Darksouls - Praise The Sun
Praise The Sun

Der Sog von Lordran

Von Thorsten Weiskopf am
Kommentiert von: Tobi, Thorsten Weiskopf, André Eymann, Katrin
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Kennt ihr dieses wohlig warme Gefühl ums Herz, wenn ihr etwas in den Händen haltet womit ihr viel Zeit verbracht habt? Vielleicht in eurer Kindheit oder später?

Eine gute Zeit, eine tolle, vielleicht eine bessere Zeit als gerade jetzt? Ihr hört nur allzu bekannte Klänge, seht es vor eurem geistige Auge oder in echt. Ihr könnt es riechen, wie den Regen auf dem trockenen Asphalt im Sommer. Jetzt kommt es wieder auf, wenn auch nur für einen kurzen Moment. Das Gefühl an eine verdammt gute Zeit!

Okey, das war vielleicht ein bisschen dick aufgetragen. Dennoch war es der Versuch das Gefühl zu beschreiben was ich habe wenn ich an Dark Souls denke.

Ich sehe mich konzentriert wie nie vor dem Schirm sitzen. Nein, ich sitze nicht davor! In Wirklichkeit bin ich eine Hülle in Ritterrüstung. Mit einem rostigen Zweihänder in der Hand und dem Schweiss auf der Stirn stehe ich einem riesenhaften Wesen gegenüber. Ich bin mir absolut bewusst, dass der kleinste Fehler mein Ende bedeutet. Ich stelle mich dieser Gefahr, weil es getan werden muss! Nicht weil es mir jemand sagt und ich der Held bin, sondern weil ich weiss, dass es sein muss. Ich spüre den Atem von Skeletten und anderen Schreckenswesen um mich herum. Vom Nachthimmel scheint sanft der Mond auf mich herab. Meine Taschen sind voll mit mühsam gesammelten Seelen, welche mich stärker machen werden am Schluss. Dann, wenn dieser Kampf gewonnen, dann scheint sicher die gelobte Sonne einen Moment für mich.

Ich bleibe stehen und staune. Ich sehe zurückliegende und in der Ferne neue Ziele vor mir. In dieser trostlosen, kalten und feindlichen Welt voller Mysterien und ungelöster Rätsel bin ich gefangen und will nicht mehr weg. Ich will überleben und die Biester besiegen, die es wagen sich mir in den Weg zu stellen. Ich will ihre Seelen und der Welt zeigen, dass ich es kann! Ich treffe Weggefährten und Invasoren auf meinem Weg. Wir schreiten wortlos ein Stück zusammen oder duellieren uns am Wegesrand bis auf den Tod. Jede Begegnung ein einzigartiges Erlebnis voller Spannung, Ehrfurcht und Respekt. Aus jeder Niederlage lerne ich und mit jedem Kampf wird meine Technik präziser. Das ist der Stoff aus dem wahre Heldengeschichten sind.

Es gibt kaum ein anderes Spiel neben Dark Souls, welches es vermag mich so intensiv zu fesseln. Es lässt mich an Gegnern verzweifeln und schenkt mir einer Droge gleich, Endorphine nach dem Besiegen eben dieser. Neu ist Dark Souls nicht mehr und die innovativen Ansätze seit Demon’s Souls vielfach kopiert. Dennoch schafft es nur Dark Souls für mich diese Magie auszusprühen, die es ausmacht mich immer wieder nach Lordran zurückkehren zu lassen, um selbst im NewGame++ noch weiter zu kämpfen.

Das Spiel erklärt einem nichts. Gleichzeitig gibt es mir aber so viel! Die Mischung aus Entdecken, Erlernen und Erarbeiten, die dem Spieler in Perfektion abverlangt wird, ist fast (bei-)spiellos und lässt Dark Souls alleine dadurch schon als Meisterwerk da stehen. Hinzu kommt ein grandioses Level- und Gegnerdesign, welches im Genre seinesgleichen sucht. Eine Vielzahl an Waffen, Skills und Techniken sorgen bei jedem Wechsel für ein komplett neues Spielgefühl.

Man muss sich auf Dark Souls einlassen und sich Zeit nehmen. Und vielleicht ist es genau das: das Wissen um die “verlorene” Zeit, was es schafft mich vollends auf dieses Spiel einzulassen. Ich spiele es des Spielens wegen und aus keinem anderen Grund. Angesichts unserer schnelllebigen Zeit in der ein Hype den nächsten jagt und angeblich jede neue Veröffentlichung das nächste große Ding verspricht, bleibt Dark Souls eine Konstante, welche weder langweilig wird, noch an Faszination verliert. Vielleicht ist es gerade das, was ich daran so erholsam finde.

Tschüss Alltag ich bin dann mal weg. Dark Souls spielen.


Veröffentlicht in: Videospielgeschichten
AndreTobiChristian Wöhler

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Kommentare (7)

  1. Was für ein schönes Debüt Thorsten! Deine Geschichte gleicht einem Ausflug in eine Traumwelt. Was kann es für ein wunderbareres Bekenntnis geben für ein Spiel? Du verwendest Begriffe wie Rätsel oder Mysterien – Worte bei denen auch ich im Kontext zu Videospielen immer wieder ins Schwärmen gerate. Denn das ist eine Essenz des Videospielens für mich: sich entführen zu lassen in fantastische Welten, Orte in denen alles möglich scheint. Dein Lordran kenne ich noch nicht, aber Dein Text hat mich neugierig gemacht, auch einmal dorthin zu reisen.

    Thorsten Weiskopf
    1. Vielen Dank für die Blumen. 🙂 Solltest du nach Lordran reisen sei gewarnt. Es es ist eine düstere, harte und schwer zugängliche Welt. Voller grauen und Schatten. Wenn du suchst wirst du jedoch auch Hilfe finden und ich stehe dir gerne mit Rat und Tat zur Seite.

  2. Moin Thorsten, danke für deinen Debütbeitrag (ok, ich bin selbst nicht weit davon weg 😉 ) und deine Lobeshymne auf Dark Souls.
    Ich hab es nie gespielt, weil ich nicht so der Fantasytyp bin und eigentlich auch nie ein Rollenspieler war, hab aber schon öfter Gutes gehört. Und vom knackigen Schwierigkeitsgrad 😀

    Ich mag mich auch gerne mal einlullen und in einem Spiel aufgehen, du hast zweifelsfrei bei mir ausgelöst, dass ich gerade darüber nachdenke, welche Spiele das bei mir geschafft haben.
    Spontan wäre “Alien vs Predator 2” im Storymode (gleich drei davon in einem Spiel, yay) da bestimmt so ein Fall. Wie hab ich da am Monitor geklebt. Und wie bin ich jedes Mal hochgeschreckt 😀
    Obwohl die Zeit da stimmen muss, wie ich bemerkt habe. Zu der Zeit war alles bei mir anders, entspannter. Ich hatte es nochmals vor einer Weile probiert, aber ich bin kein PC Spieler mehr, sondern eher der Sofa-Gelegenheitsspieler, der Funke wollte leider nicht mehr so überspringen, obwohl ich es nach wie vor für ein grandioses Spiel halte.

    Enslaved, das geht aber immer bei mir. In dieser Spielwelt fühle ich mich nach wie vor sofort wohl. Kein Horror, kein Grusel, nur etwas Metall verprügeln, viel Grün und nette Damengesellschaft 🙂
    Das Spiel hat Macken und Kanten (und schlechte Texturen), aber ich könnt’ es immer wieder spielen und gleich wieder drin versinken.

    Thorsten WeiskopfAndre
    1. Hallo Tobi,

      du kannst dich glücklich schätzen ein Spiel gefunden haben in das du dich zurückziehen und eine gute Zeit haben kannst. Macken und Kanten gehören für mich bei Videospielen dazu. Wenn alles perfekt ist wird es meiner Erfahrung nach schnell langweilig. 😉
      PS: Ich freue mich auf deinen Artikel.

      Tobi
  3. Ich kann Deine Leidenschaft für dieses Spiel mit ganzem Herzen nachvollziehen. Ähnlich ergeht es mir gerade bei Hollow Knight.
    Meine Steam Bibliothek zeigt mir schon 90,5 Stunden an und ich sitze gefühlt seit 20 davon an einer blöden Stelle kurz vorm Endgegner… Ich benötigen diesen Erfolg nicht, um das Spiel zu beenden, aber ich will ihn!!! The struggle is real und ich hasse diese Herausforderung wie keine andere, dennoch liebe ich dieses Spiel mehr als alles andere.

    Solche Meisterwerke ziehen uns aus dem Alltag in ihren Bann. Sie sind die verborgene Tür in unserem Kleiderschrank, die wir betreten können, um in eine Zauberwelt zu entkommen, in der wir ein Mann in Ritterrüstung mit Zweihänder oder ein kleiner Käfer mit Nadel sein können, aber immer den Helden verkörpern, der seine Welt retten muss. Und das werden wir tun… immer wieder. <3

    Thorsten WeiskopfAndreTobi
    1. Vielen Dank für deinen Kommentar und deine Ergänzung liebe Katrin. Du hast ja so recht! Am Ende kommen noch viele Kleinigkeiten dazu wie beispielsweise ein tolles Setting, eine Geschichte oder der Entdeckerdrang.

      Na, dann hoffe ich mal, dass du die letzte Hürde noch meisterst und dann genieße den Endkampf. Meinen Respekt hast du dir schon jetzt verdient. Ich habe bei Hollow Knight wesentlich früher kapituliert.

      Andre