Wir alle wissen, das es Spiele gibt, die nach einer gewissen Zeit in Vergessenheit geraten. Spiele, die zum Release zwar Aufmerksamkeit bekommen haben, danach aber eher unter dem Radar flogen. Und trotzdem hat man selbst nach mehr als zwanzig Jahren solch ein Spiel noch im Kopf, weil man einfach eine tolle Zeit damit hatte.
Bei mir war es unter anderen mit Headhunter für die Sega Dreamcast so. Warum ich es in toller Erinnerung behalten habe und ich damit eine tolle Zeit verbinde, möchte ich euch gern erzählen.
Headhunter?
Zunächst einmal ein paar trockene Fakten zu dem Spiel. Headhunter erschien am 16. November 2001 in Europa für die Dreamcast. Entwickelt wurde es von Amuze aus Schweden, die tatsächlich nur zwei Games entwickelten. Nämlich Headhunter (DC, PS2) und den Nachfolger Headhunter: Redemption (PS2, Xbox).
Als Publisher der Dreamcast Version diente Sega. Die Kritiken waren durchweg positiv und das Spiel wurde als sehr gut eingestuft. Im Jahr 2002 folge der PS2-Port. 2004 wurde die Fortsetzung für die PS2 und Xbox veröffentlicht. Um diese wird es hier allerdings nicht gehen.
Wo bleibt der Blockbuster?
Im Herbst 2000 holte ich mir nach langer Überlegung eine Dreamcast Konsole (die PS2 war mir damals zu teuer) und war von Beginn an begeistert. Die Grafik der Games war richtig „Next-Gen“ wie man heute dazu sagen würde. War ich davor doch „nur“ PS1- und N64-Optik gewohnt.
Natürlich steckte ich von da an mein hart verdientes Geld in Dreamcast Spiele. Wenn ich heute an Kracher wie Soul Calibur, Sonic Adventure oder Virtual Tennis denke, dann ist es kaum zu glauben, das die Dreamcast letzten Endes kein Erfolg war. Aber zugegeben, es fehlten tatsächlich große Singleplayer Games mit toller Story. Ein Blue Stinger war es sicher nicht.
Während sich 2001 die PlayStation 2 Spieler auf Games wie GTA 3 oder Metal Gear Solid 2 freuen durften, mussten Dreamcast Besitzer etwas neidisch rüberschauen. Es gab zwar wieder viele Arcade Hits die wirklich Spaß machten, jedoch nicht das boten auf das viele gehofft hatten. Außerdem war es Zeit für neuen Dreamcast-Nachschub
Als ich, wie jeden Monat, zum Kiosk ging, um eine große Menge Geld gegen Videospielzeitschriften einzutauschen, entdeckte ich in einem Magazin eine Vorschau zu einem Game mit dem Namen Headhunter. Darunter stand mit Gänsefüßchen „Der Metal Gear Solid 2 Killer!“.
Ich denke die erfahrenen Gamer können solche Aussagen einordnen. Aber man wusste es zu dieser Zeit nicht besser. Ich habe mir den Artikel durchgelesen und sowohl die Screenshots wie auch die Beschreibung des Games haben mich extrem beeindruckt. Ich sagte mir nur: „Das ist das Spiel auf das ich gewartet habe.“
Release Day!
Am 16. November 2001 war es dann endlich soweit. Headhunter erschien in Deutschland. Ich machte mich nach der Arbeit sofort auf den Weg zu meinem Videospielhändler des Vertrauens. Es war Vorweihnachtszeit und die Stimmung in der Nürnberger Innenstadt war dementsprechend.
Es war die Zeit des Jahres, die prädestiniert ist, um durch die Stadt zu schlendern, zu bummeln, die leckeren Gerüche wahrzunehmen und sich ein neues Game zu kaufen, um es später Zuhause in die Konsole zu legen und einen tollen gemütlichen Abend zu genießen. Am besten noch mit Gebäck und einem Glühwein oder einer heißen Schokolade. Als ich nach einem Plausch mit dem Besitzer des Ladens und dem Game im Gepäck nach Hause fuhr, war die Vorfreude echt riesig! Ich war richtig gespannt, wie sich Headhunter spielt.
Auf dieses Spiel habe ich gewartet
Als ich Headhunter das erste Mal startete, erwartete mich als erstes eine FMV Sequenz mit einer Art Nachrichtensendung. Daraufhin folgte ein für damalige Verhältnisse schickes CGI-Video das die Vorgeschichte erzählte. Grafisch fand ich es damals wirklich sehr gut. Auch die vorgegaukelte Open-World, in der man mit dem Motorrad zu den einzelnen Missionen gefahren ist, fand ich klasse.
Ich weiß zwar, das Headhunter seine Jahre auf dem Buckel hat, trotzdem werde ich in diesem Beitrag nichts von der Geschichte spoilern. Was ich aber schreiben kann, ist, dass die Geschichte rund um das Jagen von Verbrechern, der Thematik mit dem Organhandel, Genmanipulation, sowie Intrigen und Wendungen sehr spannend erzählt wurde und für damalige Verhältnisse etwas neues boten. Ein richtig guter Thriller. Auch die in die Ladezeiten integrierten fiktiven Werbeplakate trugen zur Stimmung bei.
Insgesamt hatte Headhunter sehr viel zu bieten, was Atmosphäre anging. Ich kann mich noch sehr gut an einen Auftrag erinnern, in dem man das Hauptquartier einer Motorradgang infiltrieren musste. Es kam ein beklemmtes Gefühl auf. Spannung Pur! Und das durch das ganze Spiel hindurch.
Zeitweise hatte ich leichte Resident Evil Vibes. Und meiner Ansicht nach, erkennt man in dem Jahre später erschienenen Resident Evil 4 ein wenig Headhunter. Vergleicht mal.
Während MGS eher ein Stealth Spiel war ging Headhunter, trotz einiger Passagen im Spiel an denen man leiser vorgehen musste, eher den actionorientierten Weg. Die Entwickler waren sehr kreativ, was die einzelnen Missionen angingen.
In einer Mission musste man sogar in einer futuristischen Arena gegen eine Art mutierten Gladiator, der an Bane aus Batman erinnerte, kämpfen. Dabei musste man, wie bei jedem Bosskanpf, geschickt zu Werke gehen. Dazu gab es trotz vieler Action einige Rätsel, sowie Gegenstände, die man finden und zusammensetzen musste. Man musste also die Areale oft genug nach Dinge absuchen, um weiterzukommen.
Das war ein Fest
Ich hatte damals eine Menge Spaß und Headhunter hatte mich komplett weggehauen. Es kam für mich zur perfekten Zeit, um mir zu zeigen, dass die Dreamcast auch sehr gute Storygames im Portfolio hatte.
Leider kamen nicht mehr Entwicklungsstudios auf die Idee, spannende und atmosphärisch dichte Spiele wie Headhunter für die Dreamcast zu entwickeln. Davon gab es auf dieser großartigen Konsole zwar einige bahnbrechende Spiele wie RE: Code Veronica oder Shenmue, aber leider zu wenige und dies blieb auch bis zu ihrem Ableben so. Vielleicht blieb mir deswegen Headhunter so sehr in Erinnerung.
Als ein besonderer Titel der aus der (Dreamcast-)Reihe tanzte und es mit den ganz Großen aufnehmen wollte. Danke für diese tolle Zeit, Headhunter.





Weiterführende Links
- Kritik zu Headhunter bei SPIELKRITIK.com
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