etwas verpasst zu haben, etwas Wichtiges und Elementares. Gibt es Spiele, die jeder gespielt haben muss? Spiele, die jemanden als Experten ausweisen und auf jeden Fall in der eigenen Spielechronik auftauchen müssen? Zelda fehlt bei mir komplett, genauso wie Super Mario oder Castlevania. Bestimmt sehr gute Spiele, die aber leider abseits meines Interesses und meines Budgets lagen und liegen. Selbst wenn ein Spiel herauskam, war es manchmal der Fall, dass mein Geldbeutel einfach nicht mitspielte.

Ich musste mir eingestehen, nicht alles aufholen zu können und auch zu wollen. Das wachsende Angebot auf dem Spielemarkt machte es mir nicht einfacher. Und nach Red Dead Redemption wollte ich auf jeden Fall eine (in meinen Augen) schön erzählte Geschichte. Als 2012 die Silent Hill HD Collection erschien, hatte ich schon davon gehört. Tiefsinnige Geschichte, psychologischer Horror und intelligentes Storytelling. Bei erstmaliger Veröffentlichung war ich noch zu jung, hier war die Gelegenheit, etwas nachzuholen.

Szenerien wie diese habe sah ich zum ersten Mal. Eine gewisse morbide Anziehungskraft wirkte auf mich. (Bild: ingame.de)
Szenerien wie diese sah ich zum ersten Mal. Eine gewisse morbide Anziehungskraft wirkte auf mich. (Bild: ingame.de)

Und was soll ich sagen? Ich war noch nie gleichzeitig so angsterfüllt und mitgenommen wie bei Silent Hill 2. Was dieses Spiel so besonders macht, wird schon in diversen Artikeln und Videos dargelegt. Für mich war es eine Bestätigung meines Hobbys. Etwas, worauf ich verweisen kann, wenn jemand Videospiele für bloßes Kinderzeug hält (ja, das gibt es tatsächlich noch). Denn es handelt sich um eine erwachsene, schwere und unangenehme Thematik, die dort behandelt wird. Diese Begeisterung mündete in der Bestellung einer Komplettlösung und in einer Hausarbeit, in der ich dieses Spiel als Beispiel für Geschichtenerzählung nahm. Tatsächlich hatte ich so viel Spaß am Schreiben, dass sich meine Bachelorarbeit ebenfalls mit der Thematik Videospiel befasste.

Heute bin ich sehr zufrieden mit meinem Hobby, es macht so viel Spaß wie eigentlich noch nie zuvor und meine Begeisterung dafür kennt keinen Abbruch. Ich versuche möglichst viele Perspektiven zu erhalten, die sich auch außerhalb von Tests mit diesem Thema befassen.

Doch schlussendlich bleibt ein Gedanke: Habe ich etwas verpasst? Darf ich überhaupt eine Meinung haben bzw. eine Einschätzung geben, obwohl ich einige „Standardwerke“ nicht selbst gespielt habe?

Dieser Text sollte etwas Persönliches werden, meinen Weg hin zu diesem Hobby darstellen. Keine bloße Chronik, sondern einige Spiele, die wichtig für mich waren und eine spezielle Bedeutung für mich haben. Zwar nicht in allen Details, aber hoffentlich nachvollziehbar und ich glaube, es gibt für jeden Spieler Erlebnisse, die ihn mit einem Spiel auf besondere Art verbinden.


Veröffentlicht in: Videospielgeschichten
Tobi

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Kommentare (16)

  1. Hallo Tobi,
    vielen lieben Dank für deine netten Worte, besonders bei diesem Text mit sehr persönlicher Prägung war ich sehr aufgeregt, was das Feedback sein würde. Da tun nette Worte sehr gut. Ich freu mich, dass du dich an manchen Stellen wieder gefunden hast. Und das ich dich zum Lachen gebracht habe, ist für mich ein ganz besonderes Kompliment.
    Jetzt hast du mich natürlich auch neugierig auf deine Spielebibliothek gemacht, besonders deine persönlichen Highlights, vielleicht magst du da auch eine kleine Auswahl präsentieren.
    Danke dir nochmal, dass du dir die Zeit fürs Lesen und das Schreiben eines Kommentars genommen hast.

    Tobi
    1. Ich bin eigentlich nur noch an der Xbox (One X), das Sofa mit TV schlug vor einiger Zeit den Bürostuhl mit Monitor.
      Was ich derzeit spiele – wenn ich die Zeit finde – ist meistens Elite Dangerous. Besonders dieser Titel hat für mich diese spürbare ‘und tschüss’ Atmosphäre. No Man’s Sky ist vielleicht auch sehr gut (aber die Looterei nervt mich), das habe ich ebenfalls, aber Elite ist für mich greifbarer. Ansonsten habe ich zwar ein paar Spiele in der Bibliothek, aber spiele sie kaum bis gar nicht. Die Tomb Raiders sind da so Beispiele. Ich kann das nicht ganz benennen, aber auch wenn alles toll aussieht, fehlt mir da die Leichtigkeit (hier meine ich eher die Übersichtlichkeit, nicht den Schwierigkeitsgrad) von damals. Schwierig. Oder Alien Isolation. Starke Atmosphäre, aber ich könnte dabei durchdrehen, weil ich immer noch nichts zum Verteidigen zusammenbasteln konnte. Daher lieht’s seit Monaten unangetastet, ich kann mich einfach nicht durchringen.
      Allgemein stehe ich aber auf weitgehend stressfreie Spiele und Abenteuer wie Jak & Daxter (PS2), Beyond Good & Evil, Enslaved, Lost Ember. Jetzt hatte ich gerade Dear Esther für mich entdeckt (eins von drei Spielen, die ich in etwa 10 Jahren mit 100% beendet habe, wow 😉 ). Die “neuere” Landmark Edition hält auf Wunsch an relevanten Stellen dieses schwermütigen Walking-Abenteuers Audiobeiträge der Entwickler bereit. Das hat mich so fasziniert und gefesselt, dass ich beim zweiten Durchgang heute Nacht dem Team gespannt mein Gehör und auch ein wenig mein Herz geliehen. Wirklich toll gemacht. Ein paar bestimmt gute Shooter wie Destiny 2 oder Journey to the Savage Planet schimmeln hier noch rum. Bestimmt, toll, aber zu shooterlastig, die konnten mich leider nicht lange motivieren. Somit habe ich meine Handvoll Spiele, die mich wirklich fesseln und die ich gerne auch im Kreis und zurück spiele. Hin und wieder finde ich wirklich mal was Neues (z.B. Dear Esther) wo auch alles für mich passt.

  2. Lieber Benjamin, was für ein schöner Einstand das war. Ich habe deinen Text dank der WordPress Zufallsfunktion gerade erst gelesen und sage Danke.
    An vielen Stellen konnte ich deine Gedanken und Eindrücke gut nachvollziehen, schieße ich mich doch immer noch gerne aus der Realität hinaus in fremde Welten.
    Dass manche Spiele auf unserem Weg dann einfach etwas Besonderes bleiben, das kenne ich gut.
    Ich spiele nicht viele verschiedene Spiele, und auch wenn mein Horizont in der Hinsicht (selbstverschuldet) recht eingeschränkt ist, ist mir das egal. Denn diese paar Spiele haben geschafft, oder schaffen es noch immer, mich abzuholen, zu entführen, mir eine gute Zeit zu schenken. Klasse statt Masse. Ich mag meine kleine Bibliothek. Und ab und an schaffe ich es sogar mal (in homöopathischen Dosen), über den Tellerrand zu blicken und entdecke dabei Neues.
    Danke von Herzen dafür, wie du RollerCoaster Tycoon oben beschrieben hast. Ich lache nicht mehr so oft, aber du hast’s grad geschafft. Danke.

  3. Na, der Einstieg war doch ganz gut!

    Mir gefallen diese Lagerfeuer Geschichten von eigenen Erlebnissen mit Spielen sehr. Ich hatte auch einen angenehmen Lesefluss. Weiter so! Wegen dem Punkt mit dem “Experten-Status” würde ich sagen, es kommt darauf an inwieweit du dich deinem Hobby widmen möchtest. Du musst kein Experte sein, um über Spiele schreiben zu dürfen. Wenn es aber um fachsimpeln und Analysen geht, dann solltest du zumindest Vergleiche zu ähnlichen Spielen aus dem Genre ziehen können. Dazu gehören dann auch eigene Erlebnisse mit einem Spiel (meiner Meinung nach) .

    Vermutlich fuchst es jeden von uns gewisse Meilensteine noch nicht gespielt zu haben. Ich habe von den Zelda spielen nur A Link to the past und Orcarina of Time mal zur Hälfte angespielt. Die Spiele mögen ja gut ausgearbeitet sein und auch einen tollen Charme besitzen aber ich werde mit den Games einfach nicht warm. Ist dann wohl einfach eine Geschmackssache.
    Und nur damit ich sagen kann: “Ja, habe ich gespielt”, fange ich nicht mit dem Fließbandzocken an. Ich spiele maximal ein bis zwei Spiele im Jahr und kann bei sehr vielen Themen nicht mitreden aber das stört mich eigentlich auch nicht.

    “Du bist die Summe deiner Erfahrungen” hat schon Yoda gesagt! Ich würde es gut finden, wenn es mehr Blogger/Schreiberlinge gäbe, die von ihren persönlichen Erfahrungen berichten als “Experten”, die fremde Meinungen wiederkäuen. Wenn du deine Texte dann noch mit extra Wissen schmücken kannst, ist das ein schöner Bonus. 😉

    1. Das hast Du schön geschrieben Christian!

      Du weißt ja, dass ich mit VSG vor allen Dingen authentische Beiträge einfangen möchte. Diese dürfen natürlich gern auch von “Nicht-Experten” stammen. Der Charme dieser Geschichten ist reizvoll, weil sie eben oft auf der persönlichen und emotionalen Ebene auf den Stoff eingehen und somit Perspektiven einfangen, die man sonst (fast) nirgends liest. Auch deshalb mag ich diesen Beitrag von Benjamin sehr.

      Lieben Dank für Deinen Kommentar.

    2. Hi Christian,

      erstmal vielen Dank für dein Lob. Als Lagerfeuergeschichte habe ich meinen Text noch gar nicht gesehen, aber du hast wahrscheinlich recht. Mit den Vergleichen ist das halt immer so eine Sache, das ganze Gebiet scheint sich so unfassbar schnell zu entwickeln, dass sich da zwangsläufig Lücken auftun. Wenn es um eines meiner Lieblingsgenres geht (Horror) , ziehe ich trotzdem gerne Vergleiche zu etwas älteren Titeln und denke einfach, dass solche Titel einfach nicht mehr zeitgemäß sind.

      Was du zu den Zelda- Titeln geschrieben hast: Bestes Beispiel dafür ist bei Witcher 3. Ich habe es ein paar Stunden gespielt, habe auch die Qualitäten des Spiels erkannt, aber auch bei mir kam nicht die ganz große Sucht auf, weiter zu spielen. Ein Spiel, überall hochgelobt, die Bewertungen überragend und aus dem Freundeskreis gab es auch dauernd den Satz: “Musst du spielen” . Aber nichts war es für mich. Ich denke es lag einfach am Fantasygenre und am Hauptcharakter, war mir einfach nicht sympathisch.

      Ich finde persönliche Einschübe bei solchen Texten auch immer sehr schön, deswegen mag ich die Seite hier auch sehr und bin froh, mich an sowas mal selbst versucht zu haben.

      P.S.: Und wer Yoda zitiert kann eigentlich nur Recht haben:)

  4. Willkommen im Club der Leute, die noch nie Zelda oder Castlevania gespielt haben! 🙂

    Meine erste Nintendo-Konsole war auch ein gebrauchter Gamecube, ergo habe ich auch viele Klassiker, die davor erschienen, nicht oder nur gelegentlich und sehr wenig gespielt. Eigentlich erstaunlich, weil ich von Mega Drive, Saturn, Dreamcast, über PS1, PSP, bis hin zu Xbox und Xbox 360 alle möglichen Konsolen mal hatte. Sogar eher exotische Teile wie der Neo Geo Pocket Color fanden mal ihren Weg in meine Sammlung. Aber Nintendo vor dem Gamecube (und den auch nur wegen den Resident Evil-Remakes)… ein großes Loch.

    Gleich mal vorweg: Ob Du etwas verpasst hast? Natürlich hast Du etwas verpasst! Jede Menge sogar! Und weißt Du was? Das hat mit 1000%iger Sicherheit jeder von uns hier. Wir blicken heute auf gut 40 Jahre Viedospielhistorie zurück, mit unzähligen fantastischen Systemen, Spielen, Eingabegeräten und Speichermedien. Ein Menschenleben alleine reicht nicht aus, um all das alles (nach)erleben zu können, vermutlich würden 10 nicht ausreichen. Wer kann also mit Gewissheit sagen, alles “relevante” tatsächlich erlebt zu haben? Wer entscheidet, was “relevant” ist? Und ist diese “Relevanz” im Bezug auf Videospiele nicht eh völlig subjektiv? Du hast ja selbst bemerkt, dass es eine Zeit gab, in der Sportspiele für Dich alles waren, irgendwann waren sie das aber nicht mehr.

    Ob Du also mitreden und Dir eine Meinung bilden darfst? Da fehlt mir jetzt ehrlich gesagt etwas der Kontext in Deinem Beitrag: Mitreden worüber? Meinung zu was? Prinzipiell ist es ja nicht so als ob Du noch nie ein Videospiel gespielt hast, Du hast sicher auch viel über Spiele gehört oder gelesen, die Du selbst vielleicht nie gespielt hast. Also klar darfst Du prinzipiell mitreden und Dir eine Meinung bilden, wer will es Dir auch verbieten?!

    Du darfst prinzipiell sogar an Fachsimpeleien über irgendwelche Taktiken in Zelda-Spielen teilnehmen oder auf Twitter aller Welt verkünden, dass Du das letzte Castlevania total kacke findest, ohne jemals eines der Spiele überhaupt gespielt zu haben. Du wirst dann bei Nachfragen aber recht schnell den Troll-Stempel auf der Stirn haben, weil Du ohne das entsprechende Grundwissen über die Spiele vermutlich kaum eine sachliche Diskussion würdest führen können.

    Langer Rede kurzer Sinn: Du darfst natürlich eine eigene Meinung haben und überall mitreden. Zu allem, über alles. Egal, wie fundiert sie ist und wie viel Du über das Thema tatsächlich weißt. Das ist glücklicherweise unser gutes Recht hierzulande, daran gibt es nichts zu Zweifeln! Ob und wann Du es tust, musst Du aber alleine entscheiden.

    1. Hallo Yester,

      erstmal ein Danke an dich fürs Lesen und ein zweites Danke für dein Kommentar, ich freue mich immer über Feedback. Außerdem fühle ich mich sehr willkommen im Club

      Als ich deinen Kommentar gelesen habe, kam ich mir ein bisschen vor, wie in einer Zeitreise. Die Zweifel und die Fragen, die ich im Text anspreche, sind zum Großteil auch auf meine Persönlichkeit zurückzuführen. Ohne meine Lebensgeschichte jetzt darzulegen, kann ich dir zustimmen. Ja ich habe etwas verpasst. Diese Tatsache kam mir früher sehr viel schwerwiegender vor als heute. Dennoch sind manchmal noch die Zweifel da, aber ich traue mich quasi schon viel weiter raus, als das früher der Fall war.

      Dennoch will ich mich auch gar nicht an Diskussion beteiligen, wenn mir die nötigen Grundlagen fehlen. Darum werde ich nie ein Zelda Forum besuchen.

      Vielleicht habe ich auch nur den falschen Eindruck, dass es früher vielleicht einfacher war, den Überblick zu behalten, was die Spieleauswahl angeht. Heutzutage ist das ja unmöglich. Ich bin, glaube ich, sehr wählerisch geworden, was das angeht.
      Das jeder seine frei Meinung äußern darf, ist selbstverständlich. Die Reaktionen darauf war der Faktor, der mich sehr verunsicherte und meine Zweifel verursachte. Ich bin froh über die positiven Reaktionen hier auf der Seite und dass dazu auch was geschrieben und kommentiert wird.

      Viele Grüße,

      Benni

  5. Vorab: ein wirklich schöner Text, der mich das ein oder andere mal hat denken lassen: das Gefühl ist mir bekannt. Auch das Zurückkehren zu Spielen der eigenen Vergangenheit ist mir sehr bekannt. Ich kehre eher selten in einem bestimmten Rhythmus zu einem bestimmten Spiel zurück, aber nehme mir pro Jahr immer mal ein, zwei Titel vor, mit denen ich etwas Besodneres verbinde. Sei es Dino Crisis, welche ich in den Sommerferien bei meinem Onkel gezockt habe, Max Payne oder Return to Castle Wolfenstein, die ich seinerzeit mit meinem besten Freund gesuchtet habe, oder ein anderes Spiel, welches eine andere Erinnerung und Emotion bei mir weckt. Auch mit meiner Frau habe ich mittlerweile einige alte Spiele wieder erlebt, etwa Super Mario 64. So wurden alte Erinnerungen um neue, schöne Momente erweitert.

    Und keine Sorge: natürlich gibt es viele Klassiker, die ihren Status aus einem bestimmten Grund haben und oftmals auch zurecht. Aber niemand MUSS etwas spielen, sehen, lesen oder hören, weil andere es für gut befinden. Aktuelles Beispiel: Horizon Zero Dawn, ein zweifellos handwerklich toll gemachtes Spiel, mit visuell atemberaubender Welt und einer tollen Protagonistin. Während gefühlt alle PS4 Spieler das Game abfeiern, konnte es mie nie richtig packen. Ich habe mich ab einem gewissen Zeitpunkt gar gezwungen es weiterzuspielen, in der Hoffnung der Groschen würde fallen. Manchmal brauchen Spiele einen gewissen Anlauf, manchmal muss man aber auch einfach erkennen, das es nichts für einen ist. Damit nimmt man ja niemanden den Spaß, Geschmäcker sind eben verschieden.

    1. Hallo Adrian,

      erstmal schön zu hören, dass dir der Text gefallen hat. Da du Horizon Zero Dawn angesprochen hast, für mich tatsächlich eines meiner Highlights und einer der wenigen Fälle, wo ich mich auf die Erweiterung freue.
      Das Wiedererleben vergangener Spiele, vor allem aus einem anderen Blickwinkel mit einem erweiterten Erfahrungsschatz ist ebenfalls ein Punkt, warum ich gerne auch mal abgelegte Spiel reinwerfe. Wenn man dann noch mit jemanden zusammen die Erfahrung macht, umso besser.

      Viele Grüße,
      Benni

  6. Danke für Deinen schönen und persönlichen Beitrag!

    Eine Frage vorab: womit genau wird sich Bachelorarbeit zum Thema Videospiele befassen?

    Deinen Erinnerungen und Beziehungen zu Spielen kann ich noch hinzufügen, dass das Zurückkehren zu manch “alten” Titeln ebenfalls eine spannende Erfahrung sein kann. Ich spiele mittlerweile viele Games aus der Ära Dreamcast oder C64 mit meinen Kids. Und es ist erstaunlich wie gut das funktioniert und wieviel Spaß wir haben. Dabei entdecke ich die Spiele nicht nur erneut, sondern kann auch erkennen, warum diese Spiele so viel Spaß machen. Es ist ein wenig, als würde mein sein eigenes Ich noch einmal spielen sehen. Faszinierend.

    Videospiele begleiten mich schon mein ganzes Leben. Und genau wie Du schreibst: “…versuche möglichst viele Perspektiven zu erhalten, die sich auch außerhalb von Tests mit diesem Thema befassen…” geht es auch mir. Deshalb gibt es VSG, deshalb hast Du Deinen Beitrag hier veröffentlicht. Spiele bedeuten heute so viel mehr, als nur die reine Unterhaltung. Und das ist ebenfalls faszinierend.

    Ich hoffe sehr in Zukunft noch. mehr von Dir lesen zu können 🙂

    1. Hallo André,

      erstmal danke für das positive Feedback. Die Bachelorarbeit ist ja schon abgeschlossen, habe ich vielleicht falsch formuliert. Ich habe verschiedene Leuten Fragen zur ihrer Videospielvergangenheit befragt und so versucht, Faszinations- und Antriebskräfte heraus zu filtern, vor dem Hintergrund einer Unterhaltungstheorie.
      Es sind auch viele dieser alten Konsolen an mir vorbei gegangen, teilweise auch, weil Videospiele bei uns zu Hause, nicht so gern gesehen wurde, der PC hat laut meinen Eltern ausgereicht.

      Ich hoffe auch, dass ich neben dem Masterstudium noch Zeit finde, mehr oder weniger regelmäßig zum Schreiben zu kommen.

      Viele Grüße,

      Benni

  7. Ein schöner Beitrag!

    Zu deiner Frage: Natürlich darf man eine Meinung haben, eine Einschätzung abgeben, auch wenn man einige “Meilensteine” nicht selbst gespielt hat. Denn wo und wer soll da die Grenze ziehen? Wer das Mindestmaß an “Wissen” bestimmen, das man besitzen muss? Dann wären wir irgendwann ein Club von Leuten, bei dem eine Schnittmenge alter Säcke auf die Jungspunde zeigt und sagt, dass die gar nicht mitreden können, weil sie “damals” (TM) noch nicht mit dabei gewesen sind. Also ich zumindest fände das schade.

    1. Hallo,
      ich freue mich, dass dir Text gefallen hat, ist mein erster Text in dieser Form.

      Ich denke mal, dass sich der Bewertungsgrad verschieben könnte. Bei einer Bewertung können ja auch frühere Erfahrungen mit rein spielen. Ich möchte auch gar nicht mit dem Begriff “Elitedenken” um die Ecke kommen, auf keinen Fall. Vielleicht haben die Spiele mittlerweile andere Qualitäten, die unter dem Eindruck früherer Erlebnisse und Erfahrungen untergehen. Aber du hast Recht, eine Grenze sollte es nicht geben, auch keine Abgrenzung.

      Viele Grüße,
      Benni

  8. Deinen Artikel zu lesen hat mir sehr viel Spaß gemacht. Ich hoffe ich werde wieder etwas von dir lesen.

    Ja, jetzt wo ich das mal so lese, kann ich mich manchmal eines ähnlichen Gefühls nicht erwehren. Ich habe auch nicht alle großen Titel gespielt. Sei es weil es vor meiner Zeit war, oder weil ich die passenden Konsolen nicht hatte. So ist zum Beispiel SEGA komplett an mir vorbeigegangen. Und auch aktuelle Spiele gehen momentan an mir vorbei, da ich keine aktuellen Konsolen besitze außer einem 3DS.
    Das hält mich aber nicht von Videodpielen ab. Ich kann so alte Titel nachholen oder mich auch mit anderen Aspekten von Videospielen auseinandersetzen. So wie du es ja auch gemacht hast. Und heutzutage sind Videospiele ja auch viel leichter passiv erlebbar durch Let‘s Plays und dergleichen.

    1. Hallo Lenny,

      danke für deine Rückmeldung, freut mich, dass dir der Beitrag gefallen hat.
      Das passive Erleben durch Lets Play’s , was du angesprochen hast, finde ich einen interessanten Aspekt. Die Menge an Neuerscheinungen ist ja wesentlich gestiegen. Das passive Erleben kann das selbst spielen nicht ersetzen, doch bietet meiner Meinung nach eine Alternative, verpasste Titel nachzuholen.

      Viele Grüße,

      Benni