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Coffee Talk

Von Thorsten Weiskopf am
Veröffentlicht in Spielebesprechungen, Videospielgeschichten
Mit Kommentaren von Thilo Nemitz, André Eymann, Thorsten Weiskopf, Michael, Alexander Strellen

Es ist kurz vor sechs Uhr abends. Langsam aber sicher legt sich die Dunkelheit über Seattle. In den Pfützen auf Straße und Gehweg spiegeln sich die Lichter der Stadt: Straßenbeleuchtung, Neonreklame, Abblendlichter und eine herrlich warme Beleuchtung, welche aus dem Schaufenster meines Nachtcafés den Gehweg beleuchtet. 

Genau der richtige Zeitpunkt für mein Café, denke ich bei mir, während ich mit einem Schmunzeln Mühle und Kaffeemaschine einschalte. Ich wische noch einmal über den Tresen, dimme das Licht etwas, überprüfe alle Zutaten und starte meine Lieblings-Playlist. Seattle ist schon eine faszinierende Stadt. Eine Stadt wie keine Andere. Der perfekte Ort für mein Café. Ich kann mir nicht vorstellen, dass es einen anderen Ort gibt, an dem es so interessante Gäste gibt wie hier.

Als ich gerade auf meinem Brewpad das Profil einer meiner Stammgäste checken will, bimmelt auch schon die Klingel der Eingangstür und mein erster Gast kommt herein. Ich kenne sie, Espresso-Junkie, etwas schüchtern, angehende Autorin und viel zu selbstkritisch. Ich höre ihr zu und wie immer urteile ich nicht. Zuhören, mir Mühe geben beim Zubereiten Ihres Getränkes, alleine das scheint bereits genug, um Ihr ein gutes Gefühl zu geben – und das macht mich glücklich.

Typische Gäste in meinem Nachtcafé
Typische Gäste in meinem Nachtcafé

Hier ist jeder Willkommen. Egal ob Mensch, Elfe, Geschöpf der Nacht oder Unirdisch. Jeder bekommt einen Platz in meinem Café, ein von Hand und mit Liebe zubereitetes Heiß- oder Kaltgetränk der Wahl und ein offenes Ohr. Ich bekomme so allerhand Geschichten mit. Manchmal nehme ich die Geschichten ein kleines bisschen in meinen Gedanken mit, doch meistens bleiben sie im Café und wollen genau dort weiter erzählt, gelöst oder abgeschlossen werden.

Ich erinnere mich an Jorij den Cop der so manche Pause seiner Nachtschicht hier verbracht hat. An Gala den Werwolf der sich wahrlich keinen leichten Beruf für seine Gattung ausgesucht hat. Ich bewundere seinen Eifer. Aber auch an die Geschichte einer verbotenen Liebe und den Beginn neuer Freundschaften wie beispielsweise die zwischen Myrtle dem Ork und Aqua der Meerjungfrau. Neil, den Außerirdischen dem es unbegreiflich ist, wieso wir Plastikstrohalme nutzen, wo dies doch eindeutig die Umwelt schädigt.

Sie alle erleben das Leben auf ihre eigene Weise, doch sie alle vereint der Wunsch nach einem Ort der Ruhe und Gelassenheit sowie einem mit Hingabe zubereiteten Getränk. Dies ist es, was ich ihnen biete, und dabei ganz nebenbei mein eigenes Bedürfnis nach Gastfreundschaft und Gesellschaft befriedige.

Jorij's Kaffee
Jorij’s Kaffee

Der Nacht bleibt ruhig. Jorij genoss seinen Kaffee und Neil tauchte mal wieder seinen Finger in die Tasse. 

Während ich die Tür schließe und das Licht ausknipse, wird mir wieder bewusst warum ich das hier mache: Mein Café ist ein Ort der Ruhe, ein urteilsfreier Raum, ein Ort für gute Getränke in dem alles passieren kann – aber nichts passieren muss.

Ich freue mich, Dich als nächstes als meinen Gast oder meine Aushilfe begrüßen zu dürfen.

Im Café “Coffee Talk”


In Erinnerung an Mohammad Fahmi Hasni (Co-Creator und Author von Coffee Talk)


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Kommentare (9)

  1. Ein schöner Artikel, lieber Thorsten und eine ebenso schöne Idee für ein Videospiel! Insgeheim sehnt sich doch jeder irgendwo nach einem Rückzugsort, einem Platz an dem man sich wohl fühlt und sein darf, wie man ist.

    Tobi
    1. Danke Michael. Ja so ist es und tatsächlich hat mich das Spiel dazu gebracht unter anderem darüber nachzudenken. Und zwar auf eine sehr charmante Art und Weise.

      TobiMichaelAndré Eymann
  2. Eine Geschichte! Eine wunderschöne Geschichte! Wie immer von Dir – liebe ich genau das daran: wenn man nicht wüsste, dass es sich hier um ein Videospiel handelt… es ist einfach egal. Denn Deine Eindrücke sind immer eine Erzählung, die unabhängig von einen definierten Medium funktioniert. Wie schön, dass es sich hierbei aber dennoch um ein Videospiel handelt. Eines das ich mir gern anschauen möchte.

    Ich höre ihr zu und wie immer urteile ich nicht. Zuhören, mir Mühe geben beim Zubereiten Ihres Getränkes, alleine das scheint bereits genug, um Ihr ein gutes Gefühl zu geben – und das macht mich glücklich.

    Dieses Zitat hat es in meinen Augen besonders in sich. Würden nur mehr Menschen es beherzen und die Demut in diesen Zeilen leben. Es steckt so viel Liebe und Friede darin.

    Dann wäre die Welt ein besserer Ort.

    Danke für Deinen Beitrag Thorsten!

    TobiMichael
    1. Ist es nicht unglaublich schön und bewundernswert, dass ein Spiel es schafft mich auf diesen Gedanken zu bringen rein durch sein Design und naratives Storrytelling?

      TobiMichaelAndré Eymann
    2. Dem kann ich mich nur anschließen! Toller Artikel. Und ein Zitat, dass die Heulboje in mir anstößt… so schön.

      Das Game werde ich mir mal näher anschauen. Manchmal braucht es ja so meditatives Gameplay. Für die Seele.

      Danke @Thorsten Weiskopf

      Thorsten WeiskopfAndré Eymann
  3. Ich mag Spiele wie Coffee-Talk. Hab es schon auf vielen Empfehlungslisten gesehen und mir auch schon oft im Shop angeschaut. Deine Geschichte hat mich jetzt endgültig überzeugt das Spiel zu kaufen.
    Ich finde dein Text ist ein schönes Beispiel für meine wöchentliche Besuche bei Videospielgeschichten. Du hast ein Spiel gespielt, erzählst uns deine erlebte Geschichte und weckst Interesse. Nicht nur für das Spiel sondern auch für Mohammad Fahmi Hasni. Schade das so ein kreativer Kopf zu früh gehen musste.

    TobiMichaelAndré Eymann
    1. Danke für Deinen Kommentar Alex. Ich bin gespannt, wie Dir (uns) das Spiel gefällt, falls Du es spielen wirst. Ich freue mich übrigens sehr über Deine Treue zu VSG und Deine “wöchentlichen Besuche”!

      TobiMichael
      1. Danke euch. Ich bin sehr gespannt welche Erfahrungen ihr mit dem Spiel macht. Lasst es uns gerne hier wissen wenn ihr mögt. 🙂

        Alexander StrellenTobiMichaelAndré Eymann