Wenn Eltern Kinder kriegen – und es dann nicht mehr läuft. Dann ist äußerste Vorsicht geboten, denn Kinder, egal welchen Alters, bekommen alles mit. Alles. Und in der kleinen Seele kann es dadurch ganz schön düster aussehen …
Als ich AMONG THE SLEEP anfing, dachte ich vor dem Stream an ein 0815-Horrorgame, das ein paar Jumpscares beinhaltet und man vor „dem großen Bösen“ wegrennen muss. Aber mal wieder bin ich an ein Spiel geraten, das viel mehr beinhaltet, als es auf den ersten Blick aussieht. Und wieder einmal gab es am Ende einen Plottwist, bei dem mir ein Schauer über den Rücken lief … aber erst einmal ganz von vorn!
Es fängt ganz harmlos an …
First things first: In den Einstellungen kann man seinen Pyjama anpassen. Super gut!!! Ich habe mich für einen grauen Regenbogen-Pyjama mit Einhörnern entschieden. Ein schöner Kontrast zwischen farblos und farbenfroh.
Und noch besser: Ich habe heute Geburtstag und werde sagenhafte zwei Jahre alt, PAEERTEEYY! Dafür bekomme ich von Mama auch einen leckeren Kuchen. In meinem Kopf war es ein Schokoladenkuchen mit Erdbeerfrosting drauf. Einfach, weil ich die Kombi Erdbeeren und Schokolade so gut finde. Wir haben Spaß, werfen den Ball vom Tisch und spielen mit dem Abakus herum.
… aber dann!
Plötzlich wird Mama unruhig und geht zur Tür. Ich höre eine laute Diskussion, bis Mama zurückkommt – mit einem Geschenk. Und was könnte Besseres da drin sein, als ein neuer Teddy (er ist so flauschiiiiiig), der für den Rest des Tages unser Lieblingskuscheltier und Spielgefährte sein wird, bis wir liebevoll von Mama zu Bett gebracht werden. Allerdings ohne Zähneputzen, kann man an so einem speziellen Tag ja ausnahmsweise mal vergessen.
Alles ist so groooooooß
Da ich Pädagogin bin, sind mir natürlich einige Dinge aufgefallen, die nicht ganz so stimmig sind. Beispielsweise können wir noch kein einziges Wort sprechen, malen aber wie Klein-Picasso. Sogar Kopffüßler sind mit dabei. Eher untypisch für ein Zweijähriges, jedoch gibt es der Atmosphäre des Spiels mehr Charme. Ich habe mich auf jeden Fall sehr klein gefühlt. Sehr, sehr, sehr klein.
Aber hey, ich kann Stühle umschubsen! Und meine Treffsicherheit ist „over 9000“, wenn ich mit einem Tennisball eine fast fünf Meter entfernte Glasflasche treffe. Wie gesagt, es ist zwar schon sehr realitätsfern – aber es ist toll. So müssen sich die Kiddies auf meiner Arbeit fühlen. Wenn ich so recht überlege, vielleicht war sie ja auch nur einen Meter entfernt … aber es sieht alles SO GROSS aus von da unten!
Der Horror beginnt
Des Nachts werde ich wach … Etwas zieht meinen Teddy von mir … Und wagt es dann noch, mich aus dem Bett zu schubsen! Hey, was soll das, ich brauche meinen Schönheitsschlaf?! Ich werde wütend und schwöre, wer auch immer mich aus dem Bett geschubst und mich des Schlafs beraubt hat, der wird es noch bitter bereuen!
Ich krabble erst mal in den Flur und höre aus dem Wäscheraum so komische Geräusche. Oh nein, mein Teddy! Er ist gefangen in diesem riesengroßen weißen Quadratmonster! Wie kann ich ihn befreien? Er scheint fast zu ertrinken! Man merkt, ich habe mich richtig in die Rolle der zweijährigen Tochter eingefühlt. Ich hab es genossen. Und es war ein so schöner Moment, als alles so dunkel wurde, ich den Teddy an mich drückte, damit er mir Hoffnung und Licht spendete. Hach, es war ein tolles Abenteuer. Vielleicht gehe zu Mami und … Hey! Wo ist meine Mami???
Plottwist
Dann machen wir, mein Teddy und ich, uns auf die Suche nach Mutter. Auf unserer Reise müssen wir Erinnerungsstücke finden, uns vor einer „Baumhexe“ verstecken und versuchen, keine Glasflaschen umzuwerfen, denn das „Mantelmonster“ kommt, um uns zu holen. Es ist mal mehr, mal weniger gruselig.
Das Gameplay an sich ist einfach gestrickt und die Aufgaben sind leicht zu bewältigen. Aber irgendwann, als wir am Ende der Reise angekommen zu sein scheinen, wird mir mein Teddy weggenommen. Und wir als Spieler finden heraus, was wirklich hinter der ganzen Geschichte steckt.
Achtung, Spoilergefahr!
Es heißt ja, dass man in seinen Träumen die Geschehnisse des Tages überwältigt. So wohl auch bei mir, dem kleinen, zweijährigen Mädchen, dessen Mutter angefangen hat, zu trinken.
Während ich meine Träume und das Haus erforsche, stoße ich immer wieder auf zerrissene Fotos von Mama und Papa. Zu den guten Erinnerungen, die wir mit unserer Mutter haben, kommen stets schlechte hinzu. Überall Bierflaschen, umgestoßene Weingläser. Flecken auf dem Boden. Mama geht es schlecht, und das lässt sie leider an mir aus. Ich werde weggeschubst. Immer wieder sagt sie „Nicht jetzt, Schatz“.
Hoffnung
Es scheint, als sei der Alkohol der einzige Trost für sie. Und das erfahren wir an Körper und Seele. Umso erschütternder das Ende: Ich sehe sie am Boden, weinend, an einem Küchenschrank angelehnt. Neben ihr wieder Alkohol. Und als ich mich ihr nähern möchte, schubst sie mich weg und wirft dabei den Teddy, dem sie vorher einen Arm ausriss, fort. Sie entschuldigt sich, oder eher, versucht es.
Es klopft plötzlich an der Tür. Ich vernehme eine dumpfe Stimme. Unsere Rettung naht – und sie heißt Daddy. Da musste ich erst mal durchatmen. Im Nachhinein habe ich ein paar Tränen verdrückt. Wenn Eltern sich untereinander nicht verstehen und es zu großen Problemen kommt, dann werden die Probleme zum Albtraum für Kinder.
Deswegen, liebe Eltern: auch, wenn es nicht mehr funktioniert zwischen euch. Es muss zwischen Mom und Dad und dem Kind funktionieren. Denn auch die Kleinsten können große Sorgen entwickeln, die sie ein Leben lang mit sich tragen …
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