Helden eines Sommers 2: Videospielautomaten heute

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Lesedauer: 2 Minuten

Letztes Jahr versetzte mich die salzige Seeluft der bretonischen Küste in die Vergangenheit zurück. Erinnerungen an die Videospielautomaten der 1980er Jahre wurden wach, so dass Moon Patrol, Pooyan und Gyruss wieder zum Leben erweckt wurden.

Meine abschließenden Gedanken, gängige Smartphone Spiele im hier und jetzt als „neue Automatengeneration“ zu etablieren, wurden in Tweets und Kommentaren als zweifelhaft bewertet. Zurecht. Vermutlich würde niemand Geld dafür ausgeben. Ein Mehrwert wäre einfach nicht gegeben.

Die Arcade befindet sich am Fuße der Kirche des Ortes. (Bild: André Eymann)
Die Arcade befindet sich am Fuße der Kirche des Ortes. (Bild: André Eymann)

Nun sind wir wieder am Strand und ich möchte das Thema noch einmal anders aufgreifen. Die Frage ist: welche Arten von Automaten konnten sich in die Gegenwart retten?

In unserem diesjährigen Urlaubsort gibt es eine kleine Spielhalle am Hafen. Nichts großes, aber immerhin befinden sich dort neben mehreren Airhockey-Tischen, Flippern oder den typischen „Greifautomaten“ auch eine Handvoll Videospielmaschinen.

Im Mittelpunkt steht der unübersehbare House of the Dead 3 von SEGA. Zwei Hartplastik-Shotguns laden dazu ein, um sich den endlosen Zombie-Horden entgegenzustellen. House of the Dead hat die Zeit überdauert, denn das erste Spiel der Serie erschien bereits 1996.

Dank seines großen Bildschirms, der bedrohlich große Gegner darstellen kann, der eingängigen Spielmechanik und natürlich des (für manchen sicher zweifelhaften) motivierenden Themas begreifen die Kids sofort worum es geht. Die Controller sind nahezu im Maßstab 1:1 und das Feedback auf dem Bildschirm unmittelbar. Ohne Zweifel: hier bekommt der Spieler etwas geboten. SEGA liefert mit seinem Automaten echte Unterhaltung ab und zieht die Spieler durch die Interaktion in die Spielwelt hinein. Wenn beide Spieler kooperieren, kommen sie schneller zum Ziel. So ein Gefühl kann man nicht auf einem Smartphone vermitteln.

Ein Blick in die kleine Spielhalle. (Bild: André Eymann)
Ein Blick in die kleine Spielhalle. (Bild: André Eymann)
Ein Shotgun-Controller von House of the Dead 3. (Bild: André Eymann)
Ein Shotgun-Controller von House of the Dead 3. (Bild: André Eymann)

Gleich daneben steht, im krassen Kontrast zur gruseligen Zombie-Ballerei, Mario Kart 2 Arcade GP. Der Zweisitzer-Funracer bietet den großen Spaß, den Mario Kart auch Zuhause macht, hier allerdings noch etwas ausgefeilter. Mit seinem echten Lenkrad, Gaspedal und Bremse, sowie der Hupe für den „Item-Abwurf“, bringt der Mario Kart Automat deutlich mehr Realismus ins Spiel als in den eigenen vier Wänden. Vor allem, wenn der Freund oder die Freundin im Rennsitz nebenan um den Rang kämpft. Überholen, Ausbremsen, Bananen werfen: das ist Wettbewerb pur. Gleichzeitig können beide Spieler natürlich auch direkt mit einander kommunizieren, während sie versuchen, mit Wario oder Bowser der Schnellste zu sein.

Zweispieler-Spaß mit Mario Kart 2 Arcade GP. (Bild: André Eymann)
Zweispieler-Spaß mit Mario Kart 2 Arcade GP. (Bild: André Eymann)

Eine etwas andere Variante bietet der Automat Manx Superbike TT Twin von SEGA, der als Motorradsimulation noch etwas mehr Bewegung vom Spieler fordert. Hier sitzen die Kontrahenten im Zwei-Spieler-Modus auf Motorrad-Nachbildungen und müssen durch diese durch die eigene Körperbewegung durch die kurvigen Strecken neigen. Mit dem Lenker wird Gas gegeben und jedesmal, wenn man aufdreht, kreischt die Maschine auf und man beschleunigt mit atemberaubender Geschwindigkeit.

Manx Superbike TT Twin von SEGA. (Bild: André Eymann)
Manx Superbike TT Twin von SEGA. (Bild: André Eymann)
Eine Detailansicht von Manx Superbike TT Twin. (Bild: André Eymann)
Eine Detailansicht von Manx Superbike TT Twin. (Bild: André Eymann)

Visuell „reale“ Spielwelten, die durch spezielle, echt wirkende Controller und einen kommunikativen Wettbewerb punkten. Verbunden mit großen Bildschirmen und einem attraktiven Zwei-Spieler-Modus heben sich diese Automaten deutlich von den Heimkonsolen ab und bieten so eine Alternative für die es sich lohnen kann einen Euro einzuwerfen. Das ist also der Mehrwert, mit dem Arcade-Automaten auch heutzutage noch überzeugen können.

Schön übrigens, dass man in Frankreich, anders als in Deutschland, noch viele Videospielautomaten in der Öffentlichkeit finden kann. Leider sind die Automaten in Deutschland seit 1985 aus der Öffentlichkeit verbannt. Mehr dazu könnt ihr in diesem Beitrag lesen.

Let's Go! Mario Kart 2 Arcade GP in Aktion. (Bild: André Eymann)
Let’s Go! Mario Kart 2 Arcade GP in Aktion. (Bild: André Eymann)
Thilo Nemitz

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3 Antworten zu „Helden eines Sommers 2: Videospielautomaten heute“

  1. Avatar von nexus6

    Ja, das waren noch Zeiten als in den 80ern an jeder Pommesbude und Kneipe Automaten standen. Da spielte man nicht mit Fremden im Internet, sondern von Angesicht zu Angesicht und gab sich Tipps oder verbreitete Spinnereien, was in späteren Leveln alles passieren solle. Die negative Seite: Viel Spaß führte zu wenig Taschengeld. Schade, dass es jetzt, wenn überhaupt, fast nur noch Rennspiele gibt.

  2. Avatar von Adrian

    Ich beneide ja immer wieder Menschen, die mit Automaten aufgewachsen sind. Zwar gab es diese in meiner Heimatstadt auch, aber sie waren für mich unerreichbar, da in einer Spielothek verbannt. Ich kann mich aber noch ganz gut daran erinnern, das mein bester Freund und ich uns mal heimlich in besagtes Establishment geschlichen haben und einen Blick auf einen der Automaten geworfen haben. Es war irgendwas mit Zombies, ob es aber ein House of Dead war, das weiß ich leider nicht mehr. Irgendwann hatte unsere örtliche Videothek später mal einen Rallye-Automaten aufgestellt, wo ich immer wieder mal fasziniert ne Mark (oder waren es zwei?) reingeschmissen habe, aber leider so schlecht war, das mir das Geld schnell zu schade wurde. So waren Arcades für mich lange Zeit eine Faszination, die ich aber nie so richtig ausleben konnte. Bis ich das erste Mal in Japan war. Als ich das erste mal in ein Sega-Arcade gegangen bin, sind mir fast die Augen geplatzt. Ich glaube ich habe das erste mal gut 50 Euro verspielt – und keinen einzigen Cent bereut. Jurassic Park, Star Wars, House of Dead, Tekken, Taiko no Tatsujin – nichts, was es nicht gibt. Dazu noch die „Greifarme“, an denen ich natürlich keinen Erfolg, aber trotzdem meinen Spaß habe. Und das von dir genannte Mario Kart kenne ich auch sehr gut. Demnächst bin ich wieder in Japan und will mal gucken, ob ich irgendwo die VR-Variante von Mario Kart GP finde. Ansonsten freue ich mich auf das neue House of Dead, welches mittlerweile bereits in den Läden stehen müsste (ganz sicher bin ich mir aber nicht, muss ich noch mal nachprüfen).

    Was ich ja sehr interessant finde ist, wie die Arcade-Betreiber in Japan es geschafft haben, ein sehr breites Publikum anzuziehen. Da sind eben nicht nur junge Videospielbegeisterte, sondern auch durchaus älteres Publikum, welches meistens in den oberen Stockwerken irgendwelche Pferderennspiele und andere seltsame Dinge zockt. Gleichzeitig sieht man auch sehr viele junge Paare und größere Gruppen von jungen Frauen, die sich in die engen „Purikura“ Kabinen zwängen und Fotos machen. Teilweise leiht man vor Ort auch Kostüme aus, macht sich besonders schick – ebenfalls durchaus lustig, auch wenn meine Frau mich zugegebenermaßen oftmals dazu zwingen muss, das ich auch mitmache 😀

    1. Avatar von André Eymann

      Hallo Adrian,

      das mit der japanischen Perspektive ist sehr interessant! Tatsächlich betrachte ich das Thema (logischerweise) fast nur aus westlicher Sicht. Dass die Arcades in Japan noch “leben” und ganz anderes in der Spielkultur etabliert sind kann ich leider noch nicht persönlich bewerten. Ich möchte natürlich auch deshalb mal nach Asien und mir die Spielkultur dort genauer anschauen.

      Lieben Dank für Deinen Kommentar!