Klein, aber fein – Der ZX81 von Sinclair (Teil 1 – Ein Überblick)

Von Jens Sommerfeld am
Kommentiert von: David Lightman, Ferdi, Sebastian, Arne, 16514, André Eymann, Peter, PokeMon, Msch, XXY, Joachim, Wonderboy
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Jeder Mensch erlebt in seiner Jugend Dinge, die ihn prägen. Die 60er hatten Elvis, die 70er das Discofieber, die 80er Pac-Man und die 90er Pokemon. Ich selbst bin ein Kind der 80er (Jahrgang 1969). Ende der 70er Jahre kam das ATARI VCS auf den Markt.

Ich erfuhr davon 1981, denn ein Freund von mir hatte ein solches Gerät. Wir spielten nach der Schule – und nach der Schule war vor der Schule und umgekehrt.

Mein Großvater war sehr belesen und erkannte, das Computer die Zukunft sind. Also bekamen mein Cousin und ich zu Weihnachten 1982 einen Bausatz des SINCLAIR ZX81. „Zwischen den Tagen“ wurde gelötet. Der von meinem Cousin funktionierte, meiner leider nicht. Aber der Fehler war schnell gefunden: ich hatte die CPU falsch herum eingesteckt.

Nach ein paar BASIC-Programmen und einer wirklich schönen 16kB-Zeit bekam ich dann zu Weihnachten 1983 einen Commodore 64 geschenkt, denn auch mein Vater erkannte die Zeichen der Zeit und dachte sich: „Wenn schon, dann in Farbe“. Wow, 64kB, das bekommen wir nieeeee voll!

Die Jahre gingen und die Spiele kamen – es wurde gezockt, und nicht mehr programmiert. Dann folgten der ATARI ST und dann auch bald der PC. Der ZX81 und der C64 wurden auf dem Dachboden in Kisten verstaut.

Der ZX81 ist für mich der Prototyp des idealen Hackingdevice.

Jens Sommerfeld

Die 90er kamen und Pokemon und Playstation waren angesagt. Doch der Zufall spielt im Leben bekanntlich eine Rolle und so entdeckte ich 1999 auf dem Dachboden meiner Eltern einen kleinen grünen Schuhkarton auf dem „JENS COMPUTER“ stand. Ächä, ein wenig verstaubt… oh, der ZX81… ob der noch funktioniert?!

Und er funktionierte! Große technische Errungenschaften wie das Internet führten mich schnell zu www.zx81.de und dort bekam ich Kontakt zu Peter Liebert-Adelt, der die jährlichen Treffen des ZX-TEAM organisiert (seit 1991). Also wurde ich noch 1999 Mitglied in diesem TEAM, welches aus etwa 80 aktiven Mitgliedern weltweit besteht.

Die 80er: man beachte den Walkman meines Bruders... (Bild: Jens Sommerfeld)
Die 80er: man beachte den Walkman meines Bruders… (Bild: Jens Sommerfeld)
Mein Hobbykeller-Paradies. Voll, aber dafür eng. (Bild: Jens Sommerfeld)
Mein Hobbykeller-Paradies. Voll, aber dafür eng. (Bild: Jens Sommerfeld)

Der ZX81 ist eine wunderbare Maschine. Gebaut für die Massen wurden davon etwa 1,5 Millionen Einheiten verkauft. Der kleine Türstopper, wie er von seiner Fangemeinde zärtlich genannt wird, besteht aus fünf ICs, welche den Rechner klein und – noch wichtiger – verständlich machen. Für mich ist er der Prototyp eines idealen „Hackingdevice“.

KLEINER MEILENSTEIN

Unter der Federführung von Sir Clive Sinclair kam der ZX81 als Nachfolger des MK-14 und des ZX80 heraus und setzte den ersten Meilenstein für die Firma Sinclair. Bereits 1981 war er ein Verkaufsschlager, da er unter der magischen Grenze von 100 englischen Pfund blieb. Bis dato war er also der günstigste einer Serie von verschiedenen Homecomputern, die in Europa verkauft wurden. In Großbritannien wurde der ZX81 auch bei der Bücherkette W. H. Smith & Son angeboten und promoted. An den Schulen in England war er der meist eingesetzte Computer im Unterricht. Die amerikanische Firma TIMEX baute den ZX81 in Lizenz (er kam dort mit 2kB-Grundspeicher als Timex-Sinclair TS1000 auf den Markt) und deckte damit den Markt über dem großen Teich ab. Sinclair baute auch eine 16kB Speichererweiterung und einen Drucker.

Wer früher noch von Kassette geladen hat dem sei hier verraten, das es inzwischen Lade- und Speicherlösungen mit USB, SD, HDD, Robotersteuerung, Fräsmaschinen, diverse Nachbauten und inzwischen sogar Internet für den ZX81 gibt. Es hat sich viel getan in den letzten Jahren. Der Z80 im Inneren des ZX81 wird ordentlich gefordert – denn schließlich wollen wir ja den Usern, die durch das Mastercontrolprogramm irrtümlich in den Computer transferiert wurden, auch was zu tun geben. Und neue Spiele gibt es ohne Ende. Inzwischen sogar mit Sound und in Farbe, wobei man auch dem Schwarz/Weiß-Bild viel Charme abgewinnen kann.

Ein ZX81 von heute (in diesem Fall der ZX81NU) kann zum Beispiel so aussehen und besteht aus Standard-Bauteilen und einer selbst entwickelten Platine.

Die Platine des ZX81NU. (Bild: ZX-TEAM)
Die Platine des ZX81NU. (Bild: ZX-TEAM)

Neben Hardware werden auch tolle Games und Software aller Art veröffentlicht, welches der Menschheit frei nach dem Hackergedanken auch frei zur Verfügung gestellt werden. Hilfesuchende finden im ZX-TEAM auch immer Ansprechpartner, die mit Rat und Tat zur Seite stehen.

Wer sich für den kleinen Rechner interessiert, der kann mit einem Emulator mal schauen, wie das alles so funktioniert und sich gerne an mich oder das ZX-TEAM wenden.

EIN ECHTER COMPUTER

„Ein Kilobyte und doch erwachsen – der ZX81, ein vollständiger Computer. Gemacht für die Masse und für jedermann erschwinglich.“ Das ZX81 Handbuch (Sinclair ZX81 BASIC Programming) wurde von Steven Vickers geschrieben, der später den Jupiter Ace entwickelte. Das Coverbild stammt von John Harris, der viele weitere fantastische Bilder schuf.

Im zweiten Teil meines Artikels gehe ich auf die Hardware des ZX81 ein und im dritten Teil stelle ich ein paar alte und neue Spiele vor.


Veröffentlicht in: Hardware
Bernd BockStephan Ricken

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Kommentare (15)

  1. Hallo Jens,

    ich lese alle Artikel auf der VSG, weil sie einzigartig, sehr persönlich, durchgängig gut geschrieben und sorgfältig layoutet sind.

    Doch dieser hier gefällt mir besonders gut. Ein wahrer Schatz. Ein kleines Juwel, genau wie der ZX81 selbst. Das mag wohl auch daran liegen, dass der “kleine” ZX81 eher ein Außenseiter war, und deren Besitzer milde belächelt wurden. Aber Du rückst ihn mit deinem wunderbaren Artikel ins rechte Licht.

    Das ist Deine persönliche Liebeserklärung an den Türstopper. Und was für ein tolles Bild Du da mit dem C64 und Deinem Bruder hast. Danke dass Du das mit uns teilst. Bist Du eigentlich auch auf dem Foto, und wenn ja wo?

    Ja, so wie auf dem Bild war das früher. Auch bei uns. Ich kann mich in die Szene sofort hineinversetzten. Snake habe ich erst stundenlang mit meinen Bruder in den VC20 gehackt; anschließend eine Ewigkeit die Fehler gesucht, nur um das Gerät am Abend abzuschalten; womit natürlich alles weg war. Datasette und Floppy? Das hatten wir noch nicht. Danke Jens für diese tolle Artikelserie.

    1. Hallo Ferdi!

      Danke für Deinen sehr netten Kommentar – Du fragtest: “Bist Du eigentlich auch auf dem Foto, und wenn ja wo?”

      Ich bin der mit der Casio-Taschenrechner-Armbanduhr, die mir in der Schule geholfen und gleichzeitig Ärger eingebracht hat 🙂

      Der ZX81 ist insofern ein echtes Juwel, weil er auch in der heutigen Zeit noch als Archetyp dienen kann, um Computer besser zu verstehen. Früher (bevor wir Beide geboren wurden) konnte man in die Rechner hineingehen – erst durch die Mikroelektronik wurde es möglich, einen Computer zu Hause zu haben. Das hatte jedoch den Nachteil, das man nicht mehr überall direkt hineinsehen konnte – die CPU und beim ZX81 insbesondere die ULA waren einige Zeit ein Buch mit sieben Siegeln. Inzwischen sind auch diese Geheimnisse gelüftet (was die Sache nicht einfacher macht).

      Für mich selbst bedeutet der ZX81 viel mehr, war er doch für einen damals 13jährigen quasi das Objekt der Begierde. Meine damaligen Kumpel hatten andere Dinge (Autos, Motorräder usw). Und ich merke, das einige von ihnen Probleme haben, mit Computern umzugehen. Dafür kann ich halt keinen Motor reparieren…

      Das ZX-TEAM hat gerade einen ZX81 so umgebaut, das er FORTH (Husband-Forth um genau zu sein) spricht und auch über USB laden und speichern kann. Frei nach einem Werbespot aus den 80ern kann ich sagen: Es gibt viel zu tun, packen wir´s an…

  2. Das ist eine tolle Geschichte , erzählt in einer wunderbaren Weise! “Jens Computer” – was ein spannender Moment! Witzig, daß dein Bruder es liebte der Software ab zu hören 😉

  3. Hallo Jens! Neben Deinem schönen Text muss ich vor allen Dingen Deine Fotos loben. Das Bild mit dem C64 und dem Walkman ist einfach toll. Es fängt einen Moment in der Zeit ein, der unwiderbringlich ist. Ich kann mich sofort in die Szene hineinversetzen. Wie viele Stunden haben wir mit “Snake” und ähnlich einfachen Spielen verbracht und wie viele schöne Erinnerungen haben wir an diese Zeit. Dass Du so ein Foto aus Deiner Kindheit hast ist ein Schatz. Und dass Du diesen mit uns teilst ist ein Geschenk. Danke dafür!

  4. Anfang der 80er gab es ein kleines Taschenbüchlein “Entdecke die unendlichen Dimensionen des ZX81”, dass seinem Titel nicht ansatzweise gerecht wurde. Die nur vordergründig sehr endlichen Dimensionen des ZX81 zu sprengen, dass blieb dem ZX-TEAM und einigen wenigen internationalen Zeddy-Fans ab ca. 1990 vorbehalten. Ein Ende der Ideen, die mit und um den “schwarzen Keil” realisiert werden können ist nicht absehbar.

  5. Hallo Wonderboy!

    Danke für Deinen Kommentar – ich freu mich immer, wenn meine Schrift Dinge näherbringt und heische mich an, schon mal zu verraten, das der ZX81 im zweiten Teil ein wenig tiefer analysiert wird…

    Liebe Grüße und Dank
    Jens

  6. Ja da gibt es Varianten.

    Für eine Zahl verwendet Sinclair 6 Byte plus die ASCII Repräsentation (7 Byte insgesamt für einstellige Zahl, 8 Byte für zweistellige Zahlen, 10 Byte für vierstellige Zahlen usw.). Integer Variablen benötigen 5 Byte plus den Namen (einbuchstabige nur 1 Byte). Wenn man häufiger gleiche Zahlen benutzt, macht es Sinn diese in Variablen auszulagern. Der Zugriff auf die Variable braucht dann nur 1 Byte.

    Ansonsten gibt es noch weitere Pseudozahlen:

    NOT PI (=0)
    SGN PI (=1)
    SGN -PI (=-1)
    INT PI (=3)
    INT -PI (=-4)
    PEEK PI (=255)

  7. Gibt’s was schöneres als solche persönliche Geschichten zu lesen? Ich glaube nein. Ich freue mich schon auf den zweiten Teil. Den ZX81 habe ich nie wirklich kennengelernt umso schöner hier mal Insider Infos zu bekommen. Danke dafür 🙂