Kennt ihr dieses wohlig warme Gefühl ums Herz, wenn ihr etwas in den Händen haltet womit ihr viel Zeit verbracht habt? Vielleicht in eurer Kindheit oder später?
Eine gute Zeit, eine tolle, vielleicht eine bessere Zeit als gerade jetzt? Ihr hört nur allzu bekannte Klänge, seht es vor eurem geistige Auge oder in echt. Ihr könnt es riechen, wie den Regen auf dem trockenen Asphalt im Sommer. Jetzt kommt es wieder auf, wenn auch nur für einen kurzen Moment. Das Gefühl an eine verdammt gute Zeit!
Okey, das war vielleicht ein bisschen dick aufgetragen. Dennoch war es der Versuch das Gefühl zu beschreiben was ich habe wenn ich an Dark Souls denke.
Ich sehe mich konzentriert wie nie vor dem Schirm sitzen. Nein, ich sitze nicht davor! In Wirklichkeit bin ich eine Hülle in Ritterrüstung. Mit einem rostigen Zweihänder in der Hand und dem Schweiss auf der Stirn stehe ich einem riesenhaften Wesen gegenüber. Ich bin mir absolut bewusst, dass der kleinste Fehler mein Ende bedeutet. Ich stelle mich dieser Gefahr, weil es getan werden muss! Nicht weil es mir jemand sagt und ich der Held bin, sondern weil ich weiss, dass es sein muss. Ich spüre den Atem von Skeletten und anderen Schreckenswesen um mich herum. Vom Nachthimmel scheint sanft der Mond auf mich herab. Meine Taschen sind voll mit mühsam gesammelten Seelen, welche mich stärker machen werden am Schluss. Dann, wenn dieser Kampf gewonnen, dann scheint sicher die gelobte Sonne einen Moment für mich.
Ich bleibe stehen und staune. Ich sehe zurückliegende und in der Ferne neue Ziele vor mir. In dieser trostlosen, kalten und feindlichen Welt voller Mysterien und ungelöster Rätsel bin ich gefangen und will nicht mehr weg. Ich will überleben und die Biester besiegen, die es wagen sich mir in den Weg zu stellen. Ich will ihre Seelen und der Welt zeigen, dass ich es kann! Ich treffe Weggefährten und Invasoren auf meinem Weg. Wir schreiten wortlos ein Stück zusammen oder duellieren uns am Wegesrand bis auf den Tod. Jede Begegnung ein einzigartiges Erlebnis voller Spannung, Ehrfurcht und Respekt. Aus jeder Niederlage lerne ich und mit jedem Kampf wird meine Technik präziser. Das ist der Stoff aus dem wahre Heldengeschichten sind.
Es gibt kaum ein anderes Spiel neben Dark Souls, welches es vermag mich so intensiv zu fesseln. Es lässt mich an Gegnern verzweifeln und schenkt mir einer Droge gleich, Endorphine nach dem Besiegen eben dieser. Neu ist Dark Souls nicht mehr und die innovativen Ansätze seit Demon’s Souls vielfach kopiert. Dennoch schafft es nur Dark Souls für mich diese Magie auszusprühen, die es ausmacht mich immer wieder nach Lordran zurückkehren zu lassen, um selbst im NewGame++ noch weiter zu kämpfen.
Das Spiel erklärt einem nichts. Gleichzeitig gibt es mir aber so viel! Die Mischung aus Entdecken, Erlernen und Erarbeiten, die dem Spieler in Perfektion abverlangt wird, ist fast (bei-)spiellos und lässt Dark Souls alleine dadurch schon als Meisterwerk da stehen. Hinzu kommt ein grandioses Level- und Gegnerdesign, welches im Genre seinesgleichen sucht. Eine Vielzahl an Waffen, Skills und Techniken sorgen bei jedem Wechsel für ein komplett neues Spielgefühl.
Man muss sich auf Dark Souls einlassen und sich Zeit nehmen. Und vielleicht ist es genau das: das Wissen um die “verlorene” Zeit, was es schafft mich vollends auf dieses Spiel einzulassen. Ich spiele es des Spielens wegen und aus keinem anderen Grund. Angesichts unserer schnelllebigen Zeit in der ein Hype den nächsten jagt und angeblich jede neue Veröffentlichung das nächste große Ding verspricht, bleibt Dark Souls eine Konstante, welche weder langweilig wird, noch an Faszination verliert. Vielleicht ist es gerade das, was ich daran so erholsam finde.
Tschüss Alltag ich bin dann mal weg. Dark Souls spielen.
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