Mein Augenblick des Glücks in Videospielen (Teil 2/8)

Von André Eymann am
Kommentiert von: Tobi, Chris, André Eymann, Leo, Alexa Sprawe, Couchgespräche, Jessica Kathmann, Davis, Lenny, MooDs
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Videospielgeschichten feiert Jubiläum! Vor 20 Jahren wurde mit der Webseite „Atari-Spielanleitungen“ der Grundstein gelegt. Vor 10 Jahren gründeten wir die Seite “Videospielgeschichten”. Mittlerweile haben wir 299 Beiträge von 79 Autoren veröffentlicht. Der 300. Beitrag sollte etwas ganz Besonderes sein. Deshalb haben wir am 10. Juli 2019 zu einem Gemeinschaftsbeitrag mit dem Thema „Mein Augenblick des Glücks in Videospielen“ aufgerufen. Die wunderbare Idee dazu stammte von Alexa Sprawe, Lennart Koch und Ferdinand Müller.

Die Resonanz der Aktion hat unsere Erwartungen bei weitem übertroffen. Insgesamt 73 persönliche und bewegende Geschichten sind bei uns eingegangen. Wir sind überwältigt und sagen DANKE an Euch alle! Voller Stolz und Dankbarkeit präsentieren wir hier das Ergebnis dieses einmaligen Projektes, dass es so noch nirgends gegeben hat.

In diesem Teil findet ihr die Geschichten von: Moni Eichiner, Maik Rimpl, Daniel Wagner, Rüdiger Dinges, Johannes Alvarez, Rena Fanselow, Miriam Ahman, Alexander Kogler und Christian Serra.


Moni Eichiner

Moni Eichiner @ privat
Moni Eichiner @ privat

Generell verstehen es viele Videospiele ja sehr gut, unsere Glückshormone aus ihren dunklen Verstecken zu locken, z. B. wenn wir nach langen Strapazen endlich eine schwierige Aufgabe gemeistert haben. Manche Dinge, die viel kleiner und unbedeutender erscheinen, bleiben mir allerdings zu diesem Thema viel besser im Gedächtnis. Dazu gehört auch ein Erlebnis in Dark Souls Remastered, das erst wenige Tage zurückliegt, obwohl diese Spielreihe ja eher für ihre Frust- statt ihre Glücksmomente bekannt ist. Ich kämpfe mich gerade durch ein Gebiet, in dem ich von allen Seiten mit Feuerbällen beworfen und in ätzende Giftwolken gehüllt werde. Der Körper meiner Spielfigur fängt deshalb auch schon an, giftig lila zu qualmen. Schon bald habe ich meine heilenden Moosklumpen aufgebraucht und mit einem besorgten Blick auf meine Gesundheitsleiste mache ich mich in Richtung eines rettenden Leuchtfeuers auf. Plötzlich erscheint die Meldung, dass ein Finstergeist (also ein anderer Spieler) in meine Welt eingefallen ist, um sich mir im Kampf zu stellen. Ich seufze und sehe auch schon die rot leuchtende Gestalt um eine Ecke huschen. Resigniert bleibe ich stehen und warte auf den Todesstoß. Im PvP bin ich nämlich die totale Niete und so angeschlagen wie ich bin, reicht ein kleiner Stich mit einem Dolch und ich bin tot. Aber es passiert erst einmal nichts. Der Finstergeist guckt nur, legt etwas vor mir auf den Boden und zieht sich dann wieder ein Stück zurück. Vorsichtig hebe ich den Gegenstand auf. Es ist ein Gegengift. Ich bin sprachlos und gerührt. Der Finstergeist wartet geduldig, bis ich mich geheilt und ihm mit einer Geste angedeutet habe, dass ich jetzt für den Kampf bereit bin. Ich verliere ihn erwartungsgemäß, aber das ist mir egal, denn wieder einmal habe ich erfahren, dass die Dark-Souls-Community auch im PvP eine der fairsten und liebenswertesten ist, die ich kenne. Praise the sun!

Links von Moni


Maik Rimpl

Maik Rimpl @ privat
Maik Rimpl @ privat

Da stand ich nun mit offenen Augen als 8-jähriger Junge vor diesem hölzernen großen Kasten in der Bauernstube Sachsenhof in Stolberg/Harz. Unterhalb befand sich ein Münzeinwurf 50 Pfennige. Oben flackerte ein buntes Bild auf dem Monitor und davor befand sich ein Druckknopf und ein Mini-Joystick. Ok, Eltern sind bei lecker Kaffee und Kuchen. Da kamen die Worte “Bitte Mama, kann ich mal eine Runde Spielen?” Na gut also Münze rein und schon war die Spielauswahl offen. Als Erstes also auf zum Abfahrtslauf, das war meine zweite Berührung mit einem Videospiel. Diesmal war es nicht nur einen Polygon Viereck von links nach rechts, hier waren es bunte Polygone und viele Spiele. Die natürlich alle von mir durchprobiert werden mussten. Am liebsten spielte ich die Schießbude, Hase und Wolf, Autorennen und Abfahrtslauf. Ich war glücklich und meine Eltern konnten in Ruhe ihren Kaffee genießen. Es sollte aber nicht die letzte Begegnung mit dem großen Kasten sein, schon 1 Jahr darauf im Sommerurlaub, traf ich ihn wieder. In dem kleinen verträumten Ort Döschnitz, nahe dem Schwarzatal in Thüringen in einer kleinen Gaststätte. Es waren sicherlich etliche DDR-Mark, die in den beiden Jahren in diesen Poly-Play-Automaten gesteckt habe. Aber es machte mich glücklich und es war der Beginn meiner Leidenschaft zum Videospiel mit nur 50 Pfennig.

Links von Maik


Daniel Wagner

Liebe Mama.

Daniel Wagner @ privat
Daniel Wagner @ privat

Mein ganz persönlicher Augenblick des Glücks wurde nicht von einem Spiel getriggert. Überhaupt wurde mir erst 25 Jahre später klar, dass dieser spezielle Augenblick, den ich als Kind erleben durfte, ein besonderer war. Er war damals ebenso banal wie heute. Doch erst heute verstehe ich den Subtext dieses Augenblicks. Dass da eine Botschaft war, die mich als Kind erreichen sollte. Doch ich entzifferte sie erst ein Vierteljahrhundert später. Ich war etwa zehn Jahre alt, saß, wie so oft, in meinem Zimmer vor dem Computer. Ich spielte irgendein Spiel, weil ich mich auch an diesem Nachmittag wieder entschieden hatte, lieber alleine zu spielen, anstatt mich mit Freunden zu treffen. Als meine Mutter ins Zimmer kam und sich hinter mir auf die Couch setzte, registrierte ich das, sagte aber nichts. Ich war beschäftigt. Dann – ich erinnere mich noch genau – brach meine Mutter das Schweigen und sagte: „Was ist denn das für ein Spiel? Das kenne ich ja noch gar nicht.“ Wie sie da saß, diese kleine Person. Meine Mutter. Ich spürte ihren Blick in meinem Nacken, drehte mich aber nicht um. Wie sie mich einfach von hinten ansprach. Das störte mich. Ich dachte, wie sollst du das Spiel auch kennen, du kennst ja überhaupt kein Spiel von mir! Und das sagte ich ihr auch, ohne sie eines Blickes zu würdigen. Ich erinnere mich nicht mehr, was dann passierte, was später an diesem Tag passierte, was die Tage danach passierte. Vermutlich nichts. Mein Teenagerleben ging einfach weiter. Ihr Leben als Mutter auch. 25 Jahre später verstehe ich: In diesem Augenblick wurde ich Zeuge, wie eine alleinerziehende Mutter versuchte, ihrem Sohn eine liebevolle Mutter zu sein. Die sich sorgte, weil er zu oft alleine seine Spiele spielte. Die ihm einfach nur sagen wollte: Ich bin immer da für dich.

Links von Daniel


Rüdiger Dinges

Rüdiger Dinges @ privat
Rüdiger Dinges @ privat

An einem eigentlich ganz normalen Tag, ich war erst 6 oder 7 Jahre alt, brachte mein Vater ganz unerwartet ein gebrauchtes Sega Master System II mit nach Hause. Zu diesem Zeitpunkt kannte ich nur den Commodore 64 und mein Alltag wurde eher von Bubble Bobble, Giana Sisters und Co. dominiert. Als wir die Konsole anschalteten, hatte ich mich zunächst erschrocken: es war doch überhaupt kein Spiel eingelegt! Einen Floppy gab es auch nicht – und trotzdem erschien da plötzlich „Sonic the Hedgehog“ auf dem Bildschirm! Ohne Ladezeiten! ZAUBEREI! Dann bekam ich das Gamepad in die Hand gedrückt. So’n komisches, eckiges Ding. Ich kannte zu dem Zeitpunkt ja nur Joysticks, welche auf dem Tisch standen. Seltsam … Egal, los ging’s! Ich bewegte mich die ersten Meter mit Sonic, da krabbelte auch schon der erste Roboterkäfer auf mich zu. Doch welchen Knopf musste ich jetzt nur drücken?! Noch ehe ich mich entscheiden konnte, hatte der Käfer Sonic auch schon erwischt und ich musste von Neuem beginnen. Mein Ehrgeiz war geweckt. Ich begann mit Sonic zu rennen, springen, kugeln und war von der neuen Spielgeschwindigkeit schier überwältigt! Immer weiter ging es. Nach dem Green-Hill-Start folgte mein erstes Scrolling-Level in „Bridge“, der Jungle mit seinem schier endlosen Wasserfall, die Unterwasser-Zone „Labyrinth“, das futuristische „Scrap Brain“ und letztendlich der Showdown auf Dr. Robotniks Luftschiff. Aber Moment mal, da gab es ja auch noch diese komischen Diamanten zu sammeln! Also direkt nach dem ersten Playthrough das Spiel neu gestartet und nach allen Diamanten Ausschau gehalten. Nach einigen Tagen gelang es mir endlich: ich hatte alle Chaos Emeralds gefunden und konnte Dr. Robotnik erneut in den Hintern treten! In den End Credits verteilten sich die Emeralds über die gesamte Insel – und verzauberten auch mich! Mehr als das: sie schenkten mir einen wunderschönen Start in meine ganz persönliche Konsolenwelt …

Links von Rüdiger


Johannes Alvarez

Johannes Alvarez @ privat
Johannes Alvarez @ privat

Videospiele und Glück – eine Konstellation, die mich im ersten Moment zum Grübeln brachte. Nicht, dass ich eine „unglückliche“ Beziehung zu Videospielen hätte, im Gegenteil. Spaß und Freude assoziiere ich sofort mit Videospielen. Aber Glück? Spaß, das erschien mir zuerst unmittelbarer, direkter, Glück hingegen scheint permanenter zu sein und knüpft möglicherweise auch mehr an bereits vergangene, als glücklich abgespeicherte Erlebnisse an. Also begann ich meine eigene Spiele-Historie zu durchforsten und nach erhellenden, nostalgischen Lichtkerzen Aussicht zu halten. Doch während ich so stöberte, brachte ein anderes Spiel meine gerade aufgestellte Begriffsüberlegung ins Wanken. Glück als vorwiegend nostalgisch abgespeicherte, wärmende Erinnerung – das kann zwar eine Auslegungsart sein, doch findet man Momente des Glücks in Spielen natürlich auch in den schnelllebigen und unmittelbareren Erfahrungen, im Sich-Verlieren in einem Spielgefühl, dass das Erfahren selbst zum zeitlich losgelösten Augenblick des Glücks werden lässt. „A Short Hike“ von Adam Robinson-Yu ist ein kleines, im Pixelart-Stil gehaltenes, kürzlich erschienenes Indie-Spiel, das genau dieses Gefühl in mir ausgelöst hat. Als kleines Vogelmädchen durchlaufen wir das übersichtliche Küstengebiet des Hawk Peak Provincial Parks und begeben uns auf die namensgebende Wanderung hin zur hiesigen Bergspitze. Dabei begegnen wir zahlreichen liebevollen Figuren, mit denen wir überschaubare, aber herzliche Interaktionen durchführen können, und werden auf unserem Wandergang begleitet vom wunderschönen, Heimeligkeit vermittelnden Soundtrack von Komponist Mark Sparling. „A Short Hike“ versprüht seine Herzlichkeit zu jedem Moment und aus jeder Pore. Es lässt uns die Zeit ausblenden. Es ist der zum Spiel gewordene Carpe-Diem-Ausspruch, gleichzeitig allerdings zu keinem Zeitpunkt kitschig. Die Figuren sind mitunter hochgradig ulkig, aber niemals albern. Selbst die erzählerische Auflösung spiegelt das vermittelte entspannende Spielgefühl der Unbeschwertheit des Seins perfekt wider. Entschleunigung und ein temporärer Stopp des eigenen, konsequenten Gedankenmachens: Dafür steht für mich Glück in „A Short Hike“.

Links von Johannes


Rena Fanselow

Rena Fanselow @ privat
Rena Fanselow @ privat

Wenn man nach einem besonderen Moment, dem Augenblick des Glücks in Videospielen sucht, streifen viele Gedanken durch die Gehirnzellen. Denn viele Games haben es geschafft, Storys auf die Beine zu stellen, die lange im Gedächtnis bleiben. Für mich ist aber der Augenblick, der eine Benennung verdient, ein komplett anderer. Dazu geht es mental in die Vergangenheit zurück. Ich glaube, es war Weihnachten 1994, als ich das Super Nintendo anschließen durfte – mein damaliges Weihnachtsgeschenk. Dadurch, dass das Scartkabel sehr wacklig an das Fernsehgerät angeschlossen wurde, war das Bild recht krisselig. Dennoch war ich begeistert und wollte Starwing starten. Nichtsdestotrotz konnte irgendwas nicht stimmen, denn diverse Screenshots versprachen eine andere Optik. Nachdem meine Mutter an dem Kabel noch etwas rüttelte, kam die gesamte 16-Bit Grafik, die in dem Spiel noch mit einem Super-FX-Chip ausgestattet war, zum Vorschein. Ich spüre die Begeisterung, das Staunen und die Freude von diesem Moment noch heute, wenn ich die Erinnerung aufrufe. Der wahre Moment dieses Glücks war wohl zur damaligen Zeit der Sprung von 8- zu 16-Bit, der mich so begeisterte und sicherlich nie wieder so intensiv sein wird.

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Miriam Ahman

Miriam Ahman @ privat
Miriam Ahman @ privat

Ich muss gerade eben erst Grundschülerin gewesen sein, als ich mein erstes Videospiel durchgespielt habe. Am 486er meines Bruders spielte ich neben ​Monkey Island II und ​Civilization​ am allerliebsten ​Loom.​ Vor allem deshalb, weil darin Musik eine große Rolle spielte. Mein Bruder fand es sterbenslangweilig, spielte es doch nur in diesem Dorf mit den drei Zelten – dachten wir. Irgendwann kam jedoch der Tag, an dem ich an der Windhose deren Melodie rückwärts spielte – und so zum ersten Mal nach Monaten (?) die nächste Insel erreichte. Und feststellen musste: Eigentlich geht das Spiel jetzt erst richtig los. Mein Herz pochte zum ersten Mal wild, als ich auf die Gilde der Schäfer traf. Diese spielten eine Melodie, die ich noch gar nicht nachspielen konnte und trotzdem versuchte ich, möglichst alles auf kleinen Zetteln mitzuschreiben. Teilweise hab ich kleine Zeichnungen neben die Sprüche gemalt, weil ich noch gar nicht so schnell und sicher schreiben konnte. Dann der große Schreck, als ich die Schafe grün färbte und daraufhin von dem Drachen entführt wurde. Ich dachte, ich hätte es jetzt total vergeigt. Doch es ging einfach weiter und weiter und es wurde gruseliger und gruseliger. Ich höre heute noch, wie mir damals das Blut in den Ohren rauschte, weil ich es sehr wörtlich nahm, dass man alles schnell und heimlich erledigen muss. Je weiter ich kam, umso mehr Angst hatte ich zu “sterben”. Denn da wusste ich noch nicht, dass es in dem Spiel kein “Game Over” gibt. Spätestens ab dem Stumpfen der Klinge bis zur Zerstörung des Webstuhls war ich also in einem absoluten Adrenalinrausch. Und dann – war es einfach zu Ende. Die Schwäne flogen davon, die Musik spielte und die Credits liefen. Ich hatte mein erstes Videospiel beendet, die Aufregung fiel von mir ab und ich weinte vor Freude.

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Alexander Kogler

Alexander Kogler @ privat
Alexander Kogler @ privat

Wenn es um “Meinen Augenblick des Glücks in Videospielen” geht, fällt es mir extrem schwer, unter all den schönen Erinnerungen denjenigen auszuwählen, der hier am besten reinpasst. Ist es die Zeit, als mein Bruder und ich ohne Geld in die “Sali Giochi” in Lignano gegangen sind, nur um stundenlang zuzusehen, wie andere Kinder “Gettoni” um 1000ende von Lire (gut das ist jetzt nicht unbedingt viel) in die Automaten reinwarfen, um die neuesten Arcadespiele zu spielen. Wir waren glücklich zuzusehen und mit den anderen mitzufiebern und so manches Kind hat man am nächsten Tag am Strand beim Sandburgenbauen wiedergetroffen. Oder ist es die Zeit, als ich einen C64 besessen hatte (gut den hab ich jetzt noch), als sich alle Kinder abwechselnd bei dem einen oder anderen Elternhaus einfanden, um gegeneinander Combat School, BMX Racer oder International Karate + zu spielen. Oder am Amiga 500 (und später 1200) die ersten Spiele mit “Sprachausgabe” Staunen hervorriefen und man nicht glauben konnte, wie realitätsnah Computergrafik sein konnte. All diese Zeiten hatten ihre besonderen Momente und ich würde keinen davon missen oder besonders hervorheben wollen. Ich glaube, das, was all diese Erinnerungen besonders macht, ist, dass ich heute Abend in mein Büro gehen, den C64 oder Amiga einschalten und all diese Erinnerungen, die manchmal tief in meinem Gedächtnis verborgen sind, mit einem Doppelklick oder LOAD”*”,8,1 wieder an die Oberfläche meines Bewusstseins bringen kann. Freunde von heute treffen auf andere, die schon vor Jahren von uns gegangen sind, und bringen mich zurück in eine glückliche Zeit, wo man von all den Sorgen und Nöten des Erwachsenenlebens noch verschont war und man sich wieder ein bisschen in das Kind der 80er zurückverwandeln kann.

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Christian Serra

Christian Serra @ privat
Christian Serra @ privat

Eine meiner glücklichsten Phasen als Videospielender war jene, in der ich die Fortsetzungen von Metal Gear Solid gespielt habe – und zwar mehr oder weniger am Stück. Als Jugendlicher hatte ich mir Ende der Neunziger das erste Metal Gear Solid für die PlayStation direkt am Erscheinungstag gekauft, die Reihe danach aber nicht mehr weiterverfolgt. Das sollte sich während meines Studiums ändern. Eines Tages nahm ich Metal Gear Solid 2 vom Stapel meiner in der Zwischenzeit angehäuften Spiele. Ich brauchte am Anfang eine Weile, um wieder in das Stealth-Gameplay zu finden. Doch ab da gab es kein Entkommen mehr: Das Spiel ließ mich mit seinen abwechslungsreichen Missionen und der abgedrehten Story nicht aus seinem Bann. So ergab sich auch eine jener wenigen Situationen, in denen ich tatsächlich eine ganze Nacht lang durchzockte. Einfach nur Wahnsinn. Wie hatte ich Metal Gear Solid 2 bloß so lange verschlafen können? Aber die Situation hatte auch Vorteile: Ich konnte direkt danach die nächste Fortsetzung einlegen. In Metal Gear Solid 3 musste ich durch den Dschungel schleichen und überleben – dank 60er-Jahre-Setting komplett ohne Mini-Radar. Die Geschichte fand ich etwas moderater und emotionaler als im Vorgänger, insgesamt war Metal Gear Solid 3 eine schöne Reise mit vielen denkwürdigen Bosskämpfen. Doch das Beste stand mir noch bevor: Metal Gear Solid 4 wartete bereits im Regal. Und das hat nochmal alles Vorige in den Schatten gestellt: Fast 30 Stunden lang kämpfte ich mich als alter Mann durch eine von privaten Militärorganisationen beherrschten Zukunft, ellenlange Cutscenes und ein Finale, das nochmal Bezug zu allen vorigen Teilen nahm. Damit endete diese emotionale Achterbahnfahrt, an die ich auch heute noch gerne zurückdenke. Vor allem, weil ich bis dahin schon fast vergessen hatte, wie viel Spaß man eigentlich mit den passenden Videospielen haben kann – auch in modernen Zeiten.

Links von Christian


Alle weiteren Teile des Gemeinschaftsbeitrags findest Du hier.


Veröffentlicht in: Videospielgeschichten
TobiAlexa SpraweAndré Eymann

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Kommentare (22)

  1. Danke für die wunderschönen und teils extrem persönlichen Geschichten. Das Projekt war eine wunderbare Idee war und es haben bemerkenswert viele,Personen mitgemacht. Erstaunlich, wie viele unterschiedliche Storys zu lesen waren – und das war erst Teil 2!

    @Rüdiger: war bei mir ähnlich: Vom C64 zu Sega – allerdings mit dem Mega Drive eine Generation weiter 😉

    @Daniel: Oft weiß man erst was man hatte, wenn es zu spät ist. Gerade als (angehender) Teenager ist man oft blind was das angeht. Alles ist doof was auch nur annähernd nicht in die Teeniewelt passt. Und von neuen Sachen haben Eltern ohnehin keine Ahnung, weil sie ja nur für Kinder – entschuldigung, Teenager – gemacht wurden. Das war so, das ist so und das wird in Zukunft auch so sein. Aber irgendwann werden die Kinder erwachsen, erinnern sich zurück und wissen hoffentlich nachträglich zu schätzen, was man für sie getan hat. Genau so wie du. Ähnlich wie bei dir hat es sich bei mir und meinem Vater abgespielt, der mir unbedingt Tarock am PC beibringen wollte als ich 15 war. Ich fand immer neue Ausreden um coolere Spiele zu spielen, bis es dann einmal zu spät war. Begriffen habe ich den eigentlichen Hintergrund des „beibringen wollens“ auch erst viel später. Bedanken dafür kann ich mich bei ihm allerdings nicht mehr.

    TobiAndré Eymann
  2. @Moni: Meine „Dark Souls“-Erfahrungen waren tatsächlich frustrierend. Ich bin schon zu Beginn des Spiels so oft gestorben und musste so oft die immer gleichen Sequenzen erleben, dass ich aufgegeben habe. Ich bin einfach zu ungeduldig für dieses Spiel. Mein Mann hingegen ist ein großer Fan von „Dark Souls“ und „Bloodborne“ und hätte er bei diesem Special mitgemacht, hätte er mit Sicherheit auch über seine Glücksmomente in „Dark Souls“ geschrieben. (Er versucht mich bis heute für das Spiel zu begeistern, aber ich bin noch skeptisch, ob ich so viel Geduld aufbringen und so viel Frust verkraften kann.)

    @Daniel: Deine Geschichte hat mich sehr, sehr berührt. Vielen Dank dafür.

    @Johannes: Ich finde es so schön, wie du reflektierst, was „Glück“ in Verbindung mit Videospielen bedeuten kann. Als ich mir Gedanken zum Thema gemacht habe, habe ich mich in erster Linie daran erinnert, dass ich vor allem dann glücklich war, wenn ich beim Spielen Erfolg hatte – und ganz besonders dann, wenn ich eine große Herausforderung gemeistert habe. Aber diese Form von Glück ist flüchtig, denn schon steht die nächste Herausforderung an und überschattet vorangegangene Erfolgserlebnisse. Denn das nächste Ziel ist immer das wichtigere, erstrebenswertere. Dein Text jedenfalls regt sehr zum Nachdenken/Reflektieren an!

    Tobi
  3. Teil 2 ist wieder genauso toll zu lesen wie Teil. Es freut mich zu sehen, dass es so viele schöne Erinnerungen und Momente gibt, an die man sich gerne zurück erinnert und die einem ein wohliges Gefühl vermitteln. Jetzt heißt es wieder warten auf Teil 3.

    @Rena: ich hatte meinen SNES damals schon eine Weile, als ich mir von meinem Taschengeld Starwing gekauft habe. Ich war damals genauso geflasht wie du, als ich es gespielt habe. Denke auch heute noch gerne an das Spiel.

    TobiAndré Eymann
  4. @Rena: Als ich zum ersten Mal Starwing einlegte, war ich schon eine Weile im 16-Bit Zeitalter angekommen. Dennoch hauten mich die Grafik und Musik von diesem Spiel einfach um. Ist bis heute einer meiner liebsten (16-Bit) Videospiele!

    Tobi
  5. Das waren wieder ganz wunderbare Geschichten, herzlichen Dank an alle, die hier etwas veröfentlichen / veröffentlicht haben!

    Johannes, vielen Dank für den “Short Hike”-Tipp, kommt auf jeden Fall recht weit nach oben auf meiner “To Play”-Liste (die auf magische Weise immer länger wird… 😉 ).

    Tobi
  6. Hey Alex, ein schöner Gedanke, dass der Einschalter des C64 oder Amiga in Deinem Büro einen direkten Zeitsprung in die Welt der Sandburgen und Arcadehallen der 1980er Jahre ermöglichen kann. Die Geräte und Haptik dieser Maschinen lösen auch bei mir diese Gefühle aus. Genau das ist der Grund, warum mir ein Emulator (sonst natürlich superwichtig) nicht das gleiche geben kann. Ganz immens ist dieser Effekt für mich, wenn ich Spielezeitschriften (Happy Computer, 64er, RUN, Computronic usw.) von damals lesen. Dann versinke ich förmlich in der Zeit. Wie wunderbar das ist …

    Jessica KathmannTobi
  7. Lieber Maik, eine schöne Zeitreise Deine Polyplay-Erinnerung. Ich freue mich ganz besonders darüber, weil Erlebtes aus der DDR aus meiner Sicht viel zu selten beschrieben wird. Dabei sind ja bestimmt viele Kinder mit “Schießbude, Hase und Wolf oder Autorennen” in Berührung gekommen. Als ich vor einiger Zeit im Computerspielemuseum in Berlin war und den Automaten zum ersten Mal sah, stand ich ehrfürchtig davor. Allein schon die Maschine selbst strahlt so viel Zeitgeist aus. Die Spiele natürlich ebenso. Danke für Deine Geschichte!

    Jessica KathmannTobi
  8. Lieber Danny, als ich Deinen Beitrag zum allerersten Mal per Mail von Dir erhalten und unmittelbar gelesen hatte, schossen mir die Tränen in die Augen. Es war ein Gänsehaut-Moment, weil ich wusste, dass Du diesen Text direkt von Herzen geschrieben hattest und die Situation, die Du beschreibst, wahrhaftig war. Mein zweiter Gedanke war: ist das nicht zu intim, auf dem Blog veröffentlich zu werden? Die nachträglichen Fotos zum Text von Dir haben das noch einmal unterstrichen. Dann dachte ich mir: es ist wundervoll und so mutig. Und ich bin so dankbar, dass Du mir – nein uns allen – das Vertrauen entgegengebracht hast es lesen zu können. Heute nachdem der Beitrag veröffentlicht und darauf reagiert wurde weiß ich: es war richtig, das mit der Welt zu teilen.

    Jessica KathmannTobiAlexa Sprawe
      1. Wirklich sehr berührend.
        An dieser Stelle möchte ich einfach nur dazugeben, dass wir im Alltag oftmals viel zu viel als selbstverständlich erachten.
        Scheinbar egal in welchem Lebensabschnitt wir uns gerade befinden. Ich sprech da aus eigener Erfahrung.
        Deshalb als Gedanke: Seid dankbar für diejenigen, die ihr habt und zeigt ihnen das auch. Denn manchmal sind sie morgen einfach nicht mehr da.

        Alexa Sprawe
    1. Ich bin sehr froh, dass diese Geschichte hier erschienen ist. Sie hat mich sehr berührt und zum Nachdenken gebracht. Nachdem ich sie gelesen habe, musste ich erstmal eine Pause einlegen, weil mich das nicht so schnell wieder losgelassen hat. Ein sehr, sehr schöner und wichtiger Text.

      Tobi
  9. Moni und Daniel, ich bin begeistert, wunderschöne Geschichten die mir beim Lesen Gänsehaut verpasst haben, Danke dafür!

    Lieber Christian, ich habe mich so auf die Metal Gear Solid Ode gefreut, als ich letzte Woche schon das Vorschaubild zum heutigen Artikel gesehen habe, aber meine Freude geht eher in Verwunderung über wie man Metal Gear Solid 2 & Metal Gear Solid 3 solange ungespielt liegen lassen kann bis schon Metal Gear Solid 4 im Laden steht? Von daher ein ganz lieb gemeintes: “Was stimmt nicht mit Dir?!”

    TobiAndré Eymann
    1. Metal Gear Solid 2 und 3 hatte ich mir tatsächlich erst gekauft, als Teil 4 schon eine Weile draußen war. Von daher lagen die beiden Spiele nicht so lange bei mir rum. Die Frage ist eher, was nicht mit mir stimmt, dass ich die Metal Gear Reihe damals nach dem ersten Teil lange nicht mehr verfolgt habe 😀

      Tobi
      1. @ Chris & Davis: Von MGS auf der PS1 war ich so sehr begeistert, so viele frische Ideen (z.B. die Psycho Mantis Aktion), dass ich buchstäblich Freudensprünge machte, als der Teaser von MGS2 auf irgendeiner CD als Bonus auftauchte. Einzig der Funkverkehr war damals etwas mühselig, wenn man das zweite oder dritte Mal durchspielte.

        Weiter als Teil 2 bin ich aus verschiedenen Gründen aber nie gekommen, vielleicht hole ich das nochmal nach.

          1. Sons of Liberty hab ich noch angefangen, danach aber, oder vielmehr währenddessen den Faden zur Serie verloren.
            Werd ich wohl wirklich mal rauskramen, ist ja bald Winter 😀

  10. Johannes du hast mir auf jeden Fall Lust auf dieses Spiel gemacht. Solche Spiele wie du sie beschreibst sind selten und umso schöner, wenn man sie erlebt. Sei es in einem ganzen Spiel oder in kleinen Momenten, wenn ich zum Beispiel in Prince of Persia (ja es geht nicht ohne) die Welt von einem Gegner befreie und mir dann in einer schönen Szene gezeigt wird wie das Leben und die Farbe in die Welt zurückkommt. Ich bin gespannt, wie viele Spiele ich am Ende von allen Momenten des Glücks nachholen möchte. Es werden sicher nicht wenige sein.

    Deine Geschichte mit Metal Gear Solid kann ich vollkommen nachvollziehen. Es kann auch ein Vorteil sein, wenn man Spielereien erst später für sich entdeckt. Natürlich ist es schön, wenn man von Anfang an dabei ist. Auf jeden Titel hinfiebert und jede Information aufsaugt. Es hat aber auch etwas für sich, wenn man eine Reihe quasi Binge-Playen kann. Mir erging es so mit Mass Effect. Ich bin nicht unbedingt ein SciFi-Freund, deswegen war mein Interesse an ME auch relativ gering. Zudem gab es den ersten Teil sowieso nur für die 360 und ich besaß eine PS3. Für die PS3 kam dann aber Teil 2 raus und die Bewertungen derart positiv, dass ich schon in Grübeln kam, ob ich mir nicht doch einmal Mass Effect anschauen sollte. Als dann Teil 2 mal im Angebot war, griff ich zu. Und was soll ich sagen: Es gefiel mir nicht. Ich war überfordert und alles sah gleich aus. Na gut, dachte ich mir, zum Glück nicht so viel Geld ausgegeben und um eine Erfahrung reicher. Einige Zeit später, ich hatte gerade nichts besonderes zu spielen, scrolle ich dann durch meine PS3-Bibliothek und mir fiel ME2 ins Auge und ohne wirklich daran zu denken, ME2 jetzt wirklich zu spielen, startete ich das Spiel und jetzt hatte es klick gemacht. Ich war verliebt in die Welt, in die Figuren und konnte nicht aufhören zu spielen. Ich spielte Teil 2 und dann Teil 3. In der Zwischenzeit gab es auch Teil 1 für die PS3, also spielte ich im Anschluss an Teil 3 auch Teil 1 und da ja Mass Effect zusammenhängt, spielte ich sofort wieder Teil 2 und Teil 3. Es war wunderbar.

    TobiAndré Eymann
  11. Was für tolle Geschichten auch im zweiten Teil wieder zusammengekommen sind. <3

    So ein Erlebnis wie es Moni hatte, sollte eigentlich jeder in Online-Spielen haben, Man bekämpft sich fair, aber man ist auch fair zueinander. Dann würde ich vielleicht auch mal online spielen. Nicht unbedingt Dark Solls, aber andere Titel.

    Günstiger als mit 50 Pfennig ist man wohl nur selten in die Welt der Videospiele gekommen. Sofern man bei Freunden zocken oder Spiele geschenkt bekommen ausklammert. Bei deiner Geschichte, Maik, musste ich sofort an den Mallorca-Urlaub denken, wo ich natürlich sofort Urlaubsfreunde fand, mit denen ich natürlich auch vor den Arcadeautomaten hing. Einmal sollte ich zum Frühstück Brötchen holen, sah dann aber meine Freunde da stehen und natürlich waren die Brötchen sofort vergessen. Am Ende bekam ich dann einen Anschiss, weil ich so lange weg war und mich meine Eltern gesucht hatten, aber das war es mir wert.

    Jessica KathmannTobiAlexa SpraweAndré Eymann
  12. Wieder ein Super gemischtes Paket an Geschichten 🙂 Ein immer noch geiles großes Projekt, ich kann es kaum erwarten am nächsten Samstag Morgen, Kaffee schlürfend die nächsten Geschichten zu lesen 🙂

    Jessica KathmannTobiAlexa SpraweLennyAndré Eymann