Was finde ich nur an diesen alten Videospielen? Die Grafik ist doch echt scheiße (das meine ich natürlich nicht so). Wer hat den Mist nur programmiert? Ich versteh das Spiel nicht. Ballblazer, was für ein blöder Titel. Was muß ich machen? Wo ist der Ball? Dieser C64 sieht doch wirklich doof aus. Und 64k, was ist das schon???
Ich habe Frust. Ich glaube, das ist es. Ich habe Frust und lasse es am Spiel aus. Ich bin so unfähig. Dem Spiel gegenüber ist das überhaupt nicht fair. Es ist ein gutes Spiel. Der Programmierer hat sich wirklich Mühe gegeben und etwas geschaffen, was es damals noch nicht gab. Und auch heute ist das Game noch toll. Ich kann es nur nicht. Und der Computergegner ist wirklich stark. Der hat es voll drauf. Warum kann ich das nur nicht? Ich war früher viel besser im Spielen. Was ist los?
Oh. Welches Jahr haben wir? Verdammt. Ich bin zu alt. Die Motorik ist abgeschlossen. Ich kann das nicht mehr lernen. Deshalb klappt das nicht mehr… Ausreden. Nichts als Ausreden. Ich war eigentlich nie gut im Videospielen. Klar, ich habe viel gespielt. Zuerst auf dem Sinclair ZX81 ein BASIC-Game mit Namen „Autorennen“ – rechts und links die Strassenbegrenzung (die sich immer ein paar Pixel verschob) und in der Mitte das Auto. Na ja, eigentlich war das nur ein invertiertes „H“.
Brutal langsam. Und das einzige Spiel auf dem C64, an das ich mich erinnere… wie alt war ich noch mal? Wann war das? … also, an das einzige Game, das ich durchgespielt zu haben glaube, war „Bruce Lee“.
Und ich habe laaaaange gebraucht. Nächte, in denen meine Mutter immer wieder reinkam und ich inzwischen gelernt hatte, wie ich ratzfatz den Fernseher ausmache und die LED vom C64 zuhalten kann, damit sie nicht merkt, das ich spiele. Irgendwann war ich dann beim Endboss – und zack… tot. Nochmal von Anfang. Das ging wie im Schlaf. Und heute? Wenn ich das Spiel einschalte, ist meine Jugend wieder da. Ich möchte es noch einmal wissen und spiele das Game wie damals, also ohne Cheat und mit drei Leben.
Nach einigen verlorenen Leben bin ich wieder voll drin. Die Level werden immer schwieriger und ich komme trotzdem gut voran. Was war das damals schön… aus der Schule kommen, das Essen steht auf dem Tisch, Hausaufgaben abschreiben und dann nur noch zocken. Heute komme ich von der Arbeit, koche mit der Freundin und wir genießen den Abend in Zweisamkeit. Zocken ist nicht jeden Abend möglich. Was war das damals schön! Aber die Freiräume kann ich mir sicher schaffen. Geh ich halt nicht joggen. Dazu hatte ich sowieso nie die Zeit. Jeden Abend eine keine Runde am Rechner (der ist ja ruckizucki hochgefahren, ach was sag ich…?! Angeschaltet). Oder einmal in der Woche ein oder zwei Stunden…
Nach ein paar Wochen und vielen Stunden komme ich wieder zum Endboss – und diemal brauche ich tatsächlich nur einen Versuch… einfach nur durchrennen, bloß nicht kämpfen. Früher brauchte man dazu viele viele Versuche. Puh… geschafft. Ein tolles Game.
Doch was kommt jetzt? Das Erlebnis ist vorbei. Durchgespielt. Und es war schön. Aber nochmal? Das wäre ja langweilig. Und nu???
Im Netz stieß ich auf die Fortsetzung Bruce Lee II, die von Jonas Hultén 2015 veröffentlicht wurde. Hier an dieser Stelle ein fröhlicher Gruß verbunden mit großem Dank an Jonas, der wunderbare Games programmiert. Also kurz runtergeladen, auf die EasyFlash geladen und ran an das Spiel (ok, ich hab´s auf „EASY“ eingestellt).
Alles ist wie damals. Ich weiß nix. Was muss ich tun? Wo muss ich hin?? Wie komme ich hier weiter???
Herrlich. So muss Retro-Gaming heute sein. Ein alter Rechner, ein neues Spiel im alten Stil… ich liebe das. Nur Zeit müsste man haben…
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