Wie Doom in mein Leben trat … und es 20 Jahre später mein Leben rettete

Von DJ Tayler am
Veröffentlicht in Spielebesprechungen, Videospielgeschichten
Mit Kommentaren von DJ Tayler, Sven Pieloth, Tobi, Susanne Wosnitzka, André Eymann, Stephan Ricken

Wie bei so vielen Menschen in meinem Alter (41, bei Erscheinen dieses Artikels) war auf einmal ein Spiel da, das anders war. Es spritzte Blut, es war böse, verboten, man jagte Zombies durch Labyrinthe und man brauchte natürlich alle fünf Disketten, um alle Episoden spielen zu können. Die Rede ist von Doom.

Ein Freund brachte die Disketten mit zu uns, denn wir hatten schon einen Pentium mit 60 MHZ und 8MB RAM. Im Grunde der erste Intel Pentium, der aber noch auf einem 486er-Board lief. Ja, da konnte man schon die Grafik hochstellen und Doom so richtig genießen in 640×480 Pixeln.

Schnell sprach sich das mit den Cheats rum, und so konnte man auch auf Ultra Violence gewinnen. Damals mit 14 Jahren war uns das relativ egal. Dann kam Doom 2 und mit ihm die doppelte Schrotflinte. Gleiches Prinzip, wir benutzten Cheats und zockten es so durch. Danach wurde es, sagen wir, langweilig, und das Spiel verstaubte.

Dann erschien im Jahre 2012 Doom 3 BFG-Edition für die PS3. Und da waren die Classics Doom 1 und 2 mit dabei. Also hab ich mich gefreut, dass sie wieder zum Leben erweckt wurden. Zu dem Zeitpunkt habe ich eh lieber auf Konsole gespielt.

Und so entdeckte ich knapp 20 Jahre später eine alte, verrostete Liebe wieder. Etwas, was mich an meine Kindheit erinnerte. Nun gab es keine Cheats auf der PS3 und ich musste “so” ran.

Doom Noble Chair (Bild: DJ Tayler)
Doom Noble Chair (Bild: DJ Tayler)

Also habe ich brav das Doom-Spielen wieder erlernt und verstanden, wie ich beide Teile auch so schaffen konnte. Dann kam die Classic Complete Collection mit Final Doom auf die PS3. Also sehr viel zu spielen und vieles neu zu entdecken. So fand ich im Jahre 2013 den Spaß, in Doom die Welten zu erkunden, Geheimnisse in den Leveln zu finden und und und. Quasi ein erstes Mal alles spielen und entdecken.

Was mich daran so fasziniert hat, waren im Grunde der Levelaufbau und das Spielprinzip. Man konnte entdeckerisch suchen, finden, sammeln, sich Zeit lassen oder einfach wie ein Blöder durch die Level rennen, so schnell es geht.

Tatsächlich war die Collection mein erstes Playstation-Spiel, welches ich zu 100 % geschafft habe. Also alle Trophäen einsammeln, die das Spiel hergab. Einen Cyberdemon mit der Hand töten, war eine davon.

Okay, also sind wir an dem Punkt, alte Liebe gefunden und endlich vereint. Aber der Punkt, warum dieses Spiel mein Leben rettete, zu dem kommen wir jetzt.

Im Jahre 2013 wurde ich auf der Arbeit von einem Jugendlichen mit einem Messer angegriffen. Das Ganze hat mir buchstäblich den Boden unter den Füßen weggezogen. Es klappte so gar nichts mehr in meinem Leben.

Nun gut, ich suchte mir also Hilfe. Mein Therapeut fragte mich, ob es irgendwas gibt, was ich öfter tun kann, was mir ein Gefühl von Erfolg und oder Glück bringt. Und ich sagte: Ja. Wenn ich Doom spiele, geht es mir gut. Das kann ich. Er meinte, das ist ein Strohhalm. Ich sollte ihn nutzen.

Also tat ich das. Habe mich in dieser Zeit mit dem Spiel über Wasser gehalten. Es hat mich am Leben gehalten. Es hat mir Freude bereitet. Ich wurde immer besser, schaffte die 100 % in dieser Zeit, und dann fing ich mit Speedrun an.
Im PSN stand ich in vielen Leveln unter den Top 20, in manchen später sogar auf Platz 1!

Viele werden jetzt sagen: Doom spielt man nur echt auf dem PC. Mag sein … in diesem Fall war es mir aber wurscht.

Es hat etwa fünf Jahre gedauert, bis ich mich von dem Vorfall tatsächlich wieder richtig erholt habe. In dieser Zeit habe ich meine beste Freundin geheiratet, bin Vater einer Tochter geworden, und mir geht es wieder gut.

Aber was ist aus der alten PS3 geworden? Nun ja, auf der Xbox One gab es Doom, dann kam Doom für die Switch und da spiele ich es heute immer noch. Dank der Mods, die man installieren kann, eine sehr willkommene Abwechslung. Und ja, ich spiele Doom auch auf meinem PC. Mit Xbox Joypad und GZDoom. Sicherlich könnt ihr euch vorstellen, wie sehr mich das Reboot von Doom im Jahre 2016 gefreut hat.

Nun im Jahre 2021 schenkte mir meine Frau zum 41. Geburtstag den Doom Noble Chair. Auf dem sitze ich gerade und schreibe diesen Artikel. Sie meinte zu mir: Dieses Spiel ist dir so wichtig, du liebst es und spielst es auf allen Konsolen, die wir haben, dann sollst du auch auf dem Doom-Stuhl sitzen.

Das Spiel hilft mir heute noch beim Entspannen. Dank Switch Port überall zu spielen. Und ja, ich habe sowohl auf PC als auch auf der Switch alle alten und neuen Teile … ja, ich bin verrückt, mögen manche sagen. 

Aber es hat mir das Leben gerettet und deswegen möchte ich es hier würdigen.

Das ist meine Geschichte zu Doom gewesen und wie es mich heute immer noch begleitet.


NadineThorsten WeiskopfTobiAndré EymannStephan Ricken
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Kommentare (10)

  1. Hallo Tyler.
    Diese Art von Schicksalsschläge sind eine schlimme Sache. Ich weis wovon ich schreibe. Das Erstaunliche ist jedoch, dass gerade diese Phase im Leben, die die schlimmste sein kann, einem Dinge lehren kann die man ohne diese Erfahrung nie gelernt hätte. Meist über sich selbst und über das was im Leben zählt. Das dir z.B. das spielen von Doom den Kopf über Wasser gehalten hat ist bemerkenswert. Ein Spiel, dass gerade in den 90er für negative Reaktionen in Deutschland gesorgt hat, rettet dir buchstäblich das Leben. Und genau diese Storys machen das Thema Videospiele und ihren Einfluss auf uns so wahnsinnig interessant. Vielen Dank für deine Videospielgeschichte.

    DJ TaylerTobiAndré Eymann
  2. Vielen Dank für deinen persönlichen Bericht, Tayler. Mit Doom bin ich zwar nie warm geworden, aber dass Spiele, ich sag mal, in “unglücklichen” Situationen helfen können, hab ich selbst schon öfters erlebt und bin froh, dass wir diese Möglichkeit haben.
    Gut, dass du diesen Strohhalm und diesen Therapeuten hattest. In diesem Kontext, was für ein schönes Geschenk von deiner Frau 🙂 Danke dir für deine Geschichte.

    DJ TaylerAndré Eymann
  3. Vielen Dank für diesen sehr berührenden Artikel und einen Einblick in dein Leben. Ja, das Sich-festhalten-Können auch an den kleinen Dingen oder den virtuellen Welten bedeutet so unendlich viel in Zeiten, in denen es einem nicht so gut geht. Es ist wahrlich eine Verbindung, die retten kann, wenn sonst nichts mehr groß Freude bringt. Hab eine gute Zeit trotz allem, was grade so in der Welt vor sich geht. “Wir” haben zur Spontanflucht ja noch andere Welten, wenn auch temporär & auch die begrenzt (aber immerhin)…

    DJ TaylerAndré EymannTobi
  4. Wow, was für ein schöner und berührender Beitrag! Mal abgesehen davon, dass ich Deine Faszination und Leidenschaft für Doom mittrage, ist Dein Text ein wunderbare Beispiel für die positive Kraft von Videospielen. Ich stehe seit jeher auf dem Standpunkt, das Computer- und Videospiele eine Bereicherung für uns sind und habe ebenfalls in “dunklen Zeiten” Trost und Halt in Spielen gefunden. Danke für Deine Offenheit und das Du Deine Geschichte mit uns teilst!

    DJ TaylerTobi