Im Februar 2002 hatte mir ein Leser freundlicherweise eine Atari 2600 Konsole angeboten. Er kaufte das Gerät zuvor in einem Elektro-Discountladen in München. Die Verkäuferin erzählte ihm, die Konsole würde aus einem alten Lagerbestand stammen. Umso überraschter war ich, was mir einige Tage später für den Preis von 17,90 Euro plus Versandkosten nach Hause geschickt wurde.
Auf dem Karton stand „Video Computer Console – 2600 – Compatible“. Daneben befand sich ein runder Aufkleber mit der Beschriftung „32 Built-In“. Die Abbildungen auf der Vorderseite der Verpackung zeigten eine Atari 2600 Junior Konsole mit einem Atari-Joystick. Nur das Wort „Atari“ war nirgends zu lesen. Nach dem Auspacken war schnell klar, dass ich keineswegs eine echte Atari-Konsole in den Händen hielt. Es handelte sich vielmehr um ein (zumindest auf den ersten Blick gelungenes) Imitat der Atari 2600 Junior Konsole, die von 1984 bis 1991 produziert wurde.
Auf dem Gehäuse war ein Aufkleber befestigt, der den Hinweis „For Atlanta Jode Munchen Germany“ trug. Sofort forschte ich im Internet nach diesen Hinweisen, fand aber nichts. Fortan beschloss ich der Konsole den Namen „Atlanta Jode“ zu geben.
Viele Unterschiede
Auf den zweiten Blick konnte ich viele kleine Unterschiede zum Original erkennen. So fehlt der Atari-Schriftzug auf der Gehäuseoberseite, die Farben der (viel zu kurz geratenen) Farbleiste unter dem Schriftzug „2600“ stimmen nicht mit den Original überein und die eigentliche Betriebsleuchte besteht lediglich aus einem rot lackierten Stück Plastik.
Auf der Konsolen-Rückseite hinten links befindet sich ein Taster, den es bei der echten Atari-Konsole nicht gibt. Leider wird seine Funktion im beigefügten (englischsprachigen) Handzettel nicht erwähnt. Wie sich aber beim Test herausstellte, können mit diesem Taster die 32 eingebauten Spiele angewählt werden. Beim Original Atari 2600 Junior werden die 32 verschiedenen Spiele des Moduls „32 in 1“ der Reihe nach durch das Betätigen des ON/OFF-Schalters angewählt.
Als weiteres Zubehör befanden sich zwei Joysticks (Atari CX40 Imitate) und ein Netzteil (9 Volt, 500mA) im Karton. Ebenfalls im Karton befand sich eine Antennenweiche, mit der man schnell zwischen der Konsole und dem Antenneneingang umschalten kann.
Von Fishing Derby zu Fishing Crab
Bei den 32 eingebauten Spielen, die man sofort nach dem Einschalten anwählen kann, handelt es sich um bekannte Atari- und Activision-Klassiker, die in der beigefügten Beschreibung zum Teil andere Titel haben.
Durch die Umbenennung einiger Titel wurde beispielweise aus Activisions Stampede das Spiel Cow Boy. Ataris Outlaw wurde zu Gun Man und aus Activisions Fishing Derby wurde Fishing Crab. Letzteres entsprach allerdings nicht der Originalversion.
Nachdem die Konsole angeschlossen war, konnte es sofort losgehen. Da es sich bei den meisten Spielen um Zwei-Spieler-Versionen handelt, kommt so schnell keine Langeweile mehr auf. Bei der eingebauten Version von Tennis beispielsweise handelt es sich um das Original von Activision Tennis und nicht um Ataris Real Sports Tennis. Das Logo von Activision wurde allerdings vollständig entfernt.
Die „Atlanta Jode“ Konsole konnte zusätzlich zu den 32 eingebauten Spielen auch handelsübliche Atari Spielmodule verwenden. Somit war beim durch den Kauf des günstigen Plagiats in der Lage alle „echten“ Cartdriges nutzen zu können.
Blick unter die Haube
Der Blick ins Innere gibt leider auch keinen weiteren Aufschluss darüber, wer die Konsole gebaut hat, wann sie gebaut wurde oder woher sie stammt. Es ist aber wahrscheinlich, dass sie, wie viele andere Videospiel-Imitate, in Asien produziert wurde. Auffällig sind die zwei unbestückten IC-Plätze oben rechts auf der Platine.
Ein besonderes Augenmerk verdienen auch die beiden mitgelieferten Joysticks, bei denen es sich um Kopien von Ataris „CX40“ Modellen handelt. Anders als beim Original, fehlt hier die gelbe Färbung des kreisrunden Einsatzes für den Stick.
Ebenso entspricht das Netzteil der Konsole einem Standardadapter ohne Atari-Logo.
Falls jemand von euch im Besitz dieser Konsole sein sollte, bin ich für jeden Hinweis dankbar. Vielleicht können wir so gemeinsam ein wenig Licht in die Vergangenheit des „Atlanta Jode“ bringen. Weitere Hinweise können einfach als Kommentare an diesem Beitrag hinterlassen werden.
Weitere Fotos
Überarbeitete Originalfassung aus dem April 2003.
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