Ich möchte euch einfach mal mitnehmen in mein Leben und versuchen euch näherzubringen, warum ich damit anfing Videospiele zu sammeln. Zunächst aber will ich abgrenzen, was Sammeln genau für mich bedeutet, um eine gemeinsame Definition mit euch zu haben. Sammeln heißt für mich nämlich etwas anderes als es bei den Ü-Ei-Fanatikern oder den Porzellantassen-Fans der Fall ist. Diese wollen oft vollständige Sets besitzen oder ganz seltene und wertvolle Stücke in der Sammlung haben. Dies ist bei mir nicht der Fall. Daher wird meine Sammlung aber auch wohl nie ein Ende erreichen, womit ich bisher gut leben kann.
Für mich bedeutet Sammeln, dass ich mit Neugierde regelmäßig die Videospielregale meiner örtlichen Händler durchstöbere. Auf Auktionen nach kuriosen Games oder ganz besonderen Erinnerungsstücken jage. Quasi könnte man sagen, ich lebe nun als Erwachsener den Traum eines jeden Videospiel-Kiddies. Ich kaufe mit erwachsenem Geld kindischen Kram und darf ihn behalten. Dabei darf primär alles Interessante und Bekannte in mein Heim einziehen, dass mein Interesse weckt.
Ob ich dann dazu komme, alles zu spielen steht auf einem anderen Zettel, aber darum geht es jetzt auch nicht. Wer also gehofft hat, dass ich über Grading und mega seltene Erstveröffentlichungen schwadroniere, wird leider von mir enttäuscht werden. In diesem Beitrag soll es rein darum gehen, warum ich Videospiele sammle und was mir Videospiele bedeuten. Vielleicht erkennt sich ja, der Eine oder die Andere darin wieder und mag mir von eigenen Geschichten berichten.
Videospiele, ein steter Begleiter in meinem Leben
Als Kind der Achtziger bin ich in den Neunzigern groß geworden. Das heißt, der Einzug der Videospiele aus den sperrigen Arcadeautomaten in die Wohnzimmer war bereits voll im Gange oder sogar vollzogen. Videospiele waren für mich also, nicht zuletzt durch den Umstand bedingt, dass meine Mutter selbst gezockt hat, allgegenwärtig. Mein Bruder und ich hatten einen Atari im Zimmer und das NES stand im Wohnzimmer bereit. Später kamen dann noch Commodore, Amiga, Super Nintendo, die PlayStation usw. allein durch meine Mutter ins Haus.
Man könnte also durchaus sagen, Games begleiten mich im Leben schon seit meiner frühsten Kindheit. Dabei haben sie bis heute für mich nichts an ihrer Magie verloren. Als Kind habe ich bereits auf dem Pausenhof Amiga-Disketten mit Freunden getauscht und so im Laufwerkschlitz für Nachschub gesorgt. Auch ging mein Taschengeld nicht selten für neue Spiele drauf. In den Neunzigern aufwachsen hieß auch, dass man im Gegensatz zur heutigen Zeit, ab und zu nach draußen musste.
Dabei ging die verordnete Frischluft ebenfalls nicht selten bei Freunden vor der Konsole vonstatten, wir hatten ja keine Smartphones, um einfach vor der Tür zu zocken. Ihr seht also, egal wie, ich habe schon immer erfolgreich Wege gefunden zu zocken, wenn ich es wollte. Videogames gehören für mich ganz klar ebenso wie Filme und Kunst zu der heutigen Kultur und sind nicht wegzudenken. Daher nehmen Games einen hohen Stellenwert in meinem Leben ein.
Videospiele als Kapseln der Erinnerungen
Bedingt durch die permanente Präsenz von Videospielen in meinem Leben habe ich zu einigen Games eine ganz besondere Beziehung. So verbinde ich viele Ereignisse oder Zeitpunkte in meinem Leben mit Videospielen. So ist Mallorca beispielsweise für mich untrennbar mit Street Fighter 2 verbunden.
Statt an Strände oder Palmenblätter erinnere ich mich daran, dass als Kind in der Strandbar gesessen habe. Kakao schlürfend an der Arcademaschine Street Fighter 2 gegen einen Kellner spielte und schon regelrecht in einen Wettstreit verfallen war. Fragt ihr mich, wie es war, das erste Mal am Meer zu sein, kann ich es euch nicht sagen. Dass der Kellner immer nur Sagat wählte und ich nur zwei Mal gegen ihn gewann, weiß ich hingegen noch sehr genau.
Vielleicht erinnere ich mich auch so gut an diese Begebenheit, weil ich so etwas nicht oft machen konnte als Kind. In Bars zu gehen oder an Arcadeautomaten zu spielen konnten wir uns in Deutschland nicht erlauben. Die Reise konnten wir ohnehin nur machen, weil meine Mutter sie in der Tombola gewann. Also haben die Videogames auf mich scheinbar mehr Eindruck gemacht als die balearischen Inseln, die schöne Natur oder das Meer.
Genau so, wie mit Street Fighter 2 geht es mir mit anderen Games, die ich im Laufe meines Heranwachsens gespielt habe. Ich knüpfe nicht wenige Games an für mich wertvolle Erinnerungen der Unbeschwertheit aus meinem Leben. Wer meinen Artikel zu Discworld gelesen hat, weiß, dass wir auch oft als Familie gemeinsam an Spielen geknobelt haben. Daher stehen auch viele meiner Kindheits- und Familienerinnerungen in Verbindung zu Games. Ein weiteres Beispiel wäre da Alundra für die Sony PlayStation.
Ich war damals ca. 12 Jahre alt und kam eines Tages früher aus der Schule heim. Setzte ich mich an die PlayStation und beschloss mir diesen Reptilienboss nochmal vorzuknöpfen. Er hatte meine Mutter, meinen Bruder und mich bereits unzählige Male fertig gemacht. Der Boss war auch nur zum Hassen erschaffen worden. Ein riesiger Echsenkrieger aus Stein, der mit sechs bis acht weiteren kleinen Echsenkriegern durch eine Arena sprang. Jedes Aufkommen des Riesen sorgte für Bewegungsunfähigkeit und die Kleinen schlugen und spukten permanent um sich. Nach einigem Gezitter und deutlich erhöhter Temperatur gelang es mir jedoch ihn in die Knie zu zwingen.
Meine Mutter und mein Bruder wollten schon die Flinte ins Korn werfen, doch ich hatte ihn gelegt, ganz allein und vollkommen selbstständig. Ich war so stolz auf mich und fühlte mich so, als hätte ich für die Menschheit beachtliches geleistet. Meine Mutter konnte es kaum glauben als sie nach Hause kam und war froh, dass sie ihr geliebtes Alundra endlich weiterspielen konnte.
Auch heute weiß ich also noch ganz genau, wie glücklich ich war. Es ist für einige nur ein Spiel, aber für mich bedeutete es damals einen Zuwachs an Selbstwertgefühl und Selbstbewusstsein. Genau diese Gefühle und Erinnerungen kommen jedes Mal wieder hoch, wenn ich Alundra in meinen Händen halte. So verbinde ich gerade sehr viele Erinnerungen meiner Jugend und Kindheit mit Videospielen oder auch Filmen.
Darum fühle ich mich auch heute ein wenig wie Albus Dumbledore mit seinem Denkarium und dem Schrank voller Erinnerungen, wenn ich durch meine Regale streife. Man kann also sagen, dass ich in erster Linie von Videospielen repräsentierte Erinnerungen sammle. Nahezu allen Spielen, die ich gezielt in die Sammlung aufgenommen habe, wohnt eine solche kleine Erinnerung bei. Sei es der Ort, an dem ich es spielte, die Person, mit der ich spielte oder einfach nur das Spiel selbst.
Einige Beispiele:
- Resident Evil 2: Stundenlang schaute ich meinem Bruder beim Spielen in seinem Zimmer zu. Ein Blick darauf und ich sitze wieder auf dem alten durchgesessenen Sofa und versuche ihm kluge Tipps zu geben.
- Baphomets Fluch 2: Tauschte ich mit einem Nachbarsjungen, der lieber Ridge Racer haben wollte als dieses „Langweilige Rätselgame“. Ein Blick darauf und ich fühle wieder die Spannung und den Nervenkitzel, den ich mit George durchmachen musste.
- Lego City Undercover: Eines der ersten eigenen Games meines Sohnes, das seine Augen leuchten ließ. Ein Blick auf dieses Game und ich sehe meinen kleinen Jungen vor mir, der enthusiastisch sein Kinderzimmer nach Bomben absucht.
- Wario Blast: Das erste Spiel, das nur mir gehörte und die Ära des Game Boy bei mir einläutete. Ein Blick darauf und ich liege in meinem Kinderzimmer, mit der Taschenlampe im Bett und spiele heimlich unter der Decke Game Boy.
- DOA Ultimate: Ein Kumpel und ich haben wie die Irren, Tag und Nacht gezockt, um alle Kostüme freizuspielen. Ein Blick darauf und diese großartige Zeit, die mittlerweile gute 15 Jahre her ist, fühlt sich wieder an wie gestern.
So könnte ich stundenlang weiter machen und bin mir sicher, ich bin mit diesen in Plastik konservierten Erinnerungen nicht allein. Wie viele andere, trennte ich mich leider damals von alten Spielen, um Geld für neue zu haben, was zum Verlust einiger heute für mich wertvollen Games führte. Heute ist das alles natürlich etwas anders. Ich bin zum Glück nicht mehr darauf angewiesen, alte Spiele zu verkaufen, um mir mal ein neues leisten zu können. Was dann auch nach meinem Studium der ausschlaggebende Punkt war, um mit dem Sammeln zu starten. So begann ich also viele meiner verlorenen Erinnerungsstücke wieder nach Hause zu holen und so für mich und hoffentlich auch für die Nachwelt zu erhalten.
Videospiele gehören heute einfach immer dazu
Meine Frau und ich haben die Liebe zu Videospielen selbstverständlich an unseren Sohn weitergegeben. Das geht sogar so weit, dass Videospiele bei Familienfesten eine ganz besondere Rolle spielen. Zu Silvester spielen wir jedes Jahr gemeinsam eine Runde Mario Party oder Mario Kart, bevor das Jahr zu Ende geht. Auch Reisen werden oft so eingerichtet, dass ich irgendwo mal in einen Game Shop schauen kann. Um mir so ein persönliches Andenken in Form eines Videospiels mitzunehmen.
Auch die GamesCom steht fest im jährlichen Urlaubsplan und wird seit Jahren von uns gemeinsam als Familie besucht. Mann kann uns also durchaus als moderne Gamer-Familie betrachten. All diese schönen Erinnerungen, die ich mit euch teilen möchte und diese Gefühle, die diese Spiele wie Zeitkapseln in sich gespeichert haben, sind schlussendlich der Grund für meinen Blog und die aktive Mitarbeit bei den guten Seelen von Videospielgeschichten.de.
Lange Rede kurzer Sinn
Wann ich damit begann, schöne Erinnerungen durch Videospiele zu sammeln, kann ich nicht genau sagen. Vielleicht war es als ich meinen Game Boy bekam oder sogar schon beim Atari spielen mit meinem Bruder. Was ich aber auf jeden Fall sagen kann ist, dass mich viele wunderbare Erinnerungen und Nostalgie mit diesen Spielen verbinden. Für mich sind meine Spiele daher nicht einfach nur Objekte.
Sie haben eine Seele und repräsentieren Momente und Menschen aus meinem Leben. Der Zustand oder Wert des Spiels sind für mich daher nebensächlich und nicht so wichtig. Zudem liebe ich einfach die Spiele in meiner Sammlung zu haben, über die ich kuriose Geschichten bei einem gemütlichen Abend erzählen kann. Wusstet ihr zum Beispiel, dass der gute Drache Spyro nur Lila ist, weil er in Grün buchstäblich in den Grasfeldern seiner Welt verschwand?
Ich hoffe, ich habe euch mit meinem sentimentalen Geschwafel nicht zu Tode gelangweilt. Ich freue mich über eure Erinnerungen zu Videospielen in den Kommentaren zu lesen.
Videospiele sind mehr, Videospiele sind Kulturgut!
Danke für eure Aufmerksamkeit, euer Sven
PS: Natürlich zocke ich meine Games neben dem ganzen Sammeln noch immer mit großer Begeisterung.
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