Buchrezension: Das grosse Handbuch der Video-Spiele (Hartmut Huff)

Avatar von André Eymann
Lesedauer: 2 Minuten

Vorab muss erwähnt werden, dass der Autor Hartmut Huff Chefredakteur des legendären Magazins Telematch war. Die Telematch war seinerzeit nicht nur das erste deutschsprachige, sondern von 1983 bis 1985 eines der wichtigsten Magazine über Videospiele hierzulande. Hunderte von Klassiker wurden von der Redaktion getestet und bebildert.

Inhalt und Rezension

Eine unentbehrliche Entscheidungshilfe für die Qual der Wahl. (Bild: Heyne Verlag)
Eine unentbehrliche Entscheidungshilfe für die Qual der Wahl. (Bild: Heyne Verlag)

Im Vorwort seines Handbuchs der Videospiele warnt der Autor seine Leser zunächst eindringlich. „Lassen Sie die Finger davon!“ heißt es dort. Videospiele machen süchtig!

Süchtig haben sie scheinbar auch den Autor selbst gemacht, denn er beschränkt sich nicht auf trockene technische Beschreibungen zur Spielmechanik. Stattdessen stellt er in seinem Buch ca. 200 Videospiele in einer mit vielen (teils farbigen) Abbildungen angereicherten Übersicht vor.

Dabei wird das gesamte Taschenbuch deutlich vom persönlichen Stil des Autors geprägt. Dies ist aber nicht negativ zu verstehen. Gerade aus heutiger Sicht fehlen „Charakterköpfe“ wie Hartmut Huff im Videospiele-Journalismus. Durch seine kurze Auflistung der vorhandenen Spielsysteme erhalten wir gleich auf den ersten Seiten wertvolle Informationen. Die Preise damaliger Konsolen: Atari VCS (298 DM inkl. Pac-Man), Atari 5200 (550 DM), Colecovision (550 DM inkl. Donkey Kong), Intellivision (480 DM) oder Philips G7000 (300 DM).

Die Spiele werden mit einem klassischen Schulnotensystem (1=sehr gut, 6=ungenügend) bewertet. Zu vielen Spielen gibt es Screenshots. Diese sind allerdings – so wie es damals typisch war – oft keine echten Bildschirmfotos, sondern gezeichnete Illustrationen wie man sie auch auf den Verpackungen der Spiele finden konnte. Und diese können sich bekanntlich erheblich von der echten Bildschirmgrafik unterscheiden.

Huff beschreibt die Titel sehr offen und direkt („Halt ein Uraltspiel“ oder „Dafür sollten sie kein Geld ausgeben“). Das muss einem nicht unbedingt gefallen, zeugt aber dennoch von einer großen Spielleidenschaft. Auf jeden Fall aber trifft er erstaunlich schnell den Punkt und kann die Spielidee mit wenigen Sätzen verdeutlichen.

So schreibt der Autor zu Gangster Alley von Spectravision „Spiele wie diese scheinen mir nicht nur geschmacklos, sondern pervers. Sie sind Polizist und natürlich zum Schießen befugt. Wenn Sie Pech haben, treffen Sie eine Geisel! Gesamturteil: keine Bewertung“

Das Spiel The Riddle Of The Sphinx von Imagic bewertet Huff wie folgt: „Das ist das komplizierteste Spiel, das mir in den Videospiel-Computer gekommen ist. Aber ich krieg‘ das raus, das Rätsel! Gesamturteil: 1+“.

Dabei ist es genau diese Bildsprache, die das Buch zu einem erfrischenden Zeitzeugnis macht. Übrigens findet sich der gleiche Schreibstil auch in der Telematch wieder.

Als letztes Beispiel hier die Spielbewertung zu Star Wars – The Empire Strikes Back: „Falls Sie gern Luke Skywalker spielen wollen, liegen Sie hier richtig. Dies ist eine der ersten in Deutschland lieferbaren Cassetten, die Filmstoffe nachspielbar machen. Gesamturteil: 1“.

Leseprobe aus dem Kapitel Die Spiele. Über Centipede schreibt der Autor: Ein wurmähnliches Gebilde rast durch die Gegend... (Bild: Heyne Verlag)
Leseprobe aus dem Kapitel Die Spiele. Über Centipede schreibt der Autor: Ein wurmähnliches Gebilde rast durch die Gegend… (Bild: Heyne Verlag)
Leseprobe aus dem Kapitel Die Spiele. Hartmut Huffs Meinung zu Adventure von Atari: ...die Familie sitzt garantiert dabei, so interessant ist das. (Bild: Heyne Verlag)
Leseprobe aus dem Kapitel Die Spiele. Hartmut Huffs Meinung zu Adventure von Atari: …die Familie sitzt garantiert dabei, so interessant ist das. (Bild: Heyne Verlag)

Fazit

Das Buch dient hervorragend als Lexikon klassischer Videospiele. Es enthält keine Strategie-Tips oder Ausflüge in angrenzende Videospiel- oder Computerthemen. Die einfachen aber treffsicheren Spielbeschreibungen werden teilweise sehr persönlich formuliert. Wer sich daran nicht stört, bekommt mit Huffs Buch eine schöne und inhaltlich wertvolle Übersicht der wichtigsten Videospiele von 1983. In diesem Buch lebt der Zeitgeist.

Mediadaten

  • Das Buch ist 1983 im Wilhelm Heyne Verlag, München für 9,80 DM erschienen.
  • Der Autor ist Hartmut Huff.
  • ISBN-Nummer: 3-453-41534-5.


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2 Antworten zu „Buchrezension: Das grosse Handbuch der Video-Spiele (Hartmut Huff)“

  1. Avatar von May Jiner
    May Jiner

    Super Buch. Habe zwei davon.

    Das erste auf einem Grabbeltisch um 1987.

    Das zweite beim Spermüll gefunden zusammen mit einem C64, 1541 und Zubehör, um 2004.

  2. Avatar von Sascha Eversmann
    Sascha Eversmann

    Es gibt übrigens eine (seltenere) 2. Auflage mit rotem Cover mit „Stand 1984/85“: Einige Systeme sind dort nicht mehr vorhanden, andere breiter ausgeführt: Es lohnen sich also beide Versionen im Schrank!