Wer kennt sie nicht, die legendären ZDF-Fernsehserien Computer Corner, Technik 2000 oder Komm Puter von und mit Klaus Möller.
In der Frühzeit der Computerisierung war die Kommerzialisierung der PC-Industrie noch nicht bis in jeden Haushalt vorgedrungen. Seinerzeit standen die fantastischen Heimcomputer von Atari oder Commodore im Rampenlicht des Interesses. Gemeinsam entdeckte man seine Spielfreude und die Vielseitigkeit der neuen Mitbewohner. Dabei waren es vor allen Dingen TV-Sendungen wie Computer Corner oder Komm Puter, die das Thema den Kindern, aber auch den Erwachsenen näher brachte.
Klaus Möller war als Autor, Redakteur, Moderator und Mitgestalter dieser Sendungen eine Schlüsselfigur unserer kulturellen Landschaft. Wir sind sehr stolz darauf, dass uns Herr Möller einige exklusive Rück- und Einblicke in die Hintergründe von damals ermöglicht. Beginnen wollen wir mit der Serie Komm Puter, die allein schon durch ihr bemerkenswertes Sendekonzept eine ganz besondere Erwähnung verdient. Klaus Möller ist weit über die TV-Moderation hinaus höchst kreativ. Am Ende des Artikels findet ihr eine kurze Übersicht über die bisher wichtigsten Stationen seines Schaffens, sowie entsprechende Verweise.
– NACHRUF –
Leider ist Klaus Möller am 26. Juli 2013 verstorben. Sehr gern habe ich mit ihm zusammengearbeitet und bis zuletzt einen offenen, freundlichen und stets interessierten Mitmenschen in ihm gefunden. Mein Beileid gehört seinen Angehörigen und allen die Klaus Möller kannten. – André Eymann
Originaltext von Klaus Möller, Dezember 2005
Na also!! Ist doch toll, dass sich heute in Zeiten von W-LAN, Hotspots, Blogs, PDAs und anderen Feinheiten Leute noch an so gediegene Produktionen wie Komm Puter im ZDF Jugendfernsehen erinnern. Komm Puter wurde 24-mal ausgestrahlt in den Jahren 1989 und 1990 und war eine innovative Computersendung, in der wir versuchten, die Elemente der Comedy, des Puppenfilms und einer Wissenssendung zusammenzubringen.
Auslöser für die Idee zu Komm Puter waren die erfolgreichen Vorgängersendungen Computer Corner und Technik 2000, in denen ich bereits in den Achtziger Jahren Wissen und Information über die neuen Technologien auf die Mattscheibe gebracht habe. Mein Vorbild für alle Sendungen und den damit verbundenen Ideen war der legendäre Computerclub im WDR. Der WDR Computerclub mit Wolfgang Back und Wolfgang Rudolph war eine Sendereihe, die vor Fachwissen und Kompetenz geradezu strotzte, aber auch ein nicht zu unterschätzende Nähe zum Fachpublikum hatte. Kaum eine andere Sendung im Deutschen Fernsehen hatte eine solch geschlossene Fangemeinde, wenn es den Machern auch mehr auf die Präsentation von Technik, als auf das Umfeld ankam, so war der Computerclub doch in der bundesdeutschen Fernsehlandschaft beispiellos.
Mit Komm Puter habe ich versucht, Kindern und Jugendlichen eine Brücke vom spielerischen Einsatz bis hin zu ernstzunehmenden Aufgaben der neuen Rechnergeneration zu bauen. Dabei geholfen haben mir Christian Spanik, Dietmar Westenberger, Alwin Stumpf, der damalige Deutschland Chef der Computermarke Atari und last not least „Max Babbelnase“, der von dem Puppenspieler und Mitgründer des Frankfurter Klappmaultheaters Hans Georg Mahler gespielt und gesprochen wurde.
Babbeln mit Max
Die – wenn auch leider nur kurze – Serie Komm Puter gehörte für mich zu den schönsten Aufgaben, die ich als Redakteur jemals betreuen durfte. Einmal, weil ich Redakteur, Miterfinder, Moderator, Intimus von Max Babbelnase und Kollege von Hans Georg Mahler war. Zum anderen, weil bedingt durch meine Fernsehpräsenz, die im Jahre 1989 den 13jährigen bundesdeutschen Mitmenschen, mich sogar auf Straßen, Wegen und Plätzen ansprachen und mich baten, Max Babbelnase unserem Fernsehputer gegenüber ein wenig höflicher zu sein und ihn nicht immer so arrogant abzukanzeln, weil er so wenig von Rechnern, hier dem Atari 800, wusste.
Es war schon eine tolle Erfahrung, wenn ich mitbekam, wie dank der Drehbücher von Christian Spanik, diese Puppe, unser Max, durch Hans Georg Mahler zum Leben erweckt wurde und in unserem, gemeinsam von Dietmar Westenberger für die Produktion angeschafftem „Goggomobil“. Mit mir in Deutschland und bei diversen Messen unterwegs war. Bei den Dreharbeiten, lag der Puppenspieler Hans Georg Mahler neben mir in dem klitzekleinen Goggomobil und bespielte dabei noch zusätzlich mit Bravour die Puppe: Max Babbelnase.
Ob wir mit dem Goggomobil anlässlich der CeBIT 1990 durch die Ausstellungshallen pesten (fuhren) – natürlich mit Genehmigung der Hallenaufsicht, der Messeleitung und der Sicherheitsdienste – ich meine, wer sonst außer Max Babbelnase und Klaus Möller durfte damals in einem Zweitaktmobil durch ungelüftete Ausstellungshallen fahren?
Oder ob wir mit dem Goggomobil zu Außenaufnahmen im schönen Taunus, im herzigen Westerwald oder auf Wiesbadens Einkaufsmeile unterwegs waren. Wir haben uns immer gefreut, wie die Kinder die Figur von Max Babbelnase angenommen haben! Die Dreharbeiten haben großen Spaß gemacht und auch die Einschaltquoten und die Zuschauerresonanz auf Max Babbelnases Abenteuer im Komm Puter Land waren überzeugend und machten Laune auf mehr.
Der Zeit voraus
Auch die von Klaus Krüsken moderierte Computerzeit in der ARD verschwand damals leider wieder vom Bildschirm wie auch Komm Puter wieder in den Annalen der Geschichte, wobei Ansatz, Idee und Konzeption durchaus eine weitaus längere und intensivere Bildschirmpräsenz zugelassen hätten.
Leider ist es auch in der heutigen Zeit immer noch so, dass Fernsehmacher sich an Akzeptanz und Quote orientieren müssen. Kurioserweise werden mit Computerspielen Millionen Euro umgesetzt und in fast jedem Kinderzimmer steht heute eine Spielkonsole oder ein PC, aber leider findet diese Entwicklung in keinem einzigen Fernsehsender eine entsprechende Darstellung. Entweder reduziert man den Umgang mit PCs auf Technisches oder hat nicht den Mut auch mal außergewöhnliche Sendeformate zu probieren. Das ZDF und 3sat tragen dieser Entwicklung mit Sendungen wie webcamnights, nightscreen und Neues – die Computershow in 3sat Rechnung. Aber meiner Meinung nach dürfte es durchaus etwas mehr an Computerthemen sein.
Klaus war ein Vorreiter. Ohne ihn hätte es vieles zum Thema Computer im deutschen Fernsehen nicht gegeben.
Christian Spanik, Oktober 2018
Nach 24 Sendungen mussten wir erkennen, dass wir einfach der Zeit ein wenig zu weit voraus waren und das Sendeformat – Erwachsene hielten damals noch Computer für überflüssig und das Internet war für viele Zeitgenossen ohnehin ein nicht ernst zu nehmender Schwachsinn, oder aber sie kannten es nicht einmal – keine Überlebenschance hatte.
Leider scheiterte damals auch meine Sendung Technik 2000 letztendlich an der Utopie-unfähigkeit des gesellschaftlichen Mainstreams. Mit ein wenig Wehmut sehe ich heute die aufblühenden Formate wie Wissen macht Ah! oder Galileo die offensichtlich alle gute Quoten und einen herausgehobenen Sendeplatz haben. So gesehen ist es eine tolle Sache, dass diese Sendereihen heute eine oft gute Einschaltquote haben und deren Überleben dadurch auch gesichert ist, denn WISSEN kann selten schaden und OFT nützen.
Wissen ist Macht
Aber zurück zu unserem Max Babbelnase. Dank der inhaltlichen und formalen Unterstützung durch Atari Deutschland konnten wir mit Komm Puter Akzente setzen und dem damaligen Flaggschiff von Atari dem damaligen ultimativen Home – und Kleinbusiness Computer ein Forum verschaffen, von dem wir dachten, dass dieses Gerät es verdient hatte.
Denn neben dem Amiga von Commodore gab es noch was anderes – und das war nun mal der Atari, der für die damalige Zeit auch bereits sehr interessante Features vorhielt. Eine kleine Heidelberger Softwareschmiede (Application Systems) hatte seinerzeit tolle Programme für den Atari entwickelt, die ihn aus der Ecke des reinen Spielecomputers herausholte und ihm ein fähiges Gesicht auch für die Bürokommunikation gab. Hier konnten wir ansetzen und sowohl Erwachsene als auch Kinder für die neuen Technologien begeistern und dank der ausführlichen Recherche von Christian Spanik im Silicon Valley bei San Francisco auch ein wirklich historisches Highlight in der Berichterstattung setzen mit dem Dreiteiler Im Tal der kleinen Könige. Wie auch immer – wir und das ZDF waren dabei in einer entscheidenden Phase der Computerentwicklung in Deutschland und hatten – zumindest in 24 Sendungen – die Möglichkeit Kindern und Jugendlichen ein Fenster geöffnet für die neuen Medien – und das in einem so großen Sender wie dem ZDF.
Darauf – und auf die gute Zusammenarbeit mit Hans Georg Mahler und seinem Max Babbelnase, dem Super Komm Puter aus Stoff und Pappe, bin ich heute noch stolz!
Vita von Klaus Möller
- Geboren am 06.02.1952 in Frankfurt am Main
- 1972 bis 1974 beim Hessischen Rundfunk
- ab 1974 beim ZDF in Mainz
- ab 1975 Moderation der Jugendsendung Schüler-Express
- 1985 bis 1989 Moderation von Computer Corner, gemeinsam mit Biggi Lechtermann
- 1989 Moderation von Komm Puter
- 1993 Kulturpreis der Stadt RODGAU für künstlerisches Gesamtwerk
- 1993 bis 1996 Moderation der Spielecke in Neues – die Computershow in 3sat
- 1995 Auszeichnung GOLDENER SPATZ der Kinderjury in Gera: Flop Show (ZDF)
- ab 1998 Redakteur im Redaktionsgruppe Unterhaltung im Programmbereich Kinder und Jugend des ZDF
- Arbeiten für den ZDF-Kinderkanal (z. B. Die Couchmanns) und das ZDF-Nachtprogramm (nightscreen) des ZDF
- Darüber hinaus Verfasser verschiedener Gedichtbände wie Lastwagenlyrik, sowie Bücher (Beispiel: Verfluchter Computer!)
- 2005 Popstar Nena engagiert und verantwortlicher Redakteur für die Synchronisation von Nenas Beitrag in TABALUGA TIVI am Children’s Day of Broadcasting
- Gestorben am 26.07.2013 im Alter von 61 Jahren
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