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Abenteuer in Rio – mein eigenes Spiel „Little Island“

Avatar von Michael
Lesedauer: 5 Minuten

Ich war noch ein Kind, als ich den Film Abenteuer in Rio zum ersten Mal sah. Die ganze Familie saß im heimischen Wohnzimmer und schaute fern. Dabei flimmerten öfter auch mal Filme über die Mattscheibe, die schon ein paar Jahre auf dem Buckel hatten.

Wie alles begann…

Der Film aus dem Jahr 1964 handelt von einem Schatz im brasilianischen Regenwald. Drei Statuetten einer untergegangenen Kultur, die von einer Expedition aus Brasilien mitgebracht wurden, enthalten jeweils einen Teil der Schatzkarte. Die Statuetten müssen in einer Schatzhöhle zu einem bestimmten Zeitpunkt positioniert werden, so dass das in die Höhle einfallende Sonnenlicht von den Edelsteinen (die in den Statuetten eingearbeitet sind) reflektiert wird und den Eingang der Schatzkammer preisgibt.

Der Protagonist Adrien, gespielt von Jean-Paul Belmondo, wird gezwungenermaßen in die Suche nach dem Schatz verwickelt und erlebt turbulente Abenteuer in Rio und im brasilianischen Regenwald. Der Film ist berühmt für seine Stunts, hoch über den Straßen von Rio und Brasilia, der Hauptstadt Brasiliens, die sich während des Drehs noch im Aufbau befand. Erst Jahre später las ich in Belmondos Autobiographie „Meine tausend Leben“, dass er seine Stunts stets selbst durchführte.

Dem Film liegen teilweise die Abenteuer von „Tim und Struppi“ zugrunde. Hier speziell dem „Der Arumbaya-Fetisch“. Regisseur Philippe de Broca muss ein großer Fan der Comics gewesen sein (wie ich übrigens auch): einige der Szenen des Films und ein Teil der Story stammen unverkennbar aus diesem Comic. Vor ein paar Jahren sah ich mir den Film erneut an und muss sagen, dass er nichts von seiner Faszination eingebüßt hatte. Ich war wieder das Kind von damals und der Film brachte mich auf die Idee ein Abenteuerspiel zu schreiben.

Die Idee

Abenteuer In Rio in ein Computerspiel umzusetzen, war (auch wegen des Umfangs) nicht mein Ziel. Aber einige Elemente des Films wollte ich in das Spiel einbringen. Im Gegensatz zum Film sollte das Spiel auf einer einsamen Insel stattfinden. Ein Titel für das Spiel geisterte schon seit geraumer Zeit in meinem Kopf herum: Little Island.

Der Spieler schlüpft in die Rolle eines Abenteurers, der die Insel erkundet und nach und nach ihr Geheimnis lüftet. Ein besonderes Augenmerk legte ich auf das Erkunden. Ich wollte, dass der Spieler schöne und geheimnisvolle Plätze erlebt, dass ihn das Spiel auf eine abenteuerliche Reise entführt und abtauchen lässt. Das war mir besonders wichtig.

Ein gewisser Rätselfaktor sollte da sein, aber eher eine untergeordnete Rolle spielen. Es sollte ein Spiel werden, dass auch in einer kurzen Zeit (2-3 Stunden) durchspielt werden kann.

Die Umsetzung

Die Karten und Zeichnungen in den Büchern von Herr der Ringe oder Die Schatzinsel haben mich schon immer fasziniert. Deshalb bestand der erste Schritt darin eine Karte meiner kleinen Insel anzufertigen.

Ursprüngliche Skizze für Little Island
Ursprüngliche Skizze für Little Island

Die Bleistift-Skizze zeigt einen frühen Entwurf der Orte, die auf der Insel vorhanden sein sollten. Im Laufe der Zeit hat sich das Spiel aber immer weiter von der ursprünglichen Karte entfernt, so dass die Insel im Spiel nicht mehr viel mit der Karte zu tun hat. Lediglich die zugrundeliegende Idee ist geblieben. Und der Strand! Es sollte einen schönen Strand geben. Dort sollte alles beginnen.

Zunächst bestand meine Idee darin, eine Art Point-and-Click Adventure zu entwickeln. Nach relativ kurzer Zeit musste ich jedoch feststellen, dass meine künstlerischen Fähigkeiten nicht ausreichten, um einen einigermaßen ansehnlichen mit Palmen gesäumten Strand auf den Bildschirm zu zaubern. Eine andere Idee – die ich zuvor verworfen hatte – war gewesen, der Insel eine zusätzliche Dimension zu spendieren: also ein 3D-Adventure zu machen. Ok, dachte ich. Let’s go for it!

Aber wie? Eine Internet-Suche nach 3d game engine brachte die bekannten Engines wie Unreal und Unity zu Tage. Mir schwebte jedoch etwas individuelleres, nicht ganz so bekanntes vor. Realistische 3D-Grafik war mir nicht so wichtig. Es braucht nicht perfekt sein. Eine eigene Engine entwickeln? – cool, aber ich wollte ja gerne vor Eintritt ins Rentenalter mit dem Spiel fertig werden. Also suchte ich weiter.

Diesmal nach 3d game maker. Hier fand ich die für meine Zwecke interessanteren Ergebnisse und wurde schließlich auf GameGuru aufmerksam. Das von der britischen Firma The Game Creators entwickelte Spiele-Entwicklungs-Tool schien alles zu haben, was für den Start notwendig war, wie einen einfach zu bedienenden Editor zur Erstellung der 3D-Landschaft, sowie eine Vielzahl bereits vorhandener Modelle und Assets.

Little Island im Entwicklungsmodus der GameGuru IDE

Das es am Ende doch nicht ganz so einfach war, brauche ich hier wahrscheinlich nicht zu erwähnen. Von der Idee bis zur Realisierung sind dann tatsächlich mehr als fünf Jahre vergangen. Die Entwicklung hat mir zum größten Teil dennoch sehr viel Spaß bereitet. Klar, es gibt auch immer Dinge, die einfach Geduld und Ausdauer benötigen. Beispielsweise, wenn etwas nicht so klappt, wie man es gerne hätte. Oder man stunden- oder tagelang nach einem Fehler im LUA-Code schaut und ihn einfach nicht findet. Oder einfach aus Dusseligkeit versehentlich Objekte löscht, speichert und natürlich keine Sicherung hat. Manche Dinge ändern sich eben nie 😉

Ein Traum wird wahr

Entstanden ist ein PC-Spiel, da ich klassischer PC-Spieler bin. Technisch gesehen entspricht es am ehesten einem Walking Simulator. Der Spieler kann sich frei bewegen und ganz wichtig: er kann nicht sterben, so dass sich ein kontinuierliches Spielerlebnis ergibt. Darüber hinaus gibt es ein alternatives Spielende 🙂

Es war mir von Anfang an klar, dass mein Spiel niemals mit denen am Markt etablierten Games mithalten kann. Das war aber auch nie mein Anspruch gewesen. Wenn es dem ein oder anderen Freude bereitet, wäre das mehr als ich mir erhofft habe.

Ein paar Worte zur Spielsteuerung

Das Spiel wir mit Tastatur und Maus gesteuert.

Um sich fortzubewegen verwendet man die Pfeiltasten in Verbindung mit der Maus. Schneller fortbewegen kann man sich, indem zusätzlich die Shift-Taste gehalten wird. Durch Drücken der Leertaste springt man und mit „C“ geht man in die Hocke, um niedrigere Stellen zu überwinden. Mit „E“ kann mit der Umgebung interagiert werden, zum öffnen von Türen oder aufnehmen von Gegenständen.

Wenn’s mal ruckelt…

Um Little Island flüssig spielen zu können braucht ihr einen PC, der vor allem in puncto Grafikkarte und CPU besondere Anforderungen erfüllt. Ein Highend Gaming PC ist sicherlich nicht notwendig, aber natürlich perfekt, wenn ihr einen besitzt. Ein Office PC mit in die CPU integrierter Grafik reicht aber nicht aus, um ruckelfrei spielen zu können bzw. eine akzeptable Frame-Rate zu erreichen.

GPU (Grafikkarte)

Die GPU ist die wichtigste Komponente. Sie generiert die Bilder auf dem Bildschirm, generiert Shader-Effekte, lädt Texturen und berechnet Licht und Schatten, etc.

Steckt eine Grafikkarte mit Nvidia-GPU im Rechner, sollte es sich mindestens um eine GeForce GTX der Serie 600 oder höher handeln. In meinem Rechner steckt eine GeForce GTX 560. Diese ist schon etliche Jahre alt, tut es aber auch. Zu alt sind definitiv Modelle ohne den Zusatz „GTX“ im Name. Perfekt dagegen sind natürlich die aktuellen Karten der GeForce GTX 16-Serie sowie alle Karten der GeForce RTX-Serie. Diese unterstützen Raytracing, dass in einigen aktuellen Spieletiteln eingesetzt wird. Für Little Island ist es nicht notwendig, schadet aber auch nicht.

Besitzt ihr eine Grafikkarte mit AMD-GPU, sollte es sich um eine Radeon 6000, 7000 oder 8000 handeln. Besser ist eine Radeon der Serie R5/7/9. Perfekt sind natürlich die aktuellen (und leider sehr teuren) RX-Modelle.

CPU (Prozessor)

Auf der CPU wird die Spielelogik ausgeführt. Entscheidend ist die Taktfrequenz des Prozessors. Diese sollte minimum 2GHz betragen. Darüber hinaus sollte der Prozessor mindestens 2 Kerne (Dualcore) besitzen.

Tipps zur Verbesserung der Performance

Um in Grenzfällen eine bessere Performance erreichen zu können, kann das Herabsetzen der Bildschirmauflösung zu einer höheren Geschwindigkeit führen. Verwendet statt 1920×1080 z.B. die nächst niedrigere Auflösung 1024×768. Durch die geringere Auflösung muss weniger gerendert werden.

Last but not least kann auch über den Menüpunkt „Graphik“ die Spielleistung auf Medium oder Niedrig gesetzt werden. Die Funktion kann durch drücken der ESC-Taste während des laufenden Spiels erreicht werden. Dadurch werden zeitaufwändige Berechnungen, wie beispielsweise Schattenwürfe ausgeschaltet. Das Spiel läuft dann schneller, verliert jedoch auch etwas Darstellungsqualität.

Na, Lust auf ein kleines Abenteuer?

Für mich hat sich die Abenteuer-Reise Little Island in jedem Fall gelohnt. Spiele nach meinen persönlichen Vorstellungen zu entwickeln war schon immer ein Traum von mir. Wie ist es mit euch? Habt Ihr auch schon einmal ein Spiel gemacht oder hat Euch mein Beitrag dazu motiviert euren Traum vom eigenen Spiel zu verwirklichen? Abenteuer in Rio war meine Inspiration. Habt Ihr ähnliche Inspirationsquellen?

Ihr könnt Little Island von meiner Seite The 5th Axis downloaden. Im Anschluss einfach das Executable ausführen und den Anweisungen des Installers folgen. Über euer Feedback freue ich mich sehr!

Bildquellen

  • Das Beitragsbild ist ein Screenshot aus meinem Spiel Little Island.
  • Ursprüngliche Skizze für Little Island ist eine Kopie meiner handgefertigten Bleistift-Skizze.
  • Little Island im Entwicklungsmodus der GameGuru IDE ist ein Screenshot, den ich auf meinem PC erstellt habe.

Quellen

  • Jean-Paul Belmondo, Autobiographie „Meine tausend Leben“ (ISBN 978-3-453-20195-8)

Screenshots von Little Island

DanielAlexander StrellenAndré EymannTobi

Avatar von Michael

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9 Antworten zu „Abenteuer in Rio – mein eigenes Spiel „Little Island““

  1. Avatar von André Eymann

    Kurze Ergänzung von meiner Seite: Michael hat neulich noch den Abschnitt „Wenn’s mal ruckelt…“ im Beitrag hinzugefügt, der ein wenig auf die HW-Anforderungen des Spiels eingeht. Lieben Dank dafür Michael!

    TobiMichael
  2. Avatar von Alexander Strellen

    Michael, ich beneide deine Ausdauer.
    Ich habe schon 2x oder 3x versucht meine Idee vom eigenen Spiel umzusetzen. Über erste Entwürfe bin ich nie hinausgekommen. Was am Anfang noch Spaß machte, fühlte sich nach wenigen Stunden immer nach Arbeit an. Ich konnte meine Ideen im Kopf auch nie in was greifbares am PC umsetzen. Ich bin einfach kein „Kreativer“ und ich habe einfach keine Lust mich in Englisch-Sprachige Editoren einzuarbeiten. Ein Beispiel: Vor ein paar Monaten wollte ich zusammen mit meinem Sohn im Editor von Little Big Planet einen kleinen Level basteln. Das Ergebnis war sehr frustrierend. Inzwischen habe ich es eingesehen und konzentriere mich einfach auf das „Spielen“. Das bringt mir mehr Freude.

    TobiAndré EymannMichael
    1. Avatar von Michael

      Hi Alex, ich kann dich da gut verstehen! Der Einstieg ist oft leicht, aber nach einiger Zeit gibt es dann Hürden, die man überwinden muss. Das kann in der Tat schnell frustrierend werden! Solche Phasen gab’s bei mir auch immer mal wieder. Ich habe dann versucht einfach an anderen „Baustellen“ (oh je schon wieder Arbeit ;)) weiterzumachen. Und überhaupt gab es auch längere „Pausen“, an denen ich gar nichts am Spiel gemacht habe. Diesen Luxus konnte ich mir für mein Spiel ja leisten, da ich ja keinen Termin-Druck hatte. Zeit ist aber wirklich ein entscheidender Faktor für Kreativität. So manches Problem löste ich danach auf andere Weise.
      Ich finde es trotzdem bemerkenswert, dass du es versucht hast, ein eigenes Spiel umzusetzen. Dankeschön für deine Einblicke und deinen Kommentar!

      TobiAlexander StrellenAndré Eymann
  3. Avatar von Tobi

    Wow, Michael, vielen Dank für deine Vorstellung und deinen Beitrag! Little Island sieht wirklich schön aus und dass es ein Walking Simulator geworden ist, finde ich persönlich klasse. Ich mag in Spielen abschalten, stressfrei durch die Gegend streifen. Ok, bis auf die Schlange oben vielleicht 😉 Little Island sieht sehr danach aus, hier und dort einfach mal innezuhalten und auf sich wirken zu lassen. Und auch die Farben sind sehr schön. Dass du das selbst erstellt hast, Hut ab! Ich bin kaum noch am PC, vielleicht schaue ich dennoch mal hinein. Danke für deine Horizonterweiterung und liebe Grüße!

    André EymannMichael
    1. Avatar von Michael

      Danke, lieber Tobi, für deinen Kommentar <3. Ich könnte mir tatsächlich vorstellen, dass dir Little Island gefallen könnte. Das letztendlich ein Walking Simulator daraus geworden ist, hat auch mit den Beiträgen hier bei VSG zu tun. So hat mich der Beitrag über EGTTR sehr gefesselt und ich habe das Spiel auch aufgrund dessen durchgespielt. Natürlich kommt die Spielewelt von Little Island nicht entfernt an die von EGTTR ran. Aber deshalb heißt es ja auch Little Island und nicht Big Island ;). Ein kleiner Rückzugsort, sozusagen. Aber auch dein Beitrag über Submerged hat mich nachhaltig beeinflusst. Zwar habe ich es bis heute nicht gespielt, aber schon aufgrund deiner Schilderungen und der im Beitrag vorhandenen Screenshots kann ich vollkommen nachvollziehen, was dich an Sumerged „anzieht“.
      Die Schlange im Spiel, ist übrigens harmlos (so viel kann ich verraten). Sie spielt aber dennoch eine Schlüsselrolle hinsichtlich des Spielausgangs. Oh je, hoffentlich habe ich damit nicht zu viel gespoilert ;). Nochmals vielen Dank für deinen Kommentar!

      TobiAndré Eymann
      1. Avatar von Tobi

        Oh Wahnsinn, vielen Dank für die Blumen! <3
        Ich denke, ich schau in einem ruhigen Moment doch mal in Little Island rein, deine kurze Beschreibung klingt wirklich schön 🙂

        André EymannMichael
        1. Avatar von Tobi

          Jetzt hab ich Little Island tatsächlich mal einen Besuch abgestattet (hallo Schlangi) und es ist wirklich schön gemacht. Gefällt mir richtig gut! Leider packt unser PC, der wohl wirklich nur noch für die Steuererklärung zu gebrauchen ist, selbst mit wenigen Grafikdetails, den Ausflug ans Meer nicht mehr so gut /o
          Bei der schönen Musik, die gleich eine tolle Atmosphäre schafft, musste ich übrigens sofort an Submerged denken. Was für ein schöner Zufall, dass du es oben erwähnt hast. Liebe Grüße!

          André EymannMichael
          1. Avatar von Michael

            Hi Tobi, danke dir, dass du Little Island ausprobiert hast <3. Freut mich total, wenn es dir gefällt:) und das trotz der PC-Widrigkeiten! Deinem "hallo Schlangi" entnehme ich, dass du Schlangi (der Name gefällt mir) begegnet bist!? Cool.

            André EymannTobi
            1. Avatar von Tobi

              Hehe, ja ich hab mich „kurz“ rangesetzt, da ich am PC war und mich an deinen Beitrag erinnerte. Ich bin dann SPOILER bis zu dem lila *hust*Dingens *hust* mit lila Ding *hust* gekommen, wo ich einen Zwischenstopp eingelegt habe und irgendwann weiterspielen werde. Sehr entspannt und wirklich schön auf seine Weise, danke dir für die Vorstellung!

              André EymannMichael