Den Retro-Sammelwahn überleben

Avatar von André Eymann

Lesedauer: 2 Minuten

Eins kann ich euch versichern: ich liebe Retrogames. Da ich in den 1980er Jahren aufwuchs, bin ich mit Pixelkunst, 8-Bit-Spielen und vielen Meilensteinen der Videospielgeschichte bestens vertraut. Als ich in dann in meinem „zweiten Frühling“ begonnen hatte die Klassiker meiner Kindheit erneut zu kaufen, häuften sich die Konsolen, Spieleboxen und auch Merchandising Zuhause. Ich ahnte damals nicht wohin das führen sollte.

Jedes System hat seinen Reiz. Atari, Commodore, SEGA, Nintendo, Sony PlayStation – sie alle haben einen Platz in meinem Herzen und ich stelle kein System über das andere. Die Zahl der großartigen Werke ist bekanntermaßen endlos und haben mir ungezählte Stunden der Freude beschert.

Warum aber habe ich im Laufe der Zeit mein Hobbyzimmer mit alle diesen Gerätschaften vollgestellt? Ging es dabei nur um die reine Spielfreude? Sicher nicht, denn praktisch ist es fast unmöglich, ausreichend Gelegenheiten zum Spielen zu finden. Neben Familie, Job und anderen Interessen bleibt ein (sehr) überschaubares Zeitfenster und mehr als ein „wohliges Gefühl“ auf meine geliebten Klassiker zurückgreifen zu können, blieb oft nicht übrig.

Der Griff zum Competition Pro, das Blättern in den Spielzeitschriften von einst oder das herrliche Knistern meines Commodore Monitors in den ersten Einschaltminuten – all das mag ich. Dennoch drängte sich ein weitere Gefühl zwischen mich und meine elektronischen FreundInnen.

Ein Gefühl der Ohnmacht

Ich hatte mich vollgemüllt. Mein Leben vollgemüllt. Mein Privatleben noch dazu! Auf einmal saß ich ohnmächtig zwischen all meinen Heimcomputern und Konsolen und wusste nicht mehr, was ich damit anfangen sollte. Der Wahn war über Nacht gestoppt und ich brauchte eine Lösung. Die psychologische Komponente, die Kindheit durch „glücklich kaufen“ wiederzubeleben oder sagen wir – das schöne Gefühl der Kindertage „zu konservieren“ war die Grundlage meines Handelns gewesen. Das ist nachvollziehbar. Der Reiz ist auch nicht vergangen. Aber die Form musste sich ändern, wenn ich nicht eines Tages als Messie in einem Berg Elektroschrott enden wollte.

Gott sei Dank hatte ich bereits vorher ein Hobby entdeckt, das mir einen Ausweg ermöglichte.

Zunächst aber musste ich „Aufräumen“. Die Lösung: fast alle Gerätschaften wurden in Umzugskartons gepackt. Dazu kamen massenweise Kabel, Peripherie, Kassetten, Disketten, Module und Handbücher. Glücklicherweise fand ich dankbare Empfänger, die glücklich waren, all dies zu übernehmen. Geld wollte ich keines dafür. Ich fühlte mich befreit und erleichtert. Ein „richtiges“ Gefühl.

Meinen Ausweg fand ich im Schreiben. Durch die Möglichkeit mich mental mit der Materie auseinanderzusetzen brauche ich die Physik nur noch zeitlich begrenzt. Spiele werden durchgespielt und dann verschenkt oder verkauft. Systeme können emuliert werden. Dadurch hält sich die Hardware in Grenzen und ein Pile of Shame wird vermieden.

Das beste daran aber ist: ist setze mich viel mehr mit den Spielen auseinander als früher. Statt wie eine „Tüte Chips“ (die ja nie so ganz satt macht) fühlen sich die Spiele für mich heute mehr nach einem Gourmet-Abendessen an. Na ja, die meisten zumindest 😉 Jedenfalls habe ich meinen Retro-Sammelwahn überlebt und mir meine Leidenschaft für Videospiele dennoch bewahrt.

Der „spitzen Feder“ sei Dank.

Wie geht es euch? Kennt ihr diese Problematik auch? Welche Wege habt ihr gefunden damit umzugehen? Ich bin auf eure Antworten gespannt.

SvenNadineGerrit LudwigTobi

Avatar von André Eymann

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23 Antworten zu „Den Retro-Sammelwahn überleben“

  1. Avatar von Bartosz Makara

    Das ist witzig, denn vor gar nicht all zu langer Zeit ging es mir sehr ähnlich. Ich bin noch immer dabei Dinge loszuwerden, bin aber den größten Teil letztes und vorletztes Jahr losgeworden, bevor ich im Sommer letzten Jahres mit meiner Freundin zusammengezogen bin. Das alles hätte hier nicht reingepasst.

    März 2013 bin ich mit meiner Ex-Freundin in unsere gemeinsame Wohnung gezogen. Die Beziehung hielt weitaus kürzer, als wir zusammen wohnten, aber irgendwann zog sie aus. Die Wohnung war günstig, ich brauchte nicht auszuziehen, ich hatte einen Raum frei. Was tun? Ah ja, wieso kaufe ich mir nicht mal einen Amiga 500?

    Aus einem Amiga 500 wurden nach einem Monat zwei und dann war da noch ein Amiga 500+ günstig zu haben. Einen 600er wollte ich aber auch schon immer mal haben. Oh, noch ein 500er! Also zu dem Preis kann man doch nicht nein sagen. Eigentlich hätte ich aber auch noch gerne einen 1200er. „Pssst! Willst du einen 500+?“ Ähm … eigentlich einen 1200er … ach kommt, gibt her! Oh noch ein 600er. Und da ist ja mein 1200er! Dann kam noch der C64 dazu, diverse Konsolen und die Ataris. Natürlich musste auch alles irgendwie erweitert werden. Ich besorgte mir einen zweiten Schreibtisch, viele Regale von Ikea und kleine Schränke und Kommoden.

    Später fand ich plötzlich Kassettendecks und Kassetten ganz toll. Ich habe Mixtapes aufgenommen und Hörspiele quasi de-digitalisiert. Oh und Minidisc! Ganz tolle Technik! Das sich das nie wirklich durchgesetzt hat… . Wieso eigentlich nicht? Ah ja, stimmt. MP3. Na gut. 240 Minidisc dazu bitte, weil das Aufnehmen ja so viel Spaß macht!

    Und Joysticks, Trackballs und Mäuse aller Art. Irgendwann schoss ich sogar günstig einen ganzen Karton mit 50 nagelneuen optischen PS/2-Mäusen auf eBay. Hey, 50 Euro sind doch ein guter Preis, wer kann so ein Angebot schon ablehnen? Dazu kamen fünf Monitore und zwei Fernseher. Ich kaufte mir eine Lötstation, eine Heißluftlötstation und Unmengen an elektronischen Bauteilen aus China. Zwischenzeitlich fand ich auch die Telefone der Deutschen Post total super. Ich hatte zwei Wählscheibentelefone und ein Tastentelefon.

    Es ist wirklich böse ausgeartet und ich habe letztendlich unter dem Strich vermutlich ordentlich Verlust gemacht, auch wenn ich inzwischen den größten Teil davon wieder verkauft habe. Das Schlimmste war aber der Verkauf. Wenn man so was auf eBay oder eBay Kleinanzeigen kauft, dann bekommt man es vor die Tür geliefert. Man packt es aus und stellt es erst mal weg, ehe man sich damit beschäftigt. Will man es loswerden, muss man es fotografieren, beschreiben, einen passenden Karton finden, verpacken und wegbringen. Es ist richtig Arbeit! Ich habe es durchgezogen, um mich selbst zu geißeln, damit ich so etwas nicht noch einmal mache.

    Ich hatte einfach nur viel Zeug, das mich irgendwann sogar nur noch blockiert hatte. Je mehr ich besaß, desto weniger habe ich davon wirklich benutzt. Der ganze Raum sah nur noch wie eine Kammer des Schreckens aus. Jeder der dort rein ging hat gleich reagiert: „OOOH-HA!“

    Einmal war die Nachbarin von unten da, weil sie etwas wegen der Nebenkostenabrechnung erfragen wollte. Ich weiß gar nicht mehr warum, aber wir standen in dem besagten Raum. Sie guckte nur groß und meinte zum Schluss, dass ihr Freund morgen zum Schrottplatz will und wenn ich will, kann er das alles mitnehmen. Das war von ihr gar nicht böse gemeint, sie meinte es gut. Aber der Raum sah entsprechend aus.

    Da wurde mir klar, dass egal wie viel ich von dem Zeug noch anschleppe und egal wie viel Mühe ich mir damit mache, wenn mir eines Tages auf dem Weg zur Arbeit etwas zustößt, dann landet das alles mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit auf dem Müll, weil der „normale Mensch“ das als Schrott wahrnimmt. Davon ganz abgesehen machte mich die Gesamtsituation sehr unzufrieden, weil ich mich gewissermaßen selbst versklavt hatte. Ich wurde irgendwann nur noch zum Verwalter von Dingen und stieg teilweise selber gar nicht mehr durch, was ich schon hatte. Dabei wollte ich die Dinge eigentlich nutzen, aber ich konnte plötzlich nicht mehr.

    André EymannTobi
    1. Avatar von André Eymann

      Danke für Deinen persönlichen und ausführlichen Kommentar Bartosz. Du beschreibst es sehr schön: es ist ein Prozess. Eine Entwicklung, die man mit sich selbst ausmachen muss. Die anfängliche Euphorie kann (wenn man es übertreibt) auch ins Gegenteil umschlagen. Wann aber überschreitet man diese Grenze? Ich denke, dass ist bei jedem sehr unterschiedlich.

      Es gibt beispielswiese einige Sachen, die ich nicht verkaufen würde. Dazu gehören bei mir zwei Heiligtümer. Erstens meine Sammlung von Atari VCS/2600 Modulen und zweitens meine Zeitschriftsammlung von Spielemagazinen. Zu diesen Dingen habe ich eine besondere Beziehung und sie repräsentieren etwas für mich, dass ich nicht ersetzen kann.

      Aber ich achte sehr genau darauf, was ich mir neu kaufe. Auch wenn es mich juckt, den Amiga-Mini usw. kaufen zu können, weiß ich doch, dass diese „Gadgets“ schon bald in einer Kiste verschwinden würden.

      Bartosz MakaraTobi
      1. Avatar von Bartosz Makara

        Ja, das Jucken in den Fingern, sobald etwas Neues auf den Markt kommt, kenne ich auch nur zu gut. Mittlerweile kann ich dem zum Glück gut widerstehen.

        Diese Heiligtümer habe ich auch, allerdings musste ich irgendwann Kompromisse eingehen, auch wegen dem verfügbaren Platz in der Bude. Ich setze bei den Heiligtümern mehr auf gut erhaltene Hardware, in die ich viel Zeit reingesteckt habe, als auf Software. Bei der Software bin ich inzwischen fast nur noch mit digitalem Content unterwegs. Auch, weil es bei einem Umzug wirklich zur Belastung werden kann alles sicher transportieren zu müssen. Aber das Gefühl des Modulwechsels beim Atari VCS/2600 kann eine Harmony-Cartridge tatsächlich niemals ersetzen. Alleine die Modul-Cover sind doch ein Augenschmaus.

        Tobi
  2. Avatar von Tobi

    Ich bin mittlerweile ganz froh, einen Großteil meiner Amiga Sachen verkauft zu haben und erfreue mich an ruckelfreien LoPoly Spielen oder Neuauflagen auf den heutigen Konsolen.
    Ich hatte meinen Amiga + Gedöhns (500, 1200, CD32) irgendwann verkauft und ein paar Jahre später machte sich Wehmut breit, dass es ein Fehler gewesen sein könnte.
    Kurzerhand hab ich mich wieder mit Hard- & Software vom Gebrauchtmarkt eingedeckt. Das ist etwa 20 Jahre her. Aber so richtig sprang der Funke nicht mehr über. Mir fehlte die Bindung. Es waren nicht meine Sachen, die ich damals vom Taschengeld neu gekauft und daher auch gehegt und gepflegt hatte. Somit hab ich vor ein paar Jahren allen Mut zusammen genommen und alles – bis auf die Space Quest III Box + Spiel – in hoffentlich liebevolle Hände (zu guten Preisen *räusper*) verkauft.
    Zeiten ändern sich, man selbst wohl auch. Ich hab neben der One X (nicht Series X) noch nen GameCube und die PS2 und werfe beide alten Konsolen hin und wieder auch noch mal an und zocke dann eine Runde Rogue Leader (GC) oder Jack and Daxter (PS2).
    Im Grunde bin ich derzeit ganz glücklich damit und ehrlich gesagt auch etwas faul und nutze den Vorteil der datenträgerlosen Spiele gerade vom Sofa aus gerne mal aus.
    Die Nostalgie ist im Herzen noch da, aber weder der Platz, noch die Lust, alles zu horten. Wenn das jemand mag und kann, versteh ich es aber aus tiefstem Herzen auch total.

    MatthiasDustin FranzAndré Eymann
    1. Avatar von André Eymann

      Das ist ein sehr ehrlicher und schöner Kommentar Tobi. Besonders was du mit deinem erneuten Kauf beschreibst, ist interessant. Selbst wenn man versucht die “Kindheit” erneut aufleben zu lassen, kann es sein, dass es sich doch anders anfühlt. Die Nostalgie im Herzen nimmt einem aber niemand und die Erinnerungen bleiben. Man muss sich manchmal einfach nur eingestehen, das Vergangenes vergangen ist.

      Tobi
      1. Avatar von Tobi

        Dankeschön für deinen Beitrag übrigens noch 😉
        Ich denke auch, dass ich unbewusst versucht habe, meine Kindheit, oder die Erinnerungen an die damalige Zeit – jedenfalls im Hinblick auf die Zockerei – zu erhalten. Das unbeschwerte Gefühl, die diese Zeit mit sich brachte, die Aufbruchstimmung im, ich nenne es jetzt mal ‚Home Entertainment Sektor‘. Wie die Pixel immer mehr, immer kleiner, immer erschwinglicher wurden. Wie das ‚Wenig‘ oft monatelang begeistern konnte. Eine tolle Zeit 🙂 Ich bin dankbar, das mitgemacht zu haben, hach!

        Du beschreibst das oben so schön mit „konservieren“, das trifft es sehr gut.

  3. Avatar von Torsten

    Das Gefühl, mal alles wegzukloppen, überkommt mich hin und wieder auch.
    Aber, aus mir nicht bekannten Gründen, ist es oftmal nur eine Verlagerung von links nach rechts.
    Anfangs Dachboden, dann im Keller, dann in Kisten, dann -weil die Kids ausgezogen sind- wieder aufgebaut.
    Spielbereit und in Vintrinen…
    Doch eigentlich nur für mich.
    Mein Frau hat diese Faible -Gott sei Dank- nicht……lässt ich aber damit in Ruhe.
    Fakt ist, dass ich in fast allen Räumen irgendwas aus meiner Kindheit/Jugend stehen habe. Also irgendetwas, was mich an die damalige Zeit erinnert.
    Dezent und nicht zugemüllt. Da mal ein Zauberwürfel, ein Mini-Klick-TV aus den 70ern, die Coca Cola Dose, die zur Musik mitschwingt etc.pp.
    Na ja…
    Fakt ist, ich habe zu viele Konsolen(/Homecomputer (Ps1/2 und XBox Classic und serhr viele C64/C128D), die ich kaum noch nutze, aber weder verschenken, noch verkaufen mag.
    Aber sie „blockieren“ einige Zimmer.
    Wobei die männlichen Übernachtungsgäste sich immer „positiv“ äußern.
    „Ey geil, dass du diesen ganzen heißen Scheiß von früher noch hast“
    Ich überlege oft, ob das vielleicht mit einer der Gründe ist, warum ich den „ganzen heißen Scheiß von früher“ noch habe.

    Anyway…in absehbarer Zeit wird hier auch einiges wieder in Kisten verschwinden.
    Immerhin „akzeptiert“ meine Frau, dass drei Flipper im Wohnzimmer bleiben dürfen…
    (sie muss mich wirklich sehr lieb haben 🙂 )

    Ach ja, würde mich auch interessieren:
    „wie hoch mag wohl der Anteil der jüngeren Spielenden sein, die sich Mini-Konsolen “von damals” gekauft haben?“
    Ich denke nicht so hoch…
    Retrohype hat ja immer was mit „Selbererlebten“ zu tun.
    Meine Jungs sind ja mit meinem alten Kram aufgewachsen….aber es war ihnen eher peinlich, vor ihren Freunden mit dem C64 zu spielen (ab dem Teeniealter war das vorbei).
    Es war aber nur vorbei und peinlich, weil sie von ihren „Freunden“ belächelt worden sind.
    Als Kids haben sie alles konsumiert, was lenkbar war.

    Das würde auch heute auch noch funtkionieren, wenn Eltern ihren Vorschul/Grundschulkindern so etwas schenken würden.
    Allerdings ist Grundschule schon wieder so eine Sache…
    Wenn du da schon „Alphatiere“ hast, die dich wegen solcher Uraltspiele und Pixelbrei auslachen, weil sie selber schon die neueste Generation am Start haben, dann wollen deine Kids das auch. Ich spreche da ja aus Erfahrung.

    Meine Jungs heute (22 und 20) erinnern sie sich schon an die alten Klassiker und daddeln hin und wieder mal das Namco Museum auf ihrem Gameboy Advanced.
    Somit kennen sie zumindest Galaga, Dig Dug und Co. PS1 haben sie auch bis zum Exodus gespielt

    Der Ältere hat sich jetzt ne PS3-Fat zuglegt, um auch P1 und P2 Games zocken kann…
    Tendenzen also vorhanden.
    Was die Minikonsolen betrifft, da schicken sie mir eher Prospektanzeigen, wenn die mal im Angeobt sind. Selber kaufen machen sie nicht.

    Wer weiß, in ihrem jetzigen Alter hatte ich auch andere Dinge im Kopf.
    Ich denke, auch bei ihnen wird irgendwann der „Retroboom“ der 2000er ausbrechen oder auch nicht.
    Denn auch ich habe ja alte Kumpels von früher, die mit dem ganzen „Kram“ überhaupt nichts an der Birne und scheinbar ihre ganze Vergangenheit vergessen zu haben.
    Die nutzen einen PC auch nur weil sie müssen.
    Sie reden sogar ungerne von alten Zeiten (Raubkopieren, zocken bis der Arzt kommt etc)

    Das macht mich eigentlich viel nachdenklicher, als das ich mir Sorgen mache, dass ich zu viel „heißen alten Scheiß“ bei mir rumstehen habe.

    Gerrit LudwigTobiAndré Eymann
  4. Avatar von Ingo Schul
    Ingo Schul

    Ein krasser Schritt, alles weg zu geben und dann noch zu verschenken.
    Zum Glück ist meine Sammelwut nie so eskaliert.Ab und an hat sich mal etwas angefunden, was man gerne mal probiert hat, aber ich hänge am meisten an den Commodore Kisten und dort ist weniger mehr, wenn man statt dutzender Geräte lieber einige besitzt, die dafür im richtig tollen Zustand sind.
    Alles wo ich nicht richtig dran hänge wie zum Beispiel Sega Mega Drive,Amiga CD32 usw. habe ich verkauft und lieber in modernes Zubehör für meine Commodore investiert.
    Alles weg geben, das könnte ich vermutlich nie.

    Gerrit LudwigAndré Eymann
  5. Avatar von Patrick
    Patrick

    Ein toller Beitrag zu einem Thema welches mich selbst auch schon „getroffen“ hat.
    Ich kenne das Gefühl der Ohnmacht wenn man zwischen Systemen und Haufenweisen Spielen sitzt zu denen man gar keinen Bezug hat bzw. die nur da sind um das Gefühl zu haben, möglichst viel zu besitzen.
    Habe mich dann entschlossen einen Großteil der Sachen zu verkaufen, als das getan war, war auf einmal wieder Luft da, ein Gefühl der Freiheit hat sich breit gemacht!
    Habe mich jetzt auf Dinge spezialisiert dich ich auch wirklich haben möchte, so macht mir das Sammelhobby Spaß und es steht kein Druck dahinter möglichst viel in kürzester Zeit anzuhäufen.
    Das Saturn PAL Fullset muss aber sein 😁 irgend ein irrationales Verhalten muss man ja haben.
    Nochmals Danke für den schönen Beitrag, hat mir sehr aus der Seele gesprochen…

    André Eymann
    1. Avatar von Jan Kopfhammer
      Jan Kopfhammer

      Wie viele Saturn-Spiele gab es in PAL? Ich habe neulich gesehen, dass in Japan viel mehr Spiele für diese Konsole erschienen sind, die aber nie hier ankamen.

      André Eymann
      1. Avatar von André Eymann

        Hallo Jan, ich bin zwar nicht der Patrick, aber ich habe gerade einmal geschaut. Auf satakore.com werden unter European PAL Sega Saturn Release List 304 länderspezifische Einträge gelistet. Das kommt mir ganz schön viel vor. Vielleicht schaust Du einmal.

        1. Avatar von Jan Kopfhammer
          Jan Kopfhammer

          Da sind manche Spiele mehrmals drin, je für EU, DE, UK…
          Ich war erstaunt, hätten wir die japanischen Spiele hier gehabt, wäre der Saturn vielleicht neben der PS1 nicht so schnell untergegangen. Ich kannte echt niemanden sonst, der die Kiste hatte. Dabei waren Guardian Heroes, Saturn Bomberman und Panzer Dragoon echt saugut.

          André Eymann
  6. Avatar von Mathias Nowatzki

    Witzigerweise ist mein Backlog gar nicht mal so sehr davon zusammengekommen, dass ich viele Retrospiele sammle. Abgesehen davon Anfang 2000 erneut ein SNES und knapp ein Dutzend Spiele dazu erneut zu ersteigern. Aber man lebt dankenswerterweise ja schon eine Weile und hoffentlich auch noch eine Weile länger. 90% meines Backlogs sind tatsächlich entstanden, als diese Spiele noch relativ aktuell oder nur eine Spielegeneration alt waren. Über 20+ Jahre sammelt sich dann dennoch viel zusammen. Von dem ich mich gar nicht trennen kann irgendwie.

    Obwohl ich auch manchmal denke, dass es unsinnig ist, immer noch auf physische Releases zu bauen und wie von dir erwähnt sich mit dem Plastikschrott die Bude vollzumüllen, statt auch auf digitale Medien zu setzen. Unliebsame Games, die ich nie wieder zocken will, nicht einfach loszuwerden. Vielleicht sogar allen alten Kram, der sich ja auch einfach emulieren lässt, sollte es doch mal wieder jucken. Sich eingestehend, dass zwischen dem ganzen aktuell erscheinenden interessanten Sachen eh selten bis gar nicht selbst alte Favoriten erneut rausgekramt werden. Und vor allem aufhören alles zu kaufen, was interessant aussieht und billig zu haben ist, obwohl man damit das doppelte an Spielen kauft, wie man wieder weggespielt bekommt.

    Aller geistiger Rationalität dazu bin ich aber noch nicht soweit dies auch in Taten umzusetzen 😀

    André Eymann
    1. Avatar von André Eymann

      Das Thema mit den „physischen Releases“ ist sicher noch einmal einen eigenen Beitrag oder eine Kolumne wert. Wenn man darüber in den sozialen Medien liest, scheint es hier sehr emotionale Ansichten zu geben. Sehr spannend. Ich denke das ganze Thema hat viel mit Psychologie zu tun, unabhängig von den Spielen oder der Hardware geht es um die Frage, warum man überhaupt „sammelt“. Wichtig finde ich, dass es für das Individuum nicht zur Belastung wird. Denn dann kehrt sich das eigentlich angestrebte Ziel um und kann für das Leben zu einem negativen Aspekt werden. Hier in den Kommentaren sind schon einige gute Tipps über den Umgang mit der Problematik erwähnt worden, die ich persönlich als sehr hilfreich empfinde. Danke für deinen Kommentar!

    2. Avatar von Chris

      Kann ich 100% zu unterschreiben, inklusive der Unfähigkeit, diese klugen Einsichten doch mal in die Tat umzusetzen 😀

      Mathias Nowatzki
  7. Avatar von Chris

    Das Gefühl, den ganzen Krempel loswerden zu wollen, überkommt mich auch manchmal, daher kann ich dich da schon gut nachvollziehen, André. Ich glaube wichtig ist, für sich herauszufinden, die Retro-Faszination auf eine Art und Weise auszuleben, ohne dass es ausufert. Prioritäten, Selbstdisziplin, und gerade bei Retro ein kritischer und nüchterner Blick sind da denke ich ganz gute Stichpunkte, die gegen Einschränkungen wie Verpflichtungen, Finanzen und Platz abgewägt werden sollte. Ansonsten kann das Retro-Fieber schnell zur Belastung werden.

    Bei mir sind hauptsächlich unliebsame Spiele Ballast, den ich gerne loswerden würde. Fehlkäufe oder durchgespielte Spiele, die ich nicht mehr anrühren werde oder zu denen ich keinen besonderen emotionalen Bezug (mehr) habe. Leider schiebe ich das Thema Verkaufen schon länger vor mir her. Daher verstehe ich auch gut, dass du an einen Punkt gelangt bist, an dem du die Sachen einfach nur noch verschenkt hast. Habe ich selbst auch ein paar Mal gemacht, und es tut echt gut! Ansonsten hält es sich bei mir auch noch in Grenzen, hab ein Regal voll mit Spielen, und eine Kiste, in die ich die „Ausschussware“ aussortiert habe.

    Das Thema Hardware ist bei mir auch noch überschaubar. Ich beschränke mich auf bekannte Systeme japanischer Hersteller, die es auch bei uns gab. Da habe ich erst letztens mit der Sega Dreamcast den letzten größeren Mosaikstein einfügen können. Seit einiger Zeit finden die Schmuckstücke von Nintendo, Sega und Sony auch alle ihren Platz in meiner Fernsehwand.

    Das Bedürfnis, jetzt noch irgendwelche Hardwarevarianten zu sammeln, habe ich nicht. Auch gegen die ganzen Minikonsolen habe ich mich trotz ihrer durchaus praktischen Aspekte entschieden, zugunsten der Originale, die ich noch habe und nicht hergeben möchte. Ich vermute, gerade mit Bezug zu Heimcomputern (der mir komplett fehlt) sammelt sich da einiges mehr an physischer Gerätschaft an, die am Ende doch nur irgendwo verstaubt.

    Ich freue mich, dass du da für dich eine Lösung gefunden hast. Hoffentlich kann ich das Thema für mich auch irgendwann angehen.

    André Eymann
    1. Avatar von André Eymann

      Ich verstehe dich vollkommen. Du hebst ebenfalls den persönlichen Bezug hervor und diesem empfinde ich auch als essentiell. Wobei ist beispielsweise auch einige Spiele und Konsolen gekauft hatte, die ich von „damals“ nicht kannte. Beispielsweise die SEGA Dreamcast. Diese Konsole konnte ich mit meinen Kindern entdecken und das gemeinsame Spielen und „Erleben“ hat unheimlich viel Freude gemacht. Ich denke aber auch, dass wenn die Kinder irgendwann kein Interesse mehr daran haben, es passieren könnte, dass diese Konsole das Haus auch wieder verlässt. Das klingt hart, aber ansonsten würde ich mich wieder in Richtung „Museum“ bewegen. Wie du am Ende schon schreibst: Hardware zu sammeln ist ein gefährlicher Pfad, denn schon allein der Platz (man denke auch an die Peripherie) ist ein Problem. Sich zu „konzentrieren“ und eher in einer Nische auszuleben ist grundsätzlich sicher ein guter Kompromiss. Lieben Dank für deinen Kommentar!

      1. Avatar von Chris

        Zu einigen meiner Konsolen wie der Dreamcast oder dem GameCube hatte ich tatsächlich auch wenig persönlichen Bezug, da lag mein Interesse eher darin, etwas verpasstes nachzuholen.

        Die Vorstellung, so eine Konsole zu verkaufen, wohl wissend, dass man später vermutlich das Doppelte bezahlen müsste, um sie wieder zu bekommen, klingt in der Tat heftig. Aber sowas unbenutzt einzulagern ist auch nicht das Wahre, da gebe ich dir Recht. Ich komme ja selbst realistisch betrachtet gar nicht dazu, meine ganzen Konsolen zu bespielen.

        Matthias
  8. Avatar von Flat Eric

    Ich glaube, man braucht einfach auch viel Disziplin, damit alles nicht in Enttäuschung und Sammel-Wahn endet. Z.B. bin ich manchen, überteuerten Trend nicht nachgegangen (z.B. SNES Sammlung) und habe mir Grenzen gesetzt, was Preise angeht. Ich genieße meine Sammlung für die kurze Zeit, die ich damit in der Woche verbringe. Dieser Genuss ist wichtig, auch mal mit dem zufrieden sein, was man hat. Und schwelgen ist da genauso wichtig, wie neu entdecken. Es darf halt alles nicht zu viel werden und manchmal muss man sich auf die Finger klopfen oder auch mal wieder verkaufen. Wobei ich gemerkt habe: das Geld bringt kein Gefühl, es ist da oder eben nicht. Aber die Trauer von verkauften Dingen kann schmerzhaft sein, also muss man genau aufpassen von was man sich trennt.

    Das alles klingt jetzt furchtbar „erwachsen“. Ist es aber nicht. Es gehört die Portion Entdecker-Lust und Spaß dazu, die das Medium erst zu dem machen, was es sein kann: der Antrieb im Alltag, die Erinnerung an die eigene Unbeschwertheit. Das gibt mir persönlich die Kraft, immer ein gutes Gefühl damit zu verbinden.

    TobiAndré Eymann
    1. Avatar von André Eymann

      Das hast du schön geschrieben! Und ja, Disziplin ist sicher sehr wichtig bei der Kultivierung dieses Hobbys. Ich habe ja auch zwei Homecomputer und einige Konsolen behalten. Diese werden allerdings auch aktiv von meinen Kindern und mir bespielt. So macht es Sinn für mich und die schöne Hardware muss nicht traurig in irgendwelchen Kisten ihr Dasein fristen. Wichtig ist die gelebte Verbindung zwischen dem Gerät/dem Spiel und dem Mensch. Wenn diese mit Lust und Spaß (idealerweise aktiv) betrieben wird, dann ist es ein organischer Teil des Lebens. Und nicht nur eine Akte im Schrank. Danke für deinen Kommentar.

  9. Avatar von 8BitVentilator
    8BitVentilator

    Inzwischen lese ich solche Artikel vermehrt und entsprechen auch meiner Haltung gegenüber den Retrohype. Der Hype hat viel (Elektro-)Müll verursacht. Angefangen bei den ganzen Mini-Konsolen, wie z.B. der NES-, SNES-, Mega Drive-, C64-Mini oder PSX Classic. Im Grunde waren es immer Emulatoren, mit einem anderen Gehäuse. All diese Geräte hätte man auch mit einem einzelnen Raspberry Pi ersetzen können. Der NES- und SNES-Mini hatten sogar das gleiche Board. Die Geräte waren also gleich. Nur mit einem anderen Gehäuse und andere Software.

    Es ging beim Hype eigentlich nur darum, den eigegen Kindheitserrinnerungen hinterherzurennen. Das damalige Gefühl noch ein Mal zu erleben aber das Gefühl kommt nicht zurück und schnell kommt die Ernüchterung. Ich hab z.B. damals das Spiel „Spy vs. Spy“ auf dem C64 geliebt. Vor einigen Wochen hab ich es mal wieder gespielt und nach einer Runde wieder beendet und hab ich gefragt, was ich damals daran so toll fand?

    Der C64 wird aber weiterhin mein Leben begleiten aber nicht wegen den Spielen, sondern mich fasziniert der technische Aspekt. Ich bin ein Fan der Demoszene und solange es weiterhin Demos, SID-Musik und -Remixes gibt, wird mich auch der C64 begleiten. Mit den Spielen selber hab ich aber abgeschlossen.

    André Eymann
    1. Avatar von André Eymann

      Bei deinem Satz „Es ging beim Hype eigentlich nur darum, den eigenen Kindheitserinnerungen hinterherzurennen“ fällt mir folgendes ein: wie hoch mag wohl der Anteil der jüngeren Spielenden sein, die sich Mini-Konsolen „von damals“ gekauft haben? Das wäre interessant zu wissen. Denn wir betrachten den „Retrohype“ natürlich aus unserer persönlichen Sicht als alte Säcke und da gebe ich dir recht: es sind alles nur Emulationen und ein Raspberry Pi hätte gereicht. Aber vielleicht gibt es ja junge SpielerInnen, die sich a) nicht mit einem Pi beschäftigen möchten und b) dennoch in die Kunstwerke von einst eintauchen wollen. Oder: wie viele Eltern haben diese Konsolen vielleicht für ihre Kinder gekauft und auf diesem Wege die wundervollen Spiele von einst in die neue Generation getragen? Das wäre aus meiner Sicht positive Beispiele für Mini-Konsolen.

      1. Avatar von nexus6

        Aus diversen Treffen, weiß ich, dass es neben den alten Säcken auch ein paar jüngere Besucher gibt, die Spiele und Geräte, zu deren Markteinführung sie noch nicht geboren waren, zocken und sammeln. Mal führte das Forschen nach den Anfängen einer geliebten Spielserie zu dem Hobby. Mal die Beschäftigung mit den komischen Gerätschaften der Eltern und manchmal erfolgte es auch nur infolge des grassierenden Retrotrends.