Lufia II - Rise of the Sinistrals Titelbild

Gute alte Zeit: Lufia II – Rise of the Sinistrals

Avatar von Dennis Deuster
Lesedauer: 3 Minuten

In der Vorweihnachtszeit hat es mich gepackt: Ich habe mir eine Mini-Spielkonsole für meine alten Lieblinge aus der SNES- und C64-Zeit gebaut. Und als erste Perle aus dem Fundus großartiger Spiele der damaligen Zeit habe ich mir eines der großen JRPGs der 16-Bit-Ära herausgepickt: Lufia II – Rise of the Sinistrals. Das Spiel wurde von IGN auf Platz 34 der „Top 100 SNES Games of All Time“ bewertet. Und meiner Meinung nach verdient es sich einen Platz in diesem Spieleolymp durchaus. Aber zum Spiel selbst…

Lufia II ist, wenig verwunderlich, der Nachfolger zu „Lufia & The Fortress Of Doom“ aus dem jahr 1993. Der zweite Teil erschien 1995 zunächst in Japan und als PAL-Version 1997 auch in Deutschland und ist zeitlich vor seinem Vorgänger angesiedelt. Die Story dreht sich darum, wie Maxim und seine Freunde vor der Geschichte von „Lufia & The Fortress Of Doom“ die Sinistrals (dt. „Höllenfürsten“) besiegen und den Grundstein zwischen dem Krieg der Menschheit mit diesen übernatürlichen Wesen legen.

Dabei zeigt Lufia II deutliche Verbesserungen gegenüber seinem Vorgänger. So war es damals schon sehr innovativ, dass es keine Zufallskämpfe mehr gab und man Gegnern ausweichen konnte. Für das JRPG-Genre damals absolut unüblich, man denke nur an die Final Fantasy- oder Dragon Quest-Reihe. Auch das im selben Jahr veröffentlichte Chrono Trigger bekam für die gleiche Mechanik richtigerweise viel Lob.

Rise of the Sinistrals bot aber auch noch weitere nette Ergänzungen zu Lufia I: Es gab eine große Anzahl an Puzzeln, die im Laufe der Story immer komplexer wurden und manches mal zum „Um-die-Ecke-Denken“ anregen. Teils waren sie aber auch so bockschwer, dass ich nicht umhin kam, nach zig Fehlversuchen online die Lösung nachzuschlagen. Vermutlich waren die teils wirklich bockschweren Rätsel einer der Gründe, warum ich Lufia II damals nie durchgespielt hatte. Denn in diesen entschleunigten Offline-Zeiten gab es nur wenige Möglichkeiten, an Lösungsmaterial zu kommen. Heute reicht ein Klick.

Die Spielmechanik ist recht schlicht gehalten: Meist gelangt man in einer Stadt und deren Einwohner haben mit einem Problem zu kämpfen. Mal geht es um politische Konflikte, mal ist der Dorfälteste verschwunden oder ein Edelstein wird vermisst. Unsere Crew ist dann natürlich zur Stelle und wird zum Problemlöser, indem es das „Monster of the Week“ besiegt. Daraufhin gestattet man uns dann, durch den nächsten Schrein zu gehen und die Welt weiter zu erkunden. Später erhält man dann die Möglichkeit, mit dem Schiff zu reisen – zunächst automatisiert, später autark. Unser Schiff wird später sogar noch zum U-Boot und final zum Luftschiff, so dass man die offene Welt nach Lust und Laune bereisen kann.

Das Gameplay konzentriert sich neben der Story vorallem auf die angesprochenen Rätsel und die Kämpfe. In letzteren gibt es die Optionen Angriff, Magie, Items und die so genannten „IP Attacks“. Je mehr Schaden ein Charakter erleidet, desto voller wird der IP-Balken und ermöglicht dadurch Spezialattacken, die wiederum an die ausgerüsteten Gegenstände gekoppelt waren. Ein nettes Konzept. Hinzu kommen sogenannte „Kapselmonster“, automatisch agierende Begleiter, die man im Laufe des Spiels füttern und dadurch upgraden kann. Sie sind aber in keiner Weise essentiell wichtig, um das Spiel zu meistern, sondern eher schmuckes Beiwerk.

Die "Ahnenhöhle" ist ein süchtig machender Zeitfresser
Die „Ahnenhöhle“ ist ein süchtig machender Zeitfresser

Eine weitere Besonderheit des Spiels ist die sogenannte „Ahnenhöhle“. Im Prinzip ein Spiel im Spiel, bei dem man in einer Art Rogue-lite auf Level 1 in zufällig erstellte Levels startet und dabei Items aus roten Kisten erhält, die man beim Verlassen der Höhle verliert, sowie Items aus blauen Kisten, die man behalten kann und mit denen man auch beim nächsten Anlauf in Level 1 der Höhle startet. Ziel ist das Erreichen von Level 99 und das Sammeln diverser Iris-Gegenstände, die aber nur einen Sammlerwert haben. Ich habe auch diesmal wieder einige Stunden in dieses „Minigame“ gesteckt.

Die Story von Lufia II ist im Grunde schnell erzählt: Unser Held Maxim wird von einer mysteriösen Frau aufgesucht, die ihm mitteilt, das es sein Schicksal ist, seine Kampfkraft einzusetzen, um die Welt von einer großen Bedrohung zu retten. Dabei handelt es sich um die namensgebenden Sinistrals, Götterwesen, die die Welt unterjochen und schlussendlich vernichten wollen.

Maxim trifft im Laufe seiner Reisen Mitstreiter, die ihm beistehen und letztlich dabei Helfen, die Welt von den Sinistrals zu befreien. Die Bossfights allgemein sind nicht unbedingt fordernd. Der einzige Boss, der mich wirklich etwas genervt hat, war eine Spinne, die ziemlich zu Anfang des Spiels erscheint. Nachdem ich aber das Lager des Bosses davor nachträglich gelootet hatte, fand ich eine Waffe, die auch diesen Kampf einfach machte. Selbst die Obermotze des Spiels, die Sinistrals, sind im Grunde keine Herausforderung. Das ist etwas schade, aber vielleicht war ich zu den Zeitpunkt auch einfach overleveled.

Das Spiel an sich spielt sich auch heute noch angenehm flüssig und ist im Grunde recht gut gealtert. Für einen 30 Jahre alten Titel schaut es tatsächlich sogar ziemlich gut aus, wenn man weit genug vom TV-Gerät weg sitzt. Und der Soundtrack ist ebenfalls wirklich gut und verdient eigentlich eine moderne Adaption. Vielleicht gibt es ja sogar mal ein Remake mit Grafik- und Soundupdate. Remakes liegen ja eindeutig im Trend. Und warum dafür nicht eines der besten JRPGs seiner Zeit verwenden? Ich würde es mit Freude noch einmal spielen.

Habt Ihr Lufia II oder seinen Vorgänger auf dem SNES gespielt? Wie lange hat Euch die Ahnenhöhle gefesselt? Kennt Ihr vielleicht sogar die weniger rühmlichen Nachfolger auf anderen Systemen?

André EymannTobi

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7 Antworten zu „Gute alte Zeit: Lufia II – Rise of the Sinistrals“

  1. Avatar von Benny Aus Celle

    Ich habs geliebt, auch wenn ich es zuerst in der amerikanischen Fassung gespielt habe und da gescheitert bin in dem Dungeon, wo man die roten Steine durch die gelben ersetzen musste. Es war eine Qual, ich war aber auch erst 11. Später hab ich dann die deutsche Fassung in die Finger bekommen und es dann letztendlich in 2001 mit 13 erstmals durchgespielt. Vielleicht auch mit ein bisschen Hilfe von Cheatz.de in besagtem Dungeon, welchen ich sogar schwieriger fand als das schwierigste Rätsel der Welt, von dem in nem späteren Dungeon die Rede war. 2022 hab ich es dann nochmals über RetroArch angefangen zu streamen, aber dann irgendwann bei Lexis Shaia aufgehört. Vielleicht fange ich demnächst nochmals von vorn an. Auf jeden Fall ein mega Artikel von dir zu einem grandiosen JRPG, welches auf jeden Fall ein modernes HD-2D Remake oder ein 3D Remake verdient, welches sich auch so schimpfen darf (nicht wie Curse of the Sinistrals). Gespielt hab ich außer Teil 2 übrigens sonst nur Teil 3 auf dem GBC komplett (wo ich erst nach der Hälfte kapiert habe, dass man die Sprache auch auf Deutsch umstellen kann). In Teil 1 und den vierten Teil vom GBA hab ich nur reingeschaut.

  2. Avatar von Florian Auer

    Oh Boy… der Beitrag ist quasi mein Thema. Aber zuerstmal: Wirklich toll geschrieben! Und zum Zweiten: Das ist meine persönliche Meinung, aber Lufia II hätte mich fast das Hobby gekostet.

    Ich war ab 1993 Freund von Rollenspielen. Städte erkunden, Geschichten erfahren, Charaktere hochleveln. Es kam nicht viel nach Europa, aber das was ich gespielt habe, hat mich ans Genre gefesselt. Ab Mitte der 90er wurde es dann sogar bei rundenbasierten Rollenspielen besser. Herbst 96 habe ich mir Breath of Fire 2 gegönnt, im Mai 97 dann zu meiner neuen PlayStation Suikoden.

    Die Geschichten wurden epischer, die Grafiken detaillierter, die Beziehung zu Welten und Charakteren intensiver.

    Und dann hat Nintendo im Sommer 97 Lufia II rausgebracht. Passte prima für mich, da ich zwischen mittlerer Reife und Ausbildung länger Urlaub hatte, da kam so ein Rollenspiel doch wie gelegen. Und ich war noch nie so enttäuscht.

    Das Kampfsystem war rudimentär, die Gegner nicht animiert (maximal so, wie ich mit meinem Mauszeiger wobble um zu verhindern dass sich Windows sperrt), bei den Angriffen wurden die Sprites gespiegelt. Die eigenen Charactere waren super gequetscht in den Kämpfen, und es gab nur eine Hand voll unterschiedlicher Dungeonlayouts, die auch noch weitgehend Rätselbasiert waren. Die Geschichte nett, aber Oberflächlich, und Maxim war ein Arsch dafür, was er Tia angetan hat. Und dann konnte man noch nicht mal Partymitglieder frei wechseln!

    Einzig die Musik hatte mich begeistert. Und nachdem ich damals unerfahren war und sowas wie „Hör auf, wenns dir keinen Spaß macht“ noch nicht in meinem Horizont war, habe ich mich durch das Spiel gequält – und habe dann erstmal bis Februar 98 kein neues Videospiel mehr angefasst.

    Es gibt viele tolle Rollenspiele, die das ein oder andere Charakteristikum von Lufia haben, aber in der Kombination wars der totale Spaßkiller für mich. Lustigerweise gefällt mir beispielsweise Lufia I und auch das auf dem GBA erschienene „Ruins of Lore“ richtig gut!

    Im Laufe der Jahre habe ich mich mit vielen Spielen wieder angefreundet, die ich beim ersten Spielen nicht mochte – aber Lufia II gehörte da nicht zu. Das werd ich nie mögen. Es ging sogar soweit, dass ich das Modul als Hüllenspender für ein englisch gepatchtes Seiken Densetsu 3 letztendlich geopfert habe.

    Ich weiß dass das natürlich unfair ist und ein unglückliches Zusammentreffen von „Geschmack passt nicht“ und „persönliche Entwicklung passt nicht“ – wenn du also möchtest Dennis, könnte ich deinen Text in Englisch sehr gut auf meiner Website als Review brauchen. Damit dort auch eine faire Meinung zu Lufia II steht 🙂

    Sylvio KonkolTobi
    1. Avatar von Dennis Deuster

      Hey Flo, ist doch wunderbar, wenn so ein Spiel von unterschiedlichen Menschen unterschiedlich wahrgenommen wird. Deine Backstory ist sehr interessant. Und wenn Du Interesse hast, kannst Du den Artikel gerne übersetzt auf Deiner Webseite verwenden.

      Florian AuerTobi
  3. Avatar von Jonas
    Jonas

    Ich habe es 1998 gespielt und sehr gemocht. Eine Schulkameradin hat es mir ausgeliehen, als ich mit der dann zusammenkam hatte ich Zugriff auf ihre restliche Spielebibliothek – Chrono Trigger, Terranigma und so einiges mehr. Das hat zusammen mit Secret of Mana, was ich selbst hatte, meine bis heute andauernde Liebe zu JRPGs begründet.

    TobiDennis Deuster
    1. Avatar von Dennis Deuster

      Diese Beziehung klingt nach einem absoluten Glücksgriff. 😁 Eine Frau mit großartigem Geschmack! ❣️

      Tobi
  4. Avatar von Mathias Nowatzki

    Lufia II war ziemlich cool. Als ich es als Kind bekam konnte ich aber absolut nix mit anfangen. Ich war, wenn es um RPGs geht, ja nur Action RPGs wie Secret of Mana/Evermore, Terranigma und so gewohnt. Das ich bei Lufia einfach dumm rumstehe und die Attacken der Gegner einstecken muss, bis ich dann irgendwann zurückschlagen darf, ging mir einfach nicht in den Kopf xD

    Als ich älter war hab ich es dann erneut gespielt und fand es ziemlich gut, besonders die Puzzle-lastigkeit der Dungeons war interessant sowie das Aufziehen der Capsule Monsters. An der Ahnenhöhle habe ich mich allerdings nie versucht. Den ersten Teil hab ich irgendwann mal versuchen wollen, aber der konnte mich nie lang motivieren. Teil Drei auf dem GBC hab ich allerdings durchgespielt, der war auch recht interessant, wenn die Randomisierung auch irgendwann die üblichen Ermüdungserscheinungen mit sich bringt. Zusammen mit Dragon Quest III aber definitiv eines der bestaussehenden Spiele für den Handheld.

    TobiFlorian AuerAndré Eymann
    1. Avatar von Dennis Deuster

      Die Action-RPGs habe ich auch geliebt und mehrfach durch gespielt. 🩵 Allerdings hat mich bereits Final Fantasy VI auch die Vorzüge des klassischen JRPGs gelehrt. 😃