„Irgendwann hatte mich das Retrofieber gepackt“ – Interview mit Daniel Igel (Retrobörse Saar)

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Junge, wie die Zeit vergeht. Es kommt mir vor als wäre es erst gestern gewesen. Weihnachten 1990 bekam ich meinen ersten Computer geschenkt – einen Commodore 64. Die Wahl dieses Geschenkes sollte mein (Berufs) Leben verändern.

Dabei fällt mir ein das ich mir ein Jahr davor noch ein billiges He-Man Plastikschwert gewünscht hatte. Die Floppy 1541-II bekam ich leider erst ein Jahr später geschenkt. Die Zeit bis dahin nutze ich um BASIC zu lernen. Mit einer geliehenen Datasette konnte ich sogar ein wenig zocken. Danach folgten der Amiga 500, Amiga 600, das Super Nintendo und der Mega Drive und ein Game Boy.

Heute schreiben wir das Jahr 2018 – in den Genuss der “Retro Mania” kam ich schon Anfang der 2000er wieder. Durch die Go64 und die Lotek 64 (für die ich auch schon einige Artikel schrieb) merkte ich das der alte Brotkasten noch lebte. Und nicht nur er. Retro kam langsam in Fahrt. Erst die letzten Jahre bemerkte ich beim Gang über Flohmärkte und dem durchsuchen von diversen Online-Flohmärkten das es da noch mehr Gleichgesinnte gab.

Atari Konsolen, Commodore Heimcomuter und viel Zubehör. (Bild: Retrobörse Saar)
Atari Konsolen, Commodore Heimcomuter und viel Zubehör. (Bild: Retrobörse Saar)

Meine bessere Hälfte unterstützte mich und meckerte auch nicht, wenn ich den xten Brotkasten vom Flohmarkt anschleppte. Traurig schaute ich hin und wieder in die Anzeigen der diversen Retro Magazine. Eine Veranstaltung in Bochum, eine in Berlin. Aber keine in unmittelbarer Nähe des Saarlandes.

Das änderte sich glücklicherweise. Im April 2017 veranstaltete das Team der Retrobörse Saar ihre erste eigene “Börse” auf saarländischem Boden. Und das auch noch bei mir um die Ecke.

Die Initiatoren der Retrobörse Saarland hatten Ende 2016 zeitgleich die Idee eine Veranstaltung für Liebhaber alter Retrokonsolen / Computer ins Leben zu rufen. Bis dahin gab es schon diverse Veranstaltungen die über ganz Deutschland verteilt waren.

Mit einigen Bekannten machte ich mich dann auf den Weg zur Festhalle Güdingen. Ich rechnete mit einer Handvoll Leute für den Tag. Schnell war die Halle restlos voll so dass einige Personen draußen warten mussten. Noch nie hatte ich so viele Objekte der Begierde auf einem Platz gesehen. Hier gab es viele alte Heimcomputer und Konsolen sogar noch in der Originalverpackung. Auch Comics und beliebte Figuren wurden hier verkauft. Man sah den Betreibern die Freude richtig an

Auch die Filmfans kommen auf ihre Kosten. (Bild: Retrobörse Saar)
Auch die Filmfans kommen auf ihre Kosten. (Bild: Retrobörse Saar)

Vor allem wurde man von Personen die man nicht kannte begrüßt wie ein alter Freund. Das fing am Eingang schon an. Eine Dame verkaufte dort einige Figuren und Resident Evil Comics die ich schon sehr lange gesucht hatte. Hier konnte man direkt fachsimpeln als würde man sich schon Jahre kennen. In der Halle ging es direkt weiter. Ich steuerte auf den ersten Stand zu. Als großer Fan von Constantin Gilles Werken (Extraleben, Das Objekt) fand ich noch einige Bücher von ihm. Die hatten zwar nicht unbedingt etwas mit der Retro-Thematik zu tun – wurden von mir aber käuflich erworben. Die beiden Verkäufer hatten die ganze Palette an Büchern auf Lager, aber die hatte ich alle schon. Weiter ging es an die anderen Stände. Aufgrund der mittlerweile am Mittag angewachsenen Menschenmenge musste man ein wenig Geduld mitbringen die sich aber auf jeden Fall lohnte. Originalverpackte Konsolen und Heimcomputer sowie alte Spieleklassiker konnte man finden. Auch wenn man nichts kaufte gaben alle bereitwillig Auskunft und man konnte den ein oder anderen Kontakt knüpfen. Eine gute Freundin von mir stellte ihr Verhandlungsgeschick unter Beweis und konnte auf der Börse auch noch das ein oder andere Schnäppchen machen.

Atari-Liebhaber willkommen: sogar gemoddete Konsolen werden angeboten. (Bild: Retrobörse Saar)
Atari-Liebhaber willkommen: sogar gemoddete Konsolen werden angeboten. (Bild: Retrobörse Saar)

Interview vom 3. Mai 2018

Im Vorfeld der dritten Retrobörse habe ich ein kleines Interview mit den Initiatoren Daniel, Jenny und Mark geführt.

Woher kam die Idee nach einer eigenen saarländischen Retrobörse?

Daniel: Mark Gomez und Ich hatten Ende 2016 beide unabhängig voneinander die Idee eine Retrobörse im Saarland zu veranstalten da es schon seit Jahren welche in anderen Bundesländern gab, aber nicht bei uns. Ich war bis 2011 Veranstalter eines kleinen Metalfestivals (Feuerfänger) und suchte nach neuen Herausforderungen als Veranstalter, Mark war eher der Sammler. Ich gründete eine Retrogruppe auf Facebook um zu sehen ob es für so etwas hier überhaupt Nachfrage gibt. So lernte ich dann auch Mark kennen, der selbst bereits eine Retrogruppe betrieb. Kurzerhand legten wir unsere beiden Gruppen zusammen und gründeten so die Retrobörse Saar und arbeiteten fortan gemeinsam an der Umsetzung der Börse. Was sich durch seinen Sammlerbackground und Händlerkontakte sowie meine Erfahrungen als Veranstalter und Mediendesigner auch mehr als lohnte. Die erste Börse im April 2017 war damit ein echter Überraschungserfolg.

Wie viele Helfer hat die Retrobörse Saar?

Daniel: Unser Team wächst mit jeder Börse, momentan sind wir 3 im Hauptorga-Team und 10 Helfer.

Woher kam das aufkeimende Interesse an dem ganzen Retro-Kram?

Jenny: Wir sind alt, das reicht doch 😛

Daniel: Also im Ernst, wir sind alle in den 80ern und 90ern aufgewachsen, da blieb einfach so manches hängen. Als Kinder hatten wir (mein Bruder und ich) bereits das alte Atari unseres Vaters mit ein paar Spielen, darunter dem legendären E.T. das wir nie verstanden 😀 So richtig wurde meine Liebe zu Videospielen geweckt als mein Bruder Jahre später das N64 bekam. Die Jagd nach den 150 Power Sternen in Mario 64 hat mich Stunden vor den Fernseher gefesselt. Dann kam später die Playstation 1 als erste eigene Konsole hinzu und ich entdeckte JRPGs wie Final Fantasy für mich. Aber auch Filme der 70er, 80er und 90er wie Star Wars und Indiana Jones oder Godzilla liebe ich bis heute.

Jenny: Ende der 80er war es und ich war 5 oder 6 Jahre und mein Cousin schon einige Jahre älter, als er ein NES bekam. Ich durfte aber immer nur zusehen und nie selbst spielen (der fiese Kerl 🙂 ) Also hab ich mir selbst eins gewünscht, ich bekam aber keins, da er ja schon eins hatte. Stattdessen hat sich meine Mum von einem Verkäufer überreden lassen das Sega Master System zu kaufen, was auch zudem noch billiger war. Ich war zwar erst enttäuscht aber dann kam ich nicht mehr davon los 🙂 Mit den Jahren folgten dann aber trotzdem noch diverse Nintendo Konsolen und Handhelds, PS1 und PS2 (wohl immer noch mein Liebling). Auf der ersten Retrobörse in Güdingen war ich dann als Besucherin und direkt hatte mich der Zauber der Kindheit wieder und ab der nächsten Börse war ich dann selbst mit dabei 🙂

Mark: Als Kind habe ich schon viel an alten Konsolen gespielt. Mit dem Sammeln fing es dann vor 5 Jahren, erst als Spieler, an. Das gesuchte Spiel -Terranigma – fand ich lange nicht. Dadurch entwickelte sich nach und nach eine kleine Sammlung. Irgendwann hat mich dann auch das Retro-Fieber gepackt und seither nicht wieder losgelassen.

Vielen Dank für das nette Interview 🙂

Aber es gibt im Saarland nicht nur die Retrobörse: parallel dazu findet an Ostern seit 2011 die “Revision” Demo Party statt. Diese läuft über mehrere Tage und ist auch über die Landesgrenzen hinaus bekannt. Hier finden Wettbewerbe für die besten Demos statt. Unsere geliebten Heimcomputer Amiga und Commodore sind dort auch vertreten. Das Ganze erinnert an die geliebten Demo-Scene Partys in den 80er und frühen 90iger Jahren.

Ansonsten sind im Saarland einige Flohmärkte erwähnenswert bei denen man auch einige Retrohändler findet. Empfehlenswert ist hier der Flohmarkt in Homburg (1. Samstag im Monat) und der am Globus Güdingen. Mittlerweile werden viele alte Konsolen und Computer aufwändig restauriert. Die Geräte sehen teilweise aus als wären sie erst frisch aus der Fabrik gekommen. In Saarbrücken Malstatt findet man auch vereinzelt in den Gebrauchtläden alte Rechner oder Konsolen und die dazugehörigen Spiele.

Stöbern und handeln. So muss eine Börse sein. (Bild: Retrobörse Saar)
Stöbern und handeln. So muss eine Börse sein. (Bild: Retrobörse Saar)
André Eymann

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