Schlaflose Nächte mit „Skyward Sword“

Avatar von Alexa Sprawe
Lesedauer: 4 Minuten

Skyward Sword – ich habe schon so viel von dir gehört, aber nie die Gelegenheit gehabt, dich kennenzulernen. Nun war es endlich so weit: Date Night.

Über 50 Stunden haben wir zusammen verbracht. Klar, anderen reichen 30, um dich zu durchschauen. Aber anscheinend brauchte ich etwas mehr Zeit. Ich denke zurück an so viele schlaflose Nächte, in denen ich Zeit mit dir verbrachte.

Manchmal gab es sogar Rotwein. Nein, keinen Kerzenschein. So romantisch war es dann doch wieder nicht. Auch wenn du mir eine schöne Liebesgeschichte erzählt hast.

Ich muss kurz überlegen, ob „Liebesgeschichte“ das richtige Wort ist, aber ja, was in anderen Zelda-Spielen vielleicht nur angedeutet war, kann hier wohl kaum übersehen werden: Link und Zelda – das Traumpaar.

Vielleicht liegt es daran, dass Link deutlich mehr Emotionen zeigt als sonst. Ich mein, okay, das ist jetzt nicht so schwer zu toppen, und Link kann immer noch nicht sprechen, aber das ist schon eine beeindruckende Sache: Ein Link, der Gefühle zeigt und die auch noch vielschichtiger sind als erschrockene Gesichtsausdrücke mit weit aufgerissenen Augen. Ich meine so etwas wie: lächeln, traurig gucken und so weiter – das macht Link schon etwas menschlicher.

Natürlich sind diese Emotionen dann auch die treibende Kraft, sich in unzählige Gefahren zu begeben, um Zelda zu retten. Aber nicht nur, denn es geht schließlich auch um die Rettung der Welt.

Und so beginnt die Geschichte: Link fällt aus dem Bett. Zuvor hatte er Alpträume. Später würde er herausfinden, dass es nicht nur Alpträume sind. Nun aber muss er sich erstmal um andere Dinge kümmern, denn es steht eine Prüfung – die Vogelreiterzeremonie – an, die er mit seinem Wolkenvogel am Himmel meistern muss. Wäre da nur nicht das Problem, dass sein Vogel plötzlich spurlos verschwunden ist. Ein wenig hin und her, der Vogel ist gefunden, die Prüfung gemeistert – da wird Zelda vom Wirbelsturm ins Erdreich mitgerissen.

Oh, Moment, ich habe ja noch gar nicht erwähnt, dass sich das alles bisher auf einer Insel, genannt „Wolkenhort“, die sich mitten im Wolkenmeer befindet, abspielt. Jedenfalls fällt Zelda durch die Wolken hinab ins Erdreich und Link muss ihr folgen.

Ausgerüstet mit Schwert und Mut springt Link also von der Insel und ruft, während er fällt, seinen Vogel. Puh, mutig, mutig. Mir wird ganz schwindelig bei der Vorstellung, an seiner Stelle zu sein. Aber zum Glück ist der Vogel stets zur Stelle und trägt Link bis zum Wolkenloch, durch das er muss, um ins Erdreich zu gelangen.

Link stürzt vom Himmel.
Link stürzt vom Himmel.

Link landet im Wald Phirone, später verschlägt es ihn zum Vulkan Eldin und der Wüste Ranelle. In diese drei Gebiete wird er immer wieder zurückkehren müssen – Stichwort Backtracking. Das ist an sich nicht so schlimm, wäre das Ganze nicht mit Sammelaufgaben verknüpft. Es gab Momente, in denen ich den Eindruck hatte, dass es dabei einzig darum ging, die Story zu strecken.

Der Abschnitt mit den Liedern, die Link sammeln muss, und die wiederum Sammelquests beinhalten, hätte meiner Meinung nach auch komplett wegfallen können. Noch nerviger waren jedoch gewisse Bosskämpfe, die ich hier nicht weiter ausführen möchte, um nicht zu spoilern. Nur so viel dazu: Es ist nicht cool, denselben Boss im Laufe des Spiels mehrmals besiegen zu müssen, vor allem nicht, wenn sich am Gameplay kaum etwas ändert. Echt nicht.

Überhaupt sind wiederkehrende Quests sterbenslangweilig und einfach nur nervig. Am schlimmsten fand ich das Sammeln der Tränen. Einmal war es spannend, zweimal. Aber viermal? Irgendwann war ich an dem Punkt angelangt, an dem ich ernsthaft in Erwägung gezogen habe, das Spieldate zu beenden und mich nie, nie, nie wieder darauf einzulassen. Tatsächlich habe ich das Ganze kurz vor dem Ende ein paar Tage ruhen lassen. Meine Geduld war ausgereizt.

Hey, Link, aufwachen!
Hey, Link, aufwachen!

Ein Date sollte es aber noch geben und ich bin froh, dir, „Skyward Sword“, noch eine Chance gegeben zu haben. Allerdings war die Lustlosigkeit noch immer so groß, dass ich beim Endboss geschummelt habe (nein, ich verrate nicht, wie – es sei denn, ihr hinterlasst einen netten Kommentar hier oder gebt mir einen Kaffee aus). Als ich dann aber den Abspann sah und all die Gebiete, die ich bereist habe, fand ich alles Negative dann doch nicht so schlimm. Mir wurde klar: Es hat auch gute Zeiten gegeben.

Und mir wurde bewusst, wie wichtig es in diesem Fall gewesen ist, das Spiel zu beenden. Wenn ich es nicht getan hätte, wäre mein Urteil nicht so gut ausgefallen. Aber gut – was war denn gut? Darum soll es nun gehen, denn das Beste kommt zum Schluss.

Die Dungeons.

Endlich mal wieder klassische Zelda-Dungeons, die hier sogar ziemlich kreativ gestaltet sind und interessante Rätsel bereithalten. Nicht zu schwer, nicht zu leicht – eine perfekte Mischung in einem stimmungsvollen Setting. Es hat mir Spaß gemacht, die Dungeons zu durchqueren, die verschiedenen NPCs und deren Hintergründe kennenzulernen und ja – einfach mal wieder die Welt zu retten.

Die Atmosphäre.

Sowohl das Wolkenmeer als auch der Wolkenhort sind schon nach kurzer Zeit vertraute Orte. Das Fliegen macht zwar aufgrund der ungenauen Steuerung keinen Spaß, das Betrachten der Wolken sowie der Aufenthalt im Wolkenhort dafür umso mehr. Die epische, teils fröhliche, teils melancholische Musik, verrührt mit einer farbenfrohen, hellen Grafik ergibt ein wundervolles Rezept für ein optimistisch-fröhliches Abenteuer (nein, ehrlich, ich verstehe diese ganze Kritik an der Grafik nicht). Todbringer hin oder her – ich fühlte mich selten wirklich bedroht von ihm in dieser friedlich erscheinenden Welt.

Das Worldbuilding.

Okay, ich war schon ein wenig enttäuscht, als ich feststellen musste, dass es nur drei Gebiete im Erdreich gibt. Ich hätte mir wirklich mehr davon gewünscht, aber auch nur, weil ich sie schön und abwechslungsreich finde. Ein märchenhafter Wald, der gestalterisch an Pikmin und ein Stück weit an Ghibli erinnert, der Vulkan Eldin mit all seinen Höhen und Tiefen, die Wüste Ranelle, die voller Gefahren ist, das Wolkenmeer und nicht zuletzt der friedliche, fröhliche Wolkenhort. Großartig!

Die Steuerung.

Hahahahaha! Nein, Spaß. Nur ein Gag zum Schluss, für den Fall, dass jemand beim Lesen eingeschlafen ist.

„Skyward Sword“ – heute Nacht bin ich wieder wach, aber ohne dich. Es gibt Rotwein, keinen Kerzenschein, im Hintergrund läuft der Soundtrack; die ruhigen Klänge der Zupf- und Streichinstrumente erinnern mich an schöne Momente und wecken die Nostalgie. Ein wenig vermisse ich dich schon. Ob wir uns vielleicht doch nochmal wiedersehen?

Wie fandet ihr „Skyward Sword“? Habt ihr das Original gespielt oder die neue Switch-Version? Welche Stärken und Schwächen seht ihr bei dem Spiel? Und zu guter Letzt die Frage aller Fragen: Wie seid ihr mit der Steuerung klargekommen?

Nele AbelsAndré EymannLennyTobi

Avatar von Alexa Sprawe

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11 Antworten zu „Schlaflose Nächte mit „Skyward Sword““

  1. Avatar von Florian Auer

    Wunderbar geschrieben! Tatsächlich hat mich aber dieser Bericht überzeugt, dass Skyward Sword ein Zelda ist, das ich nicht spielen möchte. Das mit den Dungeons klingt interessant, aber ein so wichtiger Punkt, Hyrule zu erkunden, fehlt mir. Das wurde dann in Breath of the Wild ins andere Extrem verkehrt.

    Durch die launigen Worte konnte ich auf jeden Fall ein bisschen mitfühlen, wie es denn so ist, das Spiel zu spielen.

    Alexa Sprawe
    1. Avatar von Alexa Sprawe

      Ja, das finde ich tatsächlich auch sehr schade, dass wenig Erkundungsmöglichkeiten und relativ wenig Nebenquests vorhanden sind. Hätte mir mehr von OoT in Skyward Sword gewünscht. Mit kleineren Aufgaben, Minispielen usw. Aber dafür hat Skyward Sword andere Stärken. 🙂

  2. Avatar von André Eymann

    Für die Art Deiner „Berichterstattung“ möchte ich Dir gleich drei Herzen schenken Alexa 🙂 Dein Review als Date zu betrachten und mit Rotwein (wenngleich auch ohne Kerzenlicht) zu garnieren hat mir sehr gefallen. Überhaupt durchzieht ein angenehm zwinkerndes Auge Deinen Text, was ich schön finde. Du hast es geschafft Skyward Sword eine Liebeserklärung zu schreiben, die – wie im wahren Leben – positive und negative Betrachtungen enthält ohne jemals eindimensional zu urteilen. Wunderschön!

    Alexa SpraweTobiLenny
    1. Avatar von Alexa Sprawe

      Vielen Dank für deine lieben Worte! Es freut mich sehr, dass dir der Text gefällt. Ich hatte sehr viel Spaß beim Schreiben – wie auch bei den anderen Texten, die ich für VSG geschrieben habe. Ich schreibe einfach sehr, sehr gerne für VSG und wünschte, ich hätte mehr Zeit dafür. <3

      TobiAndré Eymann
      1. Avatar von André Eymann

        Hach Alexa, das ist schön zu hören! VSG lebt ja in seinem eigenen „Zeit-Raum“. Insofern: wenn es passt, passt es <3

        Tobi
  3. Avatar von Dennis Gerecke

    Wie du weißt, hat mir das Spiel gefallen. Skyward gehört zu meinen Lieblings-Zeldaspielen. Es kann zwar nicht mit Ocarina of Time oder Majoras Mask mithalten, ist dafür aber auf einer Ebene mit Breath of the Wild und Twilight Princess. Alle anderen Zelda-Titel haben für mich größere Schwächen oder weniger geniale Spielwelten. Der Wolkenhort, das Wolkenmeer und die drei Erdreich-Gebiete sind fantastische Orte mit vielen spielerischen Ideen. Mir macht das Fliegen spaß, die Steuerung hat mich nie gestört und selbst die drei Begegnungen mit dem Verbannten bringen das Spiel und Story meiner Meinung nach wunderbar voran. Der Kampf ist intensiv und erweitert sich bei jedem erneuten aufeinandertreffen. Die Bosswiederholungen in Breath of the Wild (Guardian Scout), Twilight Princess (Skull Kid), Wind Waker (Phantom Ganon) sind wesentlich monotoner als in Skyward Sword.

    Alexa SpraweTobiLenny
    1. Avatar von Alexa Sprawe

      Für mich kann ja kaum ein Spiel mit Ocarina of Time mithalten. 😀 Twilight Princess fand ich tatsächlich besser als Skyward Sword. Da hat mich die düstere Atmosphäre sehr fasziniert. An die Bosswiederholungen in Wind Waker erinnere ich mich schon gar nicht mehr. Von diesem Spiel ist nicht viel in Erinnerung geblieben, auch wenn ich es sehr gerne gespielt habe und mir den Soundtrack immer wieder gerne anhöre. Aber grundsätzlich finde ich Bosswiederholungen, die öfter als insgesamt 2 Mal stattfinden, einfach ätzend. Ich bin in solchen Dingen ziemlich faul und habe keine Lust, mich immer und immer wieder den gleichen Herausforderungen zu stellen (fand ich bei BotW übrigens auch blöd; die Titanen waren ziemlich öde und die Quests gefühlt alle gleich, weshalb ich auf diese Hauptquests sehr wenig Lust hatte). Aber zum Glück gibt es in Skyward Sword auch viel Abwechslung, sonst hätte ich es vermutlich nicht zuende gespielt.

  4. Avatar von Lenny

    Ein richtig schöner Artikel von dir Alexa. Ich hatte am Anfang das Gefühl, dass du in Reimform geschrieben hättest. Dadurch hatte der ganze Text einen schönen Fluss. Was man vom Spiel ja leider nicht unbedingt behaupten kann.

    Ich könnte jetzt ja einfach nochmal abschreiben, was ich schon auf Twitter geschrieben habe, als ich Skyward Sword beendet hatte. Ich mache es aber etwas kürzer. Im Grunde genommen stimme ich dir aber in allem was du geschrieben hast zu. Skyward Sword war und ist ein Opfer seiner Plattform. Die Wii stand für Bewegungssteuerung also brauchte Skyward Sword so eine Steuerung. Ich weiß nicht ob sie gut funktioniert hat, aber was ich weiß ist, dass eine Umsetzung für die Switch mit Bewegungssteuerung zwar logisch ist, aber alternativ eine reine Buttonsteuerung hätte haben können. Ohne Schwertschwingen mit dem rechten Analogstick. Aber dann wären die Kämpfe wohl auch noch langweiliger als ohnehin schon. Viel mehr als wildes Gefuchtelt oder Stickgewackel ist es ja am Ende nicht. Der Frust kommt ja nur dadurch auf, dass die Steuerung einfach nie so funktioniert, wie man das will.

    Wie du aber schon richtig sagst, was Skyward Sword ausmacht, ist die Welt, die Atmosphäre und auch die Beziehung zwischen Link und Zelda. Die wahrscheinlich erst wieder in BotW so intensiv gezeigt wurde. Überhaupt wirkt Skyward Sword wie ein erster Versuch für BotW. Vieles in der Welt erinnert an BotW. Gegnerdesign, Weltendesign und auch die Optik. BotW ist die Verbindung zwischen klassischem Zelda-Spiel und BotW. Eine Verbindung die nicht immer ideal ist, aber ja offensichtlich Potenzial hatte um BotW daraus zu machen.

    Alexa SpraweTobiAndré EymannDennis Gerecke
    1. Avatar von Dennis Gerecke

      Wann veröffentlichst du eigentlich deine Kritik zu Skyward Sword?

      Alexa SpraweLenny
      1. Avatar von Lenny

        Gibt es doch auf Twitter. Oldschool. Handschriftlich und dann abfotografiert.

        Alexa Sprawe
    2. Avatar von Alexa Sprawe

      Lieber Lenny, vielen Dank für deinen Kommentar! Ich muss dir bzgl. des Kampfsystems zustimmen: Wirklich abwechslungsreich war es ja nicht. Und auch ich war überrascht, wie viel von dem, was ich schon aus BotW kenne, in Skyward Sword schon da war. Das mit dem Parasegel bzw. Paraschal z.B. fand ich sehr interessant. In Skyward Sword hat es noch keine so große Funktion, aber in BotW spielt es eine sehr große Rolle. Ich fände es spannend, die beiden Spiele mal genauer zu vergleichen.