Retro-Börse in Hamburg? Was? Klar muss ich da hin! Nachdem mich eine E-Mail auf den ersten norddeutschen Ableger der bereits erfolgreich etablierten Veranstaltung hingewiesen hatte, wurde umgehend der Kalender geblockt. 16 erfolgreiche Umdrehungen hat das Event bereits im Ruhrgebiet hinter sich. Und nun war es an der Zeit, die Waterkant unsicher zu machen. Retro Ahoi!
So ging es am 23. April 2016 mit den Taschen voller Geld auf in den Doormansweg 12, ins „Hamburg-Haus Eimsbüttel“. Das 1965 eröffnete Kulturzentrum bot den passenden Rahmen für endlose Tische voller Retro-Leckereien. Schnell noch ein frischer Kaffee und dann ab zur Eintrittskasse. Nach einer freundlichen Begrüßung begann das Stöbern.
Beim ersten Aussteller wurde ich wieder einmal unsanft an mein Geburtsjahr erinnert, denn die zuerst gesichteten Exponate kamen allesamt aus dem 16-Bit Universum. Einer Zeit, der ich etwas hinterherhinke. Als 1971er Jahrgang suche ich eher nach Atari, C64 oder anderen Heimcomputern. Gleichwohl ist die Tatsache, dass „jüngere“ Spiele und Konsolen angeboten werden, ein gutes Zeichen dafür, dass auch spätere Generationen ihre prägenden Spiele nachfragen. Retro ist eben nicht nur für mich gestern.
Aufgewärmt durch Nintendo und Co. ging es dann in den großen Ausstellungsraum. Was für ein Anblick! Ich wusste sofort: hier werden einige Stunden ins Land gehen. Gleich an Tisch Nummer 1 wurde ich neugierig. Hier wurden Display-Kits für in die Jahre gekommene Sega Game Gear und Atari Lynx angeboten. Marco Willig und sein Mitaussteller demonstrierten mir das Ergebnis eines Umbaus. Wahnsinn! So ein kristallklares Display habe ich noch nie in einem Game Gear gesehen. Sonic zu spielen, war eine Freude. Das Kit ist sicher eine gute Investition, um den geliebten Sega Handheld in die Gegenwart zu retten.
Bei 8-Bittern wie mir sorgen Wäschekörbe voller Atari VCS-Modulen für wohlige Träume. Und die gab es hier gleich mehrfach zu erforschen. Auch unter den Tischen lagerten massenweise Schätze. Rare Xonox Double-Ender oder seltene Module von Tigervision und CommaVid. Ich kann bedenkenlos resümieren: so etwas findet man öffentlich nur GANZ selten.
Am Stand der deutschen Retro-Gamer (eMedia) verfolgte ich lose eine journalistische Befragung. Als ich mich einklinkte und mich vorstellte, wurde ich prompt zu einem kleinen Interview überredet. Patrick Becher vom Audiopodcast Retrokompott war so freundlich, mich zu meinen Börsen-Eindrücken und VSG zu befragen. Dabei kamen wir natürlich ins Plaudern, denn neben den Erinnerungen teilen wir auch eine gemeinsame Zielgruppe. Und an dieser Stelle möchte ich kurz auf Patricks Podcast verweisen, der eine wahre Zeitreise in die Welt vergangener Homecomputer, Spielekonsolen & Games bietet. Hört unbedingt mal rein!
So und nun? Noch nichts gekauft? Das geht natürlich nicht, denn schließlich soll es sich ja auch für die fleißigen Aussteller lohnen, in Hamburg eine Retro-Börse mitzugestalten. Also ab zum nächsten Tisch und hier passierte ein Wunder! Mein Mitbegleiter und ich standen vor einem Angebot, das wie für uns gemacht schien.
Der Stand von Daniel Schober war meine real gewordene Fantasie. Kisten voller Spielmodule, ein ColecoVision, Sinclair Spectrum Hardware, VC 20, Heimcomputerliteratur (Telematch, Play Time), Spiele-Kassetten, seltene Taschenbücher und vieles mehr. Dies war der Stand meiner Träume! „Nur dieser Stand ist wirklich retro“, hörte ich mich sagen.
Unzweifelhaft hatte Daniel vieles im Gepäck, was mich interessierte, und so kamen wir schnell ins Geschäft. Spikes Peak (Xonox), King Kong (Tigervision) und Cakewalk (CommaVid) verschwanden in meinem Rucksack. Außerdem „The Spectrum Handbook“ von Tim Langdell, „Programmieren mit dem ZX81“ von E. Floegel und „Programme für den VC 20“ von W. Hofacker. Nach einem angeregten und sehr freundlichen Austausch über Z80-Prozessoren und Roboter zog ich weiter.

Für die Freunde von Nintendo gab es ein enormes Angebot auf der Börse. Tausende Spiele, zum Teil durch Plastikfolien geschützt, lagen auf den Tischen. Immer wieder auch Famicom-, NES-, SNES- oder N64-Hardware, Peripherie und Game Boy-Module soweit das Auge reicht. Zwischendurch fanden sich Sega-Konsolen und Spiele sowie seltene Stücke aus Japan. Ich selbst konnte an einem gut erhaltenen Game Boy Advance SP nicht vorbei. Schnell noch ein Space Invaders Modul dazu und fertig ist der ideale Einkauf für den Nachttisch.
Abschließend fragte ich den Veranstalter, Jens Brinkmann, nach seinem Resümee. Wird Hamburg eine 2. Retro-Börse erleben? Jens sagte mir, dass er zufrieden sei. Die erste Börse, die nicht nur neu in Hamburg ist, hatte auch wenig Breitenwerbung. Gemessen daran war die 1. Börse im hohen Norden aus seiner Sicht ein Erfolg. Für mich als Besucher war dies zweifellos so. Die Räume waren gut gefüllt, sowohl mit Besuchern als auch mit einem interessanten Angebot. Ganz sicher werde ich beim nächsten Mal wieder dabei sein.
Weitere Bilder von der Retro-Börse




Weiterführende Informationen
Veranstalter
Aussteller/Teilnehmer
- JOVEMA Technologies e. K. (Atari Lynx / SEGA Game Gear Modding)
- www.videogame-empire.de
- Tronimal Music (Retro-Musik im Eingangsbereich)
- Retrokompott (Audiopodcast über Homecomputer, Spielekonsolen & Games)
Ja, der alte Artikel ist hier noch online. Ich möchte ihn aber überarbeiten, mit Bildern ergänzen und dann bald auf VSG veröffentlichen. Danke für Dein Interesse!
Hamburg ist eigentlich ideal- war ja “Deutschlands Hauptstadt” in Sachen Atari, TeleMatch, Philips, Mattel usw. Da lagern bestimmt noch viele Schätze.
Suche noch den alten Artikel über die Börse in Frankfurt am Main, Bürgerhaus November 2001 oder 2002- war damals Aussteller. Ist der noch online?
Danke Stefan! Glaube mir, ich habe mehr als einmal an Dich gedacht auf dieser Börse. Du hättest wahrscheinlich vieles auf “meinem Lieblingsstand” (siehe Artikel) gefunden und gekauft. Es gab sogar Sachen für den BBC Micro und den ZX Spectrum. Wenn es Dich interessiert, dann kann ich Dir die Mail-Adresse des Verkäufers geben. Er freut sich sicher über einen Interessenten!
Danke für diesen tollen Artikel, André! Ich weiß gar nicht welches Gefühl überwiegt: der Neid nicht dabei gewesen zu sein, oder aber die Faszination über die Vielfalt der alten Schätze die dort zu finden waren. Ich denke eher letzteres 😉 Als passionierter Sammler kann ich nur sagen: da schlägt mein Herz höher und ich hoffe auf ein ähnliches Event hier in Berlin. Mittlerweile hat meine Sammlung ja eine stattliche Größe erreicht. Aber wie das so ist mit der Sammelleidenschaft… einer geht noch… immer 🙂
Danke Andreas! Das freut mich, dass der Text zum “Begleiten” eingeladen hat. Es ist tatsächlich so: man bleibt immer wieder stehen und bekommt Flashbacks an vergangene Spielmomente. Allein schon deshalb ist so eine Börse eine kleine Reise wert. Und das beste: man kann diese Spielmomente in Modulform mit nach Hause nehmen!
Hallo Andre, Klasse Artikel.
Schön zu lesen das es noch viel mehr Retro begeisterte gibt , deren Herz für die Klassiker der Videospielgeschichte schlägt.
Wir möchten uns Herzlich für die Gastfreundschaft in Hamburg bedanken, da hat sich unsere 700 km Anfahrt echt gelohnt, viele nette neue Leute kennengelernt.
Wir freuen uns auf ein Wiedersehen, vielleicht schon bald in Oberhausen.
Viele Grüße aus dem Süden
Tom
Videogame Empire
Sehr schön geschrieben und bebildert! Mit jedem Wort geht man einen Schritt an Andrés Seite durch die Retrobörse, die wie eine invertierte Ifabo oder CeBit wirkt: wo man einst nur staunen und träumen durfte, erlebt man hier eine andauernden Geschichte mit. Die Bilder zeigen überdies schön, wie sich Genres, Jahrzehnte und Syteme überschneiden: ein Erlebnis!
Danke, André, dass Du uns nach Hamburg mitgenommen hast.
Hi André!
Toller Bericht über die erste Retrobörse in Hamburg! Anscheinend hat es auch vielen Retro-Fans gefallen. Da ja sprichwörtlich aller Anfang schwer ist und bestimmt eine Reihe von euch Nordlichtern gar nicht wusste, dass es die Retrobörse gab, mag ich mir ja gar nicht ausmalen, wie die Reaktionen nach dem nächsten Event in Hamburg ausfallen! 🙂
Wobei ich negative Kritik auch immer wichtig finde, damit zukünftige Retrobörsen besser/anders gestaltet werden können.
Hübscher Artikel, sehr ausführlich. Für das erste Mal scheint es ganz schön Bombe gewesen zu sein. Cool 🙂
Von Frankfurt nur ca. 600km. ^^
Liebe Grüße
Senad für Team Retroblah 🙂
Sehr schöner Artikel über die Retrobörse in Hamburg mit passender Location. Es waren reichlich Besucher mit großem Interesse da. Das ein oder andere Retro-Schnäppchen konnte man erwerben. Auch andere waren von den Mod Kits geflasht. Für alle, die leider nicht dabei sein konnten: Auf der Börse in Bochum kann man die ATARI LYNX Mods und SEGA Game Gear Mods dann wieder bestaunen 😉
Oh mann, das habe ich glatt verpasst. Wenn ich mir die Bilder so ansehe, merke ich gerade wie gerne ich das alte Zeugs mal wieder angefasst hätte.
Magst Du nächstes Mal einen Reminder als News hier im Ticker rausgeben?
Auf jeden Fall danke für den schönen Bericht 🙂
Vielen Dank für eure schönen Kommentare zum Artikel! Ihr habt sicher gemerkt, dass ich mich bemüht habe den Text schnell zu verfassen, damit man auch noch die Begeisterung herauslesen kann. Die Börse war wirklich der Wahnsinn. So viele verschiedene Epochen unter einem Dach. Und für jeden etwas dabei. Es ist als Gamer einfach nicht möglich ohne ein neues Spiel oder neue Hardware aus dem Event zu gehen. Und ich kann euch versprechen: irgendetwas hätte auch euer Herz erwärmt. Außerdem waren die Besucher und Aussteller allesamt sehr sympathisch. Also wenn ihr die Gelegenheit habt einmal eine dieser Börsen zu besuchen: don’t miss it!
Eigentlich gehe ich ja gerne auf Retro- oder Filmbörsen, da gibt man dann aber immer so viel Geld aus und stellt sich danach Dinge ins Regal, die man meist gar nicht braucht.
Wobei ich ja schon gerne (wieder) einen C64 hätte…
Spike’s Peak mit ghost manor. Ich liebe diese Musik und den Superstress der durch beide Spiele ausgeloest wird 😀
Sag bescheid wenn die nächste Retrobörse stattfindet,.. Ich mache gerne ein paar Tage Urlaub in Hamburg 🙂
Toller Bericht und nette Fotos. Das Retrofeeling kam total bei mir an. Hach.
Andre, du mieser Schuft! 😉
Ich bereue jetzt, nicht dagewesen zu sein. Ist nur 100 km entfernt gewesen. Geiler Bericht!
Ich sollte mir den nächsten Termin im Ruhrgebiet auch mal in den Kalender eintragen… Tatsächlich habe ich bestimmt seit zwei Jahren vor, da mal hinzugehen und jedes Mal verpasse ich die Börse. Besonders die Bilder in diesem Beitrag machen mich nun nochmal extra heiß darauf!