An meine erste Begegnung mit der 8-Bit Welt kann ich mich noch sehr gut erinnern. Es war am 30. September 1984, an meinem zehnten Geburtstag.
Wir waren gerade in ein neues Haus gezogen, meine jüngere Schwester und ich hatten endlich getrennte Zimmer und auf dem Gabentisch stand ein großes Paket. Völlig überrascht packte ich meinen ersten, eigenen Computer aus und war von da an stolzer Besitzer eines Atari 600XL mit stolzen 256 Farben, was ihm viele Konkurrenten nicht nachmachen konnten.
Von diesem Tag an verbrachte ich viel Zeit vor dem Fernseher und sah begeistert dem »Rasenmäher« in Klötzchengrafik zu, wie er die Grashalme kürzte. Aber an ihm lernte ich auch sehr schnell, wie man einfache Programme in BASIC programmierte. So entstanden bald die ersten digitalen Vokabeltests.
Ohne Brotkasten geht es nicht
Dass meine Eltern mit dem Atari auf das falsche Pferd gesetzt hatten, wurde schon bald klar. Als Marktführer kristallisierte sich der Brotkasten von Commodore heraus, obwohl der Atari der Hauptkonkurrent war. Schon ein Vierteljahr später, an Weihnachten, stand ein Commodore C64 unter dem Christbaum. Ich meine mich erinnern zu können, dass er damals im Aldi für 400 DM, das Floppy-Laufwerk für 500 DM, verkauft wurden.
Durch diesen Umstieg wuchs unsere Spielesammlung auf Tapes und Disketten rasant an, wurden damals doch sehr viele Kopien angefertigt und weiter gegeben. Allein dieser Umstand ist wohl auch dafür verantwortlich, dass es mir heute sehr leicht fällt, mich in neue Programme einzuarbeiten, alles intuitiv zu bedienen, da ich schon früh lernen musste, alles selbst anzutesten, denn Spielanleitungen wurden nur selten kopiert.
Beide Computer begleiteten mich über viele Jahre hinweg. Während viele Freunde auf den moderneren Amiga 500 umstiegen, blieb ich dem C64 und seinen Spielen treu. Selbst als er in die Jahre kam und Spielkonsolen wie das Super Nintendo, später die erste PlayStation und der PC die Kinderzimmer eroberten. Zu diesem Zeitpunkt besaß ich mittlerweile zwei Brotkästen und den Nachfolger C64 II, inklusive des original Monitors 1701 und einem MPS 801 Nadeldrucker für Lochstreifenpapier, der heutzutage wegen seiner Lautstärke in Büroräumen wohl gar nicht mehr zum Einsatz kommen dürfte.
Formel Eins Nachmittage
Irgendwann begann ich in der ehrenamtlichen Jugendarbeit tätig zu werden. Gruppenspiele gehörten zum wöchentlichen Alltag, in den ich schon bald den C64 einband. Der allererste Nachmittag war bereits eine Erinnerung wert. Nachdem die drei Computer samt Monitor / Fernseher aufgebaut waren, sahen die Kinder zwar eine Tastatur, suchten aber vergebens nach dem Computer. Sie konnten sich schon nicht mehr vorstellen, dass beides im selben Gehäuse unterbracht waren.
Der große Vorteil des alten Equipments lag darin, dass kein Kind bevorteilt wurde. Die einen hatten einen Nintendo, anderen die PlayStation oder gar einen modernen PC. Egal was ich ihnen vorgesetzt hätte, mindestens ein Kind wäre erfahrener als die anderen gewesen. Doch nun gab es sportliche Turniere mit Microprose Soccer oder Formel Eins Nachmittage mit dem Autorennen Le Mans und einem parallelen, realen Bobby-Car-Rennen auf einem Indoor Parcours.
Später veranstaltete ich für Teenager Multimedia Quizze. Die Video-Einspieler kamen zuerst vom Videorekorder, später vom PC, die Buzzer und Punktzählungen waren im C64 selbst programmiert.
Mit der Zeit kamen und gingen auch die Systeme. Irgendwann war einfach nicht mehr der Platz für die alten Brotkästen und die hunderten Disketten da. Sie hatten ausgedient und wichen den Emulatoren am PC, zuerst CCS, später Vice. Die Verfügbarkeit im Internet machte es möglich. Zu Anfang gab es noch Adapter, um die Original-Joysticks anzuschließen, später kam der Competition Pro Nachbau mit USB Anschluss auf den Markt. Mit der Anschaffung eines damals noch extrem teuren Laptops wurde dann auch der Transport in die Gruppenstunden einfacher.
Neue Minicomputer
Aber die Zeit und die Entwicklung blieben natürlich nicht stehen. Heutzutage sehen die Möglichkeiten für Emulatoren wieder ganz anders aus. Während ich hier gerade sitze und diese Zeilen schreibe, wandert mein Blick über die verschiedenen Systeme, an denen ich meine geliebten Klassiker bis heute zocke.
Durch den Raspberry Pi Minicomputer bin ich stolzer Besitzer des Gpi Case von Retroflag, einem Nachbau des legendären Game Boy, der dutzende Emulatoren in sich vereint und ich immer und überall spielen kann. Daneben steht ein NES Gehäuse im Miniaturformat und Nachbauten der Controller (beides ebenfalls von Retroflag) für den Einsatz am TV. Aber auch den klassischen Emulatoren bin ich treu geblieben. Auf meinem GPD UMPC Laptop mit sieben Zoll Display läuft Vice.
Ich spiele heute nicht mehr so oft wie früher, da ich die meiste Zeit am Computer anders nutze. Trotzdem übt die Klötzchengrafik bis heute einen wesentlich größeren Reiz auf mich aus, als jedes andere Spiel an Konsole, PC oder Mobilgeräten.
Meine geliebten Klassiker habe ich immer bei mir. Bagitman, Boulder Dash, Sterne wie Staub und Vermeer. Wizard Of Wor, Dino Eggs und die verschiedenen Olympischen Spiele von Epyx. Doch die Erinnerungen an diese Spiele sind Stoff für einen anderen Beitrag.
An welche Spielklassiker aus Deiner Kindheit oder Jugend erinnerst Du Dich am liebsten und warum? Teile es mir gern in einem Kommentar mit!
Schreibe einen Kommentar