Atari 600 XL
Anfang der Achtzigerjahre hatte ich mein komplettes Sparbuch für Computer, Diskettenlaufwerk und zwei Spiele (Dig Dug und Pole Position) für den brandneuen Atari 600 XL auf Null gesetzt. Ich kannte den 600er zwar schon aus Fachzeitschriften, wie der Happy Computer, aber das tolle Teil sollte doch erst Anfang nächstes Jahr erscheinen und im November/Dezember stand das Wunderding in Mannheim im Kaufhof!
Hatte sich das Schwänzen der Steuervorlesung an der FH, endlich einmal gelohnt. Und es waren noch ZWEI vorhanden. Der Kumpel und jeder, der mit auf Exkursion und nicht schnell genug geflüchtet war, MUSSTE mir etwas leihen. Mein irrer Blick war einfach zu überzeugend und schon fand eine Anzahlung statt. Den Rest erledigte danach das arme Sparbuch, welches dann nur noch ein Ex- Sparbuch war.
Sooo eine schöne Optik und verdammt handlich. Einfach Liebe auf den ersten Bit.
Man hatte nun den Rolls-Royce der Spielekonsolen mit Computer vor allen anderen bemittleidenswerten traurigen Nerd-Geschöpfen.
Har Har, man war Fantomas und Bondbösewicht in einer Person, die sexy Schönheiten konnten kommen.
Und man hatte 16 Kilobyte (jawoll), damit konnte man Apollo-Raketen steuern.
16 sind nicht genug
Das Hochgefühl wurde aber schnell getrübt, man benötigte die Speicherweiterung auf 64 Kilobyte (man wollte ja schließlich 4 Apollo- Raketen simultan steuern), die Weltherrschaft war nahe.
Aber das Ganze sah nun gar nicht mehr so kompakt und so stylisch aus. Damit konnte man keine sexy Schönheit locken und ohne, machte auch die Weltherrschaft, auch wenig Sinn.
Es gab aber einfach so tolle Arcadeumsetzungen auf Modul und Disc und ja, alle Level waren nun endlich vorhanden und nicht nur 3 von 4 wie bei Coleco oder NES.
Was brauchte man Frauen und die Welt, man konnte Fullstoff arcademäßig gamblen!
Ein großer Cooler war, dass die Software die ersten Jahre absolut nicht kopierbar war – Verzweifelung pur, daher kam dann ein… C64 – gleich mehr dazu.
Atari 800 XL
Vierfacher Speicher und gigantische 64 Kilobyte, aber das Teil verstieß gegen die Optik, zu tief und zu unhandlich. Ich wollte meinen schönen 600er zurück. Aber es gab ja dann zum Glück, den
Atari 130 XE
Ein wunderschönes Teil, aber einiges funktionierte durch die weitere Speicherverdoppelung auf 128 Kilobyte nun nicht mehr und die Tastenumbelegung nervte. Was hatte ich da nur gekauft, zum Glück hatte ich noch den 800 XL behalten, uff!
Commodore 64
Alles lief und man bekam an wirklich jeder Ecke Spielenachschub. Hatte das Gerät mit Floppy bei einem kleinen Händler in Lampertheim gekauft, inkl. Diskette mit kopierten Games.
Manchmal hatte man sogar schon VOR Marktstart kopierte Games und man konnte mit einem Kopierprogramm viele Originale duplizieren. Man kaufte ein Game, kopierte und teilte durch drei. Ganz unverschämte kauften, kopierten, gaben zurück holten ein anderes und kopierten wieder. Dennoch war man permanent klamm, denn immer gab es zusätzliche Games, die man unbedingt spielen wollte.
Disketten waren ebenfalls IMMER Mangelware, obwohl man die Dinger am Rand fleißig lochte, umdrehte und so doppelten Platz hatte. Half aber auch nix, man bekam sofort wieder Spielenachschub.
Ein Brotkasten war auch deutlich hübscher als der C64. Und es gab KEINE Reset-Taste – Jawohl!
C128
Deutlich schöner als der graue häßliche Brotkasten und mit Reset (oh Wunder der Technik) aber Anfangs auch ziemlich sinnlos, da erst nach und nach einige Programme/Spiele dafür kamen, die den doppelten Speicher nutzten und da war auch schon auf dem Markt…
C128D
Eine herrliche Ordnung, das Laufwerk war nun eingebaut und so schön stylisch und man fühlte sich glücklich und erhaben, wie in der damals unbezahlbaren PC-Welt …aber schwupps, nun war das Gerät schon wieder veraltet.
Atari ST 520/1040
Ein vollwertiger Computer und ein Quantensprung bei Grafik, Games und Anwendungen.
Ja es gab sogar, die von Apple gerüchteweise gehörte Computermaus! Man fühlte sich wie bei der NASA, ein gottgleiches Gefühl. Kaum war man glücklich und zufrieden, kam auch schon der böse…
Amiga 500
War der Atari ST schon evolutionär, brachte der Amiga einen Stereosound der einem die Ohren wegblies und Bards Tale mit Sprachausgabe, ein Wahnsinn und Dungeon Master, man war im Olymp angekommen und ach ja! Programme ohne Ende – ein neues Zeitalter war angebrochen, doch dann kam die Götterdämmerung und der Stress…
Alle 14 Tage Freitags 18:00-19:00 Uhr, Anruf vom befreundeten Computerdealer „neue Software ist da, 40 Mäuse bitte!“. Meist 100 Disks und Zeit bis 21:30 Uhr, denn dann hat sie der Kumpel abgeholt und sich mit 20 DM daran beteiligt.
Man war über JEDE Textverarbeitung und jede Tabellenkalkulation heilfroh, denn das Zeug musste man nicht ansehen oder kopieren, aber es blieben immer noch 80 bis 120 3,5 Zoll Disketten und die Zeit tickte und der Amiga kopierte…
Ansehen, kopieren, Etiketten auf Schreibmaschine für die Disks tippen… Mist brauche schon wieder neue Etiketten, wo sind die denn nur alle hin und natürlich noch MEHR Disketten, viel viel mehr Disketten und auch neue Diskettenboxen – Nachschub, Nachschub – und wieviele Boxen kann ich übereinander stapeln?
Etiketten, Disks, Boxen oder doch lieber tanken? Ohne tanken kann ich nicht einkaufen fahren, aber wenn ich tanke, kann ich nicht genügend Disketten kaufen – Argh! Stress!
Wo ist die Gummizelle? Denn der Verrückte nebenan, hat schon wieder neue Spiele gebracht…
Amiga 1000
So viel schöner und doppelter Speicher – juhu es ist wie im Schlaraffenland!
Nein! Das Lieblingsgame Archon lief nicht mehr – was zur Hölle? Man brauchte dafür ein Programm um den Speicher zu halbieren(!), das aber gerade erst programmiert wurde. Ja geht der Wahnsinn, denn weiter?
Amiga 2000
Mit Metalleinschub, so super stylisch und so schön aufgeräumt.
Mittlerweile lief auch die Speicherhalbierung und man konnte Dank Archon, dem ekelpaketigen Kumpel endlich wieder mit seinen Einhörnern, Drachen, Rittern und Magiern virtuell eins auf auf die Nase hauen – Jippie!
Aber nun hatte auch die letzte Motte, den schwindsüchtigen Geldbeutel verlassen.
Alles zusammen war schweineteuer. Ein Metallgehäuse nur um den Amiga einzuschieben und dann einen Monitor darauf stellen zu können und lediglich ein Stück Blech mit Löchern, kostete knapp 200 DM(!). Aber es war ja so schön PC-like. Man musste gestorben sein, denn das konnte doch nur der Himmel sein…
Da meldete sich auch schon die Etage darunter, denn das wars auch schon und die PC‘s haben nun alles plattgewalzt.
Adieu du toll-verrückte unkomplizierte wunderschöne Atari-Amiga Welt, in der man sich bestens auskannte.
Nun hieß es DOS und Windows und kaum etwas lief zusammen und neue Grafikkarten, gefolgt von weiteren neuen Grafikkarten und neuen Monitoren und und und.
„ICH WILL meinen Amiga zurück“ so hört man es heute noch aus den Tiefen der Dungeon-Labyrinthe wispern…
Über die Bilder in diesem Beitrag
Alle Bilder in diesem Beitrag (außer die Abbildung von Archon; diese stammt von Paul Hartmann) wurden von René Achter erstellt. Wir bedanken uns ausdrücklich, die wunderbaren Renderings von René verwenden zu dürfen. Weitere Bilder von ihm könnte ihr hier anschauen.
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