Der Titel von Deathloop. 2025 Marcel Dörpinghaus.

Deathloop – Arkanes kreativer Murmeltiertag

Lesedauer: 5 Minuten

Dishonored, Prey, Redfall, Deathloop – Wieder einmal fällt tief, wer ganz oben war. Die Immersionskünstler von Arkane bringen nach dem einzigartigen Prey einen Shooter auf den Markt, der erneut mit Themen wie Wirklichkeit und Neoromantik spielt. Was aber genau bedeutet das?

Kurz vorweg: Geschlechtsneutral zu schreiben ist nicht immer einfach und möglich, deshalb habe ich mal das eine dann das andere Pronomen verwendet. Toll seid ihr alle!

Deathloop, weil wir uns nicht sicher sein können, dass es sich um Tod handelt? Oder geht es um eine sich wiederholende Geschichte wie beim „Murmeltiertag“? Arkane sind, öhm, waren bekannt für tolle, immersive Spiele. Diese nehmen uns mit in eine andere Wirklichkeit. Und wenn ich in der Einleitung von Neoromantik spreche, dann ist hier das Genre der Literatur gemeint. Murakami war mir ein nahestehender Freund, zu Beginn meiner jungen Erwachsenenjahre, dem ersten reinschnuppern in die Welt, wie sie jeden Tag vor sich hin vibriert. Wir spielen mit Dingen, die einfach nicht in unsere Realität passen.

DEATHLOOP

Erscheinungsjahr
2021

Entwickelnde
Arkane Lyon

Published von
Bethesda Softworks

Genre
RPG, Action-Adventure, Shooter-Spiel

Plattformen
PlayStation 5, Xbox-Series, Microsoft Windows

In Deathloop erleben wir den gleichen Tag immer und immer wieder. Wir sind Colt, ein versoffener Revolverheld, der ebenso immer und immer wieder am selben Strand aufwacht. Mit einem Mal aber erinnern wir uns aber an die letzte Iteration, nehmen also etwas mit: unser Gedächtnis und Dinge, die auf einmal einen Zusammenhang ergeben!

Der Tag hat vier Kapitel: Morgens, Mittags, Nachmittags und Abends. Zwischen diesen bewegen wir uns und erkunden zunächst alle vier Level. Diese sind Tag für Tag dieselben, mit dem nächsten Loop werden diese wieder auf Null gesetzt. Nun aber erleben wir das Element, dass Arkane als zentral gewählt hat. Gut ausgearbeitet und zunächst überhaupt nicht offensichtlich: Bedeutung in den Dingen finden, die Wiederholung für Wiederholung, stattfinden. Sie observieren, analysieren und sinnvoll zusammensetzen.

In dem Auswahlbildschirm wählen wir zwischen Tageszeit, Ausrüstung oder Level, je nach Anforderung einer Quest. 2025 Marcel Dörpinghaus.
In dem Auswahlbildschirm wählen wir zwischen Tageszeit, Ausrüstung oder Level, je nach Anforderung einer Quest. 2025 Marcel Dörpinghaus.

Arkane-typisch: Die Freiheit, Tode zu planen

Während wir also abends mit einem Bösewicht ein Feuerwerk erleben, erfahren wir innerhalb des Loops, dass er die kleinen Raketen in einem Lagerhaus am Hafen (einem anderen Level) stapelt, bis es soweit ist. Zunächst kommt der Gedanke: „Hey hihi, ich könnte ihn schon morgens in die Luft jagen!“ xD xD xD (sorry, dieser Smiley der ICQ-Zeit musste sein). Wir sind es gewohnt, dass wir an einem Computer sitzen, 1 und 0 ergeben 1. Das eine ist das eine, das andere das andere.

Aber hey, wir spielen UNSER Spiel, haben es gekauft und dürfen damit experimentieren wie wir wollen, sind quasi unsere eigene Qualitätssicherung. Wir sabotieren also das Feuerwerk am Morgen. Die Hinweise verdichten sich und schließlich zünden wir das Feuerwerk, sobald der Zielschurke auf der Bühne, über dem lagernden Brennstoffen herumtanzt. Und: WUMMS! Der Schuft ist Geschichte und wir erhalten eine Übersichtskarte, in denen weitere Figuren verzeichnet sind, die wir zu jagen haben. Kleinboss Charlie zum Beispiel, ist in einer Burg zu finden, welche er zu einem Live-Rollenspiel-Park umgebaut hat – Arkane-kreativ!

Das ist also das Spielprinzip von Deathloop. Es fällt mir wie Schuppen von den Augen! Von nun an suchen wir die Level ab, akribisch. Und gefundene Verse verbinden wir zu einem größeren Gedicht. Hach! Natürlich, was Bill Murray schon vor 30 Jahren hat feiern lassen, ist heute nicht mehr überoriginell. Aber in unserem Medium hab ich es so noch nicht erlebt. Arkane schreibt nicht einfach einen Groundhog Day, sondern setzt ihn auch noch grandios um.

Dicke Wummen, aber nichts extravagantes. 2025 Marcel Dörpinghaus.
Dicke Wummen, aber nichts extravagantes. 2025 Marcel Dörpinghaus.

Genug der Angeberworte, nochmal rein ins Geschehen. Der Zielfiguren gibt es acht. Diese gilt es jeweils zu töten. Der Loop ist gebrochen, sobald man es an einem Tag schafft. Natürlich passt das ins übliche Bild, und sie lassen sich auch immer und immer wieder spielen, aber ein wenig werden wir schon müde wegen der immer gleichen Kulissen, auch wenn der Loop sie zurückstellt. Das Austüfteln des großen Plans aber macht Laune und die Geschichte unseres harten Burschens, der immer Fragen hat, hält uns toll an der Stange. Aber natürlich: Wer grundsätzlich ein Problem mit Backtracking hat, wird weniger Spaß haben, zumindest gegen Ende.

Das böse Mädel

Immer weiter gezogen werden wir von Julianna. Als Pistolero-Gegenstück stichelt sie uns an, bis wir hinterherlaufen. Nach den ersten Leveln der Einleitung, macht sie Jagd auf uns. Während wir knobeln und uns durch die Gegend ballern, versucht sie uns ebenso tüchtig böllernd aus der Welt zu ballern. Sie einmal pro Level zu erlegen, wird also, neben den Hauptschergen, ein weiteres Ziel. Dieser zusätzlich auftauchende „Bossgegner“, der mit uns über die Dächer fegt, ist eine nette Idee in Deathloop!

Mit Julianna quatschen wir jeden Tag erneut, da sie nicht anders kann, als uns zu unserem vorherigen Tod zu gratulieren. Was in „Comedys“ zwischen Teenies nervt, funktioniert hier, was auch an der wirklich gelungenden Synchronisation liegt. Die Synchronstimmen sind einfach wirklich, wirklich super. Julianna triezt Colt, dieser ist verärgert, spottet zurück. All das können wir in den Stimmen lesen. So klingen ich und du, wenn wir dem Menschen gegenüber unsere Meinung sagen! In keinem anderen Spiel habe ich Vergleichbares gehört. Die Waffen sind wuchtig und klingen wie deftige Melonen, die von einem Hochhaus auf ein Holzbrett fallen – super!

Gesprochenes in wird in eigenen Zeilen und Schriftfarben je Figur dargestell in Deathloop. 2025 Marcel Dörpinghaus.
Gesprochenes in wird in eigenen Zeilen und Schriftfarben je Figur dargestell in Deathloop. 2025 Marcel Dörpinghaus.

Features, die sich uns stellen

Aber zurück zu unserem Gegenstück: Julianna ist also da und ballert rum. Sie bring Pepp rein, allerdings ist sie in der Geschichte nicht auszuschalten, in Levelbegegnungen natürlich schon. Davon ab ist sie Chaos, stiftet die Umgebung samt Gegnern zum mitmachen an, wenn wir durch die nächste Tür in den Alarm laufen. Deathloop bindet „Multiplayer“ in unser Singleplayer-Erlebnis ein. Schalten wir entsprechenden Knopf in den Optionen nicht aus, so wird sie von lüsternen Spielern im Internet gespielt, die sich einen Spaß draus machen, uns als Juliana zu duellieren. Eine nette Idee, wenn auch wir sie bereits woanders gesehen habe.

Arkane-typisch ballern wir aber saftig mit kreativen Kniften, bis der Bart juckt, oder eben Unterarm oder was weiss ich, körperlich eben. Die Wummen sind kreativ zusammengesetzt, phantastische Pistolen, Gewehre, Schrotflinten und ähnliches, was wir eigentlich entsprechend aus anderen Spielen kennen. Ich würde sie gern als einzigartig herausstellen, das ist aber eigentlich schon fast alles.

Unterwegs finden wir Siegel, die wir an die Arsenalvertreter heften können und so Eigenschaften aufwerten. Wir finden sie innerhalb der Level. Und es macht doch eine Menge Spaß. Allerdings bin ich, trotz der Angebote, nie auf die Jagd nach den besten Gewehren gegangen.

Nicht nur Schusswaffen

Schon 10.000 Worte geschrieben, aber eine wichtige Kernsache noch nicht herausgestellt: Unterwegs finden wir, neben Waffen, nach dem Erlegen von den wichtigen Bossen, ebenso Siegel, welche aber umso wichtiger sind, für unsere „magischen“ Fähigkeiten wie Unsichtbarkeit, Berserker und ähnlichem. Deren können wir immer zwei ausrüsten und im Spiel einsetzen. Die schon vorher angesprochenen Zielpersonen sind also ein wenig mehr als Kulisse, denn das mehrmalige Erlegen levelt Fähigkeiten auf.

Wir hacken Geschütze und Türen aus der Ferne. 2025 Marcel Dörpinghaus.
Wir hacken Geschütze und Türen aus der Ferne. 2025 Marcel Dörpinghaus.

Und abschließend? Deathloop war kein Verkaufsschlager. Ob es zum Flop reicht, habe ich nicht abschließend erfahren. Zum Hit jedenfalls nicht. Auf Metacritic erreichte es 88%, beachtlich! Sicher bin ich mir nicht, ob ich selbst da mitgehen würde. 85% ganz sicher, aber vielleicht eher 87%… also – huch – eigentlich doch ganz beachtlich. Die paar Prozentpunkte machen es aber tatsächlich aus. Wir haben hier zwar kein Überspiel, aber einen Ego-Shooter-RPG-Arkane-Spiel, mit allen Stärken.

Persönlich gebe ich euch Deathloop gern den Anspieltipp mit, jedoch nicht ganz zum Vollpreis. Arkane-Fangirls und -boys, wie ich es einer bin, werden aber, na klar, ein paar entspannente, fesselnde Abende haben.

Euer
Murmeltier-Marcel

Permalink: https://www.videospielgeschichten.de/deathloop-arkanes-kreativer-murmeltiertag/


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André EymannTobi

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