Die Suche nach einem geeigneten Spiel für zwei Personen kann ein schwieriges Unterfangen sein. Diese Erfahrung mussten meine Partnerin und ich ebenfalls machen. Auf der Suche ein oder gleich mehrere Titel zu finden, die uns gleichermaßen unterhalten und fordern, sind wir schnell an unsere Grenzen gestoßen. Die Frage ist: Warum eigentlich?
Couch-Coop ist zwar ein schönes, aber auch ein einseitiges Modell.
Angefangen hat eigentlich alles, als die gemeinsamen Abende mit unseren liebevoll und skurril erstellten Familien in Sims 3 oder Sims 4 eine gewisse Abwechslung haben vermissen lassen. Wir überlegten uns, welche Alternativen es gäbe, als gemeinsam und gleichzeitig alleine, eine wieder und wieder ins Chaos stürzenden Familie zu erstellen. Bei der Suche stellte sich schnell heraus: Das Ganze ist gar nicht so einfach, wie ich zuvor angenommen habe!
Auf den Seiten einschlägiger Videospiel-Magazine, Blogs oder Social Media Einträgen sammelten sich immer wieder dieselben Titel, die vorgeblich für Pärchen oder Freunde ideal seien. Es wurde eine Vielzahl an Spielen vorgestellt, die vermeintlich einfach zu verstehen sind, Unterhaltung bieten und, die eigentlich wichtigste Komponente, gemütlich von der Couch aus zu spielen sind. So weit, so gut.
Leider zeigte sich aber auch, dass, seitdem onlinebasiertes Spielen von Titeln jedwedes Genres zum Standard wurde, kaum noch Diversität im lokalen Multiplayer vorherrscht. Diese Entwicklung und die darauffolgenden gesteigerten Möglichkeiten sind nicht zu unterschätzen, dennoch wird eines wohl immer häufiger vernachlässigt: lokales Spielen. Und zwar die Form lokalen Spielens, welche ohne Transport und Zusammenschluss mehrere PC’s oder Konsolen an einem Ort auskommt.
Casual Games prägen den modernen lokalen Multiplayer und zwar nicht ohne Grund: Sie sind intuitiv und bieten einen schnellen, erfolgreichen Einstieg. Dem Anspruch und der Vielfalt der meisten Singleplayer-Titel können sie kaum das Wasser reichen. Und genau hier liegt das Problem.
Ich möchte keineswegs behaupten, dass mir und meiner Freundin aktuelle Titel wie Overcooked 1 & 2 oder beispielsweise die Lego ® Harry Potter- Reihe keine Freude bereiten oder erinnerungswürdige Momente hinterlassen haben — unvergessen sind die Momente albernen Zauberstabgefuchtels — jedoch fehlte es einem immer wieder an erzählerischer Tiefe. Eine Komplexität, die ich von vielen Singleplayer Spielen gut in Erinnerung habe.
Also ging die Suche weiter…
Aufbruch in neue Welten
Beim ganzen Recherchieren, Ausprobieren und dem am Ende doch nicht ganz zufrieden sein, haben wir das eigentliche Ziel völlig aus den Augen verloren und uns den persönlichen all-time-Klassikern hingegeben.
Hauptziel war es die jeweiligen Interessen an digitalen Spielen zu kombinieren und gemeinsam zu erleben. Und genau das haben wir dann letztlich auch getan — mit weitreichenden, zeitintensiven Folgen.
Es begann eine bisher nicht beendete Reise, an deren Anfang Red Dead Redemption 2 stand und bis dato viele weitere Titel umfasst.
Red Dead Redemption 2 bot genau das, was wir uns erhofft hatten: eine wunderschön gestaltete, mit realitätsgetreuen kulturellen Elementen untermauerte und größtenteils frei zu erkundende Welt. Gepaart mit einer der spannendsten, emotionalsten und konsistentesten Geschichten, die ich jemals in einem Videospiel erleben durfte und uns nicht selten schockiert oder mitgenommen zurückgelassen hat, erlebten wir eine neue, vorher missachtetet Option des gemeinsamen Spielens.
An die 160 Stunden Spielzeit verbrachten wir damit, jeden Winkel zu erkunden und jegliche Geschichten in Gänze zu erleben. Immer abwechselnd, von Mission zu Mission, von Aufgabe zu Aufgabe, von Abenteuer zu Abenteuer. Schnell entwickelte sich eine Passion, wie die einer fesselnden Serie oder eines Buchs, die noch immer zum Schwelgen und Lachen einlädt.
Es folgten weitere Adventure und Rollenspiele im ähnlichen Stil, auch wenn die entfachte Anziehungskraft des ersten prägenden Outlaw-Abenteuers noch gleichwertige Konkurrenz sucht.
Wir kämpften uns beispielsweise als Assassine Bayek von Siwa durch die wunderschön inszenierte und mystisch aufgeladene Welt von Assasins Creed Origins oder verkloppten umherirrende Söldner:innen und Soldaten aller Fraktionen in AC Odyssee. Diese Reise führte uns bis hin zur Welt der altgriechischen Mythologie, gespickt mit extravaganten sowie narzisstisch veranlagten Göttern.
Wir erlebten epische Schwertkampfduelle in cinematographischer Aufmachung und kriegerische Konflikte mit mürrischen Invasoren in Ghost of Tsushima, abstruse Geschichten, vielschichtige Dialoge und das ein oder andere Monster in The Witcher 3: Wild Hunt.
An zig aufeinanderfolgenden Abenden vertieften wir uns in fiktive Welten und entflohen alltäglichem Stress und zwar in einer Intensität und Hingabe, wie sie nur im Rahmen von Spielen möglich ist. Wir haben also schlichtweg das gefunden, wonach wir so lange Ausschau gehalten haben.
To be continued…
Die Suche nach dem einen Typ Spiel, welches den gewünschten Effekt erzielt, lässt einen schnell das Offensichtliche vor den Augen verlieren. Genau das war zumindest meine Erfahrung. Mein beziehungsweise unser Wunsch nach fesselnden Geschichten und Settings, kombiniert mit dem gemeinsamen Erleben und all das vom Sofa, Bett oder sonst wo aus, konnten erfüllt werden. Und zwar nicht durch die üblichen Verdächtigen des lokalen Koops, sondern durch reine „Singleplayer“ Abenteuer — umfunktioniert zu einem persönlichen Multiplayer.
Bisher haben wir uns, zumindest gemeinsam, eher an den AAA-Titeln abgearbeitet, von daher wäre es spannend zu erfahren, welche Spiele ihr gemeinsam erlebt und warum? Spielt ihr ausgeschriebene Singelplayer-Spiele prinzipiell alleine, oder lasst ihr euch auch gemeinsam auf ein Abenteuer ein?
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