Auch Obermair kommt um die obligatorische, hier allerdings angenehm verkürzte, Einführung in die Geschichte der Computertechnik nicht herum. Von Beginn an präsentiert sich das Buch als klar strukturierter Ratgeber und Einkaufsführer.
Inhalt und Rezension
Eine persönliche Färbung sucht man in den Texten des Autors vergeblich. Stattdessen gibt Gilbert Obermair hilfreiche Tips zur Auswahl der am Markt befindlichen Systeme und Spiele.
Die damals wichtigen Punkte („Kann man die Handregler in der Konsole versenken?“ oder „Komme ich besser mit einem Joystick oder einer Steuerscheibe zurecht?“) lesen sich heute amüsant. So kann man beim Schmökern in diesem Buch, mögen die Formulierungen auch noch so sachlich sein, immer wieder ins Schmunzeln geraten. Besonders wenn man die frühen Achtziger als Jugendlicher selbst miterlebt hat.
Ein weiteres Beispiel hierfür ist der Satz „Die Zeit der Ballerspiele scheint vorbei zu sein“ aus dem Kapitel Software-Auswahl. So leicht kann man sich irren… 1983 boomten Videospiele bei uns und Obermairs Report gibt uns hier wertvolle Informationen über die Situation in Deutschland. So lernen wir, dass die Telespiele seit Beginn der Achtziger einen vollkommen neuen Markt erschlossen haben, der fortan stetig wuchs.
Verschiedene Einschätzungen sollen dem Leser helfen, sich zwischen einem Telespiel oder einem Heimcomputer zu entscheiden. Dieses Thema war damals bereits sehr aktuell. Dabei trifft Obermair fachlich nicht immer ins Schwarze.
So schreibt er beispielsweise „Die Ausbaufähigkeit zum Heimcomputer sprechen für Vectrex“. Nun wissen die meisten unserer Leser sicher, dass gerade die Zuhause-Minispielhalle Vectrex sehr limitierte Erweiterungsmöglichkeiten bot. Auch könnte man wahrscheinlich darüber diskutieren, ob das Philips G7000 mit der Kassette Videopac 9 der ideale Einstieg in die Assembler-Programmierung gewesen wäre. Bis auf wenige Ausnahmen aber, ist das Buch gut recherchiert und sachlich genau.
Obermair führt alle damals wichtigen Telespiele mit einem kurzen, teilweise bebilderten Portrait auf. So finden wir in diesem Buch die folgenden Geräte: Atari VCS, CBS ColecoVision, Creativision, Hanimex HMG 2650, Mattel Intellivision, Philps G7000/G7400 und Vectrex.
Die Spieleübersicht wird inhaltlich umfassend aber optisch sehr übersichtlich dargestellt. Es sind alle wichtigen Titel aufgelistet.
Die Beschreibung zum Atari Titel Adventure liest sich bei Obermair beispielsweise so: „Reise mit Überraschungen durch eine Reihe von Labyrinthen. Der goldene Becher ist ins Schloß zu bringen. Drachen!“ Das ist kurz und einprägsam. Die meisten Leser des Taschenbuchs waren damit sicher, gerade im Verhältnis zur Menge der bewerteten Spiele, ausreichend informiert.
Spannend finde ich die kleinen Ausflüge in die Peripherie der Systeme. Auf Seite 49 wird der Starpath Supercharger von Unimex vorgestellt. Mittels dieser Hardware konnte man Spiele von Tonbandkassetten in das Atari VCS einspielen. So sollten auf der Atari Konsole „Spielhalleneffekte mit Super-Grafik“ möglich werden.
Kurz aber wertvoll ist auch das Kapitel „Stand-Alone-Systeme“, in dem diverse Handheld- und Table-Top-Spiele (Beispiele: LCD-Table-Tops mit Snoopy und Popeye von Nintendo oder Puck Monster von Gakken/Lindy) vorgestellt werden.
Nicht zu vergessen ist die Übersicht „Heimcomputer für jedermann“, die alle wichtigen Geräte von damals mit Fotos, technischen Daten und Preisen auflistet. Vom günstigsten Einsteigermodell, dem ZX81 (148 DM), bis zum Spectravideo SV-318 (888 DM) können alle Modelle miteinander verglichen werden.
Den Abschluss macht das Kapitel „Grausame Automatenspiele“, dass sich dem Thema „Kriegsspielautomaten“ widmet. Schon 1983 wurde auf der Basis von wissenschaftlichen Untersuchungen festgestellt, dass die Killerspiele-Diskussion zu einseitig bewertet wird.
So zitiert das Buch Hermann Holl mit den folgenden Aussagen: „Doch Politiker brauchen wohl einen Ausgleich für ihr schlechtes Gewissen, weil sie die Welt auffüllen mit Vernichtungswaffen“, sowie „Wenn Kinder Krieg spielen, dann spielen sie Krieg, sie machen keinen Krieg“
Fazit
Dieses Buch ist ein sachlich gestaltetes und professionelles Nachschlagewerk und war seinerzeit sicher ein guter Ratgeber für den Kauf. Der Inhalt ist kompakt dargestellt ohne vom roten Faden abzuweichen. Hier stehen die Spiele nicht so sehr im Mittelpunkt wie bei den anderen Taschenbüchern dieser Art, dafür bekommt man praktische Tips zur Auswahl eines Systems auf dem Markt.
Somit war das Buch gerade auch für Eltern gut geeignet. Vom gleichen Autor ist übrigens auch das Buch Heimcomputer Report 84 erschienen.
Das Leihgabeexemplar für diese Rezension wurde freundlicherweise von Janni Douloumis zur Verfügung gestellt.
Mediadaten
- Das Buch ist 1982 im Wilhelm Heyne Verlag, München für 6,80 DM erschienen.
- Der Autor ist Gilbert Obermair.
- ISBN-Nummer: 3-453-41565-5.
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