„Geh doch mal raus – die Sonne scheint!“

Von Alexa Sprawe am
Kommentiert von: Tobi, Alexa Sprawe, Chris, Lenny, André Eymann, Matthias Rosenkranz
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Meine Begeisterung für Videospiele kam mit der N64 im Jahr 1999. Kaum vorstellbar, dass das nun schon 20 Jahre her sein soll! Die Erinnerungen an die Anfänge sind trotzdem noch sehr klar: Ich weiß noch, wie ich unzählige Stunden damit verbracht habe, in „Super Mario 64“ Prinzessin Peach aus den Fängen des bösen Bowsers zu retten, mich wegen „Mario Kart“ und „Mario Party“ ständig mit meinem Bruder stritt und dann schließlich das beste Spiel aller Zeiten entdeckte: „The Legend of Zelda – Ocarina of Time“.

Spätestens da war es um mich geschehen. Die Story dieses Spiels ist nichts Außergewöhnliches. Es ist die Atmosphäre, die mich eingenommen hat – so sehr, dass ich nicht mehr aufhören konnte zu spielen und mir Sätze von meinen Eltern anhören durfte wie: „Geh doch mal raus – die Sonne scheint!“

Nur noch kurz die Welt retten

Aber was kümmert mich die Sonne, wenn ich gerade dabei bin, die Welt zu retten? Eben noch steuerte ich einen kleinen ahnungslosen Jungen namens Link im Kokiri-Wald, auf einmal bin ich mitten im Abenteuer voller fantastischer Wesen, furchterregender Bösewichte und gefährlicher Quests. Das Ziel ist es, Prinzessin Zelda und das Land Hyrule zu retten und Ganondorf zu verbannen.

Die Welt, in der sich der Held bewegt, ist keine sehr große, aber sie ist magisch und enthält unterschiedliche Ebenen und Völker: die Goronen in den Bergen, die Kokiri im Wald, die Gerudo in der Wüste, die Zora im See … im Grunde findet sich in Hyrule alles, was man sich an Elementen und Landschaften vorstellen kann. Abgesehen davon, dass an den verschiedenen Orten auch verschiedene Völker leben, die alle ihre eigenen Geschichten (und Konflikte) mitbringen, wird man je nach Umgebung auch mit verschiedenen Herausforderungen konfrontiert.

So muss sich Link der Umgebung anpassen und sich Gegenstände und Kleidungsstücke besorgen, mit denen er weiterkommen kann: zum Beispiel verschiedene Rüstungen, um unter Wasser atmen oder extreme Hitze ertragen zu können. Es gibt eine festgelegte Anzahl an unterschiedlichen Items, die sich nicht verändern und grundlegend sind für den weiteren Spielverlauf: ein Bogen, eine Ocarina, ein „Auge der Wahrheit“ etc. Diese Items bleiben, nachdem sie gefunden wurden, für immer im Besitz des Helden. Sie werden dadurch genauso vertraut wie die Orte, die er besucht.

Wenn die Sonne scheint

Hyrule wurde mit all seinen Landschaften, Völkern und insbesondere den damit verknüpften Geräuschen und der Hintergrundmusik somit ein Stück weit zu meiner Heimat. Jedes Mal, wenn ich in diese Welt zurückkehre, ist es, als würde ich nach Hause kommen, um dann zum wiederholten Male die ruhige, von Zikaden begleitete Nacht im Dorf Kakariko zu erleben. Oder mich in den verlorenen Wäldern zu verlieren. Oder mit Epona durch die hylianische Steppe zu reiten.

Zufälligerweise habe ich „Ocarina of Time“ im ersten Spieldurchlauf immer dann gespielt, wenn die Sonne geschienen hat. Man sagt ja, alle Anfänge seien die intensivsten und keine Wiederholung würde jemals wieder an die ersten Male herankommen. Die äußeren Einwirkungen haben daher meine Stimmung beeinflusst und noch heute verknüpft mein Gehirn bestimmte Wettererscheinungen mit der Atmosphäre im Spiel. Wenn draußen die Zikaden zirpen, fühle ich mich nach Kakariko zurückversetzt. Ich erinnere mich an spannende Abenteuer, Melodien, die sich für immer in mein Gedächtnis gebrannt haben, und die Fee Navi, die immerzu „Hey, listen!“ ruft. Wenn es draußen stürmt und regnet, summe ich im Kopf die „Hymne des Sturms“ und wenn ich bei gutem Wetter im Wald bin „Salias Lied“. Und während es früher hieß „Geh doch mal raus – die Sonne scheint!“, erinnern mich heute Natur und Wetter an das eine Spiel, das mich geprägt, (zum Nachspielen der Melodien) motiviert und (zu eigenen Geschichten) inspiriert hat. Heute heißt es: „Ich sollte mal wieder Zelda spielen – die Sonne scheint!“

Epilog

Übrigens hat „Ocarina of Time“ mittlerweile Konkurrenz erhalten: „Breath of the Wild“ bietet nicht nur viele Stunden Spielspaß in einer riesigen (romantisierten) Open World, sondern wartet auch mit neuen Gameplay-Möglichkeiten auf, die es so noch nicht in Zelda-Spielen gab. Habt ihr euch eigentlich schon mal mit der Einordnung von „Breath of the Wild“ in der Timeline beschäftigt? Darüber könnte man ewig diskutieren! Immerhin finden sich in diesem Spiel so manche Verweise auf frühere Spiele. Aber das ist noch eine andere Geschichte.

Wie ist es bei euch? Kommt euch der Satz „Geh doch mal raus – die Sonne scheint!“ bekannt vor? Und welchen Einfluss hat das Wetter auf euer Spielverhalten?


Veröffentlicht in: Videospielgeschichten
Franz ZwerschinaNadine

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Kommentare (14)

  1. Diese Aufforderung habe ich tatsächlich mal in Jugendjahren von einem Freund bekommen. Das war an einem Tag, an dem ich die ganze Zeit die Vorhänge zu hatte und gebannt an Suikoden II auf der PlayStation klebte. Mein Freund rief mich an und meinte, dass wir bei diesem Wetter einfach nach draußen müssen. Ich war verwirrt. Von welchem Wetter sprach er da eigentlich? Ich öffnete daraufhin meine Vorhänge zum ersten Mal an diesem Tag und wurde von gleißendem Sonnenlicht getroffen. Gut, er hatte wohl nicht ganz unrecht. Auch wenn ich mich anfangs nur ungern von der spannenden Geschichte von Suikoden II lösen wollte hatte ich dann tatsächlich einen ganz schönen Tag draußen an der Sonne.

    FoolxTobiAlexa Sprawe
  2. Das kommt mir zwar alles bekannt vor, bezog sich das bei mir und meinen Geschwistern aber tatsächlich eher auf die Wintermonate.
    Wir sind auf dem Dorf aufgewachsen und eigentlich gab es – trotz relativ viel Spielerei am Amiga – kein schlechtes Wetter. Klar, wir zockten gerne, aber damals waren wir eigentlich ziemlich viel draußen unterwegs. Zusammen als Geschwister, mit Freunden, oder auch alleine.
    Die Stubenhockerzeit wurde bei mir erst mehr, als ich schon in der Ausbildung war. Da stimmte endlich die Kohle und ich konnte mehr spielen als vielleicht gut war. Neue Konsolen und Computer kamen nach und nach ins Haus und ich spielte kräftig drauf los. Nicht immer alleine, dennoch war und ist das bis heute meine liebste Art, zu spielen – eine gute Story vorausgesetzt.
    Mit den Jahren hat sich aber später das Gleichgewicht wieder verlagert und ich habe mich wieder mehr auf das Draußen konzentriert. Ab da spielte ich eigentlich nur noch, was mich richtig fesselte, Klasse statt Masse.
    Ich hoffe, dass ich es schaffe, das so auch an meine Kids weiterzugeben, den gesunden Mix zu finden, was natürlich persönlich sehr variieren kann. Ich denke hier gibt es kein richtig oder falsch, da alle ihren Weg gehen werden.

    Alexa Sprawe
    1. Als Kind habe ich auch sehr viel Zeit draußen verbracht und das viele Konsolenspielen kam dann immer in Phasen. Die erste Phase mit der N64. Dann hatte ich eine Phase, in der ich gar nicht gespielt habe; das war – im Gegenteil zu deiner Erfahrung – vor allem meine Ausbildungszeit, in der ich sehr gefordert wurde. Ich dachte dann immer, dass ich keine Zeit zum Spielen hätte (weder Konsolenspiele noch Brettspiele) und es hatte auch etwas mit meinem damaligen Umfeld zu tun, das ein negatives Bild von Computerspielen hatte bzw. mir gezeigt hat, wohin Computerspielsucht führen kann … Kurz gesagt: So wollte ich nicht werden und habe mit Computerspielen quasi abgeschlossen. Das hat sich dann wieder im Studium geändert.

      Ich finde auch, dass man immer auch individuell schauen sollte. Mir reicht es bspw., wenn ich ein Wochenende lang “durchzocke”, dann bin ich erstmal gesättigt (wenn nicht sogar übersättigt) von all den Reizen (Spielen kann schließlich auch sehr anstrengend sein). Und dann brauche ich erstmal einen zeitlichen Abstand und widme mich eher dem Lesen oder anderen Tätigkeiten. Von anderen (jüngeren) SpielerInnen weiß ich, dass sie ihre Grenzen (noch) nicht kennen. Da finde ich es sinnvoll, wenn es zeitliche Begrenzungen gibt.

      1. Natürlich, allzu locker sollte der Zeitvertreib bei Kindern nicht sein, der maßvolle Umgang sollte da schon vermittelt werden.
        Kam vielleicht nicht so rüber in meinem Kommentar, mir ging es da um die Qualität des Spielens als Plus, nicht zum Zeit totschlagen.

        Gerade, wie du schon geschrieben hast, sie ihre Grenzen noch nicht kennen.

  3. „Geh doch mal raus – die Sonne scheint!“ – kommt mir sehr bekannt vor. Mittlerweile bin ich es, der diesen Satz an seine Kinder richtet 😉

    Aber so dramatisch wie das klingt ist es nicht. Tatsächlich gehen sie gern raus und ziehen das Spielen mit anderen Kindern dem Videospiel vor. Am Ende des Spielnachmittags sitzen sie dann manchmal dennoch zu viert vor Turok: Evolution und dem GameCube. Aber das ist dann eben auch ein im Schwerpunkt soziales Erlebnis. Alles in allem ist es ausgewogen.

    Bei meinen eigenen LAN-Partys hatte das Wetter immer einen bizarren Einfluss auf das Spielverhalten. Meist trafen wir uns an den besten Sommertagen, um dann mit Röhrenmonitoren im 5. Stock eines Mehrfamilienhauses unter dem Dachgeschoss heisse PC-Gefechte auszutragen. Immer sagten wir uns: was für ein Wahnsinn bei so einem Wetter. Aber auf der anderen Seite hat eben dieses Wetter unseren Adrenalinspiegel hochgepusht und wir hatten alle mächtig viel Spaß.

    TobiAlexa Sprawe
    1. Ich finde auch, dass sonnige Tage eine schöne Atmosphäre schaffen. Dieses Wetter erinnert mich immer wieder an Sommerferien und Sommerurlaub – und damit verbunden mit zeitlicher Flexibilität und der Freiheit, so lange zu spielen wie man will (bzw. kann), weil man am nächsten Tag nicht früh raus muss. So schön!

  4. Oh ja die Diskussion, dass der Junge mehr an die frische Luft soll, durfte (musste) ich auch häufiger führen. Mal mehr oder weniger erfolgreich, aber ich kann mich an viele Situationen erinnern, in denen ich die böse Sonne versuchte draussen zu halten. Decken und Handtücher in Fenster eingeklemmt oder das zocken in den Keller verlegt.

    Mein Sommer Spiel war immer Final Fantasy X. Eine magische Woche im abgedunkelten Zimmer meiner Schwester…

    TobiAlexa SpraweAndré Eymann
    1. Wenn es draußen unerträglich heiß ist, gehe ich nur ungern raus. Mir sind 30 Grad schon zu viel und dass die Sonne scheint, ist sowieso kein Argument für mich, rauszugehen. Ich meine: Wer sagt denn, dass Sonnenwetter grundsätzlich “gutes Wetter” ist? Für mich ist auch Regenwetter “gutes Wetter”. Wobei ich die Argumentation zumindest in so grauen Städten wie Bremen verstehen kann. Als wir noch da gewohnt haben, haben wir manchmal wochenlang keine Sonne gesehen, weil es da ständig bewölkt ist. Da waren wir für ein paar Sonnenstunden dankbar.

      Tobi
      1. Da schließe ich mich an, ich mag vor allem Wetter, bei dem man nicht schmilzt. Alles andere mag ich im Allgemeinen gerne und gehe lieber raus, als bei Brüllhitze.
        Da kann man auch schon mal eher was spielen, wenn es im Haus angenehm temperiert ist 😉

  5. Bei mir ist zocken zwar Wetterunabhängig, aber bei mir war der N64 mit dafür verantwortlich das ich meine Aktivitäten immer mehr nach drinnen verlegt hatte. Bei meinem Freund hatte ich damals das SNES kennengelernt. Zwar sind wir damals auch noch viel draußen gewesen, aber sobald wir drinnen waren, haben wir Videospiele gespielt.
    Später bekam ich dann meine eigene Konsole, eben das N64. Und genau wie du verbrachte ich etliche Stunden in OoT, Super Mario 64, Mario Kart oder anderen Titeln. Aber mir wurde, zumindest erinnere ich mich nicht daran, gesagt, dass ich rausgehen solle. Wahrscheinlich hätte ich draußen dann auch einfach auf meinem Gameboy weiter gespielt.

    TobiAlexa SpraweAndré Eymann
    1. Ich habe erste Erfahrungen auch zunächst bei Freunden gesammelt und es hat etwas gedauert, bis mein Bruder und ich eine eigene Konsole hatten. Aber dann war es soweit! Damals konnten wir uns aussuchen, ob wir die N64 mit “Super Mario” oder mit “Mario Kart” haben wollten – und es ist dann “Super Mario” geworden. Mir ist übrigens noch “Yoshis Story” eingefallen! Das haben wir auch sehr viel und gerne gespielt. Kennst du das auch? Daran erinnere ich mich gerne zurück! Ich habe die N64 zwar noch, aber nur noch die Spiele “OoT” und “Majoras Mask” – alle anderen habe ich (leider) verkauft. Das bereue ich bis heute. Einen Gameboy hatte ich tatsächlich nie, erst viel später ein Nintendo DS und nun die Switch – dadurch ergeben sich natürlich völlig neue/andere Möglichkeiten!

      TobiAndré Eymann
      1. Ja ich kenne Yoshis Story, aber ich hab es damals nicht gespielt. Ich hab damals sehr gerne Quack Attack gespielt. Mein N64 hab ich damals im Pikachu-Design bekommen und das war ja sowieso das Beste. Leider habe ich den auch heute nicht mehr und ich hab auch schon öfters darüber nachgedacht mir wieder ein N64 zu besorgen, aber wenn ich dann ehrlich zu mir bin, weiß ich nicht wieviel ich dann wirklich darauf spielen würde.

        Alexa Sprawe
        1. Ich kann mir vorstellen, dass der N64 eher “einstauben” würde. Zumindest habe ich meinen schon viele, viele Jahre nicht mehr angeschlossen (allerdings fehlt mir auch das passende Kabel und ich habe keinen Elan, mich mit der Technik auseinanderzusetzen). Da ich Oot auch auf der Nintendo DS spielen kann, ist das aber auch nicht weiter schlimm. Hab die N64 eigentlich nur noch aus nostalgischen Gründen. 🙂