Im Jahr 2016 hat sich mit Dark Souls 3 die vorerst letzte physische Disk in meinem Regal verirrt. Mir schien der Erwerb durch die zwanghafte Download-Anbindung bei Steam völlig überflüssig. So kam es, dass ich mir danach meine Spiele nur noch digital zugelegt habe. Für mich überaus praktisch. Denn dadurch muss meine bescheidene Wohnfläche nicht länger mit Plastikhüllen vollgestopft werden. Ich hätte am liebsten eine vollständig digitale Spielebibliothek. Es gibt allerdings auch Ausnahmen.
Als Retrogamer greife ich manchmal noch auf Disks und Module aus meiner Sammlung zurück. Ich habe vor kurzem endlich den Shooter-Klassiker No One Lives Forever nachgeholt, der aufgrund von Lizenzstreitigkeiten in keinem digitalen Store verfügbar ist. Ich griff also auf die altmodische Variante zurück und kaufte mir eine gebrauchte PC CD-ROM auf Amazon. Das Spiel kam an. Ich legte die CD ein und klickte auf Installieren. Eine Fehlermeldung poppte sofort auf und teilte mir mit, dass die Software mit meinem 64-Bit-System inkompatibel sei.
Nach vielen Jahren CD-Abstinenz hat sich eine physische Anschaffung wieder als unbrauchbar herausgestellt. Ich habe daraufhin nach einer Alternative gesucht und im Internet problemlos eine gefunden. Auf diversen Seiten wurde mir eine inoffiziell gepatchte Fassung von No One Lives Forever zur Verfügung gestellt. Jetzt konnte ich das Spiel heruntergeladen und endlich installieren. Dank des Patches ließ es sich auch in einer modernen 1080P-Auflösung, in 16:9 darstellen.
Die digitale Aufbewahrung
Der digitale Erwerb hat mich letztendlich gerettet. Zwar konnte mich No One Lives Forever mit seinen geradlinigen Levels und dem schwachen Missionsdesign nur wenig begeistern, aber immerhin durfte ich es nachholen. Hätten sich Modder nicht die Mühe gemacht, dem Spiel ein Update zu spendieren, wäre es für immer in Versenkung verschwunden.
Hier zeigt sich, dass die Langlebigkeit von physischen Medien nicht immer zutrifft. Videospiele können sowieso nur digital abgespielt werden. Welcher Datenträger dafür benötigt wird, spielt gewissermaßen eine untergeordnete Rolle.
Ich benötige schließlich keine permanente Internetverbindung, um No One Lives Forever spielen zu können. Das Spiel befindet sich auf meiner Festplatte und damit in meinem Besitz – selbst wenn ich die gekaufte CD wegwerfe, was ich wahrscheinlich auch bald tun werde. Es handelt sich hierbei zwar um einen inoffiziellen Erwerb. Doch selbst wenn No One Lives Forever auf Steam angeboten und die CD auf modernen Rechnern abgespielt werden würde, wäre der Steam-Download die langlebige Alternative. Ich kann damit immer auf das Spiel zugreifen, selbst wenn der Datenträger verloren geht oder durch Verschleiß beschädigt wird.
Viele Spieler fühlen sich allerdings immer noch weniger im Besitz eines Spiels, wenn es im digitalen Store vertrieben wird. Schließlich sind durch Store-Schließungen einige Spiele schon verloren gegangen. Diese können jedoch wieder neu aufbereitet werden – so wie es bei No One Lives Forever der Fall ist. Ein Spiel, das ausschließlich auf einem physischen Medium abgespeichert wurde, ist dagegen vom Aussterben bedroht. Denn ein klassisches Spielmodul kann niemand mehr in einem Fachhandel kaufen. Ich fürchte mich daher vielmehr vor einer mangelnden digitalen Archivierung. Es ist äußerst schwierig, ältere Klassiker aufzubewahren, die niemals für PC erschienen sind und niemals neu veröffentlicht wurden.
Digitale Retrospiele
Einige bedeutsame N64-Spiele können fast ausschließlich auf der Original-Hardware abgespielt werden. Denn die Emulation weist häufig schwerwiegende Bugs auf. Das frühe 3D-Open-World-Spiel Body Harvest von den GTA-Machern leidet auf dem Projekt 64 unter einer wippenden Fahrphysik. Ich kann deshalb nur beten, dass mein Nintendo 64 lange durchhält, um weiterhin ein solch originelles Spiel genießen zu können. Dabei besitze ich noch nicht einmal das originale Modul von Body Harvest, sondern eine auf meiner Flashkarte abgespeicherte Kopie aus dem Internet. Das mag nach einer rechtswidrigen Aktion klingen. Doch mir ist eine umstritten heruntergeladene Datei lieber, als ein gebrauchtes Modul zu erwerben, das jemand aus einer staubigen Ecke hervorgeholt hat.
Ich habe im Jahr 2007 den N64-Shooter The World is not Enough bei Ebay ersteigert. Um es zu starten, musste ich immer drei bis fünf Mal durchpusten. Später habe ich das eingestaubte Modul verschenkt und mir das Spiel stattdessen in einem hervorragenden Zustand heruntergeladen. Die digitale Aufbereitung hat mich erneut gerettet. Zwar ist ein Neukauf älterer N64-Module bedingt möglich, aber leider auch kaum bezahlbar.
Body Harvest und The World is not Enough gehören sogar noch zu den bezahlbaren Spielen. Bei Conkers Bad Fur Day sieht es durch die gering produzierten Stückzahlen ganz anders aus. Der Gebrauchtwert allein beträgt schon mehr als 100 Euro. Eine überaus profitable Anlage für Verkäufer. Für sie lohnt sich die Anschaffung von physischen Spielen – vor allem, wenn diese selten zur Verfügung stehen. Konsumenten profitieren wiederum von aktuellen Spielen, die auf CDs gebrannt oder auf Modul gepresst wurden. Denn sie lassen sich gebraucht für einen schmalen Taler kaufen und wieder verkaufen, sobald man sie durchgespielt hat.
Der physische Erwerb bietet gegenüber Digitalverkäufen gewisse Freiheiten, die ich selbst auch gerne nutze. Zwei günstig erworbene PS5-Gebrauchttitel befinden sich in meiner Sammlung. Sie rechtfertigen den Anschaffungspreis einer PlayStation 5 mit Laufwerk. Ansonsten nutze ich auf der Konsole vorwiegend den digitalen Store. Denn ich habe meine Spielesammlung lieber auf der Festplatte als im Regal zu liegen.
Das Laufwerk kommt vor allem bei Spielen zum Einsatz, die nicht in meinem Besitz übergehen sollen. Es ermöglicht mir einige Call of Duty-Spiele zu leihen, die ich nur noch wegen den kurzweiligen, actiongeladenen Kampagnen spiele. Für mich kommt ein erneuter Durchlauf nicht infrage. Die kurze Leihdauer von 7 Tagen bei Verleihshop.de ist dafür sehr rentabel. Einen komplett digitalen Weg würde ich insofern nicht bevorzugen. Denn physische Medien erlauben immer noch mehr Freiheiten in der Anschaffung und der Preisgestaltung.
Doch wie schafft ihr euch euere Spiele an? Reizen euch Digitalverkäufe oder doch eher klassische CDs und Module? Schreibt es gern in die Kommentare!
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