Schwarmintelligenz verdirbt den Spielspaß

Von Christian Kuhrmann am
Kommentiert von: André Eymann, Christian, Pia, YesterPlay80, Poly, Moni, Leo, Lenny, Steffen / Lichtspieler, Caecilia / schraeglesen
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Dummheit ist ein Segen – so lautet ein altes Sprichwort von was-weiß-ich-woher. Natürlich wissen wir alle, dass dieser Spruch eigentlich totaler Humbug ist. Ein Funken Wahrheit steckt aber doch schon dahinter. Denn durch das Internet bekomme ich nicht nur alle Informationen zu einem neuen Spiel. Ich bekomme auch alle Ansichten und Meinungen der anderen Nutzer dazugeliefert. Die Schwarmintelligenz aller Videospielenthusiasten kann einen wirklich stark beeinflussen.

Mein liebstes soziales Netzwerk ist derzeit Twitter. Ein nettes Plätzchen mit vielen smarten Menschen. Dort verderbe ich mir allerdings auch leider meist das Interesse an einem Spiel, noch bevor es im Laden zu kaufen ist. Warum? Nun, es ist so …

Irgendwie schaffen es alle vor mir, ein Spiel zu bekommen. Journalisten, Experten, Betatester, ja sogar Ali vom Kiosk nebenan würde wahrscheinlich ein Spiel vor dem offiziellen Releasetermin besorgen können! Es kommt wirklich sehr selten vor, dass ich kaum auf ein Spiel warten kann. Doch selbst dann renne ich nicht am ersten Tag in die Geschäfte und suche aufgepeitscht nach … (Tragen Sie hier einen aktuellen Blockbustertitel ein, dessen Name jeder in drei Monaten vergessen hat).

Das Problem mit der Massenkommunikation

Ich bin allerdings jeden Tag in meiner Twitterbubble unterwegs. Dort tauschen sich natürlich alle immer schon eifrig über den neuen Titel und ihre Erfahrungen damit aus. Wie gesagt, in der Regel folge ich ziemlich klugen Menschen. Das Problem mit diesen klugen Menschen ist, dass ihnen meist auch kluge Kritikpunkte auffallen. Alleine würde ich nie im Leben alle Schwächen bemerken.

Durch die Masse an Spielern, die zusammen Jahrhunderte an Spielerfahrung auf dem Buckel haben, fällt natürlich jeder Fehler im Gamedesign auf. Story-Fehler schaffen es auch nie, unentdeckt zu bleiben.

Das meine ich überhaupt nicht wertend. Es ist ganz klar, dass viele Menschen auch viel Wissen zusammentragen können. Dafür existiert so eine Plattform wie Twitter ja schließlich auch. Was mich daran stört, ist, wenn wegen jedem umgefallenen Pixel ein Shitstorm ausbricht.

Ich selbst würde Fehler wahrscheinlich ganz oft einfach hinnehmen. Im Online-Schwarm skaliert aber jeder Makel eines Spiels ins Unermessliche. Dort regt sich nicht nur eine Person über einen Fehler auf, nein es regen sich hunderte über diesen einen Fehler auf. Manche stört es dann auch unheimlich stark, dass bei Assassin’s Creed die Gesichtstexturen fehlen.

Na klar, da schaukeln sich die Tweets und Emotionen hoch und der Tag ist versaut … kann ich vollkommen nachvollziehen … nicht.

Kommentare werden gelikt, retweetet, kommentiert.

Meinungsmacher XY empört sich ganz besonders über fehlende Texturen. Er bekommt 350 Antworten. 300 davon sagen genau das Gleiche. 20 haben eine andere Meinung und die restlichen 30 finden sein neues Profilbild echt cute.

Dieses Verhalten findet natürlich nicht nur bei Twitter statt. Wie gesagt, es ist mein Lieblings-Land im World Wide Web. Auf YouTube, Facebook oder sonstigen Kontinenten kann man sich genauso gut spoilern lassen oder Meinungen lesen, wenn man möchte. Echauffiertheit und Kritik gibt es überall.

Manchmal würde ich euch alle gerne bannen, damit ihr euch nicht austauschen könnt. (Bild: Christian Kuhrmann)
Manchmal würde ich euch alle gerne bannen, damit ihr euch nicht austauschen könnt. (Bild: Christian Kuhrmann)

Ohne Internet war es genauso. Nur weniger.

Gehen wir ein paar Jährchen zurück. In einem Land vor unserem Internet. Dort war es nicht viel anders als jetzt. Nur eben weniger … VIEL weniger. Games, die zum Beispiel eine Geschichte erzählten, wurden Zuhause gespielt. Am nächsten Tag tauschte man sich darüber in der Schule aus. Der Unterschied war lediglich, dass alles in einem weitaus kleinerem Maßstab ablief. Ich hatte vielleicht zwei bis drei Freunde, mit denen ich über ein Spiel quatschen konnte. Das waren zwei bis drei Hohlbratzen, denen genauso wenig Gamedesign-Fehler aufgefallen sind, wie mir.

Jetzt kommt aber der wesentliche Unterschied …

Wenn wir uns nicht privat nach der Schule verabredeten, konnten wir uns auch nachmittags nicht austauschen. In dieser Zeit wurde ein Spiel vollkommen ohne den Einfluss von außen erlebt.

Stellt euch vor, ihr kauft ein neues Spiel und das Internet wird immer dann geblockt, wenn ihr spielt. Einmal am Tag darf man sich bei Twitter einloggen und bekommt aber nur drei Personen angezeigt, die über das Spiel tweeten. Ich garantiere euch, ihr werdet ein komplett anderes Spielerlebnis haben!

Der “Fall Final Fantasy XV”

Zuletzt wollte ich mich mit dem neusten Teil der Final Fantasy-Reihe isolieren. Alles schön in Ruhe alleine erkunden, ohne dabei auf jede Macke aufmerksam gemacht zu werden. Diesmal hatte ich sogar das Vergnügen FF15 auf einer Pressevorführung noch vor Release spielen zu können.

Auch wenn ich von der Grafik an diesem Tag etwas enttäuscht wurde, hatte mich der Hypetrain dennoch endgültig erwischt. Dieses Spiel musste ich direkt zum Release haben! Endlich mal wieder ein Final Fantasy-Teil auf den ich mich echt gefreut hatte.

Doch noch innerhalb der ersten Woche wurde der Twitter-Entzug für mich echt stressig. Leider bin ich mediensüchtig und es kribbelte mir dann doch recht schnell in den Fingern. Ab und zu habe ich einen kurzen Blick in meine Twitterbubble riskiert.

„Oh, man kann Screenshots aus dem Spiel per Twitter teilen. Aha, alles Orte an denen ich noch nicht war!“ Handy aus. Handy weg. Raus aus meiner Reichweite, du Spoilerapparat!

Was soll ich sagen … Ich konnte es dann doch nicht lassen. Hier und dort musste ich dann doch auf Twitter mit ein paar Leuten über dieses und jenes aus dem Spiel quatschen. Der Feed wurde allerdings bewusst übergangen. Anfangs hat es wieder richtig Spaß gemacht. Ich habe mich gefühlt wie damals in der Schulzeit. Irgendwann stagnierte mein Fortschritt im Spiel.

Während ich mich in die Atmosphäre einbuddelte und jedem Strauch der Spielwelt einmal „Hallo“ sagte, rasten alle anderen durch die Hauptstory.

An dieser Stelle muss ich zugeben, dass ich ein ziemlicher Lahmarsch sein kann. Wenn mir andere Menschen beim Spielen zusehen könnten, wie ich im Gehschritt durch Altissia schlendere, würden wahrscheinlich die meisten einfach nur den Kopf schütteln.

Angriff der Schwarmintelligenz!

Nachdem ich dann endlich durch war, las ich die Verrisse und Meinungen von Journalisten, Experten und Bekannten. Mir war schon bewusst, das die Story ein bisschen kacke und flach war. Durch die (berechtigten und gut ausgearbeiteten) Kritiken auf Twitter, fiel mir immer mehr auf, wie objektiv schlecht dieses Spiel doch eigentlich ist.

Ich habe echt ein paar Tage damit zugebracht, die öffentliche Meinung und meine eigene miteinander zu vergleichen.

Am Ende stehe ich jetzt da und finde ein echt unfertiges Spiel ziemlich gut. Werde ich die DLCs spielen? Vermutlich nicht. Die Luft ist irgendwie raus. Fachkundige Meinungen haben mir die Augen geöffnet und mir aufgezeigt, warum das Spiel doch nicht so geil ist.

#dankeTwitter

Am meisten ärgert mich die Tatsache, dass ich mir nun auch noch selbst die Punkte kleinrede, an denen ich am meisten Freude hatte. Mir haben mir die Kämpfe in Final Fantasy 15 Spaß gemacht. Dank der Kritiken kann ich mir aber lebhaft vorstellen, wie viel besser es hätte werden können. Eine weniger störende Kameraführung wäre schon besser gewesen.

Dabei hat die Kamera mich während des Spielens überhaupt nicht gestört!

Etwas mehr Tiefgang beim Kampfsystem hätte auch nicht schaden können.

Beim Spielen selbst habe ich versucht herauszufinden, mit welcher Waffe ich am besten gegen welchen Feind kämpfe. Pfff! Das ist nicht Dark Souls. Das ist Final Fantasy XV. Es ist egal, welche Waffe ich benutze. Ich hänge sowieso nur in der Gegend herum, während die anderen kämpfen.

Bei diesem Gedanken könnte ich mir jedesmal selbst eine Ohrfeige verpassen. Über Dinge zu meckern, die einem eigentlich Spaß bereiten, ist nicht nur dumm, sondern auch ein typisches Verhalten des heutigen Internetnutzers. Also da wo ich herkomme, hätte man mich auf dem Schulhof für dieses verwöhnte Genörgel mit dem Kopf in die Kloschüssel gesteckt.

Und womit? Mit Recht!

Was würde ich dafür geben, ein tolles Spiel mal wieder nur mit meinen zwei Hohlbratzen entdecken zu können.


Veröffentlicht in: Videospielgeschichten
Tobi

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Kommentare (21)

  1. Oh Christian,
    Ich fühle so mit dir!
    Es geht mir nicht nur mit Videospielen so, sondern auch mit Filmen, aber in eine etwas andere Richtung.
    Aber erst zu den Spielen, z.B. Final Fantasy XV
    Ich habe es schon 40 Stunden gespielt (aufgrund anderer Termine noch nicht zu Ende gespielt) und es hat mir bisher super viel Spaß gemacht.
    Nach ein paar Wochen des Release habe ich ein wenig mitgekriegt, wie das Spiel gegen Ende verrissen, obwohl es doch am Anfang so gelobt wurde?

    Ich habe dann aktiv versucht sämtliche Artikel und Rezensionen zu Final Fantasy XV zu vermeiden, um mir nicht den Spielspaß zu verderben. Weil meckern musste ich persönlich eigentlich nicht.

    Nun zum Bereich Filme: ich erlebe auch immer wieder, wie ich auf YouTube oder Facebook stundenlang hänge. Unbeabsichtigt…. Suchtverhalten? Könnte sein ja.

    Ich habe damals alles von Batman v Superman und Suicide Squad inhaliert. Jeden Trailer jede Filmszene, jede Info. Meine Erwartungen waren so hoch. Ja klar, waren sie das. Weil nur das Beste von bestem gezeigt wird.

    Dann gehe ich in den Film. Bin schon von den Besten Szenen gelangweilt, weil ich sie schon hundert Mal vorher gesehen habe . Und der Rest des Films haut mich nicht vom Hocker.

    Nach allen anderen Kritiken war ich dann umso mehr enttäuscht. Dann dachte ich mir” okay, ich bin nicht die einzige die den Film langweilig fand. Dann muss der ja richtig richtig schlecht sein”.

    Trotzdem gibt es Menschen , die ich kenne, die die Filme nichts desto trotz, gut fanden und diese sind keine hohlbratzen 🙂 ich glaube im Bereich Film und Spiele hat auch sehr viel mit ” Geschmack ” und persönliche Vorlieben zutun. Ich mag kein endlosen kompliziertes Spiel wo ich mir die Zähne an einem Kampf ausbeiße. Ich will beim zocken entspannen und Erfolge sehen, Stories und staunen, lachen, träumen.

    Deshalb versuche ich seit einigen Wochen z.b. aktiv neue Infos zu Spiderman Homecoming zu vermeiden..es wurden schon sooooviele Szenen gezeigt im Internet dass ich mir immer denke; ja und dann kenne ich den halben Film wenn ich ins Kino gehen oder was ist los?

    Genauso Versuche ich Infos zu Mass effect Andromeda zu vermeiden . . Viele sprechen nicht gut davon aber ich habe die vorherigen Teile nicht gespielt. Vielleicht gefällt es mir trotzdem ?

    Ich kann also vollkommen nach empfinden was du fühlst und ich selber Versuche neuerdings weniger zu konsumieren, und mehr zu kreieren….denn je mehr ich konsumiere…desto weniger Zeit habe ich für meinen Blog. .. und ich finde das tut mir auch ganz gut :))

    Liebe Grüße
    Pia

    1. Hey ho Pia,

      ich finde deinen Punkt zum Thema Trailer sehr passend. Viel zu oft verderben einem die Trailer den Spaß am Film. Allerdings sind Trailer mittlerweile zu einer eigenen Kunstform geworden. Der schmale Grad zwischen “Wir verraten zu wenig, keiner wird sich für unseren Film interessieren…” und “Hier ist eine Inhaltsangabe des Films…” wird von sehr vielen Hollywood Cuttern richtig gut gemeistert. Mega spannend! Intensive und starke Bilder müssen eingebaut werden, die Emotionen beim Zuschauer triggern. Das Marketing hat oft mit zu reden, weil die Schauspieler oder Product Placements ordentlich positioniert sein sollen etc. etc. …

      Wenn es um Filme oder Serien geht, lasse ich mir komischerweise den Spaß nicht so sehr verderben. Da sind mir Meinungen und Story Theorien sogar willkommen. Wenn im Anschluss an einen Film auf Fehler oder schlechte Umsetzung aufmerksam gemacht werde, lässt mich das auch total kalt. Entweder ich stimme der Kritik zu oder ich denke mir: “Was? Howard the duck soll ein schlechter Film gewesen sein? Jetzt macht ihr euch aber lächerlich!”.

      Mir ist nie aufgefallen, dass ich bei Spielen und Medien gereizt reagiere und bei Filmen und Serien nicht. Danke, ich werde dem mal auf den Grund gehen. 🙂

  2. Da ich noch nie der Typ war, der Spiele direkt zum Release gekauft hat, habe ich schon früh damit angefangen, mich grundsätzlich so gut es geht von allen Meinungen, Reviews, Lob und Tadel fern zu halten, um mir den eigenen Spaß nicht schon im Vorfeld nehmen zu lassen. Genauso verfahre ich noch heute, mit Spielen, den kommenden Staffeln meiner Lieblingsserien, etc.

    Und ich finde, das klappt gut! Wenn man mal gelernt hat, Dinge ganz bewusst zu überlesen, kann man schnell und ziemlich effektiv ungewollte Info erkennen und die Handbremse beim Lesen anziehen. Twitter macht es einem da natürlich nicht leicht, weil dort Info nicht thematisch sortiert wird sondern einfach auf einen herein prasselt. Aber wenn man z.B. weiß, dass User X gerade vor 2 Minuten seine Meinung zu Spiel Y kundgetan hat, dann genügt es schon zu lesen dass der aktuelle Tweet von User Z eine Antwort an User X ist um zu wissen, dass man diesen jetzt nicht lesen sollte. Gefahr erkannt, Gefahr gebannt!

    1. Mir geht es genau wie Dir.

      Durch meine passive Art neue Dinge zeitverzögert zu konsumieren, habe ich eine ganz natürliche “Firewall”. Ich kauf nie die neueste Konsole, wenn sie auf dem Markt kommt. Alleine schon deshalb kann ich die neuesten Spiele nicht spielen. Insofern interessieren mich auch die Leaks und frühen Reviews auch nicht. Ich bekomme zwar vieles mit, tauche aber eben nicht tiefer darin ein.

      Klappt gut – wie Du schon sagst 🙂

      Und so kann ich mich nun ganz entspannt auf das kommende Weihnachtsfest freuen. Da kommt nämlich die Nintendo Switch zu uns ins Haus. Mit quasi einem Jahr Verzögerung. Hach, wie schön!

  3. Mein professioneller Rat in solchen Fällen: einfach mal nicht den heißen Scheiß™ spielen! Während sich die Timeline gerade wieder mit Inbrunst am neuesten Blockbuster abarbeitet, einfach mal zu einem Indie oder einem Oldie greifen und ungestört genießen. Man kann schließlich auch ohne Ticket für den Hypetrain Spaß haben 😉

    1. Dem kann ich (natürlich) nur zustimmen 😉 Es gibt so viele gute ältere oder kleine Spiele, die es sich lohnt zu spielen. Ich lasse mich von Haus aus nur schwer für brandaktuelle Titel begeistern. Die PR “brandheißer” Spiele lasse ich grundsätzlich an mir abperlen. Allein schon deshalb, weil ich mich nicht vom Marketing der großen Konzerne instrumentalisieren lassen möchte. Und so “verschlafe” ich fast automatisch auch die Berichterstattung darüber.

  4. Oh ja, das kenne ich nur zu gut!
    Allerdings habe ich mit der Zeit gelernt, die Nörgeleien und “Meinungen” zu überlesen, da ich festgestellt habe, dass mich die Dinge, über die sich die Leute aufregen, meist nicht im geringsten interessieren bzw. nicht stören. Da bilde ich mir dann lieber meine eigene Meinung. Auch sind die Geschmäcker sehr unterschiedlich. Was ich toll finde, das nervt andere total und umgekehrt.
    Anders sieht es natürlich mit Spoilern aus. Hier bin ich, wie du, vorsichtig und versuche Reviews und Tweets möglichst auszublenden und nicht zu lesen, um mir den Spaß nicht zu verderben. Wenn ich ein Spiel dann durch habe, dann schaue ich ganz gerne andere Reviews an und wundere mich, wie viele Dinge, über die andere schreiben (positiv oder negativ), mir gar nicht aufgefallen sind ^^

    Einige Spiele setzten allerdings darauf, dass sich die Community austauscht, so z.B. die Dark Souls Reihe. Nur wenn jeder hier Informationen zur Story beisteuert, ergibt das irgendwann ein Bild. Alleine hat man kaum die Chance hier alles rauszufinden. Da müsste man das Spiel wirklich mehrfach durchspielen und jede Kleinigkeit lesen und erkunden. Aber auch hier versuche ich erst einmal alleine das meiste selbst zu erkunden, bevor ich mich in einschlägige Foren oder Wikis begebe.

    Aber wie du auch schon festgestellt hast, ist es manchmal gar nicht so einfach, den Kommentaren und Meinungen zu entkommen. Sobald man in den sozialen Medien unterwegs ist, bekommt man hier “Informationen”, ob man will oder nicht. Ich persönlich versuche da drüber zu stehen: “Das ist deine Meinung. Ich bilde mir aber meine eigene. Bevor ich es nicht selbst gesehen habe, sage ich dazu erst einmal nichts.”.
    Das funktioniert natürlich auch nicht immer 😉

  5. Klar kann man durch die sozialen Medien gespoilert werden. Natürlich kann man sich durch Nörgeleien auch den Spielespaß verderben lassen. Allerdings auch nur, wenn man selbst dies auch zulässt. OK, gerade bei Spoilern kann man dies nicht immer verhindern (hab mir mal ein Staffelfinale von Dexter gespoilert. Verdammter Trinity-Killer), aber ein Spiel habe ich mir durch die Meinung Anderer noch nie vermiesen lassen. Im Gegenteil: Manchmal macht die Basherei ein Spiel auch interessanter.

    Wichtig ist ganz einfach, dass man nicht jede Meinung ernst nimmt. Mit meinen Twitterkontakten kann man in der Regel – bis auf wenige Ausnahmen – recht gut diskutieren. Die Ansicht von mir unbekannten Personen respektiere ich zwar, stelle ich aber viel schneller in Frage. Warum? Die Gefahr einem i-Tüpferlreiter (=sehr penibler Mensch) zum Opfer zu fallen ist viel zu groß.
    Interessiert es mich, dass ein Spiel nur 59 statt 60FPS hat? Dass irgendeine Textur fehlt? Oder dass der Bildaufbau erst etwas später geschieht? Nicht wirklich, denn dies wäre mir wahrscheinlich nie aufgefallen.

    Natürlich verstehe ich, dass diese “Mangel-Spoiler” trotzdem für manche ein Problem sein können. Das ist ähnlich dem lauten Kauen einer Person, welches dir nie aufgefallen ist – bis dich jemand darauf hinweist…

    1. Die Sache mit dem lauten Kauen ist der perfekte Vergleich Leo! Genau so geht es mir manchmal. Es macht mich dann nicht wahnsinnig aber ich denke trotzdem oft an die Kritikpunkte von anderen Menschen, wenn ich einen Film sehe oder etwas zocke. Ich kann gelerntes Wissen ja nicht wieder rückgängig machen.

      Bestes Beispiel:
      Ich habe mittlerweile so viel über Open World Gamedesign aus Podcasts, Tweets, Artikeln etc. gelesen, dass sich gerade Langeweile einschleicht, während ich Farcry Primal nachhole.

      Dabei habe ich selbst überhaupt nicht viele aktuelle Open World Titel gespielt. Irgendwie habe ich mich durch meinen Medienkonsum dieser Erfahrungen beraubt, komme mir aber jetzt trotzdem so vor als hätte ich das alles schon tausend mal gespielt.

      Im Endeffekt ist es ganz klar einfach meine eigene Schuld und auch kein Weltuntergang.

  6. Als erstes möchte ich Dir sagen, dass ich Deinen Beitrag sehr unterhaltsam fand. Du schreibst wie immer sehr lebendig (ich mag Deinen Schreibstil sehr!) über ein Problem, dass glaube ich ganz viele von uns kennen.

    Im Kern spricht Dein Text die Herausforderung an, der wir uns alle mittlerweile stellen müssen. Wie gehen wir am besten mit der unendlichen Informationsflut um, die dank Smartphones und Tablets in jeder Hosen- oder Handtasche lauert. Wo liegt das vernünftige Maß, das ständig zwischen Mehrwert, Überfluss und Kollaps schwankt?

    Natürlich ist dieser Konflikt auch für uns Gamer allgegenwärtig. Und ja, wir sind auch ein “Teil des Problems”, in dem wir immer neue Artikel, Beiträge oder Kommentare veröffentlichen.

    Für meinen Teil versuche ich das (vertiefte) Lesen und Kommentieren anderer Gaming-Blogs auf einen Tag in der Woche zu begrenzen. Dann nehme ich mir zwei Stunden Zeit und versuche sinnvolle (oder sagen wir gehaltvolle) Kommentare zu schreiben. Würde ich das nicht auf einen Tag begrenzen, so könnte ich dies natürlich 24x7x365 machen. Und würde vermutlich in der Klappsmühle landen 😉

    So heißt die Antwort auf den von Dir thematisierten Konflikt für mich, mir lieber fokussiert Zeit zu nehmen und das “Grundrauschen” einfach vorbeiziehen zu lassen. Natürlich lese ich dennoch viel bei Twitter mit. Aber ich glaube nicht, dass mich das sehr in meiner Meinungsbildung beeinflusst. Manche Informationen sind anregend (und erstaunlicherweise sind das gar nicht so viele!) und ganz viel ist eben auch nur Bla Bla. Ein persönlicher Filter ist also notwendig. Und wie dieser ausgestaltet ist, muß jeder selbst für sich beantworten.

    1. Danke André, geht runter wie Wurstwasser! ;D

      Ja, der persöhnliche Filter in den sozialen Medien. Vielleicht sollte ich den einfach mal vernünftig bei mir ausbauen. Bisher war ich ganz einfach zu faul dafür.

      Das Fokusieren auf einzelne Tage in der Woche habe ich mir ja auch bei dir abgeguckt und ist auch wirklich effizient aber mein Grundrauschen im Twitter-Alltag ist einfach ab und an zu laut. Vielleicht höre ich mal auf die Wort meiner Mutter vor 20 Jahren: “Mach das Ding aus und mach was vernüftiges!” 😀

  7. Auch von mir: Sehr schön geschriebener Beitrag! Das Problem kann ich (zumindest in Teilen) nur allzu gut nachvollziehen – ich hab auch immer das Gefühl in allem etwas hinterher zu sein.

    Obwohl ich eigentlich noch nie wirklich das Problem hatte, mir dadurch ein Spielerlebnis wirklich versaut zu haben. Ich bin nicht der Mensch, der sich von Spoilern oder ähnlichem groß stören lassen oder sich in Meinungen wirklich beeinflussen lässt. (Naja gut. Ein bisschen vielleicht. Ich gebe zu, dass ich manchmal dazu neige, bei gehypten Spielen aus lauter Trotz Desinteresse zu heucheln. 😀 )

    Ich habe aber vor allem das Problem, dass ich mich dann immer etwas ab vom Schuss fühle, da ich es in den seltensten Fällen zeitlich schaffe ein Spiel direkt zum Release zu spielen. (In der Regel bin ich zu dem Zeitpunkt noch mit anderen Spielen beschäftigt.) Deswegen komme ich bei den Diskussionen nicht mehr richtig mit, obwohl ich gern diskutieren würde. Sobald ich dann mal dazu komme, das Spiel zu spielen, ist das Interesse oft schon wieder abgeebbt. In den Social Media Kanälen macht sich die Kurzlebigkeit vieler Videospiele eben am deutlichsten bemerkbar.

    1. Vielen Dank Caecilia 🙂

      Jap, genau so geht es mir auch. Meistens bin ich 0 aktuell bei Filmen, Serien oder Spielen. Es gibt auch echt schlimmeres im Leben. Bei Final Fantasy XV ist aber ein extremes Beispiel, welche Auswirkungen der Einfluss von außen auf meinen eigenen Konsum sein kann.

      Unkonstruktive Kritik ist mir meist egal aber wenn dir Personen deines Vertrauens gut erklären können warum dieses oder jenes echt objektiv scheiße ist, kann ich mich nicht vor der Einsicht verschließen.

  8. Schöner Artikel!

    Ich denke mit der Schwarmmeinung zu, in diesem Falle, Spielen, ist es wie mit der Spoilerangst bei Filmen und Serien. Der neue Marvelblockbuster kommt raus! “Wehe du verrätst mir was!” (Spoiler: Die guten besiegen den generischen Bösen. Aftercreditscene mit nem anderen MCU-Helden und irgendwo latscht Stan Lee durchs Bild). Sorry für die Abschweifung.

    Ähnlich verhält es sich auch bei Spielen. Sei es nun Story, Gameplay, Grafik oder Sound. Das Internet, sei es nun Twitter, Facebook oder diverse Foren, ist im Prinzip ein einziger großer Schulhof auf dem man mit seiner Clique (die Filterbubble eben) zusammensteht. Und in Relation zu dem ganzen Internet ist die eigene Bubble auch nicht viel größer als die Clique auf dem Schulhof.
    Mit einem einzigen Unterschied. Wenn du willst, kannst du 24/7 auf dem Schulhof verbringen. Wenn du dir keine Meinung aufzwingen lassen willst und völlig unbefleckt an ein Spiel rangehen willst, dann musst du deine eigene Pausenglocke sein und den Schulhof und deine Clique verlassen um unbeeinflusst zocken zu können. Und wenn du dann fertig bist, kannst du dich darüber austauschen. Sofern nicht schon eine neue Sau durchs Dorf getrieben wird (Verdammte Metaphern).

    Lange Schreibe, kurzes Fazit.
    Jeder ist in gewisser Weise selbst dafür verantwortlich was er sich hier aussetzt und wie das seine Meinung zu einem Medium beeinflusst.

    Mich stören Spoiler nicht groß (Ausnahmen bestätigen die Regel) und mich persönlich interessieren kleinliche Grafik-, Gamedesign- oder Storyfehler ebenso wenig. Dafür kenn ich mich bei dem einen zu wenig aus und das andere hat bei mir keine so große Gewichtung.

    Wie sagte Peter Lustig doch am Ende immer? “Abschalten.”

    1. Du hast die Schulhof-Metapher schön weiter ausgebaut. 😀
      Du hast vollkommen recht. Wir müssen unsere eigene Pausenglocke sein und uns selbst gewisse Themen aus dem Sichtfeld filtern. Aber ist das nicht schon ziemlich kacke? Früher musste man sich Mühen machen, sich über ein Thema zu informieren. Heute konzentrieren wir uns darauf, auszublenden was wir NICHT wissen wollen.

      1. Da hast du sicher Recht. Heutzutage gibt es aber nicht mehr diese Handvoll Leute auf deren Meinung du vertraut hast, neben deinen Freunden.
        In Zeiten von Blogs, Twitter oder YouTube kann im Prinzip jeder zum “Spieletester” werden (sofern man bei allen diesen Terminus anbringen will). Vielleicht müssen wir einfach Meinungen und Aussagen wieder mehr Bedeutung beimessen und somit auch denjenigen die sie schreiben. Und alles andere als das abtun was es ist. Egal ob Hype oder Shitstorm. Nämlich als Überbewertet.

  9. Schöner Artikel zu einem mir sehr bekannten Problem.
    Nun schreibe ich ja selbst Reviews, und bin damit ja irgendwie Teil dieser “Schwarmintelligenz”, allerdings betone ich immer wieder dass das Geschriebene/Gesprochene meine Meinung ist- nicht mehr.
    Die Wörtchen “Ich finde” haben leider wahnsinnig an Bedeutung verloren, und durch die schiere Masse der geteilten Kurzkommunikation (facebook, Twitter, IMDb,etc) fühlen sich viele bestätigt und halten ihre Meinung für allgemeingültig – deswegen hasse ich auch Wertungspunkte und Toplisten, weil sie eine Objektivität vorspielen die so nie vorhanden ist.
    Natürlich kann man nach objektiven Gesichtspunkten argumentieren, jedoch vermischen dass dann doch die meisten mit der eigenen Meinung, und die wird dann schön breit getreten – Man will sich ja bestätigt fühlen!
    Ich bin also für mehr “ich finde” in der Schwarmintelligenz 😉

    1. Versteh mich nicht falsch Steffen. Ich finde es gut, wenn du dir gerne eine eigene Meinung zu einem Film bildest, darüber Texte schreibst, dich austauschst und die ganze Kommunikationskette durchläufst. Es ist schließlich auch eine Form der Bildung und des Meinungsaustausch.

      Jeder darf und sollte die Möglichkeit haben, sich mit gleichgesinnten auszutauschen. Nur möchte ich nicht gerne bei allem dabei sein und darüber jammer ich in meinem Text. Ich möchte das Twitter genau weiß in welcher Stimmungslage ich gerade bin und auf welches Thema ich gerade keine Lust habe und für welche Infos ich gerade empfänglich bin. Auch wenn ich es selbst gerade nicht bin. 😀

      Man kann wohl kaum auf einem höheren Niveau jammern aber der Umgang mit Informations Luxus muss auch gelernt sein! Das ist mein eigenes Problem und ich möchte auf keinen Fall kritisieren, dass Menschen sich auf Twitter zuviel unterhalten.😃 #Erdogan

      1. Über Spoiler hatten wir zuletzt auf Twitter auch eine sehr angeregte und interessante Diskussion!
        Wie gesagt, ich kenne das Problem, aber glaube auch Teil des Ganzen zu sein. Wobei man einfach versuchen sollte toleranter gegenüber anderen Meinungen und Geschmäckern zu sein 🙂
        Für alles andere muss man sich als User angewöhnen nach der Headline aufhören zu lesen ^^