Zwei Lego-Kampffiguren, die sich voreinander verbeugen, bereit zum Kampf gegeneinander. Darüber der jeweils der Schriftzug Pro und Contra

Teil 1 der Kolumne “Spielen oder Nichtspielen, das ist hier die Frage!”

Von André Eymann am
Kommentiert von: André Eymann, Dennis Gerecke, Matthias, Tobi, Alex, der1000Sascha, Casual Gamer Gerrit, Lenny, Gerrit Ludwig, Christian Gehlen, Claudia Feiner, Mario Donick
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Wir haben uns für euch etwas ganz besonderes ausgedacht. Die heutige Kolumne ist Teil einer zweiteiligen Kolumnenserie. Wir werden uns mit der Frage beschäftigen, ob man Spiele unterstützen und spielen soll, die wir als moralisch fragwürdig einordnen können.

Wir beginnen mit den Gedanken von André, der uns erklärt, warum wir bestimmte Spiele getrost weglegen dürfen und werden in Kürze die Gegenargumentation von Claudia veröffentlichen, warum wir genau dann weiterspielen sollten, wenn wir uns damit unwohl fühlen. Wir freuen uns auf spannende Diskussionen mit euch in den Kommentaren!

„Da spiele ich nicht mit!“ – Über Spiele, die man moralisch nicht unterstützen kann

Das Contra-Argument von André Eymann

Moralisch fragwürdige Spiele gibt es schon lang. Das Videospiele, auch ganz bewusst, immer wieder Grenzen überschreiten steht außer Frage. Wo aber liegen die persönlichen Grenzen? Wann und warum legen wir den Controller aus der Hand?

Meine erste persönliche Erinnerung zum Thema ist Custer’s Revenge von Mystique (siehe Link am Ende des Beitrags) aus dem Jahr 1982. Das geschmacklose, wenn auch pixelige Spiel simuliert den Missbrauch einer Indianerin und rief bereits kurz nach der Veröffentlichung Frauenrechtsgruppen auf den Plan. Obgleich die grafische Darstellung im Spiel aus heutiger Sicht nicht “realistisch” anmutet, ist die Absicht ein solches Spiel zu entwickeln und veröffentlichen höchst zweifelhaft.

Wann hört der Spaß auf?

Im Sommer 2020 hatte ich meine Twitter-Timeline befragt. Die vielen interessanten Antworten haben mich zu dieser Kolumne inspiriert, auch weil die erwähnten Beispiele oft begründet wurden. Meine Frage war: “Habt ihr schon einmal ein Videospiel abgebrochen oder gar nicht erst spielen wollen, weil es für euch moralisch nicht vertretbar war/gewesen wäre?”

Hier eine (anonyme) Auswahl der Antworten in Form einer Zitatliste.

  • Soldier Of Fortune Payback, weil ich das Gefühl hatte, dass es dabei nur darum ging, möglichst viele Gliedmaßen abzuschießen. Und Wolfenstein 2, weil ich den Hund am Anfang nicht töten (lassen) konnte.
  • Nicht abgebrochen, aber es gab ein paar Spiele bei denen mir bestimmte Situationen/Szenen sauer aufgestoßen haben. Bestes Beispiel, GTA 5 und die Folterszene, die dem Spiel nicht hinzufügt und in meinen Augen nur des Schockfaktors wegen importiert wurde.
  • Ich hab bisher alle Weltkriegsshooter ausgelassen. Ob’s wg. moralisch vertretbar war oder nicht kann ich nicht sagen. Die einseitige Darstellung hat mich einfach genervt.
  • Ich habe das Point-and-Click Adventure “Gray Matter” abgebrochen, weil die Protagonistin mir einfach einen Tick zu skrupellos war. Damit konnte ich mich kein Stück identifizieren.
  • Fallout 4, an dem Punkt, als man sich für eine der Fraktionen entscheiden muss und alle sind irgendwo totalitär oder faschistisch usw. Wahl zwischen Pest und Cholera. Konnte ab da nicht weiterspielen.

Und weiter …

  • Weiß nicht, ob das ein Moralding ist, aber Wolfenstein TNC habe ich abgebrochen, als mir klar wurde, dass die “German Edition” so drastisch umgeplottet ist, als dürfe man ein deutsches Publikum nicht mit dem Holocaust konfrontieren.
  • Meins war Postal 2. Ich hatte einen wirklich sadistischen Menschen aus der Gymiezeit gehabt, der das so gut und “witzig” fand. Mir war’s zu krass.
  • Da fällt mir als aller erstes “Hatred” ein. Als ich die Prämisse des Spiels gehört habe, war ich schon recht verwundert und schockiert, dass so ein Spiel überhaupt entwickelt wurde.
  • Ja, auf dem C64 “KZ Manager” z.B. – nicht nur technisch oll, sondern auch inhaltlich.
  • Bei Spec Ops: The Line habe ich in Kapitel 13 (eh schon reichlich spät) den Tod durch Steinewerfer zum Ende meines Spieldurchlaufs erklärt.
  • Eine gewisse Mission mit Trevor in GTA 5 war für mich das Ende der Story.
  • Homefront damals bei der Opening-Sequenz abgebrochen. Da wurden glaube ich, ist ja schon ein paar Jahre her, Eltern vor ihrem weinenden Kind erschossen…
  • Die ganzen Shooter, bei denen man US-Soldaten, schlimmstenfalls in Konflikten, die US Kriegsverbrechen waren, spielt.
  • Battlefield 3, nachdem mir auffiel dass die beste Taktik war, in der Richtung aus der Arabisch gesprochen kam, erstmal blindlings zu feuern. Call of Duty Black Ops, weil man da gleich zu Beginn vom Tutorial gezwungen wird, einen Gefangenen zu foltern.
  • Jeder Jagdsimulator. Sicher nix verwerfliches, aber ich erfülle eben das Klischee. Tiere erschießen ist auch digital nicht mein Ding.
  • Vampire: The Masquerade. Hatte Probleme, harmlosen Menschen in den Hals zu beißen. Hätte mir hier ne Alternative gewünscht. Habs dann deinstalliert.

Die Grenzen von Normen und Werten

An den Antworten kann man gut ablesen, dass sich die Spielenden viele Gedanken um Ethik, Normen und Werte machen. Obwohl es beim Spielen primär darum geht die Leistungsforderungen des Spiels zu erfüllen, werden moralische Handlungen im Medium immer bedeutsamer. Neben der Kritik, wie wir sie in den Beispielen oben nachlesen können, bieten Spiele auch viel Potential für positive Felder. Spiele können und dürfen deshalb nicht in einer Killerspiele-Debatte enden, sondern müssen umfassend bewertet werden.

Aus meiner Sicht ist es vollkommen legitim, ein Spiel, dass einen in eine bedenkliche Situation bringt, zu beenden. Sich von einem Spiel zu moralisch fragwürdigen Handlungen oder Triggern “zwingen” zu lassen muss nicht geduldet werden. Sobald die Grenzen des eigenen Geschmacks oder bestimmte persönliche Normen überschritten werden, darf man den Controller ohne schlechtes Gewissen aus der Hand legen.

Was meinst Du dazu?

Hier findest Du übrigens den Konter-Kommentar von Claudia Feiner.

Podcast zum Thema

Der wunderbare DURCHGESPIELT-Podcast sich in seiner Folge “Bonus Level: Moral in Spielen und um Spiele herum” ebenfalls mit dem Thema auseinandergesetzt. Lauscht dort unbedingt mal rein, es lohnt sich.


Veröffentlicht in: Kolumne
Dennis GereckeTobi

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Kommentare (23)

  1. Hier wurde schon viel geschrieben, aber ich reihe mich auch noch ein 🙂
    Danke für deinen Beitrag, André, da bin ich wirklich auch auf Claudia’s “Gegenstück” gespannt. Ein spannendes wie kompliziertes Thema, denn ich finde, dass es keinenswegs nur s/w ist und man nicht einfach eine starre Grenze ziehen kann.

    Ich persönlich spiele heute längst nicht mehr alles und gelte damit vielleicht als etwas eigenbrödlerisch. Ich meide Spiele, die mir einfach nicht gut tun. Das sind oft Spiele, die entweder aktiv oder passiv gewalttätg sind. Oft sind es tatsächlich Kriegs-Shooter (meine letzten MoH, BF und CoD sind tatsächlich 15+ Jahre her), da ich der ganzen Gewalt echt überdrüssig bin. Geschichtlich verankert oder fiktiv, ich muss das nicht nachspielen. Ausnahmen gibt es hier aber auch, denn ich habe z.B. gerade erst die Orange Box mit Half-Life 2 erworben. Bei manchen Titeln habe ich überlegt sie zu kaufen, dann aber für mich entschieden, dass ich mir die Schrecken eines Kriegs oder Morde und Gemetzel am laufenden Band nicht noch an der Konsole unter die Nase reiben möchte. Filme und Serien mit viel Gewalt meide ich heute ebenfalls und explizite Gewaltdarstellungen finde ich bei “Unterhaltungsmedien” mittlerweile alles andere als unterhaltsam. Da muss man nur mal die News anschauen, um die Krise zu kriegen, danke. Das muss ich mir nicht noch freiwillig geben, ich bin doch auch kein Gaffer, der hofft, irgendeinem Blick auf ein Opfer zu erhaschen?

    Fließende Grenzen, mmh: Ja, ich muss hier ironischerweise auch differenzieren, *wie* etwas dargestellt ist. Ist das Ganze nämlich verniedlicht oder “vercomict”, ist die Hemmschwelle zwar da, aber anscheinend oft deutlich geringer. Es macht anscheinend durchaus einen Unterschied, wie das Ganze präsentiert wird. Das fällt mir bei unseren Kids auf, die tierlieb sind und sehr selten Fleisch essen, digital aber auf Minecraft’s Schweine eindreschen, weil es ein vom Spiel erzwungener Rohstofflieferant ist (glaube ich, ich habe Minecraft nie ernsthaft gespielt). Nicht s/w. Und in manchen Spielen geht es mir ähnlich, wenn ich nicht anders um meine Gegner herumkomme. Daher mag ich ja auch lieber – wenn Shooter – Dinge wie etwa Maschinen zu zerstören. Generation Zero oder Enslaved wären hier gute Beispiele. Gerne mehr davon, denn ich bin ja nicht von Grund auf ein Shooter-Gegner. Zunehmend spiele ich mittlerweile aber feel-good Games (aktuell Omno), denn die ganze Gewaltdarstellung, sei es ekelhaft (über)realistisch oder niedlich, hängt mir oft zu Hals raus. Ein Spiel muss kann gewaltfrei und absolut toll und interessant sein. Da bin ich auch schon beim Thema Fishing- oder Jagdspiele. Diese bieten zwar oft eine unglaublich tolle Landschaft, da ich aber nicht einmal mehr bereit bin, ein digitales Tier sinnlos zu töten, verschmähe ich solche Titel schon länger. Somit bleibt mir eine große Zahl theoretisch vielleicht guter Titel verborgen. Was soll’s. Wenn ich doch mal so ein Spiel gekauft habe und mich später aus irgendeinem Grund bei diesem Spiel nicht gut fühle (Horror, dauernde Dunkelheit, Gemetzel) lasse ich mittlerweile vieles auch links liegen.
    So gesehen dient mir meine Moral als Eigenschutz, denn ich weiss, dass es mir nicht gut gehen würde, würde ich mich über meine Gefühle hinwegsetzen.

    Natürlich kann man sagen “Ist doch alles nur digital und/oder ein Spiel”, aber ich mag es halt nicht mehr, meine eh schon spärliche Freizeit in für mich unschönen Dingen zu versenken.

    André EymannLenny
    1. Das Tagesschau- bzw. News-Argument kam hier schon mehrfach vor und ich kann das auch vollkommen nachvollziehen. Die Realität ist so grausam und schwer auszuhalten, wer will so etwas in einem Videospiel bloß nachspielen? “Moderne Kriegsführung” fällt daher auch für mich komplett aus, weil es einfach nur krank ist, hier eine -wasauchimmer- Operation gegen schwächere Gegner zu führen und sich dabei auch noch selbst “gut” zu fühlen.

      Ich habe mich vor einiger Zeit bereits in meinem Beitrag Adieu Ödnis – Der Wunsch nach fantastischen Spielen darüber ausgelassen, wie sehr ich dem überdrüssig bin.

      Deine Feststellung “Moral als Eigenschutz” finde ich sehr gut formuliert und tatsächlich stehe auch ich voll dahinter. Wenn die Welt eh schon heftig genug ist, muss man sich nicht weiter belasten. Es gibt so viele positive Spiele, die einem etwas geben, ohne dabei in Gewalt auszuarten und Stress zu produzieren.

      Casual GamerTobi
  2. Ich habe Spiele aus Qualitätsgründen abgebrochen, aber nie aus moralischen. Selbst das CoD mit der Flughafenszene habe ich fertig gespielt, danach aber die Serie für mich für beendet erklärt, weil ich den Amerikanismus, die Stereotypen und die geschmacklose Provokation um ihrer selbst Willen nicht ertragen möchte.
    Ich habe aber Spiele, deren Story oder gameplay mich eigentlich ansprechen, bewusst nicht gespielt, bei Kane & Lynch z.B. war mir schon der Trailer zu weit außerhalb meiner ethischen Wohlfühlzone, als dass ich da noch Lust drauf gehabt hätte.
    Den Kommentar weiter oben fand ich gut, „Nathan Drake tötet hunderte Gegner aber ist ein netter Kerl“, der das (Doppel-)Moral-Dilemma recht gut aufzeigt. Warum ist es in so vielen Speielen okay, alles umzuballern, was sich bewegt und in anderen Spielen nicht?
    Vermutlich liegt’s am gesamten Kontext, oder daran, dass es hier cleanes killen ist, ohne den Akt der Tötung zu explizit zu zelebrieren. (Dass ich mit Drake mit Rätseln ewig verschlossene Türen öffne nur im direkt dahinter wieder von gegebenen empfangen werde stört mich auf logischer Ebene viel mehr, btw..)
    Ich persönlich mag die in diesem Punkt abstrakteren Actionspiele lieber (Destiny, Saints Row, Uncharted) als die realistischen, gerade die aktuelle Destiny 2 Season zeigt, dass man moralische Fragen in Spielen auch aufwerfen kann ohne explizite Darstellung von Folterszenen oder übertriebener Gewalt.

    André EymannLenny
  3. Hallo André, danke für diesen interessanten Artikel. Stimme dir zu, auf einige Spiele kann man getrost verzichten.

    Habe auch schon öfters die Erfahrung gemacht, dass einige Games reine Zeitverschwendung waren und mich enttäuscht haben, sei es aufgrund der Geschichte bzw. Handlungen zu denen man gezwungen wird (Entscheidung zwischen schlecht 1 und schlecht 2) oder, dass der Protagonist trotz besonderer Bemühungen (oder jemand, der ihm/ihr nahesteht) am Ende stirbt bzw. das Spiel für ihn/sie in einer Tragödie endet und der Antagonist “davonkommt”. Nach solchen Spielen bleibt ein schlechtes Gefühl und leider viel Frust. Schon klar, dass nicht “alles” gut sein kann, aber wenn man das Gefühl hat, egal wie man sich anstrengt, am Ende ist “eh alles verloren”, dann ist es meiner Meinung nach nicht wirklich gutes Storytelling. Mir ist allerdings auch bewusst, dass nicht jeder Gamer diese Ansicht teilt bzw. bestätigt.

    Hatte beim Lesen eine Idee für einen weiteren, themenverwandten Artikel: Wie wäre es mit der Auflistung von Spielen (jeglicher Gaming-Plattformen, egal, ob Heimcomputer oder Konsole etc.), die “grenzwertig bzw. fies” sind, also – frustrierend, aufgrund von Dingen, die du weiter oben beschrieben hast, wie z. B. dem Zwang für eine Entscheidung zwischen schlecht 1 und schlecht 2, besonders brutal und gemeinen Szenen, oder einem Ende, wo trotz besonderem Einsatz des Protagonisten alles dennoch verloren ist. Um Frust bei anderen Gamern zu vermeiden – also solche, die sich für derartige Spiele interessieren, so etwas nicht wissen bzw. lesen möchten, könnte man ja eine allgemeine Spoiler-Warnung vorausschicken. Ein solcher Artikel könnte – falls gewünscht – auch von mehreren Interessierten editiert und regelmäßig geupdated werden. Viele Grüße und danke für diese tolle Webseite und allen beteiligten Betreibern, Autoren & Kommentatoren.

    PS: Wie ändert man das Profil-Bild. Habe ein Gravatar erstellt, weiß aber nicht, wie man das hier nutzt. Danke

    LennyAndré EymannCasual Gamer
    1. Deine Idee mit der “Auflistung von Spielen die grenzwertig bzw. fies sind” ist prinzipiell interessant. Ich befürchte aber, das es nicht so hilfreich sein würde, weil die Grenzen nun einmal sehr subjektiv wahrgenommen werden. Man könnte vielleicht eine Menge Kommentare erhalten, aber als “Referenz” wäre es wohl weniger geeignet.

      Auf jeden Fall ganz herzlichen Dank für Dein Lob zu unserer Webseite! Ich freue mich riesig darüber!

      Für Dein Profilbild gibt es zwei Wege: entweder Du lädst eins bei Gravatar hoch und verknüpft es mit der Mailadresse mit der Du hier kommentierst. Oder Du abonnierst uns und kannst dann Dein Profilbild in unserem WordPress pflegen.

  4. Wichtig ist der Kontext bei der Entscheidung, ob ich eine moralisch schwierige Figur spiele oder nicht. Und der fehlt in den aller meisten Spielen. Es sind ja nicht nur die Beispiele wie Hatred, Postal oder Trevor in GTA V. Es ist ja auch ein Nathan Drake in Uncharted, der hunderte Menschen tötet. Aber hey es ist ein sympathischer Dude der ein netter Typ ist. Deshalb ist es ok. Aber moralisch ist es sicher genauso verwerflich. Oder wie an anderer Stelle schon gesagt wurde, was ist mit Strategiespielen, wo ein gewisses Wirtschaftssystem klar als bestes dargestellt wird.
    Sicherlich kannst du nicht in jedem Spiel jede Handlung hinterfragen. Das würde sicher nur dazu führen, dass am Ende gar nicht mehr gespielt werden kann. Schließlich ist es doch genauso verwerflich, dass Mario seine Gegner tötet. Wer sagt dann, wer böse ist? Wer sagt, dass meine Handlung richtig ist und moralisch vertretbar?

    Dennis GereckeTobiAndré Eymann
    1. Ein interessanter Kommentar Lenny. Es stimmt schon: Super Mario oder Nathan Drake “verzeiht” man vieles, weil das Setting bzw. die Thematik – also der Kontext – dies ermöglicht. Ich würde nie auf die Idee kommen Naughty Dog einen Brief zu schreiben oder das Spiel abzubrechen, weil Nathan (durch mich) so viele Gegner umgenietet hat. Uncharted ist für mich persönlich auch kein “Problemfall”. Die Grenze wird also durch etwas anderes definiert. Es liegt aus meiner Sicht am künstlerischen Gesamtwerk und seiner Aussagekraft. Und das ist sicher auch immer “geknüpft” an meine eigene Welt und ihrer Wahrnehmung durch meine Person.

      TobiLenny
    2. Du sprichst mir aus der Seele. Ich halte es für bedenklich, dass Uncharted für seine Story und die sympathischen Figuren gelobt wird. Dabei gleicht die kriegerische Inszenierung innerhalb der Serie die eines Call of Duty, das eben für seine gewalttätige Story und seinen Figuren heftige Kritiken abbekommt. Der Kontext mag zwar jeweils ein anderer sein, aber rein spielerisch ähneln sich diese zwei Spielreihen. Das Ergebnis ist in beiden Titeln die westliche Vormachtstellung: Zum einen durch Nathan Drake als Privatarmee und zum anderen durch die SAS-Elitesoldaten als Militäreinheit. Welcher orientalische Ort kaputt gesprengt wird, spielt dabei eine untergeordnete Rolle.

      André Eymann
      1. Mhm. Streng (sehr streng) genommen gebe ich Dir recht. Für mich besteht aber dennoch ein Unterschied zwischen Uncharted und Call of Duty. Klar kann man Nathan die Zerstörung von Kulturgütern vorwerfen und darin auch eine westliche Vormachtstellung sehen. Dann aber müsste man noch weiter ausholen. Dann dürfte auch der Gorilla in Rampage keine Hochhäuser zerstören oder es dürften in Blue Max keine Brücken in die Luft gejagt werden. Wo zieht man hier die Grenze? Was also unterscheiden wir hier? Wann wird ein Spiel “moralisch” untragbar? Wer definiert das?

  5. Interessantes Thema. In den Kommentaren erwähnt André unter anderem auch den KZ-Manager. Den hatte ich damals sogar gespielt. Ich wusste das es falsch war, hatte aber kein schlechtes Gewissen beim spielen. Nach eine Runde ausprobieren war aber Schluss. Commando Libya oder Operation Wolf konnte ich auch ohne grosse Emotionen spielen. Damals waren das einfach nur Pixel. Es war für mich klar zu erkennen: Dies ist nur ein Spiel.
    Das hat sich erst in den letzten Jahren geändert. Heute kann ich die ganzen Shooter, die ein realistisches Kriegsszenario als Hintergrund haben, nicht mehr spielen. Ich glaube das liegt an der Grafik. Diese wird immer realistischer und somit wirkt das ganze immer echter auf mich. Das ist dann einfach keine Unterhaltung mehr.
    Bei einem Shooter wie “Borderlands” habe ich zum Beispiel keine Hemmungen. Es ist eine Grafik im Comicstil und alles ist überzeichnet, übertrieben. Eine ganz klare Fiktion.
    Anderes Beispiel: Bei “This War of Mine” konnte ich keine Kinder in meinem Unterschlupf aufnehmen. Diese Bürde wollte ich nicht tragen. Irgendwann entscheiden zu müssen was mit den Kindern in meiner Obhut passiert? Ich habe selber Kinder und die bringen mich schon manchmal an meine Grenzen. Dann brauche ich das nicht in einem Spiel. Wo ist da die Unterhaltung?
    Dieses Spiel hat zwar keine realistische Grafik, die Porträtbilder der Figuren sind aber sehr eindeutig zu erkennen und das Leid der Figuren wird gut dargestellt. Wäre es einfach nur Pixel hätte ich vielleicht weniger Hemmungen.

    TobiLennyAndré Eymann
    1. Wow, ein schöner Kommentar Alex! “Das hat sich erst in den letzten Jahren geändert.” ist bei Dir ein Schlüsselsatz für mich. Denn er stellt die Frage nach dem “Warum”. Liegt es an der von Dir erwähnten Grafik? Oder doch am Narrativ? Oder beidem? Sehr interessant… Warum “berühren” uns Spiele heute mehr als damals? Weshalb lösen sie mehr Emotionen aus? Liegt das am Spiel und seiner “Machart”, oder vielleicht an uns und unserem Alter? Unserem persönlichen Kontext?

      Ich habe beispielsweise auch Kinder und ich kann seitdem die Kids auf der Welt Filme kaum ertragen, wo es um das Leid von Kindern geht. Spiegelt sich das auch manchmal in Videospielen wider? Ganz sicher tut es das. Unsere persönliche Situation spielt also eine Rolle. Und Spiele können heute sicher mehr als damals auch Emotionen wecken und “Geschichten erzählen”. Das zeigt, dass unser Lieblingsmedium – genau wie wir – reifer geworden ist, oder?

      Tobi
      1. Es sind zwei Punkte die bei mir eine wichtige Rolle spielen: Grafik und persönliche Erfahrungen. Du hast das schon richtig erkannt.
        Ist die Grafik zu nahe an der Realität und spielt zusätzlich in einem realistischen Szenario habe ich Hemmungen als Protagonist schlechte Dinge zu tun. Zu sehr werde ich dann an die “wirkliche” Welt erinnert und kann das Spiel nicht als Unterhaltung sehen.
        Persönliche Erfahrungen, die ich im Laufe meines Lebens gemacht habe beeinflussen meine Sichtweise auf ein Spiel. Speziell als Teenager habe ich mir über viele Dinge einfach nicht so viel den Kopf zerbrochen. Manche Dinge wusste ich einfach nicht oder konnte sie noch nicht verstehen. Mit steigender Lebenserfahrung hat sich das geändert.
        Ein Spiel muss für mich klar als Fiktion zu erkennen sein oder die Darstellung des Geschichte darf nicht zu nahe an der Realtät sein. Es ist sonst keine Unterhaltung für mich und ich fasse es nicht an.
        Aus diesem Grund schaue ich auch kaum Filme die in einem aktuellen Zeitgeschehen spielen und wo Ungerechtigkeiten, Katastrophen oder Gewalt ein zentrales Thema sind. Das ist mir alles zu real und keine Unterhaltung für mich. Das bietet mir auch alles die Tagesschau.

        Gerrit LudwigTobiLenny
  6. Wow, ganz schwieriges Thema.
    Leider kann ich im Prinzip auch nichts mehr dazu beitragen, als hier schon genannt wurde, aber ich komme jetzt erst zum Kommentieren, also mach ich’s trotzdem 😉

    Wenn ich ganz ehrlich zu mir bin, bin ich da auch ein Heuchler zwischen zwei Stühlen. Ich möchte, dass mich Filme und Spiele unterhalten, denn das echte Leben ist schon schlimm genug. Das sehe ich mir mehrmals täglich in den Nachrichten an und ich kenne Menschen, die keine Nachrichten sehen, weil sie das zu sehr belastet.

    Man müsste eigentlich schon bei Schach anfangen, hier geht es ja um grausame Kriege und viele Beteiligte sterben bei jedem Spiel. Trotzdem wird es eher von intelligenten Strategen gespielt – mir ist das ja z.B. zu kompliziert 😉

    Andererseits habe ich gerade einige Lieblingsspiele, die ich so mag, *weil* sie so übertrieben gewalttätig – und natürlich in Deutschland genau da zensiert – sind: GTA III, Vice City, GUN etc. Ich habe schon im Sandkasten Häuser und Burgen gebaut, die auch kaputt gegangen sind. Ich mag Feuerwerk und Explosionen und ich mag auch Marvel Filme in einem technisch hochwertigem Kino, die rummsen und der Saal vibriert.
    Und ich bin begeistert, wenn man in Spielen Häuser zerlegen kann weil ich mir ansatzweise vorstellen kann, wie aufwändig das zu Programmieren ist.

    Aber auch ich habe Trevor “gefühlsmäßig” gehasst und selbst die anderen Charaktere waren mir durchgehend unsympathisch.
    Aber das Spielgefühl, mal selbst LA erleben zu können, teure Autos zu fahren, zu fliegen, das alles gefällt mir.
    Und selbst bei der Folterszene merkt man, dass Trevor das nicht tun will. Er verhilft dem Opfer, nachdem er die Information hat zur Flucht. Das macht die Sache zwar nicht besser, aber im Vergleich zu den anderen unschuldigen Leuten, die er im Wahn umbringt ist das schon fast was Positives.
    Bei Filmen wiederum wird es ja auch als etwas Positives gesehen, wenn man “die Bösen”, die oft von den nettesten und sympathischsten Schauspielern gespielt werden, hasst.

    Die hier genannten Kriegsspiele habe ich erst gar nicht, weil sie eben nicht so lustig sind wie z.B. ein “Bad Company”.
    Und ja, ich habe vermutlich auch KZ Manager gehabt. Und gespielt habe ich es auch nicht. Aber mit so etwas wie “Commando Libya” und “Blue Max”, das ja auch indiziert war, wie ich vor kurzem gelesen habe, hatte ich keine Probleme.
    Kann mich auch erinnern, dass wir gerne mal Kaiser und Fugger gespielt haben, was in die gleiche Zeit fällt.

    Vielleicht ist es auch eher die jüngere Generation unter 30, die heute in Spielen eine Story haben will und Lernspiele spielt.? Die, die nur die fotorealistische Grafik der letzten 20 Jahre kennt. Wo die Spiele auch weniger technische Einschränkungen durch Speicher haben und somit mehr Tiefe bieten können als Spiele, deren Geschichte nur durch bestimmte einfache Trigger weiter geht. Egal, was vorher passiert ist.

    Vielleicht nimmt diese Generation Spiele einfach anders wahr als wir alten, die teilweise mit 5 kB oder weniger RAM auskamen.

    Dennis GereckeLennyAndré Eymann
    1. Danke Gerrit für Deinen sehr schönen Kommentar! “Ich möchte, dass mich Filme und Spiele unterhalten, denn das echte Leben ist schon schlimm genug.” – ist ein starker Satz. Und ich verstehe natürlich was Du damit meinst. Spiele sollten oft einfach nur unterhalten und das kann oft einfach ausreichen. Ich bin (ähnlich wie Du) ja auch ein “Retro-Gamer” und ich gebe es zu: auch für mich sind Spiele oft Eskapismus. Ich liebe es in Open-Word-Spielen “abzuhängen” und einfach nur rumzureiten und hier und da mal ein kleines Quest zu erledigen. Gleichwohl habe ich quasi die Geburt der Spieleindustrie miterlebt und wünsche mir, dass Spiele – die etwas zu sagen haben – auch endlich ernsthaft gehört werden. Es gibt so viele davon. Through the Darkest of Times, Papers, Please und so viele mehr… Ich sehe die Verantwortung, die unser so geliebtes Medium heute innehat und ich wünsche mir, dass sie endlich auch wahrgenommen wird und von der Gesellschaft erkannt wird. Es ist das Leitmedium unser Zeit. Und deshalb auch eben ein Subjekt im Kontext von „Da spiele ich nicht mit!“ – wenn es mir bestimmten Regeln bricht. Dann muss man darüber auch sprechen, so wie es jedem Medium gebührt.

      Gerrit LudwigCasual Gamer
  7. Mir sind beim Lesen auch gleich Sachen eingefallen. Bisher hat mich aber was Gewalt angeht kein Spiel soweit mitgenommen, dass ich es nicht mehr als Fiktion gewertet habe. Ich kann verstehen, wenn Szenen wütend machen oder ekelig sind – GTA 5 Folter fand ich spielerisch auch überflüssig, aber Trevor hat mich auch als Figur sowieso genervt – trotzdem bleiben es noch Spiele. Ich meine damit den Übersprung von sichtbarer Fiktion und Distanz in das emotionale Empfinden, die Nähe, und Emotionen sind ja immer real. Im Gegenzug ist mir das bei anderen Emotionen wie Trauer aber schon passiert.
    Ich finde solche Spiele erzeugen ja Kontroversen darüber wie das in den Spielen thematisiert wird. Wenn das im Spiel selbst nicht mehrschichtig aufgegriffen wird, sondern nur morbide Schaulust bedient, dann ist das höchst fragwürdig und ich persönlich würde dann aussteigen oder garnicht erst einsteigen. Und diese Freiheit hat man als Spieler natürlich, bloß schade, wenn man dann dafür 60 Euro hingelegt hat.
    Wenn es im Spiel aber Raum findet und man nachvollziehen kann, warum das als Stilmittel drin ist und das gut gemacht ist (also nicht nur Pest und Cholera-Entscheidungen; aus dem Grund habe ich schon Fallout: New Vegas aufgehört) dann dürfen auch unethische, unmoralische Sachen enthalten sein und ich gebe dem eine Chance.

    LennyAndré EymannGerrit Ludwig
    1. “Trotzdem bleiben es noch Spiele” ist ein interessanter Satz Matthias. Denn das regt in mir den Gedanken an, den Vergleich zu anderen Medien vorzunehmen und gleichzeitig die “erweiterten Möglichkeiten” des Mediums Videospiel in den Fokus zu rücken. Über zweifelhafte Filme schreibt die Kritik seit ewig schon differenzierte Texte. Dabei werden richtig gute Filme (mein Beispiel: “Joker” von Todd Phillips) spannenderweise oftmals vollkommen falsch interpretiert und verrissen, was mich persönlich sehr irritiert. Mein Eindruck zur Kritik an Spielen ist eher, dass die Medien hier viel seltener auf die Problematiken / behandelten Themen eingehen. “Spiele sind halt immer noch Spiele” heisst es dann oft. Da kann gemordet, propagandistisch gewaltet oder jede Regel des Narrativ gebrochen werden. Es ist ja nur ein Spiel. Aus meiner Sicht muss damit Schluss sein. Natürlich gibt es “Casualgames”, die keine tiefere Nachricht haben. Aber viele große Titel (und Studios) sollten endlich erwachsen werden und den interaktiven Möglichkeiten des Mediums gerecht werden.

      Danke für Deinen sehr interessanten Kommentar!

      Casual Gamer
      1. Dabei meinte ich Spiele gar nicht mal als geringer wertend als andere (passive) Medien. Der Spielaspekt ist in meinen Augen ja eher aufwertend für narrative Medien. Wichtig ist, dass die Interaktion ja eine ganze andere Nähe zur Narration aufbauen kann, weil man mit eigenen Wertvorstellungen handelt. Wie stark ein Spiel hier dann Varianten zulässt oder das in der Narration weiterthematisiert, ist für mich dann ein Qualitätsmerkmal an dem ich mich entscheiden kann, weiterzumachen oder nicht.

        Dee Vergleich mit Filmen kam mur beim Lesen auch gleich. Ich finde z. B. John Wick unerträglich, weil das pausenlose, folgenlose Morden nicht vernüftig thematisiert wird. Nur was die glorifizierten Hauptprotagonist*innen angeht. Eine Diskrepanz zu dem übrigen Opfern, die nur Kanonenfutter sind.

  8. “Homefront damals bei der Opening-Sequenz abgebrochen. Da wurden glaube ich, ist ja schon ein paar Jahre her, Eltern vor ihrem weinenden Kind erschossen.”

    Das ist keine Unterhaltung mehr, das ist krank. Man kann den Wutlevel des Spielers zum Start auch mit anderen Bildern in die Höhe schrauben. Mit solchen maßlosen Darstellungen schaden Designer dem ganzen Medium. Das hat auch nix mehr mit “aktiver Auseinandersetzung” zu tun, das ist einfach nur plumper, empathieloser Bullshit. Im echten Leben lag eines Tages Aylan Kurdi tot am Strand (das entsprechende Foto aus 2015 erspare ich Euch hier).

    Insofern hat Andre völlig Recht, wenn er schreibt: “Sich von einem Spiel zu moralisch fragwürdigen Handlungen oder Triggern “zwingen” zu lassen muss nicht geduldet werden.” Ich kann mir kaum vorstellen, wie der kommende Konter-Kommentar mich überzeugen will, dass ich virtuell Handlungen ausübe, die jenseits meines persönlichen Wertekompasses liegen.

    LennyCasual GamerAndré EymannTobiGerrit Ludwig
    1. Uff, das Homefront-Beispiel ist starker Tobak. Warum man so etwas darstellen / zeigen muss ist mir auch ein Rätsel. Es ist einfach abstoßend. Ich erinnere mich an die Kampagne eines Modern Warfare Titels, wo gleich zu Beginn Gräueltaten an Zivilisten dargestellt wurden. Diese wurden von Arabern verübt – mit entsprechend unlokalisierter Tonausgabe (arabisch). Das hat mich so geärgert, weil es a) nur dem amerikanischen “Imperialismus” diente und b) die Araber grundsätzlich und kategorisch als “Mörder” dargestellt hat. Nun sagen mir die Leute immer wieder: Du darfst aber von einem MW-Titel keine differenzierte Darstellung erwarten. Dann sage ich: warum denn nicht? Warum muss ich, müssen wir, so etwas akzeptieren? Haben nicht gerade die “großen” Marken die Pflicht so einen Bullshit zu vermeiden?

      Tobi
  9. Mein lieber André, das mag ja auf den ersten Blick alles schlüssig sein, aber dazu fallen mir schon auch noch ein paar Gegenargumente ein! Dazu aber dann nächste Woche mehr an gleicher Stelle!
    Bestimmt haben die anderen Leser*innen auch noch ein Gedanken dazu. Ich bin in jedem Fall schon sehr gespannt
    😉

    André EymannTobiGerrit Ludwig
  10. Oh, das ist ein kompliziertes Thema. All die militärischen Strategiespiele etwa — spannende Problemlösungs-Szenarien, aber das Setting ist halt aus eher friedliebender Sicht nicht zu unterstützen. Oder Flugsimulationen — tragen wir da nicht zur positiven Darstellung des Fliegens bei, was in Zeiten des Klimawandels nicht sein sollte? Oder Wirtschaftssimulationen, die meist dem kapitalistischen Wachstumsideal frönen, was ebenfalls nicht mehr zeitgemäß scheint?

    Damit hab ich mich letztes Jahr für mein Let’s-Play-Buch beschäftigt; ein ganzes Kapitel dreht sich um “Wachstum, Gewalt und Krieg”. Ich gehe davon aus, dass das Spielen von eigentlich nicht gut zu heißenden Thematiken etwas über uns selbst beibringen kann: “Gerade weil wir in Computerspielen auch Dinge tun, die wir im realen Leben
    verurteilen, nicht tun würden oder zumindest bequem ausblenden, können wir daraus etwas über uns selbst lernen.” (S. 110). Was aber nur geht, wenn wir das Spielen bewusst reflektieren und es nicht mit “nur ein Spiel” abtun. Das ist die entscheidende Schritt. Vom bloßen “sich unterhalten lassen” zur aktiven Auseinandersetzung. Das ist anstrengend und macht sicher keinen “SPASS”, aber kann ein lohnender Umgang mit Spielen zur eigenen Persönlichkeitsentwicklung sein.

    LennyAndré EymannGerrit Ludwig
    1. Interessant, dass Du die Frage nach dem “Spielwert” auch für ganz “normale” Spielkonzepte stellst. Du hast natürlich recht: auch Wirtschaftssimulationen oder militärische Strategiespiele können durchaus “problematisch” sein. Der Klimawandel beispielsweise verändert unsere Wahrnehmung komplett und nachhaltig.

      Dein zweiter Absatz, wird ganz sicher im zweiten Teil dieser Kolumne aufgefangen. Denn dort geht es genau darum, warum man “schwierige” Spiele (unter bestimmten Bedingungen) vielleicht doch spielen sollte.

      Außerdem habe ich beim Lesen Deinen Kommentars wieder gemerkt, dass ich unbedingt Dein Buch lesen sollte. Danke für Dein Feedback!

      Gerrit Ludwig