Seit Wochen habe ich mich auf diesen Tag vorbereitet, meine Pokémon mit Bedacht gewählt und trainiert, mein liebstes Outfit für einen warmen Sommertag herausgesucht und meinen Rucksack mit Snacks, Getränken und allem, was das 3DS- und Park-Besucher-Herz begehrt, gefüllt. Es ist so weit, mein erster Besuch als Teilnehmerin der Grugapark Poké-Liga steht an!
So oder so ähnlich waren meine Gedankengänge im Sommer 2016, nachdem ein Freund mir ein Ticket für ein Pokémon-Fan-Event im Grugapark Essen anbot. Der Park agiert dabei als riesige Reallife-Region, die man aus der bekannten Videospiel-Reihe kennt.
Man läuft durch den wunderschönen Park, sucht dabei mithilfe einer Karte Arenen auf, um dort Orden in hitzigen Pokémon-Kämpfen gegen Arenaleiter*innen zu sammeln. So hieß es. Da ich in Essen geboren wurde und demnach den Grugapark schon ewig kenne und liebe, ließ ich mir diese Chance nicht entgehen.
Dass dieser eine Tag mein Leben so verändern und die darauffolgenden Jahre bereichern würde, hätte ich zu diesem Zeitpunkt noch nicht gedacht.
Einführung in die Welt der Grugapark Poké-Liga
Angekommen am sonnigen Morgen des Event-Tages, reihen wir uns in einer Schlange von Teilnehmer*innen vor dem Musik-Pavillon, der sich nahe des Haupteingangs des Parks befindet, ein. Ein Plan, wann und wie das Event stattfindet, wurde uns vorher via Social Media sowie über die Homepage mitgeteilt. Im Musik-Pavillon wird es eine Begrüßung und Ansprache geben.
Ich merke, wie aufgeregt und gespannt ich bin, und schaue mich ein wenig um. Die anderen Teilnehmer*innen sehen genauso vorfreudig aus wie ich. Coole Pokémon-Shirts, Cosplays und schöne Outfits lassen sich betrachten.
In den vorderen Reihen tut sich was. Ah, es ist so weit und der Einlass beginnt! Als wir an der Reihe sind, werden wir von freundlichen Helfer*innen begrüßt, welche unsere Tickets kontrollieren, und weiteren, die uns eine Papiertüte aushändigen, die mit allerlei Dingen gefüllt ist.
Darin befinden sich neben Kugelschreibern, Stickern und anderen kleinen Geschenken eine große, bunte Karte der Gruga-Region sowie ein sehr schön gestalteter Trainer-Pass. Diesen gilt es, auf unserem Abenteuer mit Orden zu füllen.
Wir finden uns im bestuhlten Musik-Pavillon ein und suchen einen schönen Platz mit guter Sicht auf die Bühne. Sie ist geschmückt mit allerlei Plüsch-Pokémon und Aufstellern. Die Akustik hier ist der Wahnsinn. Von überall schallen aufgeregte Stimmen herüber. Kurz nachdem alle Platz genommen haben, beginnt die Anrede.
Ein Professor in einem weißen Kittel betritt die Bühne und stellt sich vor. Professor Kastan der Name. Er begrüßt alle Teilnehmer*innen zum Beginn ihrer Reise in die Gruga-Region und erklärt, was uns heute Spannendes erwartet.
Im ganzen Park sind Arenen verteilt, welche wie bekannt nach Typen thematisiert sind. (Dies wurde im Laufe der Jahre auf „Themen“ abgeändert, u. a. um die Kämpfe spannender zu machen.) Die Standorte sind auf der bereits ausgehändigten Karte markiert.
An den Arena-Standorten angekommen, kämpfen wir an der Seite unserer Pokémon gegen die motivierten Arenaleiter*innen mit Hilfe unseres 3DS und des Spiels „Pokémon Alpha Saphir“ oder „Pokémon Omega Rubin“. Wir dürfen ein Team aus drei Pokémon zusammenstellen und mit diesen die Kämpfe antreten. Wenn wir gewinnen, erhalten wir den Arena-Orden. Dieser wird in unseren bereits erhaltenen Trainer-Pass eingeklebt.
Insgesamt gilt es, wie in der Spielereihe bekannt, acht Orden zu erkämpfen, um den Pass somit vollständig zu füllen. Mit diesen acht Orden haben wir die Erlaubnis, die Top 4 herauszufordern und bei Erfolg Champ der Gruga-Region zu werden! Außerdem darf man sich als Teilnehmer*in für das abendliche Turnier registrieren, bei dem es tolle Preise zu gewinnen gibt.
Bevor wir unsere Reise antreten, gilt es jedoch, einen Schwierigkeitsgrad festzulegen. (Diese wurden ebenfalls im Laufe der Jahre verfeinert und von drei auf vier Grade erhöht.) Man hat die Wahl zwischen Pokéball, Superball und Hyperball. Pokéball wird liebevoll als Storymodus bezeichnet.
Die Kämpfe sind entspannt, da keine bestimmten Kenntnisse bzw. kompetitives Gameplay vorausgesetzt sind. Superball ist herausfordernder, Kenntnisse und gewisses kompetitives Gameplay ist zu erwarten. Um am Turnier teilnehmen zu können, wird dieser Grad mindestens benötigt. Im Hyperball-Schwierigkeitsgrad geht es zur Sache. Hier ist es wichtig, sich mit EV- und DV-Training, Fähigkeiten und Wesen der Taschenmonster beschäftigt zu haben.
Ich entscheide mich für den Pokéball-Schwierigkeitsgrad, da ich nicht sonderlich kompetitiv spiele und das Event eher entspannt angehen sowie das Drumherum genießen möchte. Nachdem wir unseren Pass ausgefüllt haben, tauchen wir anhand eines kleinen Bühnenprogramms in die Lore der Gruga-Region ein.
Das Programm wird auf einmal unterbrochen und seltsam aussehende Gestalten stürmen die Bühne! Wenn das mal nicht die bösen Teams sind! Sie raten den Teilnehmenden, sich besser nicht mit ihnen anzulegen und ihren Plan nicht zu vereiteln, woraufhin sie mit kraftvollen Schritten die Bühne verlassen.
Es gibt zwei böse Teams. Team Seed und Team Deed. Team Seed möchte alle Pokémon befreien und die Natur neu besiedeln, während Team Deed alle Pokémon besitzen und Profit aus ihnen schlagen will. Ihre Mitglieder befinden sich ebenfalls im Park, kreuzen die Wege der Teilnehmenden und fordern sie heraus. Außerdem gibt es NPCs, die im Park umherlaufen und die Teilnehmenden herausfordern, so wie in der bekannten Spielereihe.
Nachdem wir nun mit Wissen und Vorfreude gewappnet wurden, wagen wir uns ins Abenteuer der Gruga-Region!
Die Reise beginnt!
Mit der Karte als schönem Orientierungspunkt wandern wir durch den weitläufigen und abwechslungsreichen Park, der neben einem Wasserfall, vielen bunten, ausgefallenen Blumenbeeten und einer eigenen Bimmelbahn so einiges zu bieten hat.
Die Arenen selbst sind passend zum Typ wundervoll geschmückt, auch die Standorte der Arenen sind, wenn möglich, passend zum Arena-Typ gewählt. Dadurch, dass der Park so facettenreich ist, bieten sich viele kreative Möglichkeiten. Die Arenaleitenden tragen Cosplays, die ihren Typ widerspiegeln und kämpfen In-Character gegen uns. Die Kämpfe sind unterhaltsam und die Teams wohlbedacht und passend gewählt.
Auch wenn ich auf der leichtesten Schwierigkeitsstufe spiele, freue ich mich über jeden Sieg und verspüre Stolz, einen Orden errungen zu haben.
Mitten auf unserer Reise durch die Gruga-Region fragen uns zwei Herren mit ausgebreiteter Karte in den Händen, ob wir wissen, welcher Typ der der nächstgelegenen Arena ist. Wir können es selbst nur raten und geben unseren Tipp ab. Einer der beiden Herren trägt eine Ash-Ketchum-Weste und einen Hut, den wir im Laufe der Jahre immer wieder sehen werden.
Dies war die erste Begegnung mit Sir Pommes und Dengeki Gamer, die wir im Laufe der Jahre durch die Grugapark Poké-Liga kennenlernen durften und mittlerweile zu unseren wundervollen, guten Freunden zählen können.
Im Laufe der Jahre gab es so einige Begegnungen und Freundschaften, die wir aufgrund der Grugapark Poké-Liga erfahren konnten. Sowohl unter den Teilnehmenden als auch unter den Leuten des Teams ist zu spüren, mit wie viel Leidenschaft und Freude man auf dieses Event geht.
Auch wenn wir uns in diesem Bericht gerade im Jahr 2016 befinden, kann ich sagen, dass wir mittlerweile zum Teil einer großartigen Gruppe aus Menschen voller Leidenschaft für ein wundervolles Projekt geworden sind.
Zurück zu unserer Reise ins Jahr 2016. Nachdem wir einige Orden in interessanten Arenen ergattern konnten, erreichen wir die Stahl-Arena, welche sich am Fuße eines großen Stahlturmes befinden. Die dortigen Arenaleiter sind in atemberaubenden Steampunk-Kostümen anzutreffen. Der Kampf ist sehr spannend, sodass ich ihn nur sehr knapp gewinnen kann. Dies war das erste Match, das meine Begleitung verlor, nachdem auch dieser Kampf sehr hitzig und knapp war.
Nachdem wir die Eis-Arena-Herausforderung eiskalt gewinnen, bahnen wir unseren Weg als Nächstes zur Geist-Arena. Diese ist leicht versteckt im Dickicht eines kleinen Waldes zu finden. Ein meiner Meinung nach toller Teil des Abenteuers der Grugapark Poké-Liga ist es, den genauen Standort der Arenen zu entdecken. Denn auch wenn sie auf der Karte verzeichnet sind, sind manche Orte nicht sofort offen erkennbar, weshalb man den Park mal mehr, mal weniger intensiv erforschen muss.
Sobald wir den Wald betreten und das gleißende Sonnenlicht vom Dickicht der Bäume geschluckt wird, ändert sich die Stimmung schlagartig. Jeder Schritt wird vom dunklen, mit Rindenmulch bedeckten Boden gedämpft. Einzig und allein die mit tiefer Stimme gesprochenen Ausrufe eines Arenaleiters sind zu hören.
Als wir aufschauen, sehen wir in die Quelle der Ausrufe. Eine Gestalt mit tiefschwarzen Augenhöhlen, bedeckt mit einer schwarzen Kapuze, die in einem langen Gewand weitergeführt wird und den ganzen Körper umhüllt, steht vor uns. Somit stehen wir unserer nächsten Herausforderung gegenüber. Auch diesen Kampf können wir für uns gewinnen und verlassen den dunklen Wald mit etwas Gänsehaut und einem Orden mehr in der Tasche.
So führen wir unseren Weg weiter, bis wir beim finalen Kampf in der Drachen-Arena den letzten, achten Orden erhalten. Mein Trainerpass ist somit gefüllt, ich habe mein persönliches Ziel dieser Reise erreicht. Wir machen uns langsam auf den Weg zurück zum Musik-Pavillon.
Am Musikpavillon angekommen, sehen wir, dass sich neben uns einige andere Teilnehmende ebenfalls dort einfinden. Viele aufgeregte Erlebnisberichte schwirren durch die Luft und wir sehen, wie bereits die Vorbereitungen des Turniers im vollen Gange sind. Wir sind dieses Mal nur Zuschauer*innen des Turniers und lassen den Abend entspannt ausklingen.
Fazit meiner ersten Reise durch die Gruga-Region
Auf dem Weg nach Hause lasse ich den Tag Revue passieren und realisiere, dass es um viel mehr als das Sammeln von Orden ging.
Ich habe neben diesen so viele wertvolle Erfahrungen gesammelt und Begegnungen erlebt, die sich für immer in meinem Herzen eingebrannt haben. Zu sehen, wie viel Herzblut und Liebe in dieses Event voller Gleichgesinnter gesteckt wurde, hat mich regelrecht sprachlos gemacht. Schon auf dem Heimweg, mit dem Kopf an die Fensterscheibe gelehnt, durch die man den dunkler werdenden Himmel sehen kann, wusste ich, dass dies nicht mein letzter Besuch dieses Events war.
Weitere drei Jahre in Folge besuche ich die Grugapark Poké-Liga mit absoluter Faszination als Trainerin und kann sagen, dass sie mit jedem Jahr besser wurde. Kleine sowie große Probleme wurden gelöst, die Technik wurde von Jahr zu Jahr besser, die Arenen konnten dank Umstellung auf „Thema“ statt „Typ“ noch kreativer umgesetzt werden, wodurch das Abenteuer noch spannender wurde, und vieles mehr.
Nach vier wundervollen Jahren als Teilnehmerin habe ich mich dazu entschlossen, dem Event etwas zurückzugeben und mein Bestes in den Reihen der Helfenden zu geben.
Die Grugapark Poké-Liga 2022 (welche nach einer zweijährigen Pause stattfand) war somit meine erste hinter den Kulissen und ich bereue es kein Stück, diesen Schritt gewagt zu haben. Die Leidenschaft und der Zusammenhalt, welche schon als Teilnehmerin zu spüren waren, werden hinter den Kulissen noch viel klarer. Wie viel Arbeit hinter so einem Event steckt, wird einem dann erst wirklich bewusst, und meine Faszination stieg somit noch mehr. Die Grugapark Poké-Liga 2022 war ein wundervolles Event, welches mich wieder einmal vorfreudig auf das nächste Jahr zurückgelassen hat.
Wäre die Grugapark Poké-Liga 2016 nicht gewesen, hätte ich nie gedacht dass ein Event so viele gute Spuren voller Freude hinterlassen kann und zu einem so fest verankerten Teil meines Lebens werden könnte.
Quelle der Fotos (wenn nicht eigene Fotos) via der Presse-Seite der Grugapark Poké-Liga: Fotos Grugapark Poké-Liga 2016
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